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Zauber-Kräuter kochen

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Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Zauber-Kräuter kochen
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 182–183
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
fertig
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[182]
119.
Zauber-Kräuter kochen.
Bräuner’s Curiositäten S. 58–61. aus mündlicher Erzählung.

Im Jahr 1672 hat sich zu Erfurt begeben, daß die Magd eines Schreiners und ein Färbers-Gesell, die in einem Hause gedient, einen Liebeshandel mit einander angefangen, welcher in Leichtfertigkeit einige Zeit gedauert. Hernach ward der Gesell dessen überdrüssig, wanderte weiter und ging in Langensalza bei einem Meister in Arbeit. Die Magd aber konnte die Liebesgedanken nicht los werden und wollte ihren Buhlen durchaus wieder haben. Am heiligen Pfingst-Tage, da alle Haus-Genossen, der Lehr-Junge ausgenommen, in der Kirche waren, that sie gewisse Kräuter in einen Topf, setzte ihn zum Feuer und sobald solche zu sieden kamen, hat auch ihr Buhle zugegen seyn müssen. Nun trug sich zu, daß, als der Topf beim Feuer stand und brodelte, der Lehr-Junge, unwissend, was darin ist, ihn näher zur Glut rückt und seine Pfanne mit Leim an dessen Stelle setzt. Sobald jener Topf mit den Kräutern näher zu der Feuer-Hitze gekommen, hat sich etliche mal darin eine Stimme vernehmen lassen und gesprochen: „komm, komm, Hansel, komm! komm, komm, Hansel, komm!“ Indem aber der Bube seinen Leim umrührt, fällt es hinter ihm nieder wie ein Sack und als er sich umschaut, sieht er einen jungen Kerl daliegen, der nichts als ein Hemd am Leibe hat, worüber er ein jämmerlich [183] Geschrei anhebt. Die Magd kam gelaufen, auch andere im Haus wohnende Leute, zu sehen, warum der Bube so heftig geschrien, und fanden den guten Gesellen als einen aus tiefem Schlaf erwachten Menschen also im Hemde liegen. Indessen ermunterte er sich etwas und erzählte auf Befragen, es wäre ein großes schwarzes Thier, ganz zottigt, wie ein Bock gestaltet, zu ihm vor sein Bett gekommen und habe ihn also geängstigt, daß es ihn alsbald auf seine Hörner gefaßt und zum großen Fenster mit ihm hinausgefahren. Wie ihm weiter geschehen, wisse er nicht, auch habe er nichts sonderliches empfunden, nun aber befinde er sich so weit weg, denn, gegen acht Uhr habe er noch zu Langensalza im Bett gelegen und jetzt wäre es zu Erfurt kaum halber neun. Er könne nicht anders glauben, als daß die Catharine, seine vorige Liebste, dieses zu Wege gebracht, indem sie bei seiner Abreise zu ihm gesprochen, wenn er nicht bald wieder zu ihr käme, wollte sie ihn auf dem Bock holen lassen. Die Magd hat, nachdem man ihr gedroht, sie als eine Hexe der Obrigkeit zu überantworten, anfangen herzlich zu weinen und gestanden, daß ein altes Weib, dessen Namen sie auch nannte, sie dazu überredet und ihr Kräuter gegeben, mit der Unterweisung: wenn sie die sachte würde kochen lassen, müsse ihr Buhle erscheinen, er sey auch so weit er immer wolle.