Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Joachimsthal

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Topographia Germaniae
Joachimsthal (heute: Jáchymov)
<<<Vorheriger
Jaromir
Nächster>>>
Kaplitz
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 36–37.
[[| in Wikisource]]
Jáchymov in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[36]
Joachimsthal.

Dieses Thal / oder Ländlein / ligt auff Teutschem Boden / wird auch von Teutschen Leuten / so das Römische Reich lieb haben / bewohnet; aber von den Böhmen / wie Goldastus im 1. Buch vom Königreich Böheim / am 97. Blat redet / sequestrirt / und hat seinen eignen Hauptmann. Ligt gegen dem Voigtland im Gebürg / und seynd die nächste Ort herumb Gottesgab / Himmelstein / Hauenstein / Plat / S. Peter / Neukirchen / Neudeck / Klastenretz und Felixburg; darunter etliche / und zwar die meiste / Städtlein seyn sollen; davon wir aber keinen gewissen Bericht geben können. Wegen deß Bergwercks dieser Orten ist im Jahr 1516. an einem rauhen und ungebauten Ort eine Stadt / sonderlich durch Hülff und Vorsorg Graf Stephan Schlicken / deß Böhmischen Canzlars / zu erbauen angefangen worden. Casp. Bruschius, in Beschreibung deß Fichtelbergs / meldet also von diesem Ort: Es komt in die Weseritz ein Bach / doch nicht benamet / so durch Joachimsthal läufft / ein fast berühmte Berg-Stadt / durch gantz Teutschland / denen Herren Schlicken (im Jahr 1542. da er dieses geschrieben) zugehörig. Ist vor 36. Jahren ein klein elend Dörfflein gewesen / Conradsgrün genant / nun aber in solchen Reichthum und Gebäu / durch Silber erwachsen / daß wenig Städt in Teutschem Land seyn / die ihm der Grösse nach / verglichen werden mögen. Sonderlich aber hat solches Glück sich erhebt unter deß theuren Herrn / Herrn Stephan Schlicks Regiment / welcher wenig Jahr darnach / nachdem er von deß lieben Vatterlandes wegen / mit König Ludwigen in Ungarn / wider den Türcken gezogen war / jämmerlich ist gefangen / und in die Türckey weggeführet worden. Biß hieher Bruschius. Anno 1519. wurden allhie erstlich die Thaler geschlagen / so von der Stadt die Joachimsthaler genant worden / auff deren einer Seiten S. Joachims Bildnuß / auff der andern aber Anfangs deß gedachten Grafens / folgender Zeit aber König Ludwigs in Böheim gestanden ist. Es schreibet Dresserus, in seinem Städtbuch am 579. Blat / es seye Joachimsthal ein Lehen deß Königreichs Böheim / so vom Hauß Sachsen auff König Ferdinand den Ersten / in dem Teutschen Krieg / kommen seye: welches / wie es sich zu dem obstehenden schicke; der Sachen mehr Erfahrne erklären werden. Herr Johannes Matthesius, so von deß Doctoris Martini Lutheri Leben / und anders mehr geschrieben / auch eine Chronik von dieser Käiserl. freyen Berg-Stadt / wie sie genennet wird / gemacht hat / (welche Chronik wir zwar nicht gesehen) ist lang allhie Pfarrer gewesen; der von dieser Stadt folgenden Spruch geführet hat:

ECCe fLorent VaLLes CUM eVangeLIo

So ist der der Podagrische Nicolaus Hermann / so viel schöner geistreicher Psalmen / und darunter den; Wenn mein Stündlein vorhanden ist / etc. gemacht hat / allhie bey der [37] Schulen Cantor gewesen. Siehe / was von diesem Ort / neben den angezogenen Autoren / wie auch dem Bergwerck allda / Petrus Albinus, in der Meißnischen Berg-Chronik / tit. 8. weitläufftig schreibet. Anno 1631. wolte man allhie auch die Religions Aenderung vornehmen / darüber eine Auffruhr entstunde / und musten die Commissarii wieder abziehen / und die Inwohner bey der Augspurgischen Confession lassen. Anno 1634. haben Stadt und Schloß die Chur-Sächsische eingenommen / aber nicht lang behalten.