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Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Thabor

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Topographia Germaniae
Thabor (heute: Tábor)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 80–81.
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Thabor.

Diese Stadt liget auff der Strassen zwischen Budweiß und Prag / gar hoch / ist lustig / schön und vest erbauet / und der Cron Böheim einverleibt. Es heist das Böhmische Wort Thabor so viel auff Teutsch / als eine Pastey / Schantz oder Wallwerck / an einem Paß und Tabory Bratr so viel / als ein Rottgesell / Spießgesell / Schantzbruder / Schantzmann; wie Theobaldus im 2. Theil HussitenKriegs / cap. 12. p. 91. meldet / und auch daselbst der alten Böhmen Kleidung / Wehr und Waffen / wie sie zun Zeiten deß Hussiten-Kriegs gewesen / beschreibet; auch vorhero im 1. Buch / cap. 29. p. 138. von dem Ursprung dieser Stadt also schreibet: Zischka erwählet einen von Natur vesten Ort / so von den Böhmen Hradistie genant / darauff vorzeiten eine Vestung gestanden / Chotnow genant / doch durch vielfältige Krieg zerstöret worden. Diesen Ort nennet er Thabor / das ist auff Teutsch eine Schantz. Er gebot auch seinem Volck / daß ein jeglicher / wie sein Quartier damals war abgestochen / solte auffbauen / so Anno 1419. wie er / der Autor darfür hält / geschehen. Nicht weit davon lag die Stadt Aussig Setzemowo / so die Thaboriten Anno 1420. verbranten und schleifften / wie er am Ende deß 33. Capitels berichtet. Martinus Boregk schreibet in der Böhmischen Chronik / am 370. Blat hievon mit diesen Worten: Nicht weit vom Städtlein Auscha / so Zischka erobert / außgeplündert und angesteckt / an dem Wasser Lusinitz / umbgab er Anno 1419. den 21. Hornung / einen Ort mit Mauren / und nennte ihn Thabor. Obwoln diese Stadt mit hohen Felsen wol verwahret / so ist sie doch mit 2. Mauren umbgeben worden. Das Wasser Lusinitz laufft an dem mehrern Theil der Stadt / den übrigen Theil derselben umbgibet vollends nicht ein geringer Bach / welche / da sie sonst gerichts in die Lusinitz lieff / wird sie doch durch einen steinern Hübel verhindert / und muß / so lang die Stadt ist / auff der rechten Seiten ihren Lauff nehmen / und fällt erst am Ende der Stadt in das grösser Wasser der Raum / da man auff der Erden darzu kommen kan / (dann die beyde Wasser diesen Ort nicht vollend / wie ein Insul / mit Wasser umbgeben und beschliessen) ist kaum 30. Schuh breit. Daselbst ist ein tieffer Graben durch Arbeit gemacht / und eine dreyfache Mauer / in solcher Dicke / daß sie mit keinem Geschütz mag zerbrochen werden. Auff den Mauren sind viel Thürne und Vorwehren / welche von den Thaboriten an gelegenen Orten gebauet sind. In dem Wasser Lusinitz sollen auch Goldkörner gefunden werden / welche so groß sind / als die Kichern / welche man nicht reinigen / oder schmeltzen darff. Bißhieher Boregk. Siehe auch von diesem Ort Lupacium in Calend. Histor. ad 21. Februarii, welcher sagt / daß vorhin eine veste Stadt allda gestanden. Es haben folgends die Thaboriten / so man zu unsern Zeiten / die Brüder / und unrecht die Picarten genant / von dieser 10. kleine Meilen von Prag gelegenen Stadt (allda eine schöne Pfarrkirche / und sehr tieffe Keller; daher man im Sommer einen herrlichen Trunck da haben kan / auch das Bier allhier gebrauet / für sich selbsten gar gut ist) den Namen bekommen. Und muß der Bau anfangs so schleunig fortgangen seyn / daß gleich im Jahr 1420. Herr Ulrich von Rosenberg / auß Befehl Käiser Sigismundi, Thabor vergebens belägert / und darvor eingebüst hat. Obbesagter Theobaldus schreibet im 66. Capitel deß I. Theils / daß das Schloß Radischtie unterhalb Thabor / in Abwesen Procopii Rasi, der Thaboriten Generals / ausser Landes / von denen auff dem Schloß Bechinie erobert und angesteckt worden / in welchem viel Volcks verbronnen; und daß

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[81] sie hernach die Stadt Przibeniczl angriffen / welche sie zu einer Brandstatt gemacht haben. Und das wird / sonder Zweifel / eben das Schloß Radischtie seyn / dessen zerstörte Mauren man / wann man von Sobieslau nach Thabor räiset / nahend der Stadt Thabor / noch siehet. Siehe oben Aussig. Als nach lang gewährter Unruhe endlich Anno 1434. sich die Prager (so man hernach die Hussiten genant) und die Böhmische Herren / mit dem Concilio zu Basel verglichen / und demselben beygefallen / wolte obgedachter Procopius Rasus solches an ihnen rächen; die aber die Städte / und darunter auch Pilsen (endlich auß Rath deß Bischoffs zu Costantz / sich in der Religion / mit der alten Stadt Prag verglichen / und die 4. Articul angenommen; so auch der von Rosenberg gethan) auffgemahnet haben. Da dann darauff die Schlacht / zwischen Prag und Kaurzim / auff einer grossen Ebne / unter Lippan / bey dem Dorff Hrziby / den 18. May / gehalten worden / in welcher gemeldter Procopius Rasus, oder Magnus, das ist der Beschorne / und Grosse / weil er von der Reuterey / so Czapeck geführet / schändlich verlassen worden / mit Procopio Minore, oder dem Kleinern / der Wäisen / oder Orphanorum, (die man zu unsern Zeiten die Boleslavienses genant hat) Generaln / geblieben; und also die Herren / und Prager / sammt andern Städten / das Feld erhalten haben. Die Gefangene seynd den 30. May hernach / in einer Scheuren verbrant worden; daß es also den Thaboriten und Wäisen betrübt abgeloffen ist; und daher hernach desto ehender ein Vergleich in der Religion getroffen worden. Und ward darauff Käiser Sigismundus, einhellig von den Hussiten / Thaboriten und Wäisen / vor ihren König angenommen / und M. Johannes Rockyzanius Hussit / zum Administrator deß Ertzbisthumbs Prag / von dem gantzen Lande erwählet / so ihme der Käiser den 23. Heumonats Anno 1436. bestätiget hat. Und wurden die Böhmen vom Bann absolvirt; ist auch diese Stadt Thabor von dem Käiser insonderheit sehr befreyet worden / daß sie es ihme nicht genugsam dancken können. Nach dieses Käisers Tod / hielt es Thabor mit den Polen / wider Albertum von Oesterreich / der sie deßwegen Anno 1438. wiewol vergebens / belägert hat. Aber Anno 1453. ergab sie sich an Herrn Georgen von Kunstatt und Podjebrat / Stadthaltern in Böheim / willig. Anno 1611. nahm sie das Passauische Volck ein. In dem nechsten Böhmischen Krieg hat sie sich länger als ein Jahr gehalten / biß sie endlich Don Balthasar de Matradas, Anno 1621. den 18. Wintermonats / mit Beding / erobert hat. Und wurde hierauff den 8. Christmonats Anno 1622. dem Fürst Carlen von Liechtenstein / die Aenderung der Religion allhie vorzunehmen / anbefohlen; Und findet sich in einem Verzeichnuß / beym Carolo Carafa, in Germania sacra restaurata[1], daß den Jesuiten / als sie hieher geräist / für Zehrung / 140. und dem M. Andreae Clementi, Canonico S. Michaelis, als er sich auch hieher begeben / an statt eines Zehrpfennings / 270. Gülden seyen gegeben worden. Anno 1648. hat der Schwedische General Wittenberg / den 13. 23. Aug. Thabor mit Sturm erobert.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: restaurara