Topographia Sueviae: Ehingen

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Topographia Germaniae
Ehingen
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 63–64.
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Ehingen.

Obwolen dieser / dem Hauß Oesterreich gehörigen Statt / Beschreibung / in dem offt angezogenem vorhin gedruckten Text / einkommen: Weilen wir aber seythero von jhr einen mehrern Bericht erlangt / als wird derselbe billich allhie gesetzt / so also lautet: Ehingen ist eine Statt bey der Thonaw / vnnd vier kleine Meilen (darfür man ins gemein drey rechnen thut / ) oberhalb Vlm gelegen / vnd dem Hochlöbl. Hauß Oesterreich nach Inßbrugg gehörig: welche Pirckhemerus deß Ptolemaei Dracuinam zu seyn vermeynet. Etliche wollen / daß oberhalb der Statt / an dem Wasser / welches durch Ehingen lauffet / eine Wildnuß gewesen / darinnen [64] ein Drach gewohnet / daher es das Drachenthal geheissen / folgends aber / wie die alten Brieff außweisen / das Graggenthal / vnd der Zeit verkehrter weise das Gloggenthal genandt worden. Vnd an diesem Ort stehet jetzt ein Frawen-Klösterlein der Dritten Regel deß H. Francisci beygepflichtet / welches keine sonderliche Stifftung / sondern seinen Anfang von andächtigen Jungfrawen hat / so sich / Gott zu dienen / zusammen gezogen / vnd vmb Heurath- vnd Erbgut / ein Hauß erbawet haben / vnd sich mit jhrer Handarbeit ernehren. Die vndere Statt soll erstens / vnd nicht nur hundert Jahr vor der obern Statt erbawet / vnnd vor vngefähr 300. Jahren / von den Grafen von Teck / vnd Württemberg / in einer Kriegs-Auffruhr / verbrandt / vnd zerstört worden seyn: Wie dann in den alten 300 jährigen StifftungsBrieffen erscheinet / darinn die Thor / vnd das Lager der Statt / viel anderst genandt / vnd beschrieben worden. In dieser vndern / oder alten Statt / stehet ein schöne Kirch / zu Ehren der H. Mariae / der Mutter Gottes / im Jahr 1454. erbawet / vnd anfänglich von den Graffen von Berg / an der Thonaw gestifftet worden. In diesem Tempel stehet ein schönes kunstreiches mehr als Lebens-grosses / in gantzen Stein eingehawtes Marienbild / welches auß den vmbligenden Orten / von vilen / andächtig besucht wird / etc. Dieses Gottshauß ist Anno 1638. den Patribus Franciscanis rigidae reformationis, Tyrolischer Provintz / von einem Löbl. Magistrat / vnnd gesampter Burgerschafft / verehrt / vnnd allda ein Closter zu bawen / bewilliget worden. Durch diesen Theil der Statt / in welchem auch das Gottshauß Spital zum H. Geist genant / von vnderschiedlichen Stifftungen erbawet / fliesset die Schmiha / die jhren Vrsprung oberhalb Gundershoffen / vngefähr drey Stund von Ehingen hat. In der obern vnd newen Statt / stehet die ansenhenliche Pfarrkirch / so ein Stifft- oder CollegiatKirchen / mit vnderschiedlichen Stifftungen begabet / auch etlichen Geistlichen / versehen. Es ist aber diese Pfarr mit allen Einkommen / Kirchensatz / vnd Gerechtigkeiten / von dem höchstgedachten Ertz-Fürstlichen Hauß Oesterreich / der weitberühmbten HohenSchul Freyburg in Brißgöw / verehret / vnd einverleibet worden. Auff dem Kirchhoff / bey dieser Kirchen / stehet ein gar vhralte Capell zu S. Michael / darunder die Grufft: Auff dem obern Thor aber ist S. Niclas Capell / so deßwegen S. NiclasThor genennet wird. So ist vor dem obern Thor / vnd der Statt / der Gotts-Acker / darauff S. Martini Kirch / vor 70. Jahren / von gemeiner Statt erbawet. Vor dem vndern Thor stehen zwo Capellen / eine zu S. Catharina / dabey ein Siechenhauß / mit Stifftungen wol versehen: Die andere wird zu S. Wolffgang genandt / vnd ligt von dar gegen der Thonaw hinauß. Im vbrigen ist diese alte Statt jederzeit / nach jhrer Bekehrung zum Christlichen Glauben / der Catholischen Lehr / beygethan gewesen; wie auß den alten Stifftungsbrieffen / vnd Epitaphien / bey S. Niclas Kirchen / so vor 800. Jahren gemacht / vnd gelegt worden / zu sehen. Es hat die Statt einen grossen Marckt / vnd schönes Rathhauß / vnnd stehet auff solchem Marckt ein lustiger Röhrkast / vnnd wolerbawte Häuser / vnnd ist / neben andern vornehmen Gebäwen allda / auch der Salmonsweylisch Hoff zu besichtigen. Die Burgerschafft hat sich / vor dem jetzigen läydigen Krieg / gar wol genehret / feine Gewerb / vnd darunter mit Spitzen / vnd Borten / so in der Menge allda gemacht worden / getrieben. Ist auch viel Durchraisens da gewesen; deßwegen wolbestellte Wirtshäußer zu finden waren. Aber / weil diese lustige Statt / die auff S. Michaels / vnd S. NicolaiTag / Marckt hält / die nächste Jahr hero / bald von dieser / bald von der andern Parthey / eingenommen / vnd besetzt worden / vnnd allerley Vngemach außgestanden / so ist sie / wie leicht zuerachten / in grosses Abnehmen gerathen. Vnd diese Beschreibung ist mehrertheils auß einem An. 1648. im Mertzen / auß Ehingen selbsten / günstig vberschickten Bericht / zum Theil auch auß den Relationen / vnnd mündlicher Erzehlung / genommen worden. Darauff bald hernach / im gedachten 48. Jahr / dieser Orth wider von den Schwedischen außgeplündert worden ist.

Es ist noch ein Ehingen / in Schwaben; davon aber vnten bey Rotenburg am Necker gesagt wird.