Zum Inhalt springen

Zedler:Paderborn, das Bißthum

aus Wikisource, der freien Quellensammlung


Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
korrigiert
<<<Vorheriger

PADERAE FONTES

Nächster>>>

Paderborn, die Hauptstadt des Bißthums gleiches Namens

Band: 26 (1740), Spalte: 159–163. (Scan)

Paderborn in Wikisource
Hochstift Paderborn in der Wikipedia
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für WP  
Literatur
* {{Zedler Online|26|Paderborn, das Bißthum|159|163}}
Weblinks
{{Wikisource|Zedler:Paderborn, das Bißthum|Paderborn, das Bißthum|Artikel in [[Johann Heinrich Zedler|Zedlers’]] [[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Universal-Lexicon]] (1740)}}


Paderborn. Das Bißthum Paderborn ist von Carln dem grossen, nachdem er die Sachsen überwunden, und selbige zum Christlichen Glauben zu bekehren sich bemühet, 759 gestifftet worden [160] Den Schutz oder die Advocatie über diese neu errichtete Kirche bekam Witekind, Graf von Schwalenberg und Waldeck, bey dessen Geschlecht sie auch bis auf einen Grafen Witekinden geblieben, der sie 1189 vor 300 Marck Silbers an den Bischoff verkaufft. Die Bischöffe sind einander in nachstehender Ordnung gefolget:

  1. Hatamarus, ein Sachse, welchem Carl der grosse das Schloß Iburg, ietzo Driburg genannt, geschenckt, von 795 bis 815.
  2. Baduradus, der die Dom-Kirche vollendet, in der Stadt ein Gymnasium angelegt, Und 836 die Reliquien des Bischoffs Liborii von Mans, von dar abholen lassen, von 825 bis 859.
  3. Luthardus, von 859 bis 886.
  4. Piso, von 887 bis 908.
  5. Theodoricus I, von 908 bis 915.
  6. Unwanus, von 916 bis 935.
  7. Dudo, von 935 bis 960.
  8. Volckmar, von 960 bis 982.
  9. Retharius, unter welchem in dem grossen Brand im Jahr 1000 die Stiffts-Kirche nebst allen Freyheits-Briefen darauf gegangen, von 982 bis 1009.
  10. Meinwercus, ein Sächsischer Graf aus dem Wittekindischen Geschlecht, welcher 1011 die reiche Erbschafft des Westphälischen Grafen Haholti, 1013 das Guth Hernstide und Bernehaus, 1014 die Stadt Morungen, 1017 die Abtey Helmershausen, 1018 das Guth Hammonstadt nebst der Stadt Tribur, 1021 die Grafschafft Warburg und Immedeshausen, und unterschiedene Städte mehr vor sein Stifft erhalten, auch demselben 9 von seinen väterlichen Gütern zugewendet, und die Stiffts-Kirche neu erbauen lassen, von 1009 bis 1036.
  11. Rotho, aus dem Geldrischen Geschlecht der Freyherrn von Buren, von 1036 bis 1052.
  12. Imadus, Meinwerci Schwester Sohn, unter welchem 1058 die Stadt Paderborn, nebst der Stiffts-Kirche abermal abgebrannt, von 1052 bis 1076.
  13. Poppo, aus dem Geschlecht derer von Holdt, von 1076 bis 1084.
  14. Heinrich I, Graf von Aslow, von 1084 bis 1090, in welchem Jahre er nach Magdeburg gieng, und daselbst nachmals Ertz-Bischoff ward.
  15. Heinrich II, ein Graf von Werle, von 1084 bis 1127.
  16. Bernhard I, aus dem Adelichen Geschlecht von Ossede, unter welchem 1133 Paderborn nebst der Dom-Kirche zum drittenmale abbrannte, von 1127 bis 1160.
  17. Evergisus, unter welchem Paderborn zum vierten male abbrannte, von 1160 bis 1178.
  18. Siegfried, von 1178 bis 1186.
  19. Bernhard II, von Ossede, welcher das Schloß Neuhauß anlegte, und die Schutz-Gerechtigkeit abkauffte, von 1186 bis 1203. [161]
  20. Bernhard III, von Ossedo, von 1203 bis 1223.
  21. Oliverus, welcher Cardinal ward, von 1223 bis 1226.
  22. Willebrand, Graf von Oldenburg, auch nachmals Bischoff zu Utrecht, von 1227 bis 1233.
  23. Bernhard IV, von 1233 bis 1254.
  24. Simon I, ein Graf von Schwalenberg, von 1254 bis 1274.
  25. Otto, ein Graf von Rietberg, welcher wegen der Streitigkeiten mit der Bürgerschafft, sein Hoflager zu Neuhauß nahm, da es auch noch jetzo ist, von 1274 bis 1304.
  26. Günther, ein Graf von Schwalenberg, welcher Theodorico, Freyherrn von Iter, das Stifft freywillig abtrat, von 1304 bis 1308.
  27. Theodoricus II, unter welchem der gröste Theil von der Verlassenschafft der ausgestorbenen Grafen von Stoppelberg dem Stifft zufiel, von 1308 bis 1320.
  28. Bernhard V, ein Graf von der Lippe, unter dem die Stadt zum fünften male abbrannte, von 1320 bis 1340.
  29. Balduin, ein Graf von Steinfort, von 1340 bis 1360.
  30. Heinrich III, aus dem Geschlecht der Spiegel von Dessenberg, welcher dem Stift vom Pabst Innocentio VI aufgedrungen ward, von 1360 bis 1378.
  31. Simon II, ein Graf von Sternberg, von 1378 bis 1389.
  32. Ruprecht, ein Sohn Wilhelms, Hertzogs von Bergen, von 1389 bis 1394.
  33. Johann I, ein Graf von Hoya, nachmals auch Bischoff von Hildesheim, von 1394 bis 1399.
  34. Wilhelm, ein Bruder des vorgedachten Ruprecht, welcher das Bißthum dem Ertzbischoff von Cölln Theodorico abtrat, und desselben Schwester-Tochter, eine gebohrne Gräfin von Tecklenburg, heyrathete, von 1399 bis 1415.
  35. Theodoricus III, ein Graf von Moers, zugleich Ertzbischoff von Cölln, von 1415 bis 1436.
  36. Simon III, ein Graf von der Lippe, welcher vom Schlag gerühret ward, und das Bißthum dem Churfürsten von Cölln, Hermannen, abtrat, von 1489 bis 1508.
  37. Hermann, ein gebohrner Landgraf von Hessen, von 1489 bis 1508.
  38. Erich, ein gebohrner Hertzog von Braunschweig, zugleich Bischoff von Oßnabrück und Münster, unter welchem die Protestantische Lehre von vielen angenommen ward, von 1508 bis 1532.
  39. Hermann II, ein gebohrner Graf von Wied, zugleich Churfürst von Cölln, welcher die Protestanten hart verfolgt, von 1532 bis 1547.
  40. Rempertus, aus dem adelichen Geschlecht von Kersenbrück, welcher nach Absterben des letzten Grafen von Pyrmont, Philipps, auf diese Grafschafft Anspruch machte, aber [162] weiter nichts erhielt, als daß er und seine Nachkommen den Titel davon führen mögen, von 1547 bis 1567.
  41. Johann II, ein Graf von Hoya, zugleich Bischoff von Münster und Oßnabrück, von 1568 bis 1574.
  42. Salentin, ein Graf von Isenburg, welcher auch zugleich Churfürst von Cölln gewesen, zuletzt aber das Bißthum niedergelegt und geheyrathet, von 1574 bis 1577.
  43. Heinrich IV, ein Hertzog von Sachsen-Lauenburg, zugleich Ertzbischoff von Bremen, und Bischoff von Oßnabrück, welcher der Protestantischen Religion zugethan gewesen, von 1577 bis 1585.
  44. Theodor oder Dietrich, ein Freyherr von Fürstenberg, welcher die Protestanten im Stifft ausgerottet, und die Stadt Paderborn völlig unter das Joch gebracht, (siehe den folgenden Artickel, und Fürstenberg, Theodorus) von 1585 bis 1618.
  45. Ferdinand, ein Hertzog zu Bayern, zugleich Churfürst zu Cölln, Bifchoff von Lüttich, Münster und Hildesheim, von 1619 bis 1650.
  46. Theodor Adolph, ein Freyherr von Reck, von 1650 bis 1661.
  47. Ferdinand, ein Freyherr von Fürstenberg, welcher die Alterthümer vom Stifft gesammlet, und solche unter dem Titel monumenta Paderbornensia herausgegeben, auch sich mit den Grafen von Waldeck dahin verglichen, daß nach derselben Abgang, die Grafschafft Pyrmont an das Stifft fallen solte, von 1661 bis 1683.
  48. Hermann Werner, ein Freyherr von Metternicht, von 1683 bis 1704.
  49. Franciscus Arnold, ein Freyherr von Metternicht, zugleich Bischoff zu Münster, von 1704 bis 1718.
  50. Clemens August, Hertzog zu Bayern, zugleich Churfürst zu Cölln etc. welcher 1719 am 27 Mertz zum Bischoff von Paderborn erwählet worden.

Dieses Bißthum gehöret unter den Ertzbischoff von Mayntz. Es liegt in dem Westfälischen Kreyse, und hat die Grafschafft Lemgow und Pyrmont gegen Mitternacht, das Hertzogthum Braunschweig gegen Morgen, die Landgrafschafft Hessen gegen Mittag, und das Bißthum Münster samt den Grafschafften Lippe und Ravensberg gegen Abend. Der Umfang dieses Bißthums ist nicht so gar übrig groß, das Land aber ist fruchtbar. Es sind hohe Berge darinnen, in welchen es Eisenwercke giebt. Diese Gebürge scheiden das Land in 2 Theile. Das Theil gegen Abend bestehet aus schönen Ebenen, die von den Flüssen Lippe, Alme und Hastenbeck benetzet werden. Das, so gegen Morgen liegt, ist nicht so eben, hat aber einen, Uberfluß an Wiesewachs und Getraide; die Flüsse Dymel und Neete gehen da hindurch und fallen alsdenn in die Weser. Es werden in diesem Stifft 25 Städte, 20 Schlösser und Vogteyen, 16 Klöster und 54 Pfarren gezählet. Unter den Städten sind nebst der Hauptstadt Paderborn, Libspring, Soltkatten, Bueren, [163] Wunneburg, Sualenburg, Warburg, Borcholte, Beveringen, Brackel u. a. m. Ohne vorgedachte Flüsse sind noch die Weser, Becke, Emmer, Ems und Grune. Zu Soltkotten macht man Saltz, und zu Schmechten, Driburg, wie auch an andern Oettern hat es bewährte Sauer- und Gesundbrunnen. Es sind auch in diesem Stifft diejenigen Felder, wo Arminius Quintilium Varum geschlagen, und die freyen Deutschen von dem Römischen Joch erlediget, desgleichen viele andere Merckmahle der alten Deutschen Tapfferkeiten und Heldenthaten. Solche Oerter hat Bischoff Ferdinand, Freyherr von Fürstenberg, mit Denckmahlen und Uberschrifften auszieren lassen, und nachgehends, durch den Druck bekannt gemacht.

Das Capitul allhier bestehet aus 24 Capitular-Herren, darzu keiner angenommen wird, der nicht 21 Jahr alt ist, auf einer ausländischen Universität in Franckreich und Italien studiret, und seine 16 adeliche Ahnen beweisen kan. Die hohen Capitular-Aemter sind die Probstey, Decanat, Tumsängerey, Seniorat, Probstey zu Bußdorff, Scholasterey, Cellariat, Camerariat und Thresoriat. Der Bischoff ist ein Fürst des Reichs, und hat zu seiner Bedienung 6 Erb-Aemter. Die von Spiegel zu Dessenburg sind Erbschencken, die Ritter Sepel Erb-Truchsesse, die Spiegel zu Bekelsen Erb-Marschalle, die Edlen von Schiller Erb-Cämmerer, die von Haxthausen Erb-Hofmeister, und die Ritter von Westphal Erb-Küchenmeister. Das Bischöfliche Wapen ist vierfeldig. In dem ersten und vierten Quartiere, ist im rothen Felde ein güldenes Creutz wegen des Bißthums Paderborn, im dritten und vierten silbernen Felde aber, ein rothes Ancker-Creutz wegen der Grafschafft Pyrmont zu sehen. Der Helme sind 3, deren mittelste die Bischöfliche Mütze, der zur rechten, als der Paderbornische auf einem rothen Küssen ein schwartzes Creutz führet; der zur lincken, als der Pyrmontische hingegen eine Krone träget, in welcher eine güldene oben mit einem Pfauenschwantze gezierte Säule zu sehen ist, durch welche ein unten zugespitzter Balcken, von dem rothen Anrker-Creutze in der Mitte schrägrechts durchgestecket ist, stehet.

Brusch de Episcop. Imhof. N.P. Fürstenb. monum. Paderbornens. Lünig Reichs-Archiv Spicileg. Eccl. 1. 2. 3. th. Part. Special. cont. 1. Kesenbroch Catal. Episcopor. Paderbornens.