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Statistische Darstellung des Kreises Borken/VII. Gesundheits- und Sterblichkeits-Verhältnisse

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VII. Gesundheits- und Sterblichkeits-Verhältnisse.

Die Sterblichkeit war im Allgemeinen nicht ungewöhnlich. Es starben jedoch in den drei letzten Jahren 2829 Personen, 1400 männlichen und 1429 weiblichen Geschlechts; durchschnittlich also 943 jährlich.

Es wurden todt geboren 67 Knaben und 46 Mädchen, oder 113, worunter 2 uneheliche Kinder männlichen Geschlechts. Vor vollendetem 1ten Jahre starben 419 Kinder, 234 Knaben und 185 Mädchen, worunter 11 uneheliche Kinder oder 8 Knaben und 3 Mädchen. Den Altern nach starben ferner, und zwar nach dem 1ten und vor vollendetem 3ten Jahre 130 männlichen und 119 weiblichen Geschlechts; nach dem 3ten und vor vollendetem 5ten Jahre 45 männl. und 51 weibl.; nach dem 5ten und vor vollendetem 7ten Jahre 25 männl. und 20 weibl.; nach dem 7ten und vor vollendetem 10ten Jahre 32 männl. und 37 weibl.; nach dem 10ten und vor vollendetem 14ten Jahre 23 männl. und 34 weibl.; nach dem 14ten und vor vollendetem 20sten Jahre 43 männl. und 34 weibl.; nach dem 20sten und vor vollendetem 25sten Jahre 32 männl. und 38 weibl.; nach dem 25sten und vor vollendetem 30sten Jahre 37 männl. und 33 weibl.; nach dem 30sten und vor vollendetem 35sten Jahre 39 männl. und 64 weibl.; nach dem 35sten und vor vollendetem 40sten Jahre 43 männl. und 64 weibl.; nach dem 40sten und vor vollendetem 45sten Jahre 47 männl. und 67 weibl.; nach dem 45sten und vor vollendetem 50sten Jahre 50 männl. und 60 weibl.; nach dem 50sten und vor vollendetem 55sten Jahre 51 männl. und 66 weibl.; nach dem 55sten und vor vollendetem 60sten Jahre 73 männl. und 62 weibl.; nach dem 60sten und vor vollendetem 65sten Jahre 79 männl. und 108 weibl.; nach dem 65sten und vor vollendetem 70sten Jahre 108 männl. und 95 weibl.; nach dem 70sten und vor vollendetem 75sten Jahre 88 männl. und 106 weibl.; nach dem 75sten und vor vollendetem 80sten Jahre 80 männl. und 66 weibl.; nach dem 80sten und vor vollendetem 85sten Jahre 50 männl. und 47 weibl.; nach dem 85sten und vor vollendetem 90sten Jahre 13 männl. und 27 weibl.; nach dem 90sten Jahre 9 männl. und 10 weibl. Geschlechts.

Den Jahreszeiten nach starben in den Monaten Januar, Februar und März 868, im April, Mai und Juni 793; im Juli, August und September 509; im October, November und December 659.

Den Krankheiten und anderen Todesarten nach, jedoch mit Ausschluß der Todtgebornen, starben kurz nach der Geburt an Lebensschwäche 33 Kinder, 20 Knaben und 13 Mädchen. Das natürliche Lebensziel dagegen haben erreicht und sind an Entkräftung vor Alter gestorben 185 Personen männlichen und 200 Personen weibl. Geschlechts. Durch Selbstmord kamen um 3 männliche und 1 weibliche Person; durch allerlei Unglücksfälle 7 männliche und 4 weibliche Personen; im Wochenbette starben| 23 Frauen; durch innere acute Krankheiten 316 männliche und 304 weibliche; durch innere chronische Krankheiten 625 männliche und 669 weibliche; an Schlagflüssen 55 männliche und 49 weibliche; an äußern Krankheiten 24 männliche und 21 weibliche und an nicht bestimmten Krankheiten 96 männliche und 99 weibliche Personen.

Der Krankheits-Character der letzten drei Jahre war catarrhalisch-rheumatisch mit gastrischer Complication, und trat in einfachen Catarrhen, catarrhalischen und rheumatischen Fiebern, Augen- und Halsentzündungen, Cholerine, gastrosen und gastrischen Fiebern auf. Als epidemische und endemische Krankheiten sind zu bemerken: Ruhr, Scharlach, Masern, Keuchhusten, Grippe und Halsbräune. Die Ruhr war im Jahre 1859 am ausgedehntesten und nahm in den beiden folgenden Jahren gradweise ab. Die nervösen Fieber waren verhältnißmäßig seltener, als in frühern Jahren, Wechselfieber dagegen häufiger. Verhäutungen der Speiseröhre, des Magens und der sonstigen Verdauungsorgane waren eine häufige Erscheinung, namentlich bei Männern, welche zuviel geistige Getränke genossen hatten.

Von diesen Krankheiten wurden die verschiedenen Bevölkerungs-Klassen gleichmäßig befallen, mit Ausschluß des Wechselfiebers, welches nur bei der arbeitenden Klasse beobachtet wurde.

Das Sterblichkeits-Verhältniß war trotz der zahlreichen epidemischen Krankheiten kaum vermehrt und betrug im Verhältniß zur Gesammt-Bevölkerung des Kreises 2,28% jährlich.

Die Schutzblattern-Impfung erfreut sich nicht überall gleichen Vertrauens. Zwar wird dieselbe in den meisten Ortschaften des Kreises nicht verabsäumt, doch gibt es Eltern, welche ihre jungen Kinder absichtlich von der Impfung zurückhalten. Am auffallendsten ist dies in Borken, wo von den in den drei letzten Jahren zu impfenden 677 Kindern nur 89 wirklich geimpft wurden, also 588 ungeimpft geblieben sind. Dies Resultat kann nur als eine Folge der dort verbreiteten Ansicht angesehen werden, daß die Impfung gegen die natürlichen Blattern nicht schütze. Mag auch in neuerer Zeit die Überzeugung gewonnen sein, daß sie einen dauernden Schutz nicht gewähre, so steht doch dagegen fest, daß derselbe für die ersten fünfzehn bis zwanzig Jahre ausreichend ist, und dann durch Revaccination weiter gesichert werden kann.

Es waren in den drei letzten Jahren 3946 Impflinge zu impfen. Davon sind mit Erfolg geimpft 2852, zum vierten Male fruchtlos aufgefordert 112, ungeimpft geblieben und noch nicht einmal aufgefordert 979, und zum dritten Male ohne Erfolg geimpft 3.

Hinsichtlich der Sterblichkeit kleiner Kinder ist zu bemerken, daß dieselbe in der letzten dreijährigen Periode eine sehr gewöhnliche, und auch die der unehelichen (sogenannte Haltekinder sind im Kreise nicht vorhanden) Kinder um 2 geringer war, als in der vorhergehenden. Im Jahre 1858 allein starben 225 Kinder vor vollendetem ersten Lebensjahre, unter welchen 8 uneheliche waren; in diesem Jahre zeigte sich überhaupt eine größere Sterblichkeit, die in den miasmatischen und contagiösen Verhältnissen ihre Begründung finden mag. Bezüglich der vorgekommenen Selbstmorde ist zu bemerken, daß die drei männlichen Personen sich erhängt haben, wogegen die eine weibliche Person ihren Tod im Wasser gefunden hat.


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