Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der tiefe Brunnen

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Die lederne Brücke Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Silberglocken
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[74]
201.
Der tiefe Brunnen.

Auf dem Schlosse zu Elsterberg ist ein sehr tiefer Brunnen befindlich; als das Schloß noch von den Herren von Lobdaburg, denen Elsterberg einst gehörte, bewohnt wurde, fiel es einem der Diener ein, eine lebende Ente in diesen Brunnen zu werfen, nachdem er dieselbe mit einem rothen Bändchen um den Hals gezeichnet hatte. Und siehe, am andern Tage fand man dieselbe Ente unten tief im Grunde auf der Elster schwimmen, in die sie durch den unterirdischen Kanal, der den Brunnen mit dem Flusse verband, gekommen war. Es soll auch ein Brunnengeist [75] in der Tiefe des Gewässers wohnen, und sich bisweilen sehen lassen in Gestalt eines grünen Nix, der die Kinder gerne anlockt und in die Tiefe zieht.

Ganz genau wiederholt sich diese Sage mit der Ente und dem Brunnengeist auf dem gräflichen Schlosse Castell in Franken, nur daß daselbst statt eines Nix, fünf Nixen in dem Brunnen wohnten.[1]

  1. D. S. B. 809 u. 813.