Wieviel trank ein alter Römer auf einmal

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Textdaten
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Autor: K. B.
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Titel: Wieviel trank ein alter Römer auf einmal
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 131
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[131] Wieviel trank ein alter Römer auf einmal? Wir finden in der Naturgeschichte des älteren Plinius im 14. Buch eine sehr interessante Abhandlung über den Weinstock, den Weinbau und den Weinverbrauch in der Zeit der römischen Kaiser. Wir erfahren unter anderem daraus, daß die Sitte, den weißen Wein mit Pinienharz zu versetzen, das ist zu pichen oder zu refiniren, wie wir solche bei den heutigen Griechen finden, damals schon in weiter Ausdehnung herrschte. Zum Schlusse erzählt uns denn auch noch Plinius von den größten Weinschwelgern seiner Zeit. Das damals übliche Weingefäß war der Congius. Er enthielt etwas mehr als ein Liter. Die größten Pokale aber hielten drei Congius oder 972/100 Liter, oder rund 10 Liter jetzigen Maßes. Einen solchen Pokal von 10 Liter schweren Weines konnte damals Novellius Torquatus auf einen Zug und ohne abzusetzen austrinken. Der Kaiser Tiberius, der selber in seinen jüngeren Jahren ein großer Weinschwelger gewesen, wohnte einer solchen Trinkprobe in höchsteigener Person bei, und Plinius unterläßt nicht zu notiren, daß gedachter Trinkkünstler, welcher den Ehrennamen Tricongius (oder Zwölfflaschen-Mann) führte, sich einer hohen Achtung erfreute (!) und alle Ehrenstellen, vom Prätor bis zum Prokonsul hinauf, bekleidet hatte; sowie ferner, daß „er beim Trinken weder Athem holte noch ausspuckte, und niemals in dem Becher so viel zurückließ, daß diese Tropfen, wenn man sie auf die Tafel ausspritzte, ein Geräusch machten.“ (Auf diese Art machte man damals die „Nagelprobe“.) Neben dem Novellius Torquatus war als Trinker berühmt der Sohn des Redners und Staatsmannes Marcus Tullius Cicero. Dieser junge Marcus studirte in Athen und vertilgte dort Unmassen von Falerner- und Chierwein, während er seinem Vater nach Rom schrieb, wie er ohne Unterlaß die gelehrtesten Rhetoren frequentire und sich sehne, demnächst mit dem Herrn Papa sich über Philosophie und sonstige Wissenschaften zu unterhalten. So weit wie Torquatus aber vermochte es der junge Cicero doch nicht zu bringen. Er war kein Tricongius, sondern nur ein Bicongius das heißt er konnte nicht zwölf, sondern nur acht Flaschen auf einmal austrinken. Nicht minderen Ruhmes erfreute sich Marcus Antonius, der Feind und Mörder des großen Cicero. Indessen schämte sich Antonius durchaus nicht seines Trinkens, sondern schrieb eine dasselbe verherrlichende Schrift, welche er kurz vor der Schlacht bei Aktium herausgab. Man sieht daraus, wie sehr diese Römer die heutigen Engländer übertreffen, welche ihren Fox, um auszudrücken, wie außergewöhnlich viel er trank, als den „Sechs-Flaschen-Mann“ bezeichnen. Was will Fox sagen gegen den Tricongius Torquatus, von welchem Plinius versichert, daß er die zwölf Flaschen in einem Zuge schlürfte, dabei aber „noch ebenso viel in kleineren Zügen nachtrank und doch seine Morgenwache gewissenhaft versah“! Die Schrift des Marcus Antonius ist uns leider verloren gegangen. K. B.