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Vermißten-Liste (Die Gartenlaube 1886)

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Titel: Vermißten-Liste
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aus: Die Gartenlaube, Heft 14, 46, S. 254–255, 820
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[254] Vermißten-Liste. (Fortsetzung aus der 1. Beilage zu Nr. 5.)[WS 1]

46) Der Klempnergeselle Otto Ludwig Behr, geb. 27. August 1859 zu Altenberg in Sachsen, sandte die letzte Nachricht aus Kopenhagen 5. April 1883 und ist seitdem spurlos verschollen. Die tiefbetrübte alte Mutter bittet dringend um irgend eine Nachricht über ihren Sohn.

47) Der zu Windhausen in Braunschweig am 23. Oktober 1848 geborene Theodor August Armbrecht ist als Schiffsmann am 18. März 1868 auf dem britischen Schiffe „Willy of Salcombe“ zu Hamburg angemustert und bereits am 4. August desselben Jahres in London abgemustert. Seitdem fehlt jede Nachricht über ihn.

[255] 48) Der Bäcker Johann Gottfried Hammer, zu Klein-Böhlitz bei Mutzschen am 25. Mai 1830 geboren, betrieb in den siebziger Jahren in den russischen Süd-Gouvernements Handelsgeschäfte und hat seit seinem letzten Briefe aus Simferopol (1876) nichts mehr von sich hören lassen.

49) Der Steuermann August Friedrich Wilhelm Brandshagen, am 20. Febr. 1849 zu Uckermünde geboren, ist am 4. April 1882 mit dem Dampfschiff „Aetna“ der Sloman’schen Linie als zweiter Officier nach Melbourne gefahren, trieb dann als Steuermann und als Kapitän auf verschiedenen Schiffen in Australien Küstenschifffahrt und ging zuletzt als Steuermann auf dem italienischen Schiffe „Elvetico“ von Melbourne nach Mauritius, von wo sein letzter Brief (1. Januar 1884) datirt. Seine tiefbetrübte Frau bittet um Nachricht über ihn oder ein Lebenszeichen von ihm.

50) Der Kaufmann Karl Hermann Heinig, 22. Decbr. 1835 in Reichenbach i. Voigtl. geboren, verließ 1867 seine Heimath, um – vermuthlich – nach Südamerika zu gehen. Sein Bruder ist seitdem ohne jede Nachricht.

51) Heinrich Teltschik, Sohn des Erbrichters Heinrich Teltschik, geboren am 20. Januar 1826 in Zauchtel in Mähren, gab aus Budapest im Herbst 1867 die letzte Nachricht von sich und ist seitdem spurlos verschollen. Sein Bruder vermuthet ihn auf Reisen in der Türkei, Afrika oder Amerika.

52) Seit 16 Jahren hat der Metalldreher Johann August Gustav Bernau, geb. 18. Septbr. 1846 zu Roßlau a. d. Elbe, seine Mutter ohne jede Nachricht gelassen. Er war zuletzt in Meißen, vorher in Eylau bei Sprottau beschäftigt.

53) Gustav Adolf Kaden, geb. 7. April 1821 zu Pfeilhammermühle bei Schwarzenberg im Erzgebirge, ging 1843 als Gürtlergesell auf die Wanderschaft und gab 1845 von Kronstadt in Siebenbürgen aus durch einen heimkehrenden Bekannten die letzte mündliche Nachricht, daß er nach Konstantinopel und wenn möglich nach Kleinasien wandern wolle. Seitdem fehlt jede Spur von ihm.

54) Vor etwa zehn Jahren arbeitete der Stellmacher und Wagenbauer Karl Tabat, geb. 2. Juni 1845 in Prämnitz, Prov. Posen, an verschiedenen Orten der Provinz Posen, unter andern auch in Glofno-Putwitz. 1878 ging er nach Berlin, um von dort nach Amerika auszuwandern, und ist seitdem verschollen.

55) Der Malergehilfe Karl August Rudolf Marx, geb. 29. Oktober 1838 in Wohlau, Reg.-Bez. Breslau, ging im Jahre 1856 von Liegnitz aus in die Fremde, gab acht Wochen später Nachricht von Magdeburg und hat seit dieser Zeit nichts wieder von sich hören lassen.

56) Johann Scharnagel, geb. 1. November 1861 in Voitersreuth bei Wildstein, wurde nach seiner Angabe im Oktober 1877 zum k. k. österreichischen Marinedienst einberufen und gab vom Transporthause in Wien seine letzte Nachricht unter der Adresse seines Freundes Josef Lindner in Wien Stadt A. S. poste restante.

57) Seit 17 Jahren ist der Landmann Karl Jochen Wegner, geboren 26. Mai 1824 in Wobbelkow bei Barth in Pommern, verschollen; er war zuletzt in Südrußland in der Nähe des Asow’schen Meeres wohnhaft.

58) Albin Köhler, geb. 15. Oktober 1860 zu Hörselgau im Herzogthum Gotha, trat, nachdem er als Schlosser seine Lehrzeit beendet hatte, ohne die Zustimmung seiner Eltern bei dem Uhrmacher Hermann Köhler in Holzminden im März 1879 in die Lehre, aus der er sich jedoch bereits 30 Tage später heimlich entfernte. Seitdem ist er spurlos verschwunden, und seine so schwer heimgesuchten Eltern bitten dringend um Nachrichten über den geliebten Sohn.

59) Heinrich Anton Strobel, Weber und Markthelfer, geb. 15. April 1847 zu Eschenbach bei Schöneck i. V., zog am 29. Oktober 1877 von Dresden nach Berlin und ist seitdem verschollen.

60) Gustav Klotzsch, geb. 30. September 1850 zu Vockerode bei Dessau, wurde als angeworbener Soldat im April 1874 mit dem Dampfer „Conrad“ von Holland nach Batavia befördert und hat seitdem kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben; eingeschrieben war er in den betr. Listen unter Nr. 71 752.

61) Der Sattler und nachherige Kellner Adolf Otto Kowald, am 2. September 1863 zu Meseritz in der Prov. Posen geboren, reiste im Jahre 1882 nach Melbourne, von wo aus er seinen letzten Brief am 7. Oktober 1882 an seine Angehörigen schrieb.

62) Gesucht wird anläßlich einer ihm zugefallenen Erbschaft Camillo von Bredow, geb. in Steyr, Ober-Oesterreich, am 6. Januar 1842, verschollen seit 1872, in welchem Jahre er vermuthlich von Hamburg, seinem letzten bekannten Aufenthaltsorte, nach Amerika übersiedelte.

63) Der Matrose Karl Heinrich Robert Stübner, geb. 26. Juli 1862 zu Forst i. d. Lausitz, ging in seinem 16. Jahre zur See. Nachdem er 3 Jahre auf Segelschiffen gefahren, kehrte er nach Forst zurück, ging aber nach einigen Wochen, im Januar 1881, wieder zu Schiffe. Im Juli desselben Jahres schrieb er von Rio de Janeiro, daß er an Bord der „Clara Maria“ gegangen sei und daß es ihm dort sehr gut gefiele. Seit dieser Zeit fehlt jede Nachricht.

64) Eine trostlose alte Mutter sucht ihren Sohn. Derselbe, Karl Thomas Hundterisser, geb. 15. December 1849 zu Münnerstedt bei Kissingen, ging Ende August 1869 nach Hamburg, um als Matrose neue Heuer zu suchen. Von dort schrieb er im September des genannten Jahres, daß er mit dem Schiffe „Borventia“, Kapitän Fock, eine längere Seereise nach Norwegen, Schweden und Mexiko antreten wolle, und seitdem ist kein Lebenszeichen von ihm mehr eingetroffen.

65) Heinrich Ingobert Ettmüller, geb. 1. September 1845 zu Unterstraß, Zürich, ward nach längerem Aufenthalt in Stuttgart, wo er sich litterarisch beschäftigte, Lieutenant in der schweizerischen Armee und stand während der Kriegszeit 1871 bei der Grenzbefestigung von Pontarliers. Später trat er in karlistische Dienste und wurde hier Hauptmann. Zuletzt soll er sich an einem Exporthaus in Paris, welches Handel in Algier trieb, als Associé betheiligt und unter dem Namen Baron von Möllerstein, Rue de l’Arcade, gewohnt haben. Ein Brief seines Bruders vom Jahre 1877 kam mit dem Bemerken „Abgereist, Adresse unbekannt“ als unbestellbar zurück. Sein Bruder bittet dringend um Nachricht.

66) Seit 1876, als er von Düsseldorf aus seine weitere Wanderschaft antrat, ist der Tischlergesell Gustav Hermann Geißler, geb. 7. April 1839 in Bautzen, verschollen.

[820] Vermißten-Liste. Zunächst erstatten wir Bericht über die in Folge unserer Aufrufe Aufgefundenen.

Eine große, aber freudige Ueberraschung hatten wir dem Klempner Textor aus Memel, jetzt in Moskau, zu bereiten, der seinen Vater seit Jahren im ganzen russischen Reiche suchte, während derselbe in der Colonia Esperanza de Santa Fé der südamerikanischen Republik Argentinien als „major domo“ im Hause von Enrique Lehmann lebt, wie uns aus Linares von Otto Naumann mitgetheilt wird.

J. W. Müller aus Arad meldet, daß er seinen längst als todt betrachteten Sohn durch uns endlich in Odessa wiedergefunden habe.

Friedrich Eikermann aus Hannover hat den Seinen aus Schlesien beruhigende Nachricht gegeben.

Ebenso ist die Nachfrage nach Wittwe Olliof erledigt.

Der von seinem Stiefbruder Max Cordes gesuchte Buchbinder Julius Dubois, den eine Wiener Zuschrift nach Triest versetzt, hat selbst seine Berliner Adresse eingesandt.

Eine halbe Freude konnten wir einer hochbetagten Mutter in Schleswig-Holstein bereiten: von den zwei Söhnen, Seeleuten, John und Heinrich Wulf, die wir für sie suchten, hat der eine, Kapitän John Wulf, unsere Aufforderung in der „Gartenlaube“ in Portland (Oregon) gelesen und von da seiner Mutter sofort geschrieben.

Auch der Sohn der Wittwe Golze in Brandenburg ist gefunden; ebenso der Gerber A. Müller aus Leipzig.

Eduard Hainke hat, nachdem er unsere Aufforderung zu Erfurt im nordamerikanischen Staate Wisconsin zu Gesicht bekommen, sofort seine Adresse eingesandt.

Von den Geschwistern Thiele aus Wittenberg, Bruder und Schwester, wurde ersterer, Heinrich Thiele, uns durch Herrn Bernhard Friede in Leipzig als Hausbesitzer zu Bristol in Rhode Island (Vereinigte Staaten) angezeigt.

Schiffsofficier J. H. Scherrl schreibt uns nach seiner Heimkehr, wie sehr er uns dafür danke, daß wir ihn gesucht, und spricht seine Verwunderung darüber aus, daß wir ihn, trotzdem er seinen Aufenthalt unter gewissen Umständen verschwiegen hielt, dennoch gefunden hätten. Er schreibt dies der großen Aufmerksamkeit zu, mit welcher die auf den Südsee-Inseln bei den dort zerstreuten Deutschen verbreitete „Gartenlaube“ gelesen werde.

Herr Bürgermeister Geiger in Illereichen (Bayern) benachrichtigt uns, daß von Karl Vogt endlich, nach vier Jahren, wieder ein Brief bei den Seinen eingetroffen sei, und spricht den herzlichsten Dank derselben aus.

Max Theodor Degen ist infolge unseres Aufrufes zu seiner bekümmerten Mutter zurückgekehrt und Christian Anton Wilhelm Föllger hat seiner Schwester von Cincinnati aus Nachricht gegeben, während G. F. Vor aus New-York endlich seinen Kindern in Schmiedeberg geschrieben hat.

Wir veröffentlichen diese erfreulichen Ergebnisse unserer Aufrufe in der Hoffnung, daß auch die folgende Liste der Vermißten manchen Verschollenen seinen um sein Schicksal bekümmerten Anverwandten zuführen werde:

Fortsetzung aus 2. Beilage zu Nr. 16 dieses Jahrganges.[WS 2]

72) Am 18. August 1870 wurde in der Schlacht bei St. Privat der Hornist Wilhelm Karl Friedrich Ulbricht, geboren am 25. Juli 1852 in Breslau, durch einen Schuß in den Rücken verwundet und an das Feldlazareth abgegeben. Ueber sein weiteres Schicksal ist nichts zu erfahren gewesen; er ist spurlos verschwunden. Seine tiefbetrübten Angehörigen hoffen, daß sich unter den Lesern der „Gartenlaube“ vielleicht einer befindet, der ihnen Auskunft über den Verbleib des Vermißten zu geben vermag.

73) Franz Simmet, geb. den 13. November 1844 zu Wien, zuletzt Maschinenführer bei der Franz Josefs-Bahn, stationirt in Krems, Nieder-Oesterreich, verließ seine Familie am 27. Februar 1872, ohne daß es bisher gelungen wäre, über sein Verbleiben einen sichern Anhaltspunkt zu gewinnen. Wahrscheinlich hat er sich nach Amerika gewendet, da er Geld und seine Papiere mitgenommen.

74) Eine arme, bekümmerte Frau mit zwei Kindern sucht ihren seit 1883 verschwundenen Mann. Derselbe, am 10. Juni 1840 in Ober-Boihingen in Württemberg geboren, heißt Christian Koch, ist Eisenbahnarbeiter und verließ 1878 seine Frau. um in Konstantinopel Arbeit bei den Bahnbauten zu suchen. Sein letzter Brief ist vom Juni 1883 aus Belgrad datirt. Seitdem fehlt der trauernden Frau jede Nachricht von ihrem Mann. Alle Nachforschungen auf den Bahnen Serbiens blieben ohne Erfolg.

75) Der Fabrikschlosser Xaver Brandl, am 2. Februar 1865 in Hirschling bei Mallersdorf geboren, wird von seiner Mutter, die seit März 1884 keine Nachricht von ihrem Sohne erhalten hat, dringend um ein Lebenszeichen gebeten.

76) Johann Daniel Gustav Albold, geb. 8. Juli 1843 in Erfurt, gab als Steuermann des englischen Schiffes „Oribe“, Kapitän Irving, aus Port Elisabeth am 3. December 1871 seinen Eltern die letzte Nachricht, laut weicher er auf einem andern Schiffe, dessen Namen und Kapitän er jedoch noch nicht bezeichnen konnte, nach Philadelphia gehen wollte. Der alte Vater des Verschollenen ist inzwischen gestorben; die Mutter möchte wenigstens Gewißheit über das Schicksal ihres Sohnes haben.

77) Der Matrose Johann Friedrich Wilhelm Schiller, geboren 2. Februar 1858 in Mittel-Lobendau bei Liegnitz, schrieb am 2. September 1881 von Hamburg an seine Eltern, daß er Ende desselben Monats nach England zu gehen gedenke. Seitdem sind seine tiefbetrübten Eltern ohne jede Nachricht von ihrem Sohne.

78) Christian Theodor Nikolaus Holst, Sattler, geb. 1. December 1838 zu Groß-Königsförde in Schleswig-Holstein, wanderte vor vielen Jahren nach Paris aus und hat seit 1869 nichts mehr von sich hören lassen.

79) Der Tapezierer Moritz Giselbreth, geboren am 14. December 1858 in Linz, verließ 1879 seine Vaterstadt und hielt sich dann kurze Zeit in Gerona und Barcelona auf. Seit jenem Jahr ist er spurlos verschwunden.

80) Ludwig Ebner, magyarisirt im Jahre 1862 in Liuz Endrényi, geb. 20. April 1826 zu Pécska im ungar. Komitat Arad, war im Jahre 1860 Kaufmann in Arad, fuhr am 4. Januar 1864 von Genua mit der Gennefer Barke „Katharina prima“ nach Rio de Janeiro, ging von dort in die Kolonie Blumenau Prov. St. Katharina und wurde am 1. April 1864 in Itahay, 3¼ Stunden von Blumenau entfernt, kolonisirt. Im September 1865 nahm er Officierdienst in der brasilianischen Armee und ward 1866 Kommandant des deutschen Kontingents I. Bataillon aus der Provinz St. Katharina. Am 25. Juni 1870 ging er von Rio de Janeiro mit dem Schiff „City of Limerick“ nach Antwerpen mit 17 Stück wilden Thieren. Am 18. September 1870 reiste er von London nach Liverpool und von dort am 20. September nach Rio de Janeiro mit 400 Stück Kanarienvögeln, 1 Hyäne und 2 Himalaja-Bären. Von Liverpool datirt seine letzte Nachricht; seitdem ist er verschollen.

81) Am 5. December 1883 Abends 6 Uhr entfernte sich Franz Kunkel aus dem elterlichen Hause in Klein-Krotzenburg (Hessen) und ist seitdem spurlos verschwunden. Er ist am 17. December 1857 in jenem Orte geboren, diente mehrere Jahre im Großherzogl. hessischen Artilleriekorps und war Landwirth von Beruf.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zum Anschluss an „Vermißte (Die Gartenlaube 1885)“ müsste diese „1. Beilage zu Nr. 5.“ die lfd. Nummern 15 bis 45 umfassen. Sie liegt aber nicht vor.
  2. Zum Anschluss müsste diese „2. Beilage zu Nr. 16.“ die lfd. Nummern 67 bis 71 umfassen. Sie liegt aber nicht vor.