Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Pragaticz
Eine Stadt / nahend Hussinetz (deß Johann Hussen Vatterland / in welchem Dorff er sich auch ein Zeitlang / bey seinem Erb-Herrn Nicolao, von und auff Hussinecz / als er von Prag gewichen / auffhielte / viel Bücher da schriebe / und vom Pabst zu dem Richter-Stul Christi appellirte) und Netoticz / nicht fern vom Wasser Blanitz / und dem gülden Steig / der in das Bisthum Passau führet / gelegen. Anno 1420. den 5. Herbstmonats / eroberte der Hussiten General / Johann von Troßnowa / oder Trocznowa / einer vom Adel (so ins gemein / weil er um ein Aug kommen / Zischka genant worden) diese Stadt Prachadicz mit Sturm. Martinus Boregk / so in seiner Böhmischen Chronik / wie auch anderswo erinnert worden / keine richtige Ordnung / den Zeiten nach / hält / schreibet am 424. Blat also: Die Stadt Prachaticze nahm Zischka wieder (müste also das ander mal seyn) mit Gewalt ein / in welcher 135. Einwohner / so den Thaboriten auff der Gassen begegneten / mit eisernen Flegeln von ihnen erschlagen / und zerschmettert wurden. Es waren etliche wehrlose Leut / mit 35. Priestern / in die Sacristey geflohen / dieselbe huben ihre Hände gen Himmel auff / und baten mit kläglicher Stimme / umb Gnade / damit ihnen Frist zu leben / und sich zu bekehren / gegeben würde / und sagten zu / daß sie deß Zischka Lehre wolten annehmen; Er aber sagte / daß nicht die Zeit der Bekehrung / sondern der Raache / vorhanden wäre / und nahm Pechkräntze und Geraspel / machte ein Feuer / und verbrennete sie alle zugleich auff einmal. Und dieses schreibet Boregk. Anno 1620. hat der Käiserliche General / Graf Bucquoy, dieses Pragadicz / oder Prachaticz / mit Gewalt erobert; nachdeme es zuvor der Graf von Mansfeld / und die Böhmen / An. 19. auch mit Sturm wieder eingenommen hatten.