Traum und Wahrheit
Traum und Wahrheit.
Das war vor vielen, vielen Jahren,
Daß ich durch dies Gelände zog,
Ein Jüngling, dem von braunen Haaren
Ein froh Gelock das Haupt umflog.
Rings sah ich gold’ne Traumgebilde –
Jedoch den schönsten Traum in – Dir.
In Dir, Du Kind von fünfzehn Lenzen,
Es hing die Welt voll Blüthenkränzen,
Und Alles war mir wie ein Traum. –
Heut abermals durch dies Gelände
Thu’ ich erinn’rungsvolle Fahrt:
Da seh’ ich Herdesflammen glimmen:
Das ist Dein Haus – hier waltest Du:
Da hör’ ich helle Kinderstimmen –
Dein Töchterlein von fünfzehn Lenzen!
Bist Du’s nicht selbst? Ich weiß es kaum:
Nur fühl ich feucht mein Auge glänzen,
Und Alles ist mir wie ein Traum. –
Das ist kein Schatte, rasch zerronnen,
Das ist kein Schein, der schnell entweicht.
Nein, was sich einmal schön vollendet,
Das wird uns nie mehr rückgewendet,
Das ward ein Tropfen Ewigkeit.
Felix Dahn.