Topographia Braunschweig Lüneburg: Marienthal

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Topographia Germaniae
Marienthal (heute: Kloster Mariental (Mariental))
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 152.
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[T78]
[152]
Marienthal / Closter.

Das Gottes-Hauß vnd Closter S. Marienthal / gelegen bey Helmstatt / Cistertiensis oder Bernhardini Ordinis, ist Anno 1138. fundiret / von Pfaltzgrafen Friederichen zu Sachsen / Grafen zu Sommerschenburg / bey Lebzeiten Hertzog Heinrichs deß Löwen / welcher als ein sonderlicher Advocatus, Patronus vnd Freund gedachten Closters / nicht allein demselben gewaltigen Schutz gehalten; Sondern auch zu Beforderung deß Gottesdienst / Villam Bardecensem dem Closter verehret / wie auch Hertzog Albrecht zu Braunschweig das Dorff Emmerstett.

Der erste Abt dieses Closters ist gewesen Bodo, ein Gottseliger / gelahrter / vnd auffrichtiger Herr / welcher bey hochgedachtem Hertzog Heinrichen dem Löwen in grossen Gnaden gewesen.

Es ligt im Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel / in einem lustigen Thal / mit Brunnen vnd Teichen zimlich versehen / mitten im Holtze / genant der Lappenwald / so dem Closter eigenthümblich zuständig / vnd bald nach der Stifftunge demselbigen von vier Fürstlichen Personen / als Pfaltzgrafen Friederichen zu Sachsen / S. Fürstl. Gn. Hertzogen Heinrichs Blutsverwanten / Grafen zur Sommerschenburg / seiner Schwester Adelheit / vermählten Gräfin zu Heimsberg / vnd Graff Ludwigen zu Aldenhausen / vnd Marggrafen Conrad zu Brandenburg / [153] welchen der Lappenwald zum gleichen theil angehörig vnd angeerbet / zu Vnterhalt der Personen im newen Gotteshause Marienthal / mildiglich verehret vnd zugeeignet worden.

Der Gebäude dieses Closters sind zimlich viel / vnd mit einer Maur zusammen vmbschlossen / also daß es auch von aussen einer zimlichen Statt nicht vngleich anzusehen gewesen / ehe derselben viel sind in einen Abgang kommen / Als Kranckenhauß / sonderliche Lust- vnd Gasthäuser / Capellen / Thürne / Vorwercke / allerhand Stallungen / Schäfferey / Mühlen / vnd derogleichen. Vnter anderm hat es einen schönen Creutzgang / mit vielen Fürstlichen vnd Adelichen Wapen vnd Begräbnussen gezieret; Es hat auch das Closter herrliche Höfe oder Curias in Helmstett / Magdeburg vnd Braunschweig gehabt.

Dem heiligen Creutz Christi zu Ehren / ist die rechte Stiffts-Kirche allhie in eine Creutzform / vnd zwar nach form der heiligen Creutzkirchen zu Jerusalem / gebawet vnd auffgeführet / darin der seel. Fundator am hohen Chor begraben ligt:

Sepulchro incisa est imago ejus imberbis et cataphracta, cui adscripti hi versus:

Felix sit Christe coeli cum civibus iste,
Vallis Fundator Mariae, virtutis amator,
Prudens, Magnificus, fidusque Comes Fridericus.

Deßgleichen Jochim Carl / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / vnd etzliche Abte deß Closters.

Im Jahr 1569. ist diß Closter durch gnädige Schickung Gottes / vnd auß hohem Fürstlichen Eiver deß Durchleuchtigen vnd Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Julii, Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / vnter dem Ruhmwürdigen Abte Casparo Schosgio, reformiret / vnd nach Inhalt der Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften / offentlich darin gelehret vnd geprediget / eine rechte Christliche Schule / darin man die linguas vnd disciplinas Instrumentales fleissig studiret vnd gelesen / vnd viel gelahrte Männer gezogen / welches ewiges Ruhms würdig.

Es ist auch sonderlich zu mercken / daß nach vorgangener Reformation / alle Tage in der Kirchen allhier die Stipendiaten / deren vom Closter zwölff alimentiret / vnd mit nohttürfftigen Kleidung vnd Büchern versehen sind / den Gottesdienste mit singen / lesen vnd beten gehalten haben / dann man grossen Fleiß angewandt / damit der Gottesdienst / nebenst den studiis, immer für vnd für möchte getrieben vnd erhalten werden.