Topographia Circuli Burgundici: Lingen
[109] Lingen / Biß hieher seynd die Ort / in den drey Ländern / OverIssel / Frieß- und Gröninger-Lande / beschrieben worden / welche unter die vereinigte Herren Staaten gehörig. Wann aber der Stadt / und Vestung Lingen / in den Niederländischen Historien / offt erwehnet wird / als welche nahend an den Grentzen obbeschriebener Länder gelegen: Deßwegen so wird allhie / zum Beschluß / auch solcher Vestung mit wenigem gedacht; sonderlich weilen auch Ludovicus Guicciardinus, in Beschreibung Niederlands / nach dem Gröninger-Land / sie setzet / und zwar zum Oost-Frießland / oder dem Embdischen Lande referiret: wie dann / als dieser Ort noch Tecklenburgisch gewesen / man ihn unter die Westphalische gerechnet hat; in welchem Creise auch besagtes Ost-Frießland gelegen ist. Es wird aber im Nassauischen Lorbeerkrantz dieser Ort / am 232. Blat / also beschrieben: Lingen / ist die äusserste Grentz-Vestung am Niederland / und darneben ein Herrligkeit / begreiffend Stadt und Schloß / sambt vier Dörffern / welche Käyser Carl der Fünffte / Anno 1546. neben der Graffschafft Tecklenburg / und der Herrligkeit Reyde / Graff Conraden von Tecklenburg abgenommen / und Herrn Maximilian von Egmont / Graffen zu Buren / wegen seiner getreuen Diensten / übergeben / weil vorgedachter Graff von Tecklenburg / als mitpflichtig des Schmalkaldischen Verbunds / für Rebell erklärt / und in die Acht gethan war. Hernach aber / hat sich jetztgemeldter Graff mit dem Käyser versöhnet / doch mit dem Beding / daß die Herrschafft Lingen dem Graffen von Buren bleiben solte. Als aber darnach Graff Niclas von Tecklenburg / deß obgemeldten Conrads Vetter / nicht zu frieden seyn wolte / sondern fürgab / daß solches [110] ein Lehen von dem Hertzogthumb Geldern wäre / ist Lingen wiederumb in deß Käysers Hand gerathen / und also bey dem Burgundischen Haus verblieben. Gemeldte Stadt Lingen war Anno 1597. (als sie von den Staadischen belagert worden) sehr wol versehen / so wol mit starcken Bollwercken / und Wällen / als guter Besatzung / ohne daß / das Schloß 4. starcke Erden Rondelen hatte. St war die Stadt befestiget mit doppeln Gräben / und Wällen / 4. Bollwercken / und 3. Raveleinen. Und ward doch den 19. Novembris vom Graf Moritzen / durch Accord / eingenommen. Biß hieher der Autor deß ernannten Buchs. Was Herman Hamelman in der Oldenburgischen Chronic part. 3. cap. 10. von Veränderung der Herrschafft allhie / schreibet / kan man bey ihme lesen. Marggraf Ambrosius Spinola / und die Spanier / haben Anno 1605. diese 2. Meilen von Haselunen / und Meppen; von Rhene aber 4. Meilen / und nahend dem Fluß Embs / gelegene Vestung / wieder erobert / und Anno 1628. mehrers fortificirt. Vor kurtzen Jahren hat ein vornehmer vom Adel berichtet / daß sie / durch einen Tausch / an die General Staaden kommen wäre / wiewol des Königs in Franckreich Geographus, Nicolaus Sanson, in seinen Tabulis Geographicis, Linghen / so er eine Grafschafft nennet / noch im Jahr 1644. dem Haus Oesterreich gibet. Weilen aber man aus zweyen Schreiben / Anno 39. und 43. allhie zu Lingen datirt, austruckliche Nachricht hat / daß dieser Ort / sambt dem Ländlein herumb / der Zeit Neutral / und dem Printzen von Oranien gehörig seye / so ist weiter nicht zu zweiffeln / daß Lingen nicht unter die vereinigte Niederländische Ort gehören solte / und also gemeldter Sanson sich geirret habe. Es war im besagten 43. Jahr Vice-Trost allhie / Herr Sylvester Dinckelmann / ein verständiger / und vieler Sprachen erfahrner Mann. Wann aber solche Veränderung geschehen / wil sich nicht eigentlich finden lassen. In dem neuen Meterano stehet lib. 47. dieweil / nach Verlust der Stadt Wesel / die Stadt Lingen allein in dem Winckel übrig gewesen / so hätten die Spanischen diese Vestung Anno 1630. den Käyserischen / weil die Staaden mit denselben biß daher die Neutralität unterhalten / mit gewissen Conditionen überlieffert; daß also diese Vestung / im Anfang des Julii gemeldten Jahrs / in Käyserliche Hände gerathen seye. Und im 51. Buch wird daselbst fol. 238. b. gesagt / es hätte Anno 1633. Printz Friederich Heinrich von Oranien wiederumb einen neuen Trost zu Lingen eingesetzt / und da herumb wol in etlich tausend Bauren auffbieten lassen / die die Stadt / und das Castell / wiederumb musten fortificiren. Daraus erscheinet / daß zwischen den Jahren 1630. und 33. gemelte Veränderung vorgegangen / und dieser Ort in solcher Zeit / müste umb seine Bevestigung kommen seyn.