Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Das ausgehöhlte Brod
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Das ausgehöhlte Brod.
In der Nähe von Gefell hüthete einst eine junge Hirtin, zu welcher oft ein Holzweibel auf die Hut kam, und sich mit dem Mädchen recht vertraut machte. Eines Tages, als die Hirtin daheim frisch gebacken hatte, und kein Mangel vorhanden war, nahm das Mädchen einen ganzen Laib Brod für das Holzweibel mit. Dieses empfing [139] das Brod mit großer Freude, brach es von einander, und höhlte alle Krume heraus, dann sammelte es Laub vom Hutrain und stopfte das ausgehöhlte Brod damit ganz voll. Dieses scheinbar so kindische Wesen verdroß die junge Hirtin, und das liebe Brod dauerte sie. Auf einmal lag das Brod bei ihr und das Holzweibel war verschwunden. Nun hatte das Mädchen nichts schnelleres zu thun, als das Laub aus dem gehöhlten Arode zu schütten und letzteres wieder mit nach Hause zu nehmen. Da klapperte etwas im Brode und das Mädchen dachte, es möchte etwa ein kleiner Stein sein, der mit dem Laub in das Brod gekommen, schüttete es nochmals aus, aber siehe, da waren aus einigen Blättern Laub, die innen hängen geblieben waren, einige Laubthaler geworden. Hurtig und geschwind lief die Hirtin nach dem Rain, und suchte eifrig nach dem kostbaren Laube, fand dessen auch noch, und trug’s in der Schürze heim, aber es wollten daraus keine Laubthaler werden, und nie sah die Hirtin das dankbare Holzweibel wieder.