Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Das rächende Apostelbild

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die Duellanten Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Klosterpropst
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[133]
263.
Das rächende Apostelbild.

In Ebersgrün bei Pausa standen oder stehen noch oben im Glockenthurm, wo man zu läuten pflegt, in einem düstern Behälter, die früher aus der Kirche genommenen zwölf Apostel in Holz geschnitzt. Da geschah es an einem Sonntage, daß ein kecker Bauernbursche dem Küster beim läuten behülflich war, indem er die Glockenstränge ziehen half. Da nun von einemmale läuten bis zum andern gewartet wurde, so weckte der Müssiggang in dem Burschen den Vorwitz, und er entblödete sich nicht, dem einen der Apostel, der den heiligen Petrus vorstellte, an den Bart zu greifen und zu fragen: Nun Peterle, wie lange wollt Ihr so müssig da stehen, und was schaut Ihr so finster drein? Und wie der Bursche das sagte, gab er aus frevlem Uebermuth dem Apostelbild einen Backenstreich. [134] Das hatte weiter keine Folgen und konnte keine haben, außer daß es der Küster, der dabei war, nicht billigte. Um Mitternacht aber trat St. Peter lebensgroß vor das Bette des Vorwitzigen, und gab diesem eine furchtbare Maulschelle, von der ihm hören und sehen recht eigentlich verging, denn als er es seinen Leuten erzählt hatte, starb er. Diese Rache war zwar, wie so manches in den Satzungen, nicht nach dem Sinne Christi, aber doch nach dem Sinne Petri.