Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Holzweibel und Quergel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Der Teufelskanzelstuhl Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die Kobolde zu Eßbach
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[150]
282.
Holzweibel und Quergel.

Von Göschitz bis gegen Tögau führte sonst ein unterirdischer Gang, man weiß nicht, zu welchem Zweck und [151] Behuf, von dem sind noch Spuren bemerkbar. In diesem Gange haben sich Holzweibel in Menge verhalten, und sind bisweilen hervorgekommen. Der Gang führte aus dem Schauerhammer weit unter der Erde fort. Sie kamen oft zu den Einwohnern von Göschitz, Tögau und des zwischen diesen beiden Dörfern liegenden Oertchens Rödersdorf zusammen, stahlen Brod und Klöse, bis die Einwohner zuletzt des häusigen Besuches überdrüssig wurden, und die Brode in den Backofen, die Klöse in die Töpfe zählten. Auch rodete man alle bekreuzten Stöcke aus, so hatten die armen Holzweibel keine Asyle mehr vor dem wilden Jäger und verloren sich allmählig. Bei Göschitz sind überhaupt viele Höhlen und Klüfte, z. B. im untern Birkigt, dann im Thale am Wege von Göschitz nach Bahren ohnweit Zeulenrode. Diese Höhlen nennen die Leute Quergelslöcher. Oft gingen die kleinen Leutchen, die in den Höhlen hausten, in die Tüngelsmühle und halfen mahlen, setzten sich auch auf die Heuhaufen, und warfen diese des Nachts auseinander; das sahen aber die Leute gern, denn es brachte Glück und mehrte das Heu.

Eine Frau von Göschitz sah vor ein Paar Jahren beim Birkigt an einem hellen Wintermorgen eine kleine menschliche Gestalt mit einem rothen Käppchen, von einem Holzklotz auf den andern hüpfen. Sie war von der Größe eines achtjährigen Kindes und rief immerfort: Da bin ich! da bin ich! ließ aber die Frau nicht nahe an sich herankommen.

Bei Löhma, unfern Schleiz, in dem Keller der Roßmühle sind noch Höhlen befindlich, in denen sonst Zwergleute, Waldweibel und Waldmännel hausten.