Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Ein Wunder des heiligen Bonifacius
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Ein Wunder des heiligen Bonifacius.
Auf der vormaligen Hochburg hauste zu Winfrieds Zeiten ein wilder Insasse, dem sein Ehegenoß ein blindes Töchterlein geboren hatte. Als das Kind zur schönen und sittsamen Jungfrau herangeblüht war, verliebte sich ein Jüngling in sie, und sie liebte ihn wieder. Es war aber dieser Jüngling einer von Bonifacius Neubekehrten. Er sprach mit flammenden Worten die Lehre weiter, die er von dem Heiligen empfangen, aber jener rauhe Mann verlachte ihn und verbot ihm die Wiederkehr in sein Haus, wenn er von dem alten Götterdienst abfallen wolle. Der Jüngling klagte sein Leid dem frommen Gottesmann. Dieser war gern bereit zu helfen, und hieß den Bekehrten Wasser aus der neuen Quelle schöpfen, aus der er selbst und andere die Taufe empfingen, damit solle der Liebende nach einem brünstigen Gebete die Augen der Geliebten bestreichen. Augenblicklich wurde diese Jungfrau auch sehend und warf sich entzückt in die Arme des Lieblings; ihr Vater kam dazu, entbrannte in Zorn, und schon hing feine Schwertklinge drohend über des Jünglings Haupte, als Staunen und freudiger Schreck ihm das Schwert entwanden, da er die Tochter sehend fand. Nun glaubte auch er an die Kraft und an die Lehren des Wundermannes, und bekehrte sich zum Christenthume.