Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Die Frau des wilden Jägers
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Die Frau des wilden Jägers.
Durch Reitzengeschwende zog der wilde Jäger einmal des Nachts. Eine junge Bauersfrau guckte aus dem Fenster, und rief keck ihm zu: er solle ihr auch etwas von seiner Jagd mitbringen. Am andern Morgen hing ein Stück Wildpret an der Hausthüre, so groß, daß die Thüre kaum aufgemacht werden konnte. Damit war die Noth da. Mochten die Leute das Stück vergraben, vebrennen, oder ins Wasser werfen, am andern Morgen hing dafür ein noch größeres Stück an der Thüre, so daß die armen Leute zuletzt ihre Thüre gar nicht mehr aufbringen konnten. Endlich wurde der Frau gerathen: sie solle nur ein [147] Bischen von dem Wildpret essen und wenn es nur so groß wie eine Erbse sei, möge es schmecken, wie es wolle. Sie that es nothgedrungen, aber, hilf Himmel! nun mußte sie gar des wilden Jägers Frau werden, und ihn bei Nacht auf allen seinen Zügen begleiten. Das dauerte fünf Jahre so fort. Als der wilde Jäger wieder einmal durch Reitzengeschwende kam, brachte er dem Bauer seine Frau zurück mit den Worten: sie habe nun ihre Strafe bestanden, und sei ihr weiter nichts widerfahren; der Mann solle sie freundlich wieder an- und aufnehmen, künftig werde sie sich schon vor solchem Frevel hüten. Wie die Frau die fünf Jahre lang eine wilde Jägerin gewesen, ausgesehen und wie sie beschaffen war, auch ob der Mann noch ferner ein Begehr nach ihr getragen, das meldet die Sage nicht.