Weinlese im Kloster

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Titel: Weinlese im Kloster
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 684–685, 692
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[684–685]

Weinlese im Kloster. Nach dem Oelgemälde von Eduardo Grützner.

[692] Weinlese im Kloster. (Mit Abbildung Seite 684 und 685) Wenn Eduard Grützner uns in der Nähe eines Klosters winkt, so folgen wir ihm unbedingt; denn wir sind von Haus aus überzeugt, daß er uns etwas Sehenswerthes zeigen wird. Auch nicht ein einziger unserer Leser bleibt in solchem Falle wohl zurück, seitdem wir mit ihm eine baierische Klosterbräustube besucht haben (1870, S. 413) und dann an seiner Hand zu Mephisto hinter die Coulissen geschlichen sind (1872, S. 65), vor Allem aber, seitdem Karl Stieler den Künstler als „Unsern Falstaff-Maler“ uns vorgestellt und (1878, S. 659) seinen Lebens- und Bildungsgang erzählt hat.

Diesmal gewährt Grützner uns den Einblick in das bunte Treiben der Weinlese in einem Klosterkeller. Der Meister hat in diesem Bilde alle Vorzüge seines humoristischen Griffels leuchten lassen und mit echter Künstlerhand in der gruppenreichen Scenerie scharfe Contraste und sprechende Gestalten in das rechte Licht gestellt, und zwar nicht wie eine lose Phantasie sie schafft, sondern wie das Leben sie darbietet. Selbst die Hauptgruppe des Bildes, der die Trauben segnende Abt, läßt die ernste Handlung nicht ohne ein Streiflicht der Heiterkeit: der Kellermeister, der im Schweiße seines Angesichts die Trauben in der Schale des schönen Kindes als besonders segenswürdig zu empfehlen scheint, und der Alte, der das freudenhelle Gesichtchen des Mädchens anlacht, lassen den Humor nicht von der Stelle weichen. Eine zweite Gruppe des Vordergrundes bilden die schmucke Winzerin, die der Alten eine Bemerkung zuflüstert, deren Inhalt Jedermann zu errathen freisteht, und der greise Klosterbruder, dessen Eselein eine Doppellast von Trauben herbeigeschleppt hat. Aus dem Hintergrunde tritt uns überall fröhliches Treiben und Schaffen entgegen, das sich selbst erklärt. Nur das Gesellschäftchen bei dem Fasse zur Linken des Bildes kommt uns zweideutig vor: Most trinken die Leute offenbar nicht; es scheint an leeren Fässern für den neuen Erntesegen zu fehlen, und der Eifer des Mannes am Faß, die vielen Humpen zu füllen, könnte demnach auf einen besonders einladenden Berufszweck der ehrenwerthen Versammlung hindeuten. – Unsere frommen Altvordern waren kluge Leute: sie sorgten mit gleicher Gewissenhaftigkeit für die himmlische wie für die irdische Seligkeit; sie hielten standhaft auf reinen Glauben und auf – reinen Wein.

„So bannen die zwei Starken
Der Menschen Ungemach,
Und wenn der eine schwach wird,
so hilft der andre nach.“