Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Das Ritterschwert
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Das Ritterschwert.
Wie die Sage in alle Burgtrümmer und Bergesklüfte unter denselben reiche Schätze zaubert, so auch unter den Hermannstein. Hier, im oder unter dem schachtähnlichen Keller ruht noch mancher Raub, manche Beute vergraben, die an das Licht zu ziehen schon oft versucht ward, doch noch keinem gelang. Auch spukt der Geist des Hermann in gewissen Mitternächten, reitend auf schnaubendem kohlschwarzen Rappen. So wollen ihn die Kräutersammler erblickt haben, die am goldenen Sonntag um den Hermannstein nach Heilkräutern suchend ausgingen, welche nur an diesem Tage gepflückt werden dürfen und müssen.
Eines Tages geschah es, daß ein Ilmenauer Maler von einem nicht allzufern wohnenden Freund besucht wurde. Beide noch Jünglinge, bestiegen den Hermannstein, und spähten umher nach Resten des Alterthums. Plötzlich vernahm der Maler von seinem Gast einen lauten Freudenruf, und gewahrte, daß dieser an etwas zog, das in einer Felsenspalte feststeckte. Er sprang hinzu, Beistand zu leisten, und siehe, ein altes Ritterschwert ward zu Tage gefördert. Fröhlich wurde der Fund nach Hause getragen, und als das Jahr 1813 die deutsche Jugend zur Rettung des [291] Vaterlandes unter die Waffen rief, ließ jener Fremde die gute Klinge fegen und schleifen, und führte sie wacker und tapfer gegen die Unterdrücker Deutschlands. Vielleicht war es Ritter Hermanns Schwert, dem der Name des hohen Irmin eine edle Weihe gab.