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Zedler:Paderborn, die Hauptstadt des Bißthums gleiches Namens

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Paderborn, das Bißthum

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PADERBORNA

Band: 26 (1740), Spalte: 163–165. (Scan)

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Paderborn, lat. Paderborna, Padeburna, Fontes Padeburae, und Tenderium, die Hauptstadt des Bißthums gleiches Namens, liegt in Westphalen nahe bey dem Fluß Lippe, unter dem 29 Grade 2 Minuten der Länge, und unter dem 51 Grade 40 Minuten der Breite, und hat seinen Namen von dem Fluß Pader, welcher unter dem Chor-Altar in der Dom-Kirche entspringet. Zu den Zeiten Carls des grossen ist allhier nur ein groß Dorf gewesen, und dieser Kayser, wenn er in diesem Theil von dem alten Sachsen-Lande gewesen, hat sich daselbst aufzuhalten pflegen. Im Jahr 777 hat Carl der grosse eine allgemeine Zusammenkunfft der Francken und Sachsen allhier gehalten; es sind auch 3 Saracenische Könige aus Spanien, dahin gekommen, [164] und sehr viel Sachsen und Westphalen getaufft worden. Er hat auch damals eine Kirche allda gebauet, St. Salvator genannt, so aber die Sachsen zerstöhret.

Er wolte zwar auch 780 ein Bißthum hier anlegen, weil aber Paderborn damals noch nicht verwahret, noch die Sachsen recht gedemüthiget waren, so war der Bischöfliche Sitz bis 795 auf dem festen Schloß Heristell, 5 Meilen davon an der Weser, und hatten die Bischöffe von Würtzburg Burchard, Maingaudus und Bernulphus, zugleich mit die Obsicht über dieses neue Stifft. Die Kirche zu Paderborn wurde wieder aufgebauet, und weil, nachdem Wittekind getauffet, auch nichts sonderliches mehr zu fürchten war, das Bißthum 795 hieher geleget.

Der erste Bischoff davon war Hatamar. Als 799 Pabst Leo III hieher kam, hat er das Bißthum bestätiget, und den Altar zu Ehren St. Stephans selbst eingeweyhet, auch die von Rom mit gebrachte Reliquien dieses Märtyrers dahin verehret. Kayser Otto II soll ein golden Creutz 60000 Gülden werth hieher geschencket haben. Im Jahr 999 ist die Dom-Kirche samt den Büchern, Privilegien und dem grösten Theil der Stadt im Feuer aufgegangen. Im folgenden Jahre aber hat Kayser Otto III ihre Freyheiten erneuert, daher man sie vor diesem vor eine Reichsstadt gehalten, aber heutiges Tages ist sie nicht mehr in der Reichs-Matricul begriffen, sondern von dem Bischoffe eximiret, weil selbiger wegen der Unruhe, so über der Religion im 16 Jahrhundert entstanden, ihr ihre Freyheit genommen. Desgleichen ist sie ehemals eine fürtreffliche Hansee-Stadt gewesen, so aber nunmehro gleichfalls auffgehöret. Im Jahr 1002 ließ Kayser Heinrich II seine Gemahlin allhier krönen.

Der 10 Bischoff Meynwercus, so zu Anfang des 11 Jahrhunderts allhier gelebet, hat Paderborn mit Mauren umgeben. Unter dem 12 Bischoff, Imado, ist 1058 der Dom, und das gröste Theil der Stadt wieder in die Asche geleget worden, welches auch 1133, 1165 und 1340 geschehen. Im Jahr 1530 als die Stadt anfieng sich der Geistlichkeit zu widersetzen, wurde sie von dem Bischoff Erichen, der ein Hertzog von Braunschweig war, um 2000 Gülden gestraffet, und etlicher Freyheiten beraubet, muste auch versprechen, der Lutherischen Religion nimmermehr Platz zu geben. Als aber die Bürger dennoch etliche Lutherische Prediger zu sich berieffen, hat der nachfolgende Bischoff Hermann, Graf von Wied, Ertzbischoff von Cölln, 1532 gedachte 3 Prediger gefangen nehmen und davon führen lassen, auch 16 Bürger zu Paderborn, so ihre Parthey gehalten, zu enthaupten befohlen, welche aber durch Vorbitte nur mit Gefängniß abgestrafft worden.

Im Jahr 1604 hat Bischoff Theodoricus von Fürstenberg, mit Hülffe des Grafen Johannis von Ostfrießland, durch einen Vergleich die Stadt eingenommen. Als aber der Bürgermeister, Liberius Wichard, selbigen Vergleich, da er auf dem Rathhause verlesen wurde, weil der Bischoff etliche neue Puncte eingerücket, zerrissen; so entstund darüber ein Tumult in der Stadt. Der Landgraf Moritz von Hessen-Cassel, ihr alter Schutzherr, kam [165] ihr zwar mit gnugsamer Macht zu Hülffe; allein zu spät, da schon der Graf Johann mit seinen Völckern in die Stadt gedrungen war. Es wurden also alle, die dem Bischoff zuwider waren, gefangen genommen, gedachter Bürgermeister geviertheilet, die übrigen theils am Leben, theils an ihren Gütern gestrafet, und dadurch die Stadt aller ihrer Freyheiten beraubet, das Stadt-Regiment verändert, und die Kirchen den Jesuiten oder andern Catholischen eingeräumet.

Im Jahr 1615 hat obiger Bischof Theodoricus alleine Universität gestiftet, und im folgenden Jahre eingeweyhet. Im Jahr 1617 fieng dieser Bischof in seinen Landen die Reformation an, und weil die Protestanten keine Hülfe an dem Kayserlichen Hofe erhielten, suchten sie Vorbitte bey den Holländern, so aber vergebens war. Im Jahr 1622 hat Hertzog Christian von Braunschweig, Bischof zu Halberstadt, sich fast des gantzen Bißthums Paderborns bemächtiget, und allhier in der Hauptstadt grosse Beute gemacht, sonderlich von den göldenen und silbernen Bildnissen der Heiligen, darunter fürnehmlich des Heil. Liborii seines von Gold allein 80 Pfund schwer war, daraus er Müntze schlagen lassen. Im Jahr, 1633 ist dieser Ort von Landgraf Wilhelmen aus Hessen, und 1636 von den Kayserlichen beyde mal mit Accord eingenommen worden. Im Jahr 1646 hat er sich an die Schweden und Hessen unter dem General Feldmarschall, Carl Gustav Wrangel, auf Discretion ergeben müssen. Als aber die Hessen vorhatten sie zu befestigen, jagte sie der Bischof von Oßnabrück, Frantz Wilhelm, im December selbigen Jahres heraus. Sie kamen zwar in beyden folgenden Jahren wieder davor, konnten aber nichts ausrichten, und wurde darüber der Friede geschlossen.

Die Stadt ist fein erbauet, und der Boden daherum gut und fruchtbar. Nicht weit von Paderborn liegt das Kloster zur Nien-Herse, Lat. Novae Herisiae, allwo die Nonne Helentrudis als eine Heilige Verehret wird.

Gobelinus Persona' in cosmodr. aet. 6. c. 37. Franc. Irenic. exeges. Germ. 1. 12. Chyträus chron. Saxon. Werdenhagen de rebuspubl. hanseat. P. IV. c. 7. Meteran. de bello Belg. I. 25. Fürstenberg monumenta Paderborn. Schatens annales Paderb. Thuan. I. 131. Ludolfs Schaubühne tom. I. p. 123. 617. Pfeffingers memorab. sec. 17. ad an. 160. &c.