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Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Franckenstein

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Topographia Germaniae
Franckenstein (heute: Ząbkowice Śląskie)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 139.
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Franckenstein.

Diese zwischen Nymptsch / und Warta / nicht fern von dem Wasser Steina / im Hertzogthum Münsterberg / auff Glatz / und Böheim zu / gelegene Stadt / solle ums Jahr 1021. seyn erbauet worden / als Königs Mieslai II. in Polen Gemahlin / die Rixa / eine Teutsche / die Oerter um Nymptsch / und Franckenstein / den Teutschen zu bewohnen eingegeben. Und dieweil die meisten unter denselben Francken sollen gewesen seyn; so solle auch von ihnen der Stadt dieser Name herkommen; wie Aelurius, in der Glatzer Chronik / schreibet. Sie solle vorzeiten fürnehm / und berühmt / und viel grösser / als jetzt / gewesen seyn. Hat eine ziemliche Zeit den Hertzogen von Münsterberg gehört; jetzt aber ist sie der Cron Böheim einverleibt / als an welche sie / durch Kauff / kommen ist. In der Pfarrkirchen ligen etliche Fürstliche Personen / darinn eine herrliche Canzel von Alabaster Stein / und hat es da / vor dem jetzigen Krieg / auch eine statliche Bibliothek gehabt. Das Rathhauß ist wol gezieret / hat hohe Thürn / einen sondern schönen Platz / und feines Schloß / das vorhin da gestanden / im Böhmischen Krieg / Anno 1467. und 68. viel außgestanden / Anno 1524. vom Hertzog Carln zu Münsterberg zu bauen angefangen worden / darinn hernach der Lands-Hauptmann im Hertzogthum Münsterberg zu wohnen gepflegt hat. Boregk / in der Böhmischen Chronik / sagt am 554. Blat / daß Hertzog Heinrich von Münsterberg / noch bey Lebzeiten seines Herrn Vatters / König Görgens in Böheim / Franckenstein eingenommen / und es angesteckt habe. Dann die Schlesier besagtem König / wegen der Religion / hart zuwider gewesen seyn. Hernach im Jahr 1474. verbrante auch König Uladislaus in Böheim diese Stadt; und haben vorhero Anno 1428. die Hussiten sie auch eingenommen und sagt obgedachter Aelurius, daß sie / vor Jahren / auff einem Tag 3. Herren gehabt habe; und daß sie innerhalb 28. Jahren / 14. mal gewonnen worden seyn solle. Anno 1539. nahm sie die Augspurgische Confession an. Anno 1606. hat der höllische Jäger durch seine Jagthunde / das versoffene / unzüchtige / übermüthige todtengräberische Gesindlein / mit Gifft mischen / kochen / salben und außsäen / bey 2000. Menschen allhie nider gefället / biß GOtt solche verborgene Teuffels Strick / und Netze / geoffenbahret hat / und 19. Personen / Eltern und Kinder / darüber eingezogen und gestraft worden seyn; davon die vermehrte Schlesische Chronik D. Schickfusii zu lesen. Siehe unten Reichenstein. An. 1632. ist diese Stadt / durch angelegt Feuer / in 7. Stunden / biß auffs Schloß / Kirch und Schulen / und ungefehr 8. geringe Häuser / gantz eingeäschert worden. Anno 1642. hat Hertzog Frantz Albrecht von Sachsen-Lauenburg / bey Franckenstein / sein Kriegs Volck / so er wider die Schweden führen wolte / gemustert. Anno 1645. hat sich das Schloß allhie an die Schwedischen ergeben; und hat etliches Volck / so darfür gelegen / Patzkau / nachdem es den Burgern Schutz versprochen / einbekommen. Anno 1646. den 3. 13. Heumonat / haben die Käiserlichen das Schloß allhie wieder mit Beding erobert. Siehe den V. Theil deß Theatri Europaei, fol. 938. a. 1154. seq. und 1194. a. Anno 1648. hat der Schwedische General Wittenberg diese Stadt / samt dem Closter Cametz (vielleicht Camentz) außgeplündert; wie in der Herbst-Relation dieses Jahrs stehet.