Vogeldiebe im Verhör
[536] Vogeldiebe im Verhör. (Zur Abbildung, S. 533.) Eine Episode aus dem Kinderleben, die uns heute der Maler mit dem Tacte eines feinen Naturbeobachters vorführt! Große Freude gab es wohl in der Gesellschaft der Kleinen, als sie im niedrigen Buschwerk ein Nest mit jungen Vögeln fanden. Sofort machte der älteste Knabe von dem Recht des Stärkeren Gebrauch, und ohne Rücksicht auf das klagende Geschrei des aufgescheuchten Elternpaares ließen sich die kleinen Räuber auf dem umgestürzten Baumstamm nieder, um gar interessante Naturstudien zu machen. Aber keine Schuld auf Erden bleibt ungesühnt, und „das Verhängniß schreitet schnell“. Noch waren sie in die Betrachtung der nackthalsigen Geschöpfe vertieft, als der Herr Jäger mit seinen grimmigen Hunden, die bald nach den Kindern, bald nach dem Neste schnoberten, zornmüthig daherkam, und was da weiter erfolgte, das lehrt uns das wohlgelungene Bild Böker’s: Das Vogelnest wurde an seinen ursprünglichen Ort gebracht, und die gemaßregelten Kinder trabten eiligst nach Hause, mit dem festen Vorsatz, das Familienglück der befiederten Sänger nie wieder zu stören. So wird seltsamer Weise der Jäger, der Erzfeind der Thiere, oft zu ihrem Beschützer.