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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Die silberne Orgel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Von der Stadt Saalfeld Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Klosterschatz
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[203]
335.
Die silberne Orgel.

Lange ging die Sage, daß in der alten Münzkirche zu Saalfeld eine silberne Orgel tief vergraben sei. Das hätten die Mönche des Barfüßerklosters gethan, als die Reformation sie aus Saalfeld vertrieb, und sie ihren Klosterschatz nach Erfurt flüchteten, die Orgel aber nicht wohl fortbringen konnten. Ein Saalfelder Herzog, Christian Ernst, wollte den Schatz heben, berief Bergknappen und Schätzebeschwörer, und ließ in stiller Mitternachtstunde einschlagen. Bald kündete ein hohler, metallener Klang, daß schon ein Kasten erreicht sei, kein Laut ward rege, alles lauschte mit verhaltenem Athem, die Bergknappen arbeiteten schwitzend fort, da schrie auf einmal eine Stimme: Es brennt! Zugleich sah man Flammen lodern, und mit einem dumpfen Klang sank der Schatz zur Tiefe. Es war aber das Feuer kein Spuk der Geister, sondern es brannte [204] in der That im Sparrwerk des Kirchendachs, und die Spur davon ist am Gebälk noch zu sehen. Niemand wußte, wie das Feuer ausgekommen, und ungehoben blieb bis heute der Schatz und die silberne Orgel.