Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Nixenwäsche
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Nixenwäsche.
Ein Taglöhner zu Frößen bei Gefell mußte, wenn er Abends von seiner Arbeit kam, an einem Gewässer vorbei, wo er fast jedesmal eine Nixe ihre Wäsche waschen sah. Einst rief sie ihm zu, er möge ihr helfen, es solle [138] sein Schaden nicht sein, doch konnte der Mann sich nicht dazu entschließen. Endlich erzählte er es seinem Beichtiger und fragte diesen um Rath. Der meinte: er könne wohl waschen helfen, solle aber in jeder Weise vorsichtig dabei sein, so daß die Nixe ihm nicht auf den Hals kommen könne. Bei dem nächsten Zurufe der Nixe zeigte sich der Taglöhner willfährig und half eine geraume Zeit lang der Nixe waschen. Endlich spricht sie: „nun laß uns die Wäsche aufladen und heimfahren. Die Hälfte davon sei Dein.“ Zwei Radewellen waren voll geladen. Beim Aufladen klang es, wie lauter dürre Blätter. – Fahre zu! rief die Nixe; doch der Mann wollte um keinen Preis mit seiner Radewelle voraus. Als endlich die Nixe aufbrach, sah der Mann sie bald im Wasser verschwinden. Vorsichtig fuhr er nun am Rande vorbei auf seine Hütte zu. Die Radewelle wurde immer schwerer, doch brachte er sie vor die Hausthüre, setzte sie dort ab, und legte sich ganz müde zur Ruh. Am andern Morgen erzählt er seiner Frau, was ihm begegnet war. Beide sahen nach, die Radewelle stand noch vor der Thüre und war mit Gold beladen.