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Streit um den Fahrweg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: –r.
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Titel: Streit um den Fahrweg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 125, 140
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[125]

Streit um den Fahrweg. 0Nach dem Oelgemälde von Jaroslav Vesin.

[140] Streit um den Fahrweg. (Mit Illustration S. 125.) Wer hat den Fahrweg freizugeben, der Schwache oder der Starke, der Kleine oder der Große? Die Frage ist heikel, nicht so leicht zu entscheiden, wie man auf den ersten Blick annehmen möchte, und Milchfrau und Postillion unseres Bildes sind offenbar auch nicht einig darüber. Kampfbereit stehen sie sich da im dunkeln Morgen auf der verschneiten Landstraße gegenüber, und das zartere Geschlecht scheint hier nicht das mildere zugleich zu sein. Die geschwungene Peitsche, der zornige Zuruf ihres Gegners schreckt sie wenig. Rechts wird ausgebogen! Das ist das Recht der Landstraße! Den ganzen Weg freigeben? Fällt mir nicht ein! Fliege ich mit meiner Milch in den Straßengraben bei dem Schnee, so verhungern alle die kleinen Stadtkinder, denen ich die tägliche Nahrung bringe. Also – – Und so ’n Hundeschlitten will der Post, der kaiserlichen Post nicht die ganze Straße freigeben? Das wäre! Aber resolut genug sieht das Weib aus, stürzt sie in den Graben, muß ich für den Schaden aufkommen – Himmel Sapperment! — — Hinüber und herüber geht’s, heftig entbrennt der Streit. Wird die Gewalt siegen oder das Recht? Wer weiß es — vielleicht liegen in der nächsten Viertelstunde beide Kampfhähne im Straßengraben — und der Fahrweg in der Mitte ist auf einmal frei. Dann hat der Streit ein Ende. –r.