Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Grätz
Dieses Namens seyn 2. Städte in Böheim / deren die Fürnehmste zugenant wird / Königin Grätz / weilen solche Stadt der Böhmischen Königin Leibgeding / und Wittib-Sitz ist. Ligt gegen Schlesien / und an der Elb / und Chrudimka / darein unterhalb die Orlitz kommt. Sie wird von den Böhmen Kralowijhradecz / und der Cräiß / so von der Stadt den Namen / Hradetzky Krag / genant. Als König Johannes in Böheim / der Könige Wenceslai deß Aeltern / und hernach Königs Rudolphi, Wittiben / Städte / Jaromir / Politz und Maut / einnahm; so ließ er Grätz / da sie Hof gehalten / bleiben. Anno 1423. hat sich Königin Grätz dem Zischka ergeben / dessen die Prager / und die Herren / nicht zufrieden gewesen / und daher die Grätzer Vorstadt / den 29. Augusti / angezündet / und in der Creutz-Herren Gassen / einen Thaboritischen Pfaffen / der ohne Ornat die Meß hielte / in S. Anna Kirchen ermordet haben: Darüber sich die Grätzer / so den Zischka heimlich lieb hatten / so erzürneten / daß sie / auß seinem Befelch / das Schloß einrissen: und ist immer zu zwischen den Pragern / so gut Hussitisch waren / und den Thaboriten / so die Päbstliche Ceremonien nicht leiden wolten / Neid geblieben. Käiser Sigismund versuchte einsmals Königin Grätz wieder zu bekommen; aber es musten seine Soldaten unverrichter Sachen wieder abziehen. [34] Und allhie solle / wie Aeneas Sylvius schreibet / jetztgedachten Käiser Sigismunds Wittib / die / ihrer Unzucht halber / beschryhene Barbara / eine geborne Gräfin von Cilly / den 11. Heumonats / Anno 1451. an der Pestilentz gestorben seyn / nachdem ein grosses Sterben zu Prag / und in dem gantzen Königreich Böheim / auch in Mähren / Polen und Oesterreich / gewesen. Sie wurde auß Vorschub Herrn Görgen von Podjebrat / so hernach Konig worden / gen Prag geführet / und in S. Veits Kirche / in der Könige Grufft / zur Erden bestattet. Anno 1621. ward Königin Grätz von den Bäyerischen erobert. Anno 1640. ward diese Stadt im Hornung / von denen Käiserlichen belägert; da dann erstlich die Vorstädte S. Annä / S. Peters und S. Anthonii / und folgends auch / durch Ubergab / die Stadt selbsten / erobert worden; und seyn von denen Schwedischen / die diesen Ort das Jahr zuvor eingenommen hatten / 500. zu Fuß / 200. Dragoner / 8. Rittmeister / 4. Hauptleute / viel Cornet und Leutenant / neben dem Commendanten / oder Gebietiger außgezogen. An. 1645. beschosse diese Stadt der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn / zündete auch / durch Feuer-einwerffen / etliche Häuser an; richtete aber sonsten nichts auß / und nahm ferner seinen Weg nach Gitschin.
Das andere Grätz ligt in der Gegend umb Budweiß / so gemeinlich Grätzen genant wird. Es ist dieses Städtlein / so ein Schloß hat / vorhin Rosenbergisch / hernach Schwanbergisch gewesen. Anno 1619. in dem Böhmischen Krieg / hat Graf von Bucquoy das Schloß allhie im Brachmonat belägert / und mit Beding erobert. Graf Tampier hat vorhero / umb den Anfang deß Mertzens / das Städtlein auch eingenommen / geplündert und angezündet; aber dem Schloß konte er nichts anhaben. Der Zeit soll dieser Ort deß besagten Graf Bucquoy Erben gehören.