Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der betrogene Teufel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die Kirchensäulen Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der glückliche Einfältige
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[225]
361.
Der betrogene Teufel.

Der Baumeister Paulinzelle’s mochte durch das zerbrechen der zwei letzten Tempelsäulen doch im Vertrauen auf die Kraft von Paulinus Gebet etwas wankend geworden sein, und entschloß sich, um seinen Bau rascher zu fördern, mit dem Teufel einen Pakt zu schließen, daß der ihm helfe. Dafür solle der Teufel, wie dieser sich selbst ausbedingte, die erste Seele erhalten, die in die Kirche, nach deren völliger Vollendung, treten würde. Als es nun so weit war, die Kirche fertig, auch im Innern gereinigt und gesäubert war, und das Fest ihrer Einweihung Statt [226] finden sollte, lauerte der Teufel in Spannung auf das erste eröffnen der Thüre und die hereintretende Seele. Da klinkte es, da ging die Thüre endlich auf, und da trat etwas in den düstern Vorderraum, auf das alsbald der Teufel in Hast zufuhr, und es packte. Gleich erscholl ein lautes Grunzen und Quiken, und der Teufel hatte ein Schwein in den Krallen, mit dem er wüthend empor und durch die Decke fuhr. In dieser blieb dann ein Loch, das nie wieder zugemauert werden konnte. Damals soll der Böse selbst zum erstenmale „Pfui Teufel!“ gerufen haben, welcher Ausruf hernach gäng und gäbe geworden.