Topographia Hassiae: Allendorff an der Werra
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aus Topographia Hassiae, Text von Martin Zeiller, Illustrationen von Matthäus Merian | ||
Bad Sooden-Allendorf in der Wikipedia | ||
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Ist ein Statt in Nider-Hessen / zugenandt in den Sohden. Soll wegen der Saltz-Sohden so viel heissen / als Hallendorff / inmassen auch andere Orth von ihren Sohden oder Sültzen / also genendt werden. Hingegen sagt man auch / daß die Statt von etlichen Dörffern / so in dieser Gegend gelegen / vnd von welcher auch noch etwas Anzeigung vnd zerfallene Gemäwer vbrig seyn / zusammen gebawet / vnnd derowegen Allein Dorff genennet worden / auß welchen hernach der Nahm Allendorff erwachsen. Diese Statt ligt in einer lustigen Gegend / mit hohen Bergen vmbschlossen. Vnd hat es da / wegen Theilung deß Stroms / drey Steinerne Brücken vber die Werra; vber welche zwo Brücken gehen auß der Statt biß zum Saltz-bronnen vnd Sohden / deren etwa bey 60. Dahero die Statt / vnd das gantze Land / in welches das Saltz häuffig verführet wird / grossen Nutzen haben / wie solches auch diese Verß andeuten:
Vrbidant magnis pons, mons, fons, commoda rebus,
Qualia vix alibi Teutona terra tenet.
Dieser Ort / so ziemblich weit vmbfangen ist / hatte 2. Kirchen / vnnd ein schönes Raththauß / war auch sonsten ziemblich starck / vnd eng beysammen gebawet / ausser / daß kein Fürstliches Schloß / sondern nur ein Ampthauß / da war; welches aber alles deß Jahrs 1637. eingeäschert worden / daß schier nichts stehen blieben. Wird aber / ohne zweiffel / nunmehr fein wider gebawet seyn. Zwischen dieser Statt / vnd den Soden / oder Saltzwerck (so wegen der vielen Gebäwen / der Söder / vnd auch anderer / eine eigene Gemeinde / vnd Stättlein / doch ohne Mawren / machet /) ist eine dreyfache schöne steinerne Brucken; dieweil sich die Werra diß Orts auch in so viel Flüsse theilet. Besagtes Saltzwerck belangende / ist solches ein sonderlich wunderbares Geschöpff / vnd grosse Gnad Gottes / daß die Quelle so starck ist / daß sie so bald etliche Mühlen treiben könte; gestalt dann / durch die Wasserkunst / der Brunne in gewisse Sammelkasten gezogen / vnd von darauß / vor der Statt / wol ein Musqueten Schuß hinauß / in viele vnderschiedliche Leckwercke / vnd Köten / geführet wird / deren im Soden Fleck gelegnen zugeschweigen. Vnd ist dieses Saltz weit besser / vnd kräfftiger / als viel anders / so an vmbligenden Orten / vnd Saltzwercken / gemacht wird. Der Brunne ligt gantz in der ebne / sehr tieff / vnd fast an einem sumpfechten Ort / vnnd wird durch ein Pompenwerck mit Pferden / an einem lauffenden Schwengel / in ein besonders darüber gebawtes Hauß / gezogen. Die Köten vnnd Pfannen / darinne das Saltz gesotten wird / ligen rings vmb den Brunnen her / vnd seyn deren sehr viel; vnd werden zu diesem Saltzwerck nicht allein die Kohlen am Meißner / sondern auch viel hundert oder tausent Schock reisich gebraucht / auch ein grosse menge Schiedtholtz verbrant. Doch ist das Saltz / welches bey Holtz vnnd Reisig / gesotten wird / weit kräfftiger / vnnd beständiger / als jenes / so mit Steinkolen erhitzet wird. Dann / neben dem Schwefel eine sonderliche Feuchtigkeit in den Steinkolen ist / welche das siedende Saltz an sich zeucht. Es ligt die gemelte Statt Allendorff / vnnd zugehörig Ampt (so gering ist / vnnd in wenig Dorffschafften bestehet;) wie auch die gemelte Soden / oder Saltzwerck / gar in einem sehr geringen Bezirck / zwischen sehr hohen Bergen / so voller Steinklippen seyn; darunder sonderlich der Goburg / vnnd Höheberg / den vorzug haben. In den Wälden / so viel dessen der Statt zugehörig / wie auch an der hohen Fürste (so ein Vorgebürg / vnnd Gehöltz / deß Meißners ist /) hat die [20] Statt die Freyheit / vor allen andern im Lande / daß sie von S. Veits / biß auff S. Bartholomaei Tag / roth Wildpreth; vnd dann von S. Michaels / biß auff S. Andreas Tag / schwartz Wildpret / jagen / vnd fangen möge / aber nicht schiessen: derhalben auch ihrer Weidleut keiner einige Büchse mit auffs Jagen bringen darff. Der Handel vnd die Nahrung / ist sonsten wegen deß Saltzwercks / zimblich starck allda; vnd weil wenig Frucht dieses Orts wachset; so hat die Natur solches mit zimblichem gutem Weinwachs ersetzet.
Die Arth deß Saltzbronnens ist einer wunderbahren Beschaffenheit / nemblich je höher das Wasser in der Werra / je mehr auch der Sohle in dem Bronn; je mehr aber derselben / je kräfftiger sie befunden / nemblich 8.lötig / vnd hingegen je weniger / je vnkräfftiger / vnd am Gewicht geringer. Es ist aber der Bronn sehr starck / also daß er bei 84. Kohten vnnd Pfannen / zu versehen genugsamb / in welche er durch ein besonder Kunstwerck geleitet wird. So hat man vber das erstlich im Jahr 1579. mit Stein-Kohlen zu sieden angefangen / auch solche Arth deß Siedens nunmehr also angeordnet / daß / wo man dazumahlen 22. Maaß Kohlen verbrauchen müssen / anjetzo 12. gnug seyn. Die Herrn Landgraffen in Hessen haben den Orth mit vnterschiedlichen Freyheiten begabt. Es seyn auch vor Alters viel feste Berghäuser zur Defension der Sohden anfänglich erbawet worden: Vor andern aber das jenige / so gleich obig den Sohden auff dem Berg gestanden / vnnd Westerburg genand worden ist. Bey diesem Teutschen Krieg ist allhier zu vnderschieden mahlen grosser Schade geschehen / sonderlich Anno 1632. da der von Pappenheim Witzenhausen / Eschwegen / vnd Drendelburg erobert / deren Occupirung gedacht wird im 2. Theil deß Theatri Europaei. In dieser Statt ist geboren der wohlberümbte Theologus D. Balthasar Menzerus.
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