Weinsegen
Heut athm’ ich mit den Sommerlüften
Die allerfeinsten Würzen ein,
Ich kenne dieses seltne Düften:
Heut blüht der echte Klosterwein.
Zum ersten Liebesmahl der Abt,
Der mit dem theuern Christenglauben
Uns öde Heiden einst begabt.
Das Kloster, längst ist’s schon verschwunden,
Doch steigt in diesen Mittagsstunden –
So heißt’s – der erste Abt empor.
Nicht will er zu der Lese kommen,
Wo wild die Kelter überschäumt,
Wann mystisch süß die Blüthe träumt.
Was dort? Wer öffnet still das Gatter?
Berauscht die starke Würze mich?
Ein wallend blankes Rockgeflatter
Es ist der Abt. Ich sehe bücken
Das edelgreise Haupt ihn dort,
Die frechen Nachbarskinder drücken
Sich schleunig durch die Hecke fort.
Die jungen Schoße licht und grün,
Sein Angesicht ist voller Güte
Und voll von herzlichem Bemühn.
Hochwürden blickt so hell und heiter,
Er wandelt zu den Stufen weiter
Und geisterleicht ersteigt er sie.
Schon auf des Weinbergs Höhe schreitet
Er bei dem kleinen Winzerhaus.
Die Geisterhände mächtig aus.
Er segnet seine Klosterreben,
Sein eigen vielgeliebtes Kind,
Uns Ketzer segnet er daneben,