Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Die Kobolde zu Eßbach

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Holzweibel und Quergel Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Das Teufelswehr
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283.
Die Kobolde zu Eßbach.

Im Knoch’schen Hause zu Eßbach trieben vor geraumer Zeit Kobolde ihr Wesen, schleppten die neugeborenen Kinder fort, ehe selbige 9 Tage alt waren und legten dafür Wechselbälge ein. Auf diese Weise waren dem Knoch’schen Ehepaare neun Kinder bereits ausgetauscht worden, die dafür untergeschobenen neun Wechselbälge aber waren bald wieder gestorben. Als die arme Mutter von dem zehnten Kinde entbunden worden war, klagte sie der Hebamme bitterlich ihre Noth. Diese gab ihr den Rath: sie solle in das Kissen, worauf das Kind liege, sowie in das Wickelband, etwas Dosten, Dorank und Dill einnähen; zugleich möge sie des Nachts ihre Hand in das Wickelband stecken, bis die ersten neun Tage und Nächte nach der Geburt vorüber wären. So geschah es, die drei Kräutersorten wurden eingenäht, die Mutter in ihrer Angst brachte die Hand nicht aus dem Wickelbande heraus, und so wurde das zehnte Kind ihr erhalten. Die Wöchnerin erzählte dann: die bösen Kobolde seien jede Nacht gekommen und hätten sie in die Hand gezwickt, die sie in dem Wickelbande gehabt; zum Wahrzeichen wieß sie die blauen Flecke vor; – zuletzt hätten sie gewispert: Hättest du nur nicht Dosten, Dorand und Dillen gebraucht, wir hätten uns sicher das zehnte Kind eingetauscht. Von Stund an haben sie in jenem Hause sich nicht wieder sehen lassen, doch herrscht noch immer im Dorfe Eßbach der Gebrauch, Dosten, Dorand und Dill in die Wickelbänder einzunähen.