Vorwort (Epistolae Dante)
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Die Sammlung der größtentheils in lateinischer Sprache geschriebenen Briefe Dante’s ist noch immer sehr klein, obgleich sie sich bis jetzt bis auf vierzehn vermehrt hat, von denen nur ein einziger unecht zu sein scheint. Noch vor 50 Jahren war nur einer vorhanden, der letzte in dieser Sammlung, der ausführlichste zwar, aber weniger ein Brief als eine Abhandlung, eine Einleitung in die göttliche Komödie und insofern wichtig, über das Leben des Dichters jedoch wenig Licht verbreitend. Im Jahre 1790 machte Dionisi den von der Charakterkraft und dem edlen Stolze Dante’s das herrlichste Zeugniß gebenden Brief an einen Florentinischen Freund bekannt; es ist der dreizehnte in dieser Sammlung. Außerdem gab es nur noch Uebersetzungen von zwei Briefen an den Kaiser Heinrich VII. und an die Fürsten Italiens bei des Ersteren Ankunft in Italien. Die jetzige Vermehrung derselben verdanken wir dem Herrn Professor Witte, der in Italien vor wenigen Jahren mehrere entdeckte, nachdem er schon im Jahre 1827 die damals vorhandenen herausgegeben hatte. Von seinem Funde hat er in den [162] Blättern für literarische Unterhaltung, 1838, Nr. 149–151 Nachricht gegeben. Fraticelli nahm sie in seine Sammlung der Werke Dante’s auf, und Torri wiederum in die seinige, welche im vorigen Jahre (1843) in Livorno erschien. – Es ist zu hoffen, daß bei dem Eifer, der gegenwärtig besonders die Deutschen, und nächstdem die Italiener für Dante beseelt, die Zahl der Briefe sich bald vermehren werde.