Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Das Teufelswehr

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Die Kobolde zu Eßbach Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Die erlößte Großmutter
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284.
Das Teufelswehr.

Unter dem Dorfe Eßbach, an der Saale, da wo jetzt das Dittmarsche Hammerwerk erbaut ist, stand in vorigen Zeiten eine Mühle. Der Besitzer war gestorben, Unwetter hatten das Mühlwehr zertrümmert, und der verwittweten Müllerin fehlte es an Rath und Geld, um dasselbe wieder in Stand setzen lassen zu können. In dieser drückenden Lage wanderte zur Nachtzeit ein Mann bei ihr ein, der sich erbot, er wolle in der folgenden Nacht eine Mühlwehr erbauen, das niemals einer Ausbesserung bedürfe, und bevor der Hahn dreimal gekrähet habe, müsse es fertig sein. Dem Einwande der Müllerin, daß sie nicht im Stande sei, eine solche Arbeit zu bezahlen, kam der unheimliche Gast zuvor mit der Erklärung: Es genüge ihm schon, wenn sie in dem Contobuche, das er bei sich führe, sich mit ihres Namens Unterschrift verbindlich mache, daß sie seine Schuldnerin bleiben wolle in Ewigkeit. Die Frau warf einen Blick in das Buch; es war mit einer Menge Namen, zum Theil vornehmer Leute, angefüllt. Das machte ihr Muth. Wie es andern ergeht, geht es dir auch – dachte sie – die Noth ist da, und eine solche Gelegenheit kommt nicht wieder. Kurz, sie unterzeichnete den Contract. Um Mitternacht begann der Bau. Der Wind heulte fürchterlich und es platschte in der Saale, daß das Wasser Häuser hoch empor spritzte. Da ergriff die Müllerin eine Höllenangst, sie zündete Laternen an, eilte damit in den Hühnerstall, klatschte dort dreimal in die Hände, und krähete dabei so natürlich, daß der alte Haushahn selbst zu krähen anfing. Kaum war der Hahnruf [154] zum dritten Male ergangen, so wurde es stille draußen. Als der Tag anbrach, sah man quer über die Saale ungeheure Felsblöcke geworfen. Es war die höchste Zeit gewesen, dem Werke zu steuern, denn nur eines oder zwei derselben hätte es noch bedurft, und der Strom war abgedämmt auf immer.

Der Anblick dieser Gegend ist höchst anziehend und die Felskette im Flusse führet bis auf den heutigen Tag den Namen: das Teufelswehr. Des Teufels Wohnsitz war hauptsächlich der Eichrück im Forstdistrikte Alsburg. Die Sage wird auch verändert erzählt, daß ein Müller die Wette eingegangen habe.