Zedler:Orlamünda, oder Orlemünde
Orlamünda, oder Orlemünde, und vor
Zeiten Orlahemünde genannt, eine kleine Stadt
nebst einem kleinen Amt in Thüringen, 3 Stunden
von Rudelstadt gelegen, und in das Fürstenthum Altenburg
gehörig. Bey diesem Ort fällt
der kleine Fluß Orla in die Saale. Das hohe
Berg-Schloß daselbst ist meist wüste, davon sich
vor diesem die berühmten Grafen von Orlamünde
geschrieben haben. Diese letzten hatten nicht nur
einen grossen Bezirck an dem Saalstrom zu ihrer
Beherrschung, sondern besassen auch anderwärts
weitläuffige Länder an der Fränkischen Gräntze
auf dem Fichtelberge. In Thüringen gehörten
ihnen Albersleden , Brembach-Vogtey , Buchfort
oder Buffart, Calaa, Drömlitz, Drößig,
Eberstedt, Hardisleben, Heßler , Hummelshahn,
Jena, Kötendorff, Lösenitz, Madela , Mastedt,
Mellingen, Memleben-Kloster, Neustadt, Orlamünde,
Teutleben, Thondorff, Schauenfort
Schloß, Vippach, Weimar, Wendelstein
Schloß, Wiehe, Willerstedt, Zimmern. Am
Fichtelberge gehörte ihnen Gold-Cronarh , Himmels-Crone
Closter, Weimar, Wittelberg Wiedersdorff,
Weiersberg und Zwernitz. So hattet
sie auch ansehnliche Lehn zu vergeben, dergleichen
die Wangenheimischen Dorffschafften waren.
Den Ursprung ihres Geschlechts führet man von
Wirrekind dem Grossen her. Denn dessen
Sohn, mit ihm gleiches Nahmens, hatte drey
Söhne, unter welchen Friedrich zum Urheber
zum Grafen von Orlamünde angegeben wird.
In den folgenden Zeiten haben sie sich in verschiedene
Linien ausgebreitet. Etliche residirten zu Oralamünde,
andere zu Löwenstein im Voigtlande,
wiederum andere besassen die Herrschafft Wiehe
an der Unstrut, und die vierdte Linie hatte ihren
Hofsitz zu Drößig aufgeschlagen. Nur einige
von den berühmtesten derselben anzuführen, so hat
sich bereits 960 oder 958 Graf Friedrich auf dem
Tournier zu Merseburg bekannt gemacht, allwo
seine Gemahlin Apollonia, gebohrne Gräfin zu
Henneberg, den ersten Danck gereichet. Im
Jahr 1056 bekamen diese Grafen die Marggrafshafft
in Thüringischen Nord- und Ostmarck, und
war Wilhelm der erste, welchem diese Ehre
wiedersahren. Ihm folgte in dieser Würde sein
Bruder Otto I, wiewohl er vorhero dem Ertz-Stifft
Mayntz von allen seinen Güthern den Zehenden
versprechen muste. Als er aber sich wider
den Kayser empörte, wurde er in einem
Treffen in Francken gefangen, und nach Braunschweig
geführt, auch ihm noch dazu die Marggrafschafft
Nord-Thüringen genommen; wiewohl
andere sagen, daß er in dem Treffen gar geblieben
sey. Graf Wichmann ließ sich 1113 wider
Kayser Heinrich V verleiten , und befand sich in
dem darauf erfolgten Treffen, welches vor dem
Kayser ziemlich unglücklich ablieff. Heinrich war
ein vortrefflicher Krieges-Held , und wurde von
dem Herzzoge zu Sachsen, Heinrich dem Löwen,
zum Vormunde des jungen Grafen zu
Holstein, Adolphs III, bestellt, dessen Mutter
Mechtild er auch heyrathete. Sein Sohn,
Albrecht, legte die Proben seiner Tapferkeit
in Preussen wider die Ungläubigen ab, und
wurde 1202 von dem Könige Canuto in Dännemarck,
an statt des verjagten Adolphs III,
aus dem Schaumburgischen Hause, zum Grafen
von Holstein gemacht, und ihm die Belagerung
der Stadt Segeberg aufgetragen, welche
er mit Accord eroberte. Dem folgenden Könige,
Waldemaren, that er gleichfalls wider
die Grafen von Schwerin gute Dienste, ward
aber von denselben gleichfalls, wie Waldemar,
gefangen genommen, und ohngeachtet er alle
Mühe angewandt, auch um Geld aufzubringen,
die Holsteinischen Rechte auf Hamburg
grossen Theils veräussert, muste er doch zulegt
die Grafschafft Holstein Adolphen dem III von
Schaumburg wieder abtreten, Friedrich,
Graf zu Orlamünde, besuchte 1197 den grossen
Tournier Kayser Heinrichs VI zu Nürnberg.
Otto wird von den Hilsoricis ein gewaltiger
Graf genennet. Er stifttete 1280 das Kloster
Himmels-Cron im Voigtländischen Gebürge, und
versahe es mit vielen Einkünfften. Seine Gemahlin,
Agnes, eine Hertzogin von Meran,
soll nach seinem Tode ihre beyden Kinder getödtet
haben. siehe Agnes. Heinrich besuchte
1311 den Tournier zu Ravensburg und
hatte den ersten Rang unter den Grafen. Otto
verkauffte 1336 den Burggrafen zu Nürnberg,
Johannen und Albrechren-Culmbach,
samt der Herrschafft Blassendurg, und dem
Kloster Himmels-Cron. Elisabeth von Arnshag
oder Arnsheimm, war noch übrig aus der
Orlamündischen Stamm-Linie aus Thüringen.
Dieselbe verheyrathete sich an Friedrichen mit
dem gebissenen Backen, den Landgrafen in
Thüringen, und brachte ihm unter andern Gütern
Jena, Cala und Neustadt zu. Herman,
Graf zu Orlamünda und Weimar, konte nicht
wohl vertragen, daß Jena an das Landgräfliche
Haus gekommen, und wolte dahero Landgaf
Friedrichen den Ernsthaften zu Erfurt
spöttisch tractiren. Allein er wurde hierüber
feindlich angegriffen, und ihm alle seine
Schlösser genommen, die ihm endlich doch
Orlamünda ausgenommen, wiederum aus
Gnaden überlassen worden. Johann, Graf
zu Orlamünda, besuchte 1362 den. Tournier zu
Bamberg, und hatte unter den Grafen den ersten
Rang. Sigmund war der letzte seines
Geschlechts, und starb 1447. Ditmar Merseb. Lambert Schaffnaburg,
etc. merwürdige
und auserlesene Geschicht von der Landgrafschafft
in Thüringen. Zeiller topogr. sax. super.
Lucä uralter Grafen-Saal p. 355,
u. ff. etc.