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Vogelherzen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: J.
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Titel: Vogelherzen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 564
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[564] Vogelherzen. Man spricht so oft von dem „kleinen“ Vogelherzen und hebt mit Bewunderung hervor, wie viel Liebe und Leidenschaft darin wohne. Auch die Naturforscher bewundern das Vogelherz; nur erscheint es ihren Blicken nicht klein, sondern ungewöhnlich groß. Es muß ja alles mit richtigem Maß gemessen werden und das Maß für die Größe eines Herzens ist sein Gewicht, verglichen mit dem Gesammtgewichte des Körpers, durch den es das Blut treibt. In diesem Verhältnis betrachtet, erscheint nun das Vogelherz weit größer als das Menschenherz. Je mehr der Körper arbeitet, desto mehr wird auch das Herz in Anspruch genommen. Und der Vogel zählt ohne Zweifel zu den beweglichsten und leistungsfähigsten Geschöpfen; er fliegt, läuft, springt und schwimmt. Dabei überholt die Schwalbe den Eilzug, der Haubentaucher hält im Schwimmen „Schritt“ mit dem Dampfschiff und der Falke trägt die bis 11/2 Kilo schwere Beute hoch in die Lüfte, ohne daß seine Flugkraft und seine Schnelligkeit Einbuße erlitten. Nach einer Berechnung des berühmten Vogelkundigen Marey verrichtet eine Möwe, die nur 623 Gramm wiegt, in der Sekunde 3,8 Kilogramm Arbeit; ein 75 Kilogramm schwerer Mensch müßte, um seiner Größe entsprechend dieselbe Leistung zu vollbringen, 460 Kilogramm in der Sekunde 1 Meter hoch heben. Versucht er es, arbeitet er als Athlet, so wächst sein Herz übermäßig. Kein Wunder also, daß die beweglichen Vögel ein für ihre Körpermaße auffallend großes oder schweres Herz besitzen.

Im Durchschnitt wiegt das normale Herz beim Menschen 5 Tausendstel des Gesamtgewichtes des Körpers, oder die Herzgröße beträgt, wie man sich ausdrückt, 5 aufs Tausend des Körpergewichts. Jüngst hat nun Dr. Carl Parrot die Herzen verschiedener Tiere und Vögel gewogen und, in Tausendsteln des Körpergewichts ausgedrückt, folgende Durchschnittszahlen erhalten: Die Herzgröße beträgt 4,52 beim Schwein, 4,59 beim Rind, 6,01 beim Schaf, 6,31 beim Pferd; die Haustiere stehen also in dieser Beziehung dem Menschcn ziemlich nahe. Das wilde, viel herumlaufende Reh besitzt ein schwereres Herz von 11,5. Die meisten Vögel übertreffen aber in dieser Hinsicht alle bekannten Tiere. Die Herzgröße der Brieftaube beträgt 12,25, die des Haussperlings 16,22, des Baumfalken 16,98 und das Herz der Singdrossel wiegt gar 25 Tausendstel des Gesamtgewichts des Vogelkörpers; folglich ist das Herz der Singdrossel im Verhältnis fünf mal so groß wie das des Menschen. J.