Widmung (Werfel)
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Widmung
Du Tausendfache; die du bist und nicht.
Du Taggestalt, du letztes Nachtgesicht.
Du, die ich oft in vielen Frauen weiß
Und die erkannt, flieht den Erscheinungskreis.
Das Haus, das selbst mich faßt, treu überdacht.
Die tags auf Straßen mir vorüberfliegt
Und nachts im Antlitz eines Krüppels liegt.
Die fern mir sitzt im goldnen Strandcafé
Die mich auf manchem aufgelösten Ball
Bestürzt mit ihres Da-Seins Wasserfall.
Vom Tag verbannt, im Traume doppelt nah,
Traumloser Nacht, im luftigen Mittag da.
Und die mich faßt, wenn dich mein Herz vergißt.
Du, mir Geschick zu schwerem Zweck bestimmt,
Daß ziellos mein Gefühl kein Ende nimmt.
So jauchz’ ich jetzt, weil sie dich nicht bezwingt,
So jauchz’ ich jetzt, daß, der dich doch nicht kennt,
Dich jeder Schmerz mit einem Namen nennt.
Daß diese Brust, bei jedem Schlag und Stich
– Die dich nie hielt – noch flüstert: ’s ist für dich!
Daß ich in grenzenlosen Nächten mich allein
Durch alle Betten dieser Erde wein’.