Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Berndietrich
← Gevatterin Kröte | Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band von Ludwig Bechstein |
Das versunkene Schloß im Chamsenberge → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |
Berndietrich.
Daß man zu Langendembach ohnweit Pösneck den wilden Jäger Berndieterich nennt, hat ein glaubhafter Mann versichert, dennoch möchte an Ort und Stelle näher nachzuforschen sein.
Heut zu Nacht häng’ ich dem Berndieterich Eins an – sprach der Knecht in der obern Mühle zu Langendembach, durch welche regelmäßig der wilde Jäger seine nächtlichen Züge zu halten pflegte, – „ich mag das grause Lärmen nicht mehr hören. Das Thor wird zugeschlossen; ich will gern sehen, was der alte Herr dann anfängt.“ – Laß Dich nicht mit ihm ein – warnte der Müller – mit [166] großen Herren ist nicht gut Kirschen essen. Ganz aber konnte der Knecht nicht von seinem Vorwitz lassen. Als Berndieterich das nächste Mal in den Müllerhof eingezogen war, fing er ihm ein Hundchen ab aus seinem Gefolge. Das Hundchen schrie, der wilde Jäger kam zu Hilfe; da ließ der Knecht das Thier fahren und floh in die Müllerstube. Erzürnt aber über den Frevel wirft Berndieterich ein Stück Fleisch durchs Fenster in die Stube. Am andern Morgen trägt der Knecht das so böswillig Zugeworfene in das Wasser. Doch kaum kehrt er ins Haus zurück, so liegt auch das unheimliche Wildpret wieder da. Er gräbt es darauf tief in eine Grube ein, umsonst, das Fleisch weicht nicht, eh man es sich versieht, ist es wieder da. Zuletzt noch, um der Noth ein Ende zu machen, hat ein wandernder Mühlpursch den guten Rath gegeben der Knecht solle und müsse ein Wenig, und sei es auch nur wie eine Erbse groß, davon essen. Als er das gethan und das Uebrige zum wieder holten Male fortgetragen hat, ist es endlich weg geblieben (vergl. S. 276).