Zedler:Weib, Weibs-Bild, Weibs-Person

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Weib, (Absonderung zwischen Mann und)

Band: 54 (1747), Spalte: 1–42. (Scan)

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Weib, Weibs-Bild, Weibs-Person, Lat. Mulier, oder Faemina, Frantz. Femme, saget man entweder von einem Stande der Verheyrathung, dessen unter den Titeln: Ehestand und Ehe-Weiber, im VIII Bande, p. 360 u. ff. und 402, ingleichen Frau, im IX Bande, p. 1767, gedacht worden ist; Oder von dem Geschlechte, das dem männlichen entgegen gesetzet, und von GOtt gewiedmet ist Kinder zu empfangen, zu tragen, zu gebähren, zu säugen, zu warten, dem Hauß-Wesen vorzustehen, da der Mann mit andern Dingen ausserhalb beladen und beschäfftiget ist. In den Rechten wird mit diesem Worte mehr auf das Geschlecht, als den Stand gesehen, wie in dem Artickel: Weiber-Rechte, mit mehrern gezeiget werden soll. Gleichwie auch der Nahme Weib, oder Männin, gleich in Beschreibung der Schöpffung in dem Verstand vorkommet, da es vor das Geschlecht genommen wird, und ist die Ursache des Nahmens Männin zugleich gezeiget, weil sie von dem Manne genommen und aus dessen Ribben erbauet worden ist, wie 1 Mos. I, 21. zu lesen stehet. Der Deutsche Nahme Weib, oder Wiff, und dergleichen, soll, wie Wachter im Glossar. ausführet, von dem Weben, Wessen, herkommen, indem das Geschlecht sich des Webens von uralten Zeiten her beflissen hat, als einer Sache, die zu Hause und in der Stille verrichtet werden kan, auch nicht eben so grosse Leibes-Krafft, doch Gedult, Nachsinnen und Anhalten erfordert. Der Unterschied des Geschlechtes machet keinen

Unterscheid zwischen Weibern und Männern
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in dem Genusse der Gnade Gottes, als deren das Weibliche eben so wohl, als das Männliche, fähig, daß also in Christo weder Weib, noch Mann ist, und nicht auf solchen Unterschied des Geschlechtes, sondern nur auf ein bußfertiges, gläubiges und frommes Hertz gesehen wird. So solten schon in dem Alten Testamente die Weiber in den Versammlungen, in welchen das Göttliche Gesetz verlesen ward, gegenwärtig seyn, 5 Mos. XXXI, 12.

Weiber bey dem Jüdischen Volcke.
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Ausser dem hatten die Weiber bey dem Jüdischen Volcke gemeiniglich ein ander Zimmer, Gemach und Gezelt, als die Männer, und waren also von den Männern abgesondert, wie aus den Geschichten der Sara, 1 Mos. XVIII, 9. Rebecca, 1 Mos. XXIV, 67. Lea und Rahel, 1 Mos. XXXI, 33 erhellet. Salomons Gemahlin hatte ihren Pallast, 1 Kön. III, 1. XIII, 7. Thamar gleichfalls, 2 Sam. III, 7. Und die Kebs-Weiber Davids, 2 Sam. XVI, 21. Daher wuste dort Bathseba nicht, daß Adonia König geworden war; 1 Kön. I, 8. Die Jüdischen Weiber lagen ferner in ihrer Männer Schooß, 2 Sam. XII, 3. durfften aber ihrer Leichtsinnigkeit und Verwegenheit wegen, kein Zeugniß ablegen. Uebrigens [3] ward bey den Hebräern dieser Unterschied unter den Weibern beobachtet, daß diejenigen, welche keine Freygelassene, sondern leibeigene Mägde waren, zuweilen Kebs-Weiber genennet wurden. Denn jene hatten allein die Ehre, daß sie Ehe- und keine Kebs-Weiber hiessen, wurden auch allezeit für rechte Frauen gehalten: Diese aber hiessen Ischah Pillägäsch, uxor dimidiata, ein halbes Eheweib. Es war zwischen solchen halben Eheweibern und den gemeinen Concubinen und Kebs-Weibern dieser Unterschied, daß jene mit einem Ehe-Vermächtniß und Heyraths-Briefe, (Instrumento dotali) so zu reden, versehen waren, diese aber hatten dergleichen nicht. Welche nun dergleichen Instrumentum dotale hatte, ward auch Ischah, eine Ehefrau, oder Weib, genennet; Die aber dergleichen nicht hatte, die hieß Pillägäsch, ein Kebs-Weib; Wie R. Jehuda, Bechai, Rimchi, und andere mehr, darthun. Von denen Rechten der Ebräischen oder Jüdischen Weiber siehe in dem Artickel: Ehestand, im VIII Bande, p. 377 u. ff. desgleichen Ehescheidung, ebend. p. 354 u. ff.

Weiber bey den Römern.
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Bey den Römern musten die Weiber von verschiedenen Verrichtungen wegbleiben, welche ihnen zu sehen, oder mitzumachen, gar nicht zukamen. Bey dem Gottesdienste des Hercules durfften sie nicht seyn, weil ihm eine Frau, da er gedürstet, einen Trunck Wassers versaget hatte. Sie durfften nicht in denen Comitiis erscheinen, und daselbst ihre Stimmen abgeben, auch sich sonst in Proceß- und andere Sachen nicht mengen. Es war ihnen auch verboten, die Ludos Funebres mit anzusehen, weil daselbst die Fechter nackend rungen; Und hat ehemahls Sempronius seine Frait dieserwegen verstossen. Sie giengen auch nicht mit den Männern zugleich in das Bad, daher man einige warme Bäder vor die Weiber absonderlich hatte, da sie nichts geben durfften. Wenn sie speiseten, so sassen sie sonst zu Tische, nachgehends lagen sie, wie die Männer in Gewohnheit hatten. Sie durfften auch in den ersten Zeiten nicht Wein trincken, damit sie nicht in der Trunckenheit ein grosses Laster begehen möchten, hatten auch den Schlüssel zu dem Wein-Keller nicht. Ja man findet, daß etliche ihre Weiber deswegen gar todt geschlagen haben, und ihnen nichts geschehen ist. Einige stehen auch in den Gedancken, es sey daher gekommen, daß man die Weiber küsse, weil man nemlich riechen wolle, ob sie Wein getruncken hätten, oder nicht. Carl Günther Ludovici in Diss. de ritu osculis eplorandi Romanarum mulierum abstinentiam a vino, lege Romuli sancitam, Leipzig 1733. Man findet auch, daß sie zu Rom mit auf dem Theatro gestritten und auf dem Wagen gefahren haben, welches zu des Domitianus Zeiten aufkam, von dem Severus aber wie dar verboten ward. Von denen Rechten der Römischen Weiber siehe in dem Artickel: Ehestand, im VIII Bande, p. 386 u. ff. desgleichen Ehescheidung ebend. p. 358 u. ff. wie auch Weiber-Rechte.

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Weiber bey den alten Deutschen.
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Bey den alten Deutschen waren sie in sehr grossem Ansehen, so gar, daß sie zu allen Berathschlagungen gezogen wurden, weil man glaubte, es wäre etwas göttliches in ihnen. Bey den Fränckischen Königen hatten derselben Gemahlinnen die Aufsicht über die Cammer-Sachen. Man findet auch nachgehends in vielen Diplomatibus der Kayser, und anderer, daß sie allezeit die Einwilligung ihrer Gemahlinnen mit gemeldet haben.

Stellen der Heiligen Schrifft, worinnen der Weiber gedacht wird.
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In den Heiligen Schrifften geschiehet der Weiber offte Meldung. Als da wird gesagt, daß sie des Mannes Gehülffen, 1 Mos. II, 18. und mit ihrem Manne ein Fleisch seyn solle, v 24. Matth. XIX, 6. Daß sie zum ersten von der Schlange verführet worden sey, 1 Mos. III, 6. und daß ihr Wille dem Manne unterworffen seyn solle, V. 16. 1. Corinth. XIV, 34. Weiber sollen in ihrer Kranckheit nicht berühret werden, 3 Mos. XVIII, 19. 20. Bethören offt die Männer Jud. XIV, 15. Auch der Weisen Hertz, 1 Kön. XI, 3. Die vor der Hütten des Stiffts dieneten, wurden von den gottlosen Söhnen Eli beschlaffen, 1 Sam II, 22. Die Weiber thaten dem Herrn Christo und seinen Jüngern viel Handreichung von ihrer Haabe, Lucä VIII, 2. Beweinen Christum, da er hinaus geführet ward, Cap XXIII, 27. Stehen bey dem Creutze, Matth. XXVII, 55. Sehen wo er hin begraben wird, Marci XV, 47. Bereiten die Specerey und kommen, seinen Leichnam zu salben, Lucä XXIII, 56. Gehen zu dem Ende zu dem Grabe, Matth. XXVIII, 1. Ihnen wird die Auferstehung Christi zuerst verkündiget, v. 5. Die Mutter Christi ist die Gebenedeyete unter allen Weibern, Lucä I, 28. Die übrigen vornehmsten Schnittstellen, wo der Weiber Meldung geschiehet, wollen wir nach der Ordnung kürtzlich erklären.

1) 1 Buch Mose III, 16. Zum Weibe sprach GOtt: Ich will dir viel Schmertzen schaffen, wenn du schwanger wirst: Du solt mit Schmertzen Kinder gebähren, und dein Wille soll deinem Manne unterworffen seyn; Und er soll dein Herr seyn. Es wird dem ersten Weibe, und allein ihren Töchtern, eine dreyfache Sache angekündiget: Einmahl die vielerley Beschwerungen in dem Schwanger seyn; So dann die grossen Schmertzen der Geburt; und endlich die Unterthänigkeit gegen den Mann. Wir wollen sie alle kürtzlich durchgehen. Was demnach erstlich die vielerley Beschwerungen in dem Schwanger-seyn anlanget, so spricht Gott allhier: Ich will dir viel Schmertzen schaffen, wenn du schwanger wirst. Schmertz ist insgemein alles dasjenige, was vornehmlich dem Leibe schmerzet und wehe thut; Hernächst auch alles, was das Gemüthe kräncket und betrübet, indem das Hertz schmerzlich empfindet, was den Leib ängstet und plaget. Und zwar solte es hier kein einfacher, sondern ein vielfältiger Schmertz seyn. Ich will durch vermehren deinen Schmertzen mehren, wenn du schwanger wirst, spricht der Herr. D. i. Ich [5]will dir der unzähligen Ungelegenheit und Beschwerung vielfältig viel machen, und täglich mehren, wenn du schwanger wirst. Es sollen nicht allein grosse, sondern auch viel und mancherley Schmertzen, Jammer, Anstösse und Kranckheiten seyn, es soll immer eine Unlust, ein Wehe nach dem andern kommen, und das soll nun so lange währen, bis zu der Angst-Stunde der Geburt, die gantze Zeit über, als du mit der Frucht gehen wirst. Daß nun diese Drohung Gottes an dem weiblichen Geschlechte wahr geworden sey, dessen brauchen wir keinen Beweiß, ein jedes schwangeres Weib wird es vielleicht mehr als zu viel, erfahren. Plinius macht zwar einige solcher Beschwerungen der Weiber in diesem Zustande, nahmhafft, als: Verdrießlichkeit, Kopffweh, Schwindel, Zahnweh, Augenweh, Geschwulst der Füsse und anderer Glieder, Verschleimung des Magens, Eckel für dem Essen, vielerley unordentliche Gelüste, Reissen und Stechen in dem Leibe, beschwerliche Flüsse, Mattigkeit und Müdigkeit aller Glieder, Ohnmacht, und dergleichen noch vielmehr. Allein diejenigen Weiber, so solchen Stand ausgestanden haben, wissen hierüber die beste Auslegung zu machen, indem sie an sich selbst fühlen, und in der That erfahren, daß Gott wahr geredet habe. Hierzu sollen nun vor das andere die grossen Schmertzen der Geburt kommen, denn also redet Gott weiter: Du solt mit Schmertzen Kinder gebähren. Das solte nun abermahl kein geringer, sondern ein sehr hefftiger Schmertz, ja die allergrösseste Angst von der Welt seyn. Vorher hätte sie zwar auch viele und grosse Schmertze auszustehen, so lange sie auf schwerem Fusse gienge; Allein in der Geburt solten sie weit grösser und empfindlicher seyn, da solte sich erst so wohl der Leib als das Gemüthe, recht ängstigen, sie solte über solchen Schmertzen gar sehr traurig und betrübt seyn. Wie denn das in dem Grund-Texte befindliche Wort: עלב nicht nur einen Leibes- sondern auch Gemüths-Schmertzen, anzeiget; Daher es auch Cyprianus hier also übersetzet: Ich will deine Traurigkeiten und dein Seufftzen vermehren, und in Traurigkeit solt du Kinder gebähren. Daß nun dem abermahl also sey, und diese grossen Schmertzen bey der Geburt nicht ausbleiben, wissen diejenigen Weibs-Personen am besten, so jemahls gebohren haben; Und die klägliche Erfahrung bezeuget gnungsam, wie solche Geburts-Schmertzen offt dergestalt zunehmen, daß zuweilen das Kind, zuweilen die Mutter, zuweilen beyde, darunter verbleichen, und des Todes darüber seyn müssen; Ja, es gehet wohl mannigmahl so schwer zu, daß man gar die Frucht von der Mutter reissen, oder aus Mutter-Leibe schneiden muß. Und was finden sich nicht nach der Geburt, wenn schon die Mutter glücklich erlöset ist, abermahl vor Zufälle, Angst und Schmertzen? Viele kommen gar um ihre Gesundheit, und werden dergestalt in der Geburt verderbet, daß sie darnach ihr Lebtage genug haben. Der Mühe und Sorge nicht zu gedencken, die die Mütter bey Erziehung eines kleinen Kindes haben müssen. Und diese Schmertzen ereignen sich nicht etwa bey gottlosen Weibern allein, sondern auch den den allerfrömmsten; Nicht nur bey den Ungelehrten und Unerfahrnen, sondern auch bey den [6]Weibern der allergelehrtesten Leute; Nicht nur bey geringen und armen, sondern auch bey Weibern der Kayser, Könige, Fürsten und Herren. Denn es bleibet hier bey dem Ausspruche des weisen Lehrers: Es hat kein König einen andern Anfang seiner Geburt: Sondern sie haben alle einerley Eingang in das Leben, und gleichen Ausgang, Weisheit VII, 2. Und das Urtheil Gottes ist nicht nur an dem ersten Weibe vollzogen worden, sondern muß an allen ihren Töchtern zugleich erfüllet werden. Und so ist demnach das andere Stück dieses göttlichen Urtheils über das Weib gewiß das allerschwerste, und hätte einem so schwachen Werckzeuge kaum was grössers und empfindlichers ausgeleget werden können. Darum sagte auch dort Medea bey dem Euripide. Ich wolte lieber dreymahl in der Feld-Schlacht stehen und streiten, als einmahl gebähren. Denn in dem Kriege kömmt mancher unverwundet und ohne Schmertzen davon: Aber bey der Geburt ist Mutter und Kind dem Tode am nächsten, und kommt keine ohne grosse Noth und Schmertzen hindurch. Deswegen stellet auch Gott selbst in seinem Worte die Geburts-Schmertzen als die allergrössesten vor, und wenn er von grosser Gefahr, Angst, Noth, und Hertzleid sagen will, so nimmt er mehrentheils ein Gleichniß von gebährenden Weibern. Will er z. E. grosse Krieges-Noth vorstellen, so spricht er: Alle Hände werden laß, und aller Menschen Hertz wird feig seyn, Schrecken, Angst und Schmertzen wird sie ankommen, es wird ihnen bange seyn, wie einer Gebährerin. Jes. XIII, 7. 8. Also klaget auch Babel selbst über solche Angst, und spricht: Meine Lenden sind voll Schmertzen, und Angst hat mich ergriffen, wie eine Gebährerin, Cap. XXI, 3. Auch die Kirche Gottes führet keine andere Klage über die grosse Noth des Krieges als diese: Gleichwie eine Schwangere, wenn sie schier gebähren soll, so ist ihr Angst, schreyet in ihrem Schmertzen: So gehets uns auch, Herr, für deinem Angesicht. Da sind wir auch schwanger, und ist uns bange, daß wir kaum Odem holen. Noch können wir dem Lande nicht helffen. Cap. XXVI, 17. 18. So stehet auch bey dem Propheten Jeremias: Ich höre ein Geschrey, als einer Gebährerin, eine Angst, als einer, die in den ersten Kindes-Nöthen ist, ein Gsschrey der Tochter Zion, die da klaget, und die Hände auswirfft: Ach wehe mir, ich muß schier vergehen für dem Würgen. Jerem IV, 31. Will Christus die grosse Angst und Betrübniß seiner Jünger mit etwas vergleichen, so geschiehet es unter eben diesem Gleichnisse. Ein Weib, wenn sie gebiehret so hat sie Traurigkeit; u. s. w. Und ihr habt auch nun Traurigkeit, u. f. Joh. XVI, 21. 22. Will Paulus die Angst und Schrecken vor dem jüngsten Tage in einem Bilde vorstellen, so ist es abermahl die Angst einer Gebährerin: Es wird sie alsdenn das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmertz ein schwanger Weib, und werden nicht entfliehen, 1 Thessal. V, 3. So vergleichet auch Luther die allerletzte Noth, da der Mensch mit dem Tode ringet, den Geburts-Schmertzen. Daß man daher genugsam urtheilen kan, wie diese Schmertzen die grössesten. und [7] also nicht leicht auszusprechen seyn. Fragt man hierbey, wie doch wohl dem ersten Weibe bey Anhörung dieses Urtheils zu muthe gewesen seyn möge? So solte man zwar anfangs dencken, daß sie, in Ansehung der grossen und vielen angedroheten Schmertzen, werde sehr bekümmert und verzagt geworden seyn; Allein, wenn wir die Umstände so wohl ihres Zustandes, als dieses Urtheils, recht erwegen, so ist vielmehr zu schliessen, daß sie solches mit allen Freuden angehöret haben wird. Denn sie wuste, daß sie des Todes schuldig, und mit Leib und Seele ewig verlohren war, weil sie das Gebot Gottes muthwillig übertreten hatte; Allein, da ihr die unvermuthete Freuden-Post gebracht, und das tröstliche Evangelium von dem Weibes-Saamen geprediget ward, daß sie sammt ihren Nachkommen, Vergebung der Sünden haben und leben solte, o so wird sie diese Leibes-Schmertzen dargegen nicht geachtet haben, sondern sehr froh gewesen seyn, daß sie an statt der ewigen, nur zeitliche an statt der höllischen, nur leibliche Angst erdulten solle. Sie sahe nun, daß sie es nicht mit einem zornigen Richter, sondern mit einem liebreichen Vater, zu thun hatte, der sie nicht verdammen, sondern selig machen, und nur ein geringes Rüthlein zu kosten geben wolte. Das wird ihr freylich ein überschwencklicher Trost gewesen seyn, und sie wird das liebreiche Vater-Hertz nicht genug zu rühmen und sich darüber zu erfreuen gewust haben: Zumahl, da er selber Schaffer dieser Schmertzen seyn wolte, und nicht zu ihr sagte: Ich will den Teuffel über dich schicken, der soll dir Wehe und Schmertzen genug machen, wenn du schwanger wirst, er soll dich genug martern und plagen; Sondern er versichert sie, daß er es selbst thun wolte, und daß sie sonst nirgends, als von ihm kommen solten. Wie sie denn auch mitten in solchen Geburts-Schmertzen nicht verzagete, sondern vielmehr gutes und fröliches Muthes war, wie bey der Geburt ihres ersten Sohnes zu sehen ist, da sie sich über keine Schmertzen beklagte, sondern mit lauter Freuden ihr Bekänntniß ablegte, und freudig sagte: Ich habe den Mann den Herrn, 1 Mos. IV, 1. Endlich so folgte auch das dritte Stück der Straffe, nemlich die Unterthänigkeit gegen den Mann, und die kündiget ihr Gott in diesen Worten an: Dein Wille soll deinem Manne unterworffen seyn, und er soll dein Herr seyn. Nach dem Hebräischen lautet es eigentlich also: Deine Begierde soll zu deinem Manne gerichtet seyn. Die LXX. Dolmetscher geben es ἀποςϱοφή, deine Zuwendung soll zu deinem Manne seyn, und wollen daher einige die Worte also auslegen, daß der Verstand derselben dieser wäre: Ob du schon mit vielen und grossen Schmertzen schwanger seyn und Kinder gebähren wirst, so wirst du dennoch eine grosse Begierde zu dem Manne haben, und der ehelichen Beywohnung höchst begierig seyn. Allein, wir bleiben vielmehr bey der Auslegung unserer Theologen, die dieses Wort auf den Gehorsam ziehen, daß also Gott so viel sagen wolle: Dein Wille, deines Hertzens Begierde, und was du nur vornehmen, oder in Gedancken fassen magst, das soll nicht zu Wercke gerichtet werden, es gefalle denn deinem Manne; Dem solst du dich unterwerffen, [8]den solst du zum Herrn haben, und ihm in allen Dingen gehorsam seyn. Zwar, wenn der Mensch auch nicht gefallen, wär der Mann doch eben so wohl das Haupt gewesen, sagt Augustinus; Aber hier wird gleichsam ein Dienst angedeutet, und die Herrschafft wird dem Manne eingeräumet, der solte nun die Oberhand über sie haben, und sie solte sich in allem nach ihm richten, wie denn Gott solches nachgehends von neuem geboten, und durch den Apostel Paulus diß Gesetz hat vorschreiben lassen: Die Weiber sollen Unterthan seyn, wie das Gesetz saget, 1 Corinth. XIV, 34. Und an einem andern Orte: Die Weiber seyen Unterthan ihren Männern, als dem Herrn, Ephes. V, 22. Und abermahls spricht er: Ihr Weiber, seyd Unterthan euren Männern in dem Herrn, wie sichs gebühret, Coloss. III, 18. Und anderweit mehr. Und diese Unterthänigkeit und Gehorsam gegen ihre Männer erben nun alle Weibs-Personen von ihrer ersten Mutter; Es ist ein allgemein Gebot Gottes, das nicht etwan das erste Weib allein, oder nur etliche unter dem weiblichen Geschlechte, sondern allen, wes Standes und Würden sie auch seyn mögen, angehet, gleichwie auch vorhin von den Geburts-Schmertzen keine ausgeschlossen ward. Denn Gott macht hier kein Ansehen der Person, ob sie jung, ober alt, arm, oder reich, hohes, oder niedrigen Standes, ob sie eine Kayserin, Königin, Fürstin, oder aber ein gemeines Bauer-Weib sey, u. s. w. Er spricht ohne Unterscheid: Dein Wille, o Weib wer du seyst, soll demem Manne unterworffen seyn, und er soll dein Herr seyn. Man hat zwar unter den Heyden Völckern gefunden, bey denen die Weiber das Regiment geführet, und die Ober-Hand gehabt haben; Wie von den Egyptiern berichtet wird, daß bey denselben die Weiber über die Männer geherrschet, und es gleich in der Ehe-Beredung bedungen haben sollen, daß der Mann nach ihrem Gefallen leben und ihr gehorsam seyn solte. So soll auch bey den Souromatis und Spartanern gleicher Gebrauch gewesen seyn. Es griffen auch wohl bey den Römern die Weiber offt nach dem Regimente, und anderweit mehr. Allein unter Christen und dem Volcke Gottes soll es nicht seyn. Denn da stehet Gottes ausdrücklicher Befehl und Ordnung: Er soll dein Herr seyn. Er soll also das Regiment allein gebrauchen, und es dem Weibe nicht um Ansehens, Hoheit, Reichthums, Schönheit oder anderer Ursache willen, übergeben. Deswegen vermahnet auch Syrach: Laß deinem Weibe nicht Gewalt über dich, daß sie nicht dein Herr werde, Cap. IX, 2. Es muß aber der Mann auch wissen, daß seine Herrschafft nicht in poltern und schlagen bestehe oder er das Weib statt eines Schuh Haders gebrauchen dürffe: Sondern das in dem Grund-Texte befindliche Wort Moschel bedeutet, das er ein freundlicher Regent und Hauß-Vater seyn solle, der sein Weib weißlich zu regieren wisse, sie schütze, vertheidige, ernähre und versorge, wie es Paulus erfordert; Die Männer sollen ihre Weiber lieben, als ihre eigene Leiber, wer sein Weib liebet, der liebet sich selbst, denn niemand hat jemahls sein eigen Fleisch gehasset, sondern er nähret es, und pfleget sein, Ephes V, 28.

[9]2) 5 Mos. XVII, 17. Der König soll nicht viel Weiber nehmen. Nach dem Hebräischen: Er soll sich nicht die Weiber vermehren. Dieses Gebot verstehen die Rabbinen nicht so, als ob der König nur ein Weib, und nicht mehr haben solle; Sondern sie sagen, daß er nicht gar zu viel Weiber nehmen möchte, wie kurtz zuvor von den Rossen befohlen sey, daß er derselben auch nicht zuviel halten solle. Die Zahl der Weiber nun die ein König haben möchte, setzen die Jüden auf achtzehen: Mehr zu nehmen, sagen sie, sey bey ihnen verboten gewesen; Doch habe er dabey die Freyheit gehabt, einer jeden einen Scheide-Brief zu geben, und, an deren Statt, wieder andere zu nehmen: Und was dergleichen mehr ist. Allein solches alles läufft wieder das Gesetz, als welches hier dem Könige keinesweges eine gewisse Zahl Weiber verstattet, über welche er keine mehr haben dürffe; Sondern er verbeut ihm schlechterdings, viel Weiber zu nehmen. Daß sein Hertz nicht abgewand werde, nemlich von dem Herrn, und dessen Gesetz, als welches durch ausländische Weiber gar leicht geschehen konnte, wie Salomons Exempel ausweiset 1 Kön. XI, 4. Hiernächst mochte es mich wohl darum mit vorboten seyn, damit der König nicht, durch Umgang mit vielen Weibern, zu weibisch werden, und also nicht mehr geschickt seyn möchte, Land und Leute zu regieren, oder sonst rühmliche Dinge auszuführen. Ueberdiß auch, damit das Volck nicht dem Exempel des Königes folgen, und in gleicher Wollüstigkeit, oder Lust-Seuche, leben möchte. Ja endlich, damit nicht, wegen der Menge der zu vielen Königlichen Weiber und von ihnen erzeugten Kinder, die Unterthanen mit gar zu grossen Gaben beleget werden möchten.

3) Jesaiä XLIX, 15. Kan auch ein Weib ihres Kindes vergessen? Woher mag es doch kommen, daß gemeiniglich Mütter eine zärtere Liebe zu ihren Kindern, als die Väter, haben? Des Aristoteles Gedancken sind nicht zu verwerffen, welcher es zweyerley Ursachen zuschreibet, indem er saget: "Die Kinder werden mehr von ihren Müttern geliebet, wiel ihnen derer Geburt nicht nur sauer ankömmt, sondern sie auch besser, als die Väter, wissen, daß sie die ihrigen seyn." Wir lassen dieses anjetzo unangefochten: Denn, weil die Kinder denen Müttern säurer ankommen, als den Vätern, indem ein Vater sein Kind durch Lust im Beyschlaff zeuget, Weißheit VII, 2. so der armen Mutter hingegen versaltzen wird; So ist auch nachmahls die Liebe desto grösser, je säurer ihr Kind zu gebähren und zu erziehen ist. Da ferner ein Vater von seinem Kinde nicht gewiß sagen kan, daß es seine sey, sondern es nur auf die Treue seines Ehegattens ankommen lassen muß; So ist hingegen eine Mutter gewiß, daß es ihr Kind sey, daß sie es, und nicht eine andere, zur Welt gebohren hat. Allein diese Muthmassungen scheinen nicht gnugsam zu seyn; Vielmehr ist zu urtheilen, daß es daher rühre, weil eine Mutter zu ihrem Kinde mehr, als wohl der Vater beyträget. In ihrem Leibe wird es empfangen, aus ihren Bluts-Tropffen empfähet es das Wesen, und liegt es in die 9 Monat unter ihrem mütterlichen Hertzen, mit welchem es demnach [10]mehr Gemeinschafft hat, und daher auch lieber von den Müttern gehalten werden muß. Dieses wird ςοϱγὰι genannt, welches natürliche Bewegungen des Hertzens (Motus naturales cordis) sind, und mit welchen es also bewandt ist, daß sich dieses mit einem solchen Bluts-Verwanden entweder freuet, oder betrübet.

4) Joh. II, 4. Weib, was hab ich mit dir zu schaffen? Anderweit hören wir, daß Jesus seinen Eltern Unterthan gewesen, Lucä II, 51; Allein nun war er ein anderer Mann, den seine Mutter selbst, als den Herrn des vierdten Gebotes, zu respectiren hatte; Er hatte nun, als der Meßias, sein Amt angetreten, und da hatte das mütterliche Befehlen ein Ende. Mit was Ehrerbietung begegnete nicht Salomo, als ein Sohn, seiner Mutter Bathseba? Doch, da er als ein Konig mit ihr reden muste, lautete es gar anders, 1 Kön. II, 19. 22. Neumeister giebt denenjenigen nicht Beyfall, welche dafür halten, Maria habe mit den Worten; Sie haben nicht Wein, Jesum errinnern wollen, er solle aufstehen, und mit seinen Jüngern nach Hause gehen, weil kein Wein mehr vorhanden wäre, die Gäste länger zu bewirthen. Weswegen auch die Antwort: Meine Stunde ist noch nicht kommen, also anzunehmen wäre: Es ist mir noch nicht gelegen nach Hause zu gehen. Obgedachtem Gottesgelehrten scheinen die Worte: Was er euch saget, das thut, allerdings anzuzeigen, daß Maria in dem Sinne gehabt habe, ein Wunder-Werck von ihm zu erlangen. So will er auch Vechneri Meynung nicht für zulänglich halten, daß Jesus unwillig geworden sey, weil ihn Maria in seinen erbaulichen Gesprächen gestöhret hätte. Dem sey nun, wie ihm wolle, so ist doch nicht zu läugnen, daß Maria gemeynet, sie als Mutter, habe noch ein Wort zu sprechen Macht. Solches erscheinet aus dem Grund-Texte, allwo die Formul: Was hab ich mit dir zu schaffen, eine Ebräische Redens-Art ist, welche eigentlich diesen Verstand hat: Was hast du dich um Sachen zu bekümmern, derer du nicht befugt bist? Wie eben dergleichen Richt. XI, 12. 2 Sam. XVI, 10. Esra IV, 3. vorkommt. Jesus wolte also der Maria deutlich zu verstehen geben, daß ihr nicht gezieme, ihm in den Wercken seines Amtes etwas vorzuschreiben.

5) Joh. XIX. 26. Weib, siehe, das ist kein Sohn. Hier verwundern sich etliche, warum sie der liebste Heyland Weib, und nicht Mutter, nennet. Etliche wollen, es sey darum geschehen, damit sie nicht auch in Gefahr kommen möchte, wenn man hörete, daß sie seine Mutter sey. Andere sagen, es sey bey den Jüden gebräuchlich gewesen, ihre Mütter Weiber zu nennen. Etliche geben vor, daß er ihr hiermit habe anzeigen wollen, wie sie künfftig in einen solchen elenden Jammerstand gerathen, daß sie ein von Hertzen betrübtes Weib seyn werde. Mantuanus will, daß es darum geschehen sey, daß er mit dem lieblichen Mutter-Nahmen ihren Schmertz nicht habe vermehren wollen. Barradius aber, daß er ihr hiermit habe seine Gottheit anzeigen wollen, daß er seiner Mutter Herr und Vater sey. Diese Ursache setzet auch Luther, daß Johannes mit besonderm Bedachte solches Wortes nicht habe vergessen wollen, [11]des Herrn Christi Gottheit wieder den Cerinthus zu erweisen. Andere wollen, es habe sie der liebste Heyland hiemit der ersten Verheissung von dem gebenedeyeten Weibes-Saamen errinnern, und so viel zu ihr sagen wollen: Siehe, Weib, jetzund fühle ich den Fersen-Stich und Schmertz der höllischen Schlange, aber dadurch soll ihr der Kopff zertreten werden, 1 Mos. III, 15. Und weil der Heyland diesen Titel auch auf der Hochzeit zu Cana in Galiläa gebrauchet, da er aus Wasser Wein gemachet, Joh II, 4. so hat er hiermit andeuten wollen, daß sie in seinem Erlöser-Amte kein Mutter-Recht zu ihm habe, und bey ihr kein Unterschied für andern Weibern sey, wie nicht allein Ammonius Alexandrinus, sondern auch Franciscus Lucas Bürgensis, erinnern. Wir sagen, daß er sie nicht Mutter, sondern Weib genennet habe, entweder aus heiliger Fürsichtigkeit, daß er sie, wie gedacht, nicht in Gefahr setzen möge, wenn sie erkannt werden solte: Oder auch aus Liebe und wohlgeneigtem Gemüthe, weil er ihr mütterliches Hertz, das schon betrübt genug war, nicht weiter hierdurch betrüben und kräncken wolte. Da zeigte er nun auf Johannem und sagte: Weib, siehe, das ist dein Sohn. Der Jesuit Drexelius will, Christus habe nicht so wohl den Johannes, als sich selber, gemeynet, und sagen wollen: Siehe, Weib, das ist dein Sohn, der hier an dem Creutze hänget, den du weyland zu Bethlehem in die Krippe geleget, den du mit deinen Brüsten gesäuget hast, u. s. w. Der ist jetzt zwischen zweyen Mördern und Uebelthätern an das Creutz aufgehencket. Auf der Hochzeit zu Cana in Galiläa war weyland meine Stunde noch nicht gekommen, Joh. II, 4. Aber jetzt ist sie gekommen. Wiewohl nun die Worte Jesu solchergestalt appliciret werden können, so geben doch alle Umstände, daß Jesus hier nicht auf sich, sondern vielmehr den Johannes sehe, und wenn er zu seiner Mutter spricht: Siehe, das ist dein Sohn, er so viel sagen wolle: Ich bin zwar dein Kind, und der Sohn, den du gebohren hast; Allein es wird nun nicht lange mehr währen, so werde ich den Weg alles Fleisches gehen müssen; Meyne aber darum nicht, daß du gantz verlassen seyn werdest, siehe; Johannes soll an meiner Statt stehen, der soll dich versorgen, verpflegen, und dir alles thun, was ein wohlgearteter Sohn seiner Mutter immermehr thun mag. Sie solle demnach nunmehr auch ihn für ihren Sohn erkennen, und weil sie ihren natürlichen Sohn verlohren habe, solle sie diesen, an seiner statt, auf- und annehmen: fast, wie die Römischen Rechte einer Wittwe zu liessen, daß, wenn ihr Sohn in einer Schlacht, oder einem Treffen, umgekommen war, sie einen andern, an dessen Statt, adoptiren durffte.

6) 1 Corinth. VII, 29. 30. Weiter ist das die Meynung, die da Weiber haben, daß sie seyn, als hätten sie keine; Und die da weinen, als weineten sie nicht; Und die sich freuen, als freueten sie sich nicht. Und die da kauffen, als besässen sie es nicht. Diese Regeln, so sich leichter hören, als practiciren lassen, kamen denen wiedergebohrnen und geheiligten Christen zu Corinth, darinnen mehrentheils reiche, wohlhabende Kauffleute Künstler und Handwercker waren, gar fremde vor, daß [12]auch die, welche, Hurerey und Unzucht zu vermeiden, ein Weib genommen hatten, seyn solten, als hätten sie keines; Da doch Salomo saget: Laß dich ihre Liebe allezeit ergötzen, habe du sie alleine, und kein Fremder mit dir. Freue dich des Weibes deiner Jugend, Sprüchw. V, 19. 20. Die da weinen, solten seyn, als weineten sie nicht; Da doch Weinen seine Zeit hat, Lachen auch, Freuen und frölich seyn, Pred. III, 4; VII, 15; Wie können die Hochzeit-Gäste Leide tragen, so lange der Bräutigam bey ihnen ist? Matth. IX, 15. Ja, Paulus selbst heisset uns freuen mit den Frölichen, und trauren mit den Traurigen, Röm. XII, 15. In was Meynung redet er denn nun hier zu denen Kauffleuten in Corinth: Die da kauffen, sollen seyn, als besässen sie es nicht: Warum kaufft man es denn, wenn man es nicht besitzen will? Wo bleibet das alte Sprüchwort: Eigen Heerd, Goldes werth. Oder, wie Syrach gesinnet ist: Es ist besser, geringe Nahrung unter einem eigenen bretternen Dache, denn köstlicher Tisch unter den Fremden, Cap. XXIX. 29. Wie verstehet und meynet denn Paulus? Die Erklärung folget bald darauf: Und die dieser Welt gebrauchen, sollen sehen, daß sie die Welt nicht mißbrauchen, denn das Wesen dieser Welt vergehet; Ich wolte aber gerne, daß ihr ohne Sorge wäret; Das ist die Weise, wie diejenigen, so Weiber haben, seyn können, als hätten sie kein Weib, die da weinen, als weineten sie nicht, die sich freuen, als freueten sie sich nicht, die da kauffen, als besässen sie es nicht; Nemlich, wenn sie dessen nicht mißbrauchen, was sie lieben, was sie kauffen, was sie haben, und was sie besitzen. Sie mißbrauchen aber der Weiber, des Traurens, der Freude, des Kauff und Verkauffens, nicht allein durch Geilheit, List, Betrug, Gewalt und Verachtung anderer, sondern auch durch allzugrosses Trauen und Mißtrauen; durch Trauen, wenn sie meynen, die Freude und das gegenwärtige Gut werde ewig währen; Durch Mißtrauen aber wenn sie sorgen, sie müssen in dem Trauren verderben und umkommen. Darum giebt Gott Wechselweise Leid und Freud, eines um das andere, damit niemand sein Vertrauen auf das Zeitliche setzen, niemand auch der da weinet, verzweiffeln solle; Denn es kan vor Abends wohl anders werden, Sprach XVIII, 26. Den Corinthern aber hat diß der Apostel sonderlich einbilden wollen, weil in selbiger reichen Stadt der Reichthum und Nahrung ihnen Gelegenheit gab, zu Sicherheit, Unrecht, Hader, und Zwietracht, zu Vervortheilung der Brüder, 1 Corinth. VI, 1. 8. Ja auch zu Unzucht und Unerbarkeit, Cap. V. Zu eingebildeter Freyheit, es stünde ihnen frey, daß sie mit den Götzen Knechten zu der Messe und Mahlzeit gehen möchten, Cap. VIII, 10. Die Reichsten unter ihnen möchten besonters das H. Abendmahl halten, da kein Armes dazu käme wie sie thaten, Cap. X und XI; Sie möchten in ihrem besten Schmucke zu dem Abendmahle gehen, Weiber und Jungfrauen die Haare kräuseln und zu Felde schlagen, das solten die Armen nicht thun, Cap. XI. Ja, die Reichen wolten auch verbotene Künste treiben, wahrsagen, Nativität stellen, Apostel-Gesch. XIX, 10. welche Excesse alle Chrysostomus, in der Vorrede über diese Epistel allegiret, [13]da er die Ursach anzeiget, warum vor andern die Bürger zu Corinth hiervon abzumahnen gewesen seyn, nemlich, weil der Teuffel aus der Einwohner grossem Reichthume, Kunst und Weisheit, Gelegenheit gewonnen hat, ihnen Strick und Garn zu legen. Daher saget auch der Apostel gleich Anfangs zu ihnen: Ich kan mit euch nicht reden und handeln als Geistlichen, u.s.w. Und Cap. IV, 8. spricht er: Ihr seyd schon satt worden, u.s.w. Ingleichen V 24: Nicht schreibe ich solches, daß ich euch beschäme, u.s.w. Aus welchen allen zu ersehen ist, daß Paulus mit den Handelsleuten zu Corinth mehr Mühe, als mit andern Städten, gehabt hat, ihnen die Liebe des Zeitlichen aus dem Sinne zu bringen.

7) 1 Corinth. VII, 39: Ein Weib ist gebunden an das Gesetz solange ihr Mann lebet: so aber ihr Mann entschläfft, ist sie frey, sich zu verheyrathen, welchen sie will, allein, daß es in dem HErrn geschehe. Der Apostel redet ausser allem Zweiffel allhier von dem ehelichen Liebes-Gesetze, durch welches Mann und Weib dermassen einander verbunden sind, daß nicht nur der Mann seinen Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen muß, 1 Mos. II, 24, sondern auch das Weib verbunden ist, dieweil der Mann lebet, Röm. VII, 3. daß sie keinen andern freyen darff. Denn ob wohl in dem Alten Testamente, um der Juden Hertzens-Härtigkeit willen, dem Manne vergönnet war, sich von seinem Weibe zu scheiden, und ihr einen Scheide-Brief schreiben zu lassen; so hatten doch hergegen die Weiber dergleichen Freyheit nicht, daß sie, nach ihrem Belieben, sich hätten dürffen von den Männern scheiden lassen, sondern, so lange der Mann lebte, war sie an das Gesetz gebunden, daß sie keinen andern nehmen durffte, wenn sich der Mann nicht von ihr hatte scheiden lassen. So aber ein Mann entschläfft, ist sie frey, sich zu verheyrathen, welchem sie will, allein, daß es in dem HErrn geschehe. Die Juristen sagen in ihrem Corpore Juris: "Die Ehen erreichen ihre Endschafft erst im Tode, als welcher alles auflöset" Es sind zwar etliche unter den Heyden gewesen, welche vermeynet haben, die Ehen wären auch nach dem Tode bündig und kräfftig; erlaubten dahero keinem Theile zu freyhen, welchem sein Ehegatte gestorben war. Allein Paulus weiß von solcher harten Verbindung nichts, sondern vergönnet ausdrücklich den Wittwen, daß sie, nach ihrer Männer Tode, wieder freyhen durfften, und zwar, welchen sie wolten; allein, daß es in dem HErrn geschehe. Das ist wie es Theodoretus gar fein verstanden hat, daß sie einen Christlichen Ehemann sich ausersehen. Denn weil dazumahl viel Weibsbilder von dem Heydenthume sich zu dem Christenthume bekehret haben, da hergegen die Männer Heyrdnische Götzen-Diener geblieben sind, so haben die Christlichen Eheweiber ihre Heydnischen Männer nicht verlassen dürffen, 1 Corinth. II, 13. Jedoch, so einer solchen Christlichen Matrone ihr Heydnischer Mann sterbe, und sie wieder einen andern nehmen wolle, so solle sie zusehen, daß sie in dem HErrn freyhe, und einen solchen Mann nehme, der ein Christ sey, weil es sichrer und zu Fortpflantzung ihres Christenthums dienlicher.

8) Tit. II, 5. Weiber sollen häußlich seyn. [14]Nachdem der Apostel die Weiber zu der Keuschheit ermahnet, so ermahnet er sie auch gleichfals zu der Häußlichkeit, das ist. er zeiget Gelegenheit und Wege, dadurch sie zu der Keuschheit gelangen können. Wie das Wort in der Grund-Sprache, 'οιϰχϱχς, anzeiget, so sollen sie, wie es in dem Oriente gebräuchlich war, sich in den weit entlegensten Zimmern des Hauses einschliessen und aufhalten, damit sie nicht in weitläufftige Gesellschafften gerathen möchten. Denn diejenige Frauens-Person, die nicht zu Hause bleiben wolte, ward bey den Orientalischen Völckern für eine Hure gehalten; so gar, daß aus dem Hause gehen und eine Hure seyn, bey den Hebräern einerley war.

Das übrige, was etwan das weibliche Geschlecht vornemlich betrifft, und sowohl zu Erläuterung einiger Schrifftstellen nöthig, als auch sonst zu wissen nicht undienlich ist, wollen wir unsern Lesern in folgenden Theologischen und Philosophischen Fragen mittheilen, die wir sowohl aufwerffen, als kürtzlich auflösen wollen: Gleichwie denn auch sowohl ausführlichere Erklärungen noch einiger Schrifftstellen, als auch Abhandlungen verschiedener anderer Materien von den Weibern, in besondern Artickeln nachfolgen. Hier fragen wir zuerst:

Was durch das Weib, das den Mann umgeben soll, verstanden wird?
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Mit Aufwerffung dieser Frage haben wir unser Absehen auf die Erklärung einer schweren Schrifftstelle, die wir Jerem. XXXI, 22. lesen, allwo der Prophet saget: Der HErr wird ein neues im Lande schaffen, das Weib wird den Mann umgeben. Worauf diese Worte eigentlich zielen, ist fast nicht zu sagen, wie sehr unter den Auslegern gestritten werde; und sind auch etliche der Unsrigen so weit gekommen, daß sie, wegen unterschiedener Erklärung dieses Spruches, öffentlich wider einander geschrieben haben. Wir bleiben bey der gemeinsten, ältesten und besten Auslegung, welche nicht allein die meisten der alten Kirchen-Väter und andere rechtgläubige Lehrer angenommen haben, sondern auch aus den Umständen des Textes gründlich erwiesen werden kan, daß nemlich diese Worte die wunderbare Empfängniß des Meßias in dem Leibe der Jungfrau Maria verkündigen, in welcher, als in einem aus dem weiblichen Geschlechte auserlesenen Werckzeuge des H. Geistes, GOtt der Allmächtige solche Wunder thun werde, dergleichen niemahls geschehen sind, noch jemahls mehr auf diesem Erdboden geschehen werden. Denn wie sonst die Propheten die Trübsalen ihres Volckes durch tröstliche Verheissungen von dem zukünfftigen Meßias zu lindern pflegten, als Jes. VII, 13. 14. Mich. II, 12. 13. Hagg. II, 7. 8; so machte es auch hier Jeremias, dessen Meynung ist: Ihr gefangenen Israeliten, säumet euch ja nicht in euer Vaterland wieder zurück zu kehren; denn es wird in kurtzer Zeit der Meßias in die Welt kommen, und von einer unbefleckten Jungfrau gebohren werden. Durch das Weib wird die Mutter JEsu verstanden, von welchem Weibe in der ersten Paradieß-Verheissung geredet wird, 1 Mos. III, 15. Sie ist das Weib, das Paulus Galat. IV, 4. andeutet. Ein Weib, zwar nicht nach dem Stande, sondern [15]nach der Natur und nach dem Geschlechte, soferne sie eine Weibs-Person, oder weiblichen Geschlechtes, ist, eine keusche und reine Jungfrau. Diese wird umgeben den Mann, den HErrn JEsum, welchem auch sonst dieser Nahme beygeleget wird, als Zachar. XIII, 7. Psalm XLV, 5. 1 Mos. IV, 1. an welchem letztern Orte Cain, als ein kleines Kind, ein Mann genennet wird, wegen der von ihm gemachten Hoffnung, daß er der zukünfftige Meßias sey; wie denn auch das hier gebrauchte Wort nicht allemahl eine erwachsene Manns-Person, sondern auch ein kleines Kind männlichen Geschlechtes, bedeutet, wie Hiob III, 3. Es soll aber der hier verkündigte Mann von dem Weibe umgeben werden; solchergestalt, daß er in dem Leibe des Weibes empfangen, getragen, und endlich zur Welt gebohren werden solle. Denn das Hebräische Wort zeiget eine Verschliessung und Umfassung in Mutterleibe an, wie ein Kind, das noch nicht zu der Welt gebohren ist, daselbst verschlossen lieget; Dergleichen Verschliessung einer Leibes-Frucht die Naemi nicht weiter von sich vermuthete, wenn sie zu ihren Schnuren sprach: Wie kan ich fürder Kinder in meinem Leibe haben? Ruth. I, 11. Daß also der Prophet so viel hat sagen wollen: Wie Moses die Edelgesteine in ein Kästlein eingemacht, und sie mit Gold umher eingefasset hat, 2 Mos. XXVIII, 11. XXXIX, 13. So soll auch der Sohn GOttes, als der kostbarste Edelgestein, von dem jungfräulichen Leibe der Maria umgeben werden. Ueber diesen Spruch hat M. Johann Leonhard Reckenberger einen exegetisch-philosophischen Aufsatz unter dem Titel: Problema exegetico-philologicum de faemina virum circumdante, geschrieben, und in dem Junius des 1732. Jahres zu Jena vertheidiget, dessen Inhalt allhier aus den Gründlichen Auszügen aus denen neuesten theologisch-philosophisch- und philologischen Disputationibus, St. 2. des 1733. Jahres, p. 140 u. ff. mittheilen, in den eingeschalteten Anmerckungen aber auch anzeigen wollen, wo der gelehrte Herr Verfasser nur gedachter Gründlichen Auszüge von ihm abgehet. Herr Reckenberger gestehet zu, wie es in dem A. Testamente nicht unbekannt gewesen sey, daß der Heyland nach seiner menschlichen Natur von einer unbefleckten Jungfrau gebohren werden solte, und führet an, wie die ersten Eltern hiemit getröstet worden wären, 1 Mos. III, 15. wie die Menschwerdung des Sohnes GOttes Jes. VII, 14. deutlich verkündiget worden sey. Wie aber viele Sprüche diese Wahrheit bekräfftigen, so meynet er, es würden viele Stellen mit Unrecht zum Beweiß angeführet als 1 Mos. IV, 1. und Sprüchw. XXX, 19. (Was den letzten Ort betrifft, so wollen wir dem Verfasser nicht entgegen seyn; aus der ersten Stelle aber wird, nach unserem Begriffe, so viel folgen, daß die Eva auf den Meßias gehoffet, und der göttlichen Verheissung getrauet habe. Solchergestalt kan diese Stelle bey Anführung der Verheissung, 1 Mos. III, 15. zu der Erläuterung nicht unbequem angezogen werden.) Von gleicher Gattung scheinet ihm auch der Spruch zu seyn, den er zu seiner Untersuchung erwehlet; doch versichert er, daß er niemanden, der eine andere Meynung habe, verachte; will sich auch gerne eines bessern überführen lassen. Es werden zuvor aus etliche exegetische Regeln [16] gesetzet, als: Man könne den Verstand eines Textes nicht aus den blossen Worten, sondern aus dem Zusammenhange und aus dem Haupt-Satze fassen; Man müsse also das vorhergehende und nachfolgende genau erwegen, und den Haupt-Zweck suchen, welches der Heyland durch die Worte Joh. V, 39: ? ? ?, suchet in der Schrift, verstehen; Man müsse die Verbindung der Wörter und der Sachen beobachten, und alle Umstände, auch die kleinsten Wörtgen, in Betrachtung ziehen. Die Verbindung der Worte zeiget hier das Wörtgen  ? denn, V. 21. Fraget man, warum der Prophet unsere Worte in seiner Weissagung gebrauchet; so kommt die Verbindung der Sache heraus. In den vorhergehenden Versen redet er von der Rückkehr des Israelitischen Volckes aus der Babylonischen Gefängniß und im dem 21. V. vermahnet er es dazu. Damit diese Worte demselben destomehr zu Hertzen gehen möchten, so setzet er die Ursache hinzu: Denn der HErr wird ein neues schaffen, u. s. w. In dem XXX Capitel, V. 3. verspricht GOtt die Jüden wieder in ihr Land zu führen. V. 5. 6, 7. 8. stellet er ihnen ihr Elend vor Augen, verheisset aber bald Errettung. V. 9. verbindet er diese Erlösung mit der geistlichen Befreyung des Meßias, vergl. 2 Sam. VII, 14. Ezech. XXXIV, 23 u f. Hos. III, 5. Und kommet ferner wieder auf die Endigung des Gefängnisses. V. 23. und 24. gedencket er des Elendes, unter dem Bilde eines grossen Ungewitters. In dem XXXI Capitel, V. 10, 11, 12, 13, 14. beschreibet Jeremias die Freude der Israeliten über die Erlösung. V. 15. erinnert sich der Prophet wieder des vergangenen Elendes: Man höret eine klägliche Stimme. u. s. w. V. 16. folget der Trost; demnach ist ein vorhergehendes Elend zu verstehen. Rahel wird weinend eingeführet, ob sie schon längst gestorben war, 1. Mos. XXXV, 18. weil sie über die Geburt Benjamins starb, und weil ihren Nachkommen so viel Unglück bevorstund. Sie will sich nicht trösten lassen, und braucht gleichsam die Klage, Klagl. II, 22: Die ich ernähret und erzogen habe, die hat der Feind umgebracht. David Rimchi sagt, der Prophet rede Sprüchsworts-Weise von den 10. Stämmen. Der Chaldäische Dollmetscher nennet ausdrücklich das Hauß Israel. Matthäus widerspricht diesem nicht, Cap II, 18. sintemahl er die gäntzliche Erfüllung dieser Weissagung andeutet. Auf das Weinen Rahels folget ein sicherer Trost GOttes, V. 16. 17. Doch wird V. 18. der Klage Ephraims gedacht:  ? ? Führe du mich wieder zurück, so werde ich wiederkommen, nemlich aus der Babylonischen Gefängniß; Vergl. Klagl. V, 21. Luther übersetzet hier: Bekehre du mich, so werde ich bekehret. In dem 20. V. giebt GOtt eine Trost-volle Antwort, darauf rufft er dem Volcke zu, V. 21: Richte dir Grabzeichen, u. s. w. Was verweilest du? Kehre wieder, du Jungfrau Israel, u. s. w. Die Ursach ist: Denn der HErr wird ein neues im Lande erschaffen. Was auf diesen Text folget, beweiset eben solches, da der Segen nach der Wiederkunfft beschrieben wird. Vers. 31 u. ff. wird ein neuer Bund versprochen. Hieraus wird geschlossen, daß Tarnovius in Exercit. Bibl. nicht recht habe, wenn er den 18. und 19. V. [17] von der Busse und in dem 22 V. die Schaffung des Neuen von der Bekehrung des Hertzens erkläret. Hierauf folget eine Auslegung der Worte.  ? ist seiner Natur nach ein Nahmen von  ? gebrennt, angezündet werden, welches in der Bibel nur in Niphal vorkommt, Jes. XLIII, 2; Sprüchw. VI, 28.  ? selbst bedeutet die Anzündung, Jes. III, 24. Dieses Wörtgen zeiget eigentlich eine Zuziehung zu dem, was gesaget worden ist, an; Wie das Feuer anzündet, was es berühret, und bedeutet Ursachs-Weise. (Hier muß man seine Einbildungs-Krafft wohl zu Hülfe nehmen. Körber leget, Lex. Part. p. 58. diesem Wörtgen eigentlich einer Ursache, eines Triebes u. s. w. bey.) Das Haupt-Wort, Subjectum, ist  ? welches wesentlich von der gantzen Dreyeinigkeit anzunehmen ist; Kommt her von  ? er ist gewesen, und begreifft einen dreyfachen Unterschied der Zeit, nemlich  ? ist ein Kennzeichen des gegenwärtigen Participii,  ? der vergangenen Zeit, und  ? der zukünfftigen Zeit. Daher bedeutet es ein ununterworffenes und ewiges Wesen, welches Offenb I, 4. heisset:  ? ? ? ; Der da war, der da ist, und der da kommt.  ? hat geschaffen, ist das Beywort, Prädicatum. Dieses Wort bedeutet eigentlich und überhaupt etwas hervor bringen; Entweder aus nichts, 1 Mos. I, 1. oder aus einer Sache, die vorhin nichts gewesen ist, V. 21. 27. Die besondere Bedeutung dieses Wortes ist: Grosse Dinge thun, ungewöhnliche Wercke verrichten, 2 B. Mos. XXXIV, 10; 4 B. Mos. XVI, 30; Jes. IV, 5; LXV, 17. u. f; Amos IV, 3; Psalm LI, 12; CII, 19; CXLVIII, 5. Daß aber die vergangene Zeit an statt der Zukünfftigen stehet, deutet an, daß es gewiß geschehen werde. Dantzens Synops. Interpr. § 162, 2. Zu dem Bey-Worte gehöret  ? ein neues, von  ? hat erneuert, ergäntzet. Dieses neue ist nicht allezeit mit gäntzlicher Zerstörung des vorigen verbunden. In dem Texte ist diesem das alte entgegen gesetzet, welches der elende Zustand der Israeliten unter der Gewalt der Feinde war. Daher heissen sie Weinende, Jerem. XXXI, 9; Zerstreute, V. 10; Klagende, V. 12. u. ff; Gezüchtigte, V. 18; Geschwächte V. 19. u. s. w. In dem Gegen-Satze ist das neue der bessere Zustand in dem gelobten Lande. Sie solten zu Ruhe kommen, V. 2. wieder gebauet werden, V. 4-38.  ? auf Erden. Es bedeutet aber nicht allezeit den Erd-Kreiß, sondern auch ein gewisses Land auf demselben. Daher giebt es Luther: Im Lande. Hos. IV, 1; 1 Mos. XIII, 6. 7. 9. u. ff. Der Satz: Der Herr wird ein neues im Land schaffen, hat also keinen andern Verstand, als diesen: GOtt wird alles, das jetzt gleichsam erstorben ist, gewiß neu machen, und wieder erstatten, wenn er euch Jüden aus der Babylonischen Gefängniß zurücke bringen, den verwüsteten Tempel wieder aufbauen, und den Levitischen Gottes-Dienst, bis auf die Zeit der Besserung, Ebr. IX, 10. erneuern wird. Mit einem Worte: Wenn ihr werdet, nach überstandenem Elend, wieder [18] nach Hause kommen, die vorige Freyheit geniessen, und wenn GOtt wird euer GOtt, und ihr werdet GOttes Volck seyn. Der andere Satz ist: Das Weib wird den Mann umgeben,  ? wird von dem weiblichen Geschlechte der Thiere, 3 Mos. III, 1. 6. IV, 28. V. 6. 1 Mos. VI, 19. und derer Menschen, 3. Mos. XII, 5. 7. XV, 33. u. s. w. gebrauchet. Das Wort kommt von  ? perforavit, her, und bedeutet dasjenige, was in seinem Geschlechte zu dem Gebähren geschickt ist. Dieses Wort kan also keine eintzelne Person, noch vielweniger die Jungfrau Maria, die Mutter des Heylandes, anzeigen. Von der Gegen-Seite wird 3 Mos. XII, 5. 1 Mos. I, 27. angeführet, und bey der ersten Stelle erinnert, daß ein eintzeles, und nicht ein gantzes Geschlechte, gebähre. Worauf man aber antwortet, das dasselbe Gesetz auf alle Weiber, die gebohren haben, gehe, wovon auch die Maria nicht ausgeschlossen gewesen ist, Lucä II, 22. 24. Daher das Wort  ? auf alle Kindbetterinnen gehet. In dem Gegentheil bedeutet das Wort  ? das gantze männliche Geschlecht, 1 Mos. I, 27. wird bloß von der Eva geredet; Wobey aber zu wissen, daß zu derselben Zeit Eva in der Welt allein, und ihr das gantze weibliche Geschlecht verborgen gewesen sey. (Hat aber die Eva  ? heissen können, so scheinet dieser Nahme auch der Maria nicht unrecht zuzukommen, als welche die Gebenedeyete unter den Weibern, und die Mutter des Erlösers des gantzen menschlichen Geschlechtes war, auch viel gleiches mit der Eva hatte. Besiehe A. Pfeiffers Dub. vex. p. 855. u. ff.)  ? wird umgeben, von  ? welches eigentlich, sich wenden, hernach aber, umgeben heisset. Es werden hier sehr viele Stellen angeführet, wo dieses Wort gebrauchet wird; Man streitet auch wider den Tarnov, welcher Pred. Sal. IX, 14.  ? ? übersetzet: Et circumdedit illam; Da er dem Vorgeben nach, lieber bey der eigentlichen Bedeutung hätte bleiben, und setzen sollen: Et procesit circa illam, i. e. obsedit illam. (Wir können die Verbesserung nicht recht einsehen)  ? heißt, vermöge seines Ursprunges, einer, der dem andern überlegen ist, und kommt her von  ? er ist mächtiger gewesen; 2 Mos. XVII, 11; Klagel. I, 16. Daher bedeutet  ? einen Mann, ein Mannsbild: Weil ein Mann ordentlich stärcker, als eine Weibs-Person ist. Dieweil dieses Wort sich auf  ? beziehet, so verstehet man hier billig das gantze männliche Geschlecht. Vergl. Hiob III, 2; 5 B. Mos. XXII, 5; Sprüchw. XXX, 19. Woraus zu schliessen ist, daß die Bedeutung sich auf den Meßias nicht schicke, welcher auch nicht in der H. Schrifft nirgends  ? genennent wird. (Dieses würde noch keine gäntzliche Folge seyn; Man sehe aber Zachar. XIII, 7; Vergl. Matth. XXVIII, 31.) Demnach ist der Sinn des gantzen Satzes dieser: Das weibliche Geschlecht wird häuffig mit dem männlichen Geschlechte, bald in diesen bald in jenen Ort, gehen. Es wird mit grosser Freude weisen, was GOtt auf wunderbare Weise in dem gelobten Lande hervorgebracht habe. Betrachten wir die Sache selber, [19] so erkennen wir leicht die Gemüths-Bewegungen desjenigen, der da redet. Der Prophet erklärte seine grosse Liebe gegen das Jüdische Volck, und untermischet dieselbe mit Eyfer und Mitleiden. Einige Ausleger nehmen die Worte in eigentlichem, andere in uneigentlichem Verstande. Johann Coccejus, in Comment. in Jer. erkläret diesen Spruch von Christo, als dem Mann, welcher von der Maria, als dem Weibe, umgeben, d. i. empfangen und gebohren worden. Tarnov aber hat Coccejum, in exercit. bibl. l. c. widerleget. Der Verfasser setzet dieser Meynung entgegen, was er schon vorher gesaget hat, und dringet vornemlich auf seine Erklärung der Worte. (Wir halten es in diesem Stücke mit Coccejo und andern Lehrern, welche mit ihm hierinnen einig sind, ob wir uns gleich allhier in keinen weitläuffigen Streit einlassen können. Wir sagen nur so viel: Jeremias redet in dem XXXI Capitel auch unter andern von der Zeit des Neuen Testamentes. Die Worte: Der Herr wird uns neues schaffen, scheinen mehr anzudeuten, als: Ihr werdet wieder in eurem neuen Lande frölich wohnen; Weil dieses schon vielmahl gesaget worden, und doch nur einen leibliche Wohltat ist. Wie schlecht und übel klinget es auch nicht, wenn die Worte: Das Weib wird dem Mann umgeben, welches doch das merckwürdige und neue seyn soll, so viel heissen muß: Das weibliche Geschlecht wird mit dem männlichen in Freuden fortgehen.) Johann Calvinus, in Praelection. in Jerem. hält davor, durch das Weib würden die schwachen und verzagten Israeliten, und durch den Mann die mächtigen Feinde, verstanden. Das ist: Die Jüden würden mächtiger als die Chaldäer seyn, ob schon der Feinde Stärcke erschrecklich wäre. Es ist aber keine Spur solcher Vergleichung zu sehen.  ? bedeutet nicht allezeit einen tapffern Mann.  ? wird in der Heiligen Schrifft niemahls von einem Volcke, das entkräfftet ist, und keine Hülfe hat, gebraucht.  ? heisset zuweilen belagern, aber diese Bedeutung ist nicht die vornehmste. Was das meiste ist, so hat sich dieser Ausgang niemahls ereignet: Denn die Jüden haben die Babylonier nicht belagert, noch gefangen geführet. Oecolampadius, in commend. ad h. l. erkläret diesen Ort von der Busse. Wenn nemlich die Jüden lange genug in der Gefangenschafft gewesen seyn würden, so würde das Weib um den Mann freyhen, und ihm nachgeben. Das ist: Die Menge Israels werde sich zu GOtt bekehren, welcher sie erlösen würde. Hos. III, 5. Gleiche Meynung hat auch Aben Esra. Dieser Meynung ist der Zusammenhang zuwider; Ferner heisst auch  ? niemahls das Jüdische Volck, noch  ? GOtt. Luther setzet in der Rand-Glosse: „Der gantze Text redet hier von dem Neuen Testamente, und heisset sie trauren, und den alten Mose begraben, und sich auf des Herrn Weg richten.“ Welche Erklärung auch Tarnovius, l. c. zu behaupten [20] suchet. Aber man muß ohne Noth die Worte nicht in uneigentlichem Verstande annehmen. Der gantze Text Jeremiä handelt auch nicht bloß von dem Neuen Testamente; Wohin gehörte sonst der 4. 5. 8. 12. 13. 14. 21. 24. 27 Vers? Was die Erfüllung der Weissagung betrifft, so ist dieselbe mit der Ausführung aus Babel geschehen. Einmahl hat GOtt in dem gelobten Lande eine neue Gestalt aller Sachen hervorgebracht. 1 ) GOtt straffte die mächtigen Feinde der Jüden, die Babylonier. 2 ) Er straffte gleichfalls die übrigen Feinde, vergl. Jerem. XLVI 3 ) Er trieb die Persischen Könige, Cyrus, 2 Chron. XXXVI, 22. 23; Jes. XLV, 1. u. ff; Esra I, 1. u. ff; Darius, Esra IV, 11. u. f; Arthasastha, Esra VII, 12. u. ff; Nehem. II, 6; nach Verlauff der 70 Jahre, Jerem. XXIX, 10. an, daß sie die Jüden, Jerusalem zu bauen, ziehen liessen. 4 ) Er erweckte die Obersten, daß sie den Tempel-Bau fleißig fortsetzeten; Haag. I, 14; Esra I, 5. 5 ) Er verschaffete ihnen Gold und Silber; Esra I, 4. 6. u. ff; VI, 8. u. ff; VII, 15. u. ff. 6 ) Er verbesserte ihren Zustand, ließ den Gottes-Dienst anrichten, die Feinde musten ihnen die Gefässe wieder geben; Nehem. VI, 66. u. ff. Er wandte ihren Hunger, und gab ihnen Getreide, Most und Oel, Jerem. XXXI, 12. Ein jeder bekam seinen Theil in Friede. Ferner solte das weibliche Geschlechte mit dem männlichen bald in diese, bald in jene Gegend ihres Landes, mit grossen Freuden fortgehen. Das geschahe, da sie GOtt vermehrte; Zachar. VIII, 5; Jerem. XXX, 19; Ackers-Leute bestellte, Jerem. XXXI, 24. Da denn kein Zweiffel ist, daß die Weiber mit den Männern in unterschiedene Gegenden gegangen seyn werden; Dieweil ihr Trauren in Freude verkehret worden war; Esra III, 11. u. ff. Also ist kein Wort des Herrn auf die Erde gefallen. (Ob wir fast zweiffeln, daß der Herr Verfasser viele Vertheidiger seiner Meynung bekommen werde; So hat er doch bewiesen, daß er nicht ungeschickt sey, alle Wahrscheinlichkeit vor seine Meynung hervor zu suchen etc.

Was durch die Macht, die das Weib auf dem Haupte haben soll, zu verstehen ist?
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Mit dieser Frage haben wir unser Absehen auf den Apostolischen Ausspruch, 1 Corinth. XI, 10. welchen Luther also übersetzet hat: Darum soll das Weib eine Macht auf dem Haupte haben, um der Engel willen. Ueber diese Schrifftstelle hat M. Siegmund Friedrich Dresig, im Jahr 1736. eine briefmässige Dissertation, unter der Aufschrifft: De uxore sub marito domina, das ist: Von dem Weibe, so unter dem Manne herrschet, geschrieben; Und weil er in derselben auf eine nicht sehr gewöhnliche Auslegung dieses Apostolischen Ausspruches gefallen ist, wollen wir unsern Lesern den gantzen Auszug selbiger Dissertation aus den Gründlichen Auszügen aus denen neuesten Theologisch-Philosophisch- u. Philologischen Disputationibus, 5 St. des 5 Bandes, [21] p. 527. u. ff. mittheilen. Man hat anfangs die Redens-Art:  ? ? , zu untersuchen. Jacob Godofredus will vor  ? lieber  ? lesen, und Exuvia soll eine Decke bedeuten. Siehe Peter Zorns Biblioth. antiquar. exeget. T. 1. p. 158. u. f. Dem Alexander Morus, in Notis ad h. l. gefället:  ? ? . Man findet aber in den alten Abschrifften keines von beyden. Die meisten verstehen durch  ? eine Hülle, oder Decke, wie denn auch Theodoretus dieses Wort durch  ? erkläret. Siehe Johann Christoph Wolffens Cur. Phil. ad h. l. p. 477. Jacob Elsner, welcher dieser Meynung beypflichtet, schreibet, die Decke auf dem Haupte sey ein Zeichen der Macht des Mannes gegen das Weib, weil die Jungfrauen mit unbedecktem Haupte gegangen wären. Wie kan aber die Decke auf dem Haupte des Weibes ein Zeichen der Macht seyn wie es hier nöthig ist, da es vielmehr ein Zeichen der Unterthänigkeit ist? Wiewohl auch aus der Antiquität nicht einmahl erkläret werden kan, daß  ? eine Decke bedeute. Colomesius, welcher durch  ? , imperium, einen Haupt-Schmuck verstehet, wird von Zeltnern, in diss. de munimento capitis faeminei contra angelos, §. 3. p. 4. widerleget. Der ungenannte, welcher Tom. VI, Observat. Hallensium, Observat. VI, p. 100. eine Fontange darunter angedeutet haben will, verdienet keine Widerlegung. Ludovicus Capellus, Johann Clericus, und andere, wollen die wahre Bedeutung des Wortes  ? in dem Ebräischen  ? finden; Zeltner beweiset, daß solches ein Weiber-Rock, der biß auf die Füsse gehet, bedeute. Er will aber behaupten, daß das Griechische Wort am besten durch  ? munimentum & propugnaculum, ausgedrücket werde. Es scheint aber, daß das Wort  ? besser aus dem Griechischen als aus dem Ebräischen erkläret werden könne. Nortonus, Knachtbull, Hombergk, Majus, Deyling, und andere, behalten die eigentliche Bedeutung des Wortes  ? ; Es gefället aber dem gedachten Verfasser nicht, daß sie diese Macht von der Herrschafft des Mannes über das Weib erklären, und  ? durch halten, erkennen übersetzen. Seiner Meynung nach, müssen die Worte:  ? ? ? ? , also gegeben werden: Das Weib soll eine Macht haben. Was die andere Redens-Art,  ? ? ? , betrifft, so erklären alle, welche  ? nach einer Figur annehmen, oder aus dem Ebräischen auslegen,  ? eigentlich das Haupt, und  ? ? soll eben so viel, als  ? ? , auf dem Haupte, bedeuten, wie vornemlich Raphelius, Annotat ex Herodoto in N. T. p. 473. zu behaupten suchet. Andere verstehen durch  ? ? ? . in se, super se, oder supra caput suum. Siehe Hombergks Parerg. S. p. 255. Ingleichen Johann Heinrich Maji S P. l. p. 44. Noch andere als Knachtbull und Deyling, erklären  ? durch Mann, nach V. 3. und Ephes. V, 23.  ? aber wird vor  ? genommen, und  ? ? soll heissen: In dem Manne. Obgedachter Verfasser aber übersetze [22] solches: Unter dem Manne, unter der Herrschafft des Mannes. Er sagt,  ? bedeute nicht selten so viel, als unter der Herrschafft: Isocrates, Panegyric. p. 144. erkläre  ? ? bald darauf durch  ? ? . Was ist aber durch  ? ? ? zu verstehen? Jacob Gothofredus ist wiederum so kühn, daß er meynet, es müste  ? ? geschrieben, und dadurch eine Menge Jünglinge verstanden werden. Diese Meynung hat unter anderem Heumann, Poecil. Tom. III, p. 129. sattsam wiederleget. Gleiche Kühnheit gebraucht Clericus, wenn er vorgiebt, man könne, vor  ? ? ? vielmehr  ? ? ? , wegen der Männer, oder  ? ? ? , d. i. zu der Zeit, da ein Weib die Lehre, die ihm von GOtt offenbahret worden, lesen. Unter denen, welche das Wort  ? behalten, verstehet Knachtbull, ad. h. l. p. 82. durch  ? ? , Gottes wegen, welcher durch die Engel die Menschen erschaffen, und nicht lange nach der Schöpffung dem Weibe das Gesetz der Unterthänigkeit ausdrücklich gegeben habe. Andere stellen sich unter  ? die Lehre der Kirche und die Bischöffe vor, welche aber nicht nur Heumann, sondern auch Johann d’ Outrein, in einer Dissertation von der Bedeckung der Weiber um der Engel willen, über 1 Corinth. XI, 10. welche in Biblioth. Bremensi, Class. 11. p. 101. u. ff. zu lesen ist, widerleget. Von diesen gehen wenig ab, welche die Männer, Jünglinge, oder heilige und gläubige Menschen, verstehen. Siehe Wolffen. Es wird aber das Wort  ? , wenn es allein stehet, wohl nirgends von den Menschen genommen. Johann Lightfoot, Hor. Hebr. & Talmud. ad h l. p. 217. meynet, dieser Ort müsse also verstanden werden, daß denen Weiben von einem Engel Erlaubniß gegeben werde, das Gesicht vor den Braut-Werbern so wohl, als vor den Männern selbst, zu entblössen. Gerhard Crösius, ingleichen Heumann, Poecil. Tom. III, p. 138. u. ff nehmen zwar  ? von Menschen an, verstehen aber allhier Kundschaffter, oder Spione, so von den Heyden, der Christen Aufführung zu erforschen, geschicket worden wären, und beruffet sich der letztere vornehmlich auf Tertulliani Apolog. C. III. Diese Erklärung scheinet mehr nach der Gelehrsamkeit, als nach der Einfalt, zu schmecken. Demnach verstehet offtgedachter Verfasser der Dissertation, durch  ? ? , die von GOtt in der höchsten Vollkommenheit erschaffenen Geister; Er hält es aber nicht mit Zeltnern, welcher meynet, die Weiber müsten darum eine Decke wider die bösen Engel über sich haben damit die selben nicht, wenn das Haupt und Gesichte entblösset wäre, Gelegenheit nähmen, böse Begierden zu erwecken. Das Wort  ? wird in der heil. Schrifft sehr offt von den guten Engeln gebrauchet, und wie d’ Outrein anmercket, mit dem Artickel, allezeit von den guten Engeln in dem N. Testamente genommen; welche Bedeutung vor diesen Ort auch am bequemsten ist. Der Verstand dieses Verses ist also, nach des Verfassers erachten, dieser: „Wie die guten Engel, unter der Herrschafft [23] des grossen Gottes, nicht wenig Macht haben; Allso sollen auch die Weiber, ob sie schon den Männern unterthan sind, in Verwaltung des Hauß-Wesens, Gewalt haben“. Zu Erläuterung dieser Schrifftstelle wird auch nicht undienlich seyn, wenn man M. Samuel Friedrich Buchers Antiquitates de velatis Hebraeorum & Graecorum foeminis, die 1717. zu Pirna in 12. an das Licht getreten sind, nachlieset. Der Verfasser führet den Gebrauch der Hebräer, das Weibsvolck verdeckt zu halten, und sonderlich des Hebräischen Frauenzimmers Haupt-Decken, fein aus; Er hat auch die Gebräuche der Griechen, die hieher zielen, und zuletzt auch andrer Nationen mitgenommen. Derselbe hat auch in eben demselben Jahre, in gedachtem Formate und an eben dem Orte, einen eben also ausgearbeiteten Tractat, de conclusis Hebraeorum foeminis, drucken lassen.

Ob die Weiber Menschen sind?
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Diese alberne Meynung, daß die Weiber keine Menschen wären, hat schon gegen Ausgang des 6 Jahrhunderts ein Bischoff auszubreiten sich unterstanden, wie Osiander in seiner VI. Cent. Histor. Eccles. L. IV, c. 15. schreibet, welcher in dem dritten Synodo Matisconensi seine Weisung bekommen müssen. Doch hat vornemlich zu dieser Frage ein ungenannter Autor Gelegenheit gegeben, welcher in dem Jahr 1545. (oder 1595). ohne Benennung des Druckers und des Ortes, eine Schrifft in dem Drucke hat erscheinen lassen, in welcher er sich unterfangen, zu erweisen, daß die Weiber keine Menschen wären. Wie sich nun in demselben Menschen schon dazumahl der Geist der Boßheit regte, welcher jetzo so viele treibet, allerley ungereimte, in dem Worte GOttes, der wahren Historie, und gesunden Vernunfft nicht gegründete Sachen, nur zu dem Ende in die Welt hinein zu schreiben, daß sie sich einen Nahmen machen und ihr Ingenium zeigen möchten; Also machte dieselbige Scarteque zu der Zeit groß Aufsehens, und gab zu vielen Raillerien und Spöttereyen Anlaß, zog auch, wie einige melden, Theologische Responsa von Leipzig und Wittenberg nach sich. Dieses bewog Simon Gediccium, den damahligen Magdeburgischen Hoff-Prediger und Doctor Theologiä, daß er in eben demselben Jahre eine Wiederlegungs Schrifft, unter dem Titel: Defensio Sexus muliebris, zu Leipzig, 1595. in 4. an das Licht stellete. In der Vorrede giebt er dem ungenannten Verfasser eine gute Reprimande, und sagt, daß er nichts gethan, als des Heydnischen Philosophen Chrysippus Irrthum aufgewärmet, welcher gesagt, daß die Natur dem männlichen Geschlechte das weibliche zugestellet, gleichwie sie dem Pfaue die Schönheit des Schwantzes ertheilet habe: Und daß, wenn er sein fähig Ingenium hätte sehen lassen wollen, er solches in einer andern Materie hätte thun können. Er gesteht ihm bald anfangs nicht zu, daß sein Muthwillen aus der heil. Schrifft zu erweisen [24] sey. Denn da jener vorgegeben, das Weib werde nirgends in der Bibel ein Mensch genennet, so zeiget er aus Matth. XIX, 4. 1 Mos. I, 27. 2 Maccab. VII, 28. das gegentheil, führet auch an, wie die Wörter: Dreyfaltigkeit,  ? , und dergleichen, nicht speciell in der Schrifft stehen, und doch ihre Richtigkeit haben. Auf den Einwurff, das Weib sey nur eine Gehülffin des Menschen, nicht aber der Mensch selber, antwortet er, das Caph sey in dem Worte  ? , Mos. II, 18. nicht eine Note der Vergleichung, sondern der Bestätigung und ungezweiffelten Beschreibung, daß sich also das Gleichniß von der Feder, welche nicht selbst der Schreiber, und dem Hammer, der nicht selbst der Schmidt sey, hieher nicht schicke. Spricht gleich der Apostel Paulus 1 Corinth. XI, 7. Der Mann ist Gottes Bild und Ehre, das Weib aber ist des Mannes Ehre; So ist doch hieraus zu schliessen, als daß das Weib dem Manne unterworffen sey, dieser aber seine Schuldigkeit gegen sie auch nicht vergessen solle. Sagt er auch schon Röm V. Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen; So folgt doch nicht, daß das Weib kein Mensch sey, weil sie so wohl, als Adam, ja noch eher, als er, gesündiget hat. Daß Christus Matth. XXV, das Weh über die Schwangere und Säugern rufft, kan hier nichts sagen, weil er auch über den Judas, und andere böse Manns-Personen, dergleichen gesprochen hat, dieses geschah aber aus Mitleiden. Die Weiber hat GOtt nicht beschneiden lassen wollen, weil sie der Beschneidung nicht fähig sind; Inzwischen gehörten sie doch auch in den Bund, und ihrer war ebenfalls die Verheissung. Daß der ungenannte Verfasser geschrieben, GOTT habe in der Schrifft die Weiber allezeit gelobet, wenn sie böse gethan, darüber eyfert Gediccius billig, und sagt, er behaupte dergleichen aus keiner andern Absicht, als daß das weibliche Geschlecht zu den grössesten Sünden verleiten wolle. GOtt sey nicht ein GOtt, dem gottlos Wesen gefällt. Die Casbi, jenes Midianitischen Fürsten Tochter, die Jesabel, die Saphira, und andere, wären exemplarisch genug gestrafft worden. Die Thamar sündigte allerdings gröblich; Und ob sie schon, nebst andern Sündern, in dem Geschlecht-Register Christi befindlich, so ist doch nichts anders dabey zu dencken und abzunehmen, als daß es ein theuer werthes Weib sey, daß JEsus Christus kommen in die Welt, die Sünder selig zu machen. Von dem ehebrecherischen Weibe, welches Cristus absolvirte, weil er kein politischer und bürgerlicher Richter war, schreibet Augustinus wohl: „Die Ehebrecherin ist geblieben, und der HErr ist geblieben, die Verwundete und der Artzt, es ist ein grosses Elend und eine grosse Barmherzigkeit geblieben, die herzuführenden sind erröthet, und haben um keine Verzeyhung gebeten,“ [25] „die herzugeführte ist bestürzt und geheilet worden.“ Daß das Vater Unser und das Heil. Abendmahl auch vor die Weibs-Personen gelehret und eingesetzet worden, daß auch unter den Kindlein, die der Herr, Marci X, zu sich bringen heisset, Mägdlein zu verstehen seyn, beweiset der Verfasser bündig, und fertiget auf diese Weise alle sophistischen, hämischen und spöttischen Einwürffe des heyllosen Anonymus gründlich und in einer angenehmen Kürtze ab. Der bekannte Bayle, gedencket dieser Schrifft in seinem Dictionario, T. II. p. 13 18 u. ff. in der Note A, unter dem Artickel: Gediccus, gleichfalls, setzet aber hinzu, Gediccus seel. habe die rechte Absicht des ungenannten Verfassers, welcher mit seinem rechten Nahmen Acidalius geheissen, keineswegs eingesehen, denn es sey nichts anders, als eine hefftige Satyre wider die Socinianer gewesen, welche die Gottheit Christi, und daß er mit dem Vater gleiches Wesens, leugnen. Diesen habe er auf eine lächerliche Art anzeigen wollen, wie absurd sie schliessen, denn man könne auf eben die Weise auch aus der Schrifft erweisen, daß die Weiber keine Menschen wären. Eben dergleichen Gedancken hat Bayle schon vorher, in seinen Nouvelles de la Republ. des Lettr. 1685 Mens. Jul. p. 790, gehabt. Allein dieses mag unter die Einfälle gehören, dergleichen man in Baylens Schrifften noch mehr findet, und welche die Gelehrten an ihm gewohnt sind. Zum wenigsten ist so viel gewiß, daß der ungenannte Verfasser, wenn er auch in dieser Absicht geschrieben hätte, so doch nicht zu vermuthen stehet, seinen Zweck nicht erreichet haben würde; indem das nicht die rechte Art ist, die Irrgläubigen zu rechte zu bringen, wenn man mehr Aergerniß anrichtet, als man gutes stifften kan. Gediccus hat demnach hohe Ursach gehabt, sich dieser Bosheit entgegegen zu setzen, welches auch andere zu selbiger Zeit gethan haben. Denn so hat M. Andreas Schoppius, Pastor Primarius zu Wernigerode, Clypeum gloriae conscientiaeque foemininae, quo ostenditur, foeminasre vera esse homines, ediret. Siehe Johann Fabricii Hist. Biblioth. suae, P. V. p. 93. Daniel Wilhelm Mollerus ließ eine Schrifft, unter dem Titel: De mulieribus hominibus an das Licht treten. In Holland schrieb Beverovicius de Excellentia foeminarum, de l’Excellence des Femmes, ensuite d’ une dispute sur une Thesé avancée en forme de paradoxe par un Ecolier, qui vouloit exercer son esprit, mulieres non esse homines. Sorbiere nennt dieses ein galant und gelehrtes Werck, und sagt, er habe nichts vergessen, was zu der Avantage des weiblichen Geschlechtes diene, auch mit viel Exempeln und bündigen Vernunfft-Schlüssen recht nachdrücklich erwiesen, daß sie weder an dem Leibe, noch an dem Gemüthe, geringer als die Männer wären. Siehe dessen Ep. 63. p. 437. Der verkappte Vigneul Marville führet in seinen Melanges, p. 16. einen Italiener an, welcher statuiret, die Weiber hätten keine Seele, wären auch keine Menschen. So hat man schon in vorigen Zeiten ärgerliche und unnütze Dinge in die Welt hinein geschrieben. Wir haben vorhin erinnert, daß Bayle die gedachte Charteque dem Valens Acidalius, einem Apostata und Criticus [26] zu Breßlau, zuschreibe; doch wollen andere den berühmten Juristen Jacob Cujacius, oder aber noch einen andern, für den Verfasser halten. So viel ist gewiß, daß von den meisten gedachte Schrifft dem Acidalius beygeleget wird, und daß ihn die Gelehrten auch so gar noch bey seinen Lebzeiten für einen Urheber dieses gelehrten Pasquilles gehalten haben. Dieses vermuthet Bayle daher gekommen zu seyn, weil der Acidalius dasselbe das erste mahl zum Drucke befördert hat. Denn er hatte vorher bey einem gewissen Buchführer den Quintus Curtius drucken lassen; und da derselbe die Exemplarien nicht allerdings nach seinem Wunsche distrahiren konnte, und sich dahero bey dem Acidalius beklagete, daß er in der Auflage gar grossen Schaden litte: Da gab er ihm diese Dissertation, mit der Versicherung, daß dieselbe von vielen mit grosser Mühe abgeschrieben, und gar plaisant aufgesetzet, und also geschickt wäre, ihm den vorigen Verlust zu ersetzen, wenn er dieselbe öffentlich zu distrahiren Freyheit haben solte. Ohngeachtet er sich nun dieses ausdrücklich bedungen, daß er mit dem Drucke desselben nichts zu schaffen haben, sondern es auf die Gefahr des Verlegers ankommen lassen wolle, wenn etwan eine Verantwortung deshalben von ihm gefordert werden solte: So ließ sich doch derselbe von seinem Vorsatze nicht abwendig machen, sondern legte das Werckgen unter die Presse, und brachte dadurch den Acidalius in ein solches Wunder, daß er gewünschet haben solte, er hätte die Dissertation niemahls mit Augen gesehen. Er ward von dem einen hie, von dem andern da, so wohl schrifftlich, als mündlich, angezapffet. Es geschahe keine Predigt auf der Cantzel, darinnen der Acidalius nicht durchgezogen ward. Er muste besorgen, daß die Canaille wider ihn aufstehen, und ihm den Halß brechen werde: Wie es ihm denn noch übel ergangen seyn würde, wenn er länger gelebet hätte. Allein so war es sein Glück, daß er in eben demselben Jahre starb, in welchem die Charteque publiciret war. Es mögen sich die Geschicht-Schreiber darüber vergleichen, ob er sich selber erwürget, oder ob er in der Proceßion bey seinen Catholicken, zu welchen er übergegangen war, in eine Wahnsinnigkeit gerathen und darinnen gestorben sey, oder ob er sich mit seinem vielen Studiren ein hitziges Fieber über den Halß gezogen, und dadurch sein Leben in dem 29 Jahre seines Alters eingebüsset habe? Denn alle diese drey Meynungen sind von der Art seines Todes dazumahl in die Welt ausgestreuet worden.

Ob die Weiber zu tauffen sind?
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Die völlige und gründliche Auflösung dieser Frage beliebe man unter dem Artickel: Tauffe, im XLII Bande, p. 280 u. ff. zu lesen. Wir fragen dahero ferner:

Ob die Beschneidung der Weiber bey manchen Völckern üblich sey?
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In Egypten, Aethopien, Africa, und theils Asien, ist diese (so genannte) Beschneidung sehr üblich; Ob sie wohl eigentlich eine Aus- und keine Beschneidung heissen solte, wie der alte Strabo ausdrücklich erinnert. Der H. Ambrosius spricht, die Egypter, so wohl Männ- als Weiblein, [27] würden in dem vierzehenden Jahre beschnitten. Der Bischoff Paul Jovius sagt, aus der weiblichen Schaam rage eine Caruncula, ein Stücklein Fleisch hervor, so sie abzuschneiden pflegten. Tecla Mariam, ein Abeßiner, meynet, die Nympha, Duret de l’Origine des langues nennet es parvam carnositatem, ein klein Bißlein Fleisch, würde ihnen abgeschnitten. Origenes schwatzet von dem Nabel; Golius heisset es ein auswachsend länglicht Ding. Therenot sagt: „Die Mohren sind Mahometaner, haben aber einigen Aberglauben, davon die Türcken nichts wissen. Denn die Mohren beschneiden ihre Töchter, indem sie ihnen ein klein Stück von dem, was man Nympha nennet, abschneiden. Und es verrichten solche Beschneidung die Weiber, da hingegen die Türcken dieses nicht, als nur an denen Knaben, vollstrecken.“ Johann Heinrich Hottinger spricht, es wüchse denen Weibern was aus der Schaam, so man in annoch zartem Alter wegnehme; nicht zwar, daß solches ein Gesetz wäre, oder um der Religion willen, sondern nur das Vitium naturae wegzuräumen, das sonst der Empfängniß und Geburt hinderlich wäre. So spricht man wohl; aber es stecken noch andere Ursachen darhinter, so sich nicht wohl sagen lassen. Depper beschreibt diese Ausschneidung gar gröblich. Um das Vorgebürge der guten Hoffnung wissen die Weiber nichts von solcher Ausschneidung, drum lassen sie es immer so hin seyn, sind aber gar nicht schamhafftig damit, sondern zeigen es, um ein liederlich Stücklein Geldes, den Schiffern, und wer es nur sehen will. Georg Andres von Schleßwig sahe es wohl auch, wuste aber nicht, was er daraus machen solte. Thomas Bartholin spricht: „Bellonius und Jorius haben gemeynet, die Aethioper beschnitten ihre Weiber an der Clitoris.“ Die Art und Weise lehren Aetius und Aegineta, so es doch mit der Nympha verwirren. Wegen allzugrossen Wachsthums, wird es annoch in Orient gebrannt, wozu alte Weiber bestellet sind: Und ist so nöthig, als zierlich, wegen der ungestalt-grossen auswachsenden Clitoris. Zu Alcair, in Egypten, gehen die Mägdlein gantz bloß; wenn sie aber ausgeschnitten, oder verheyrathet sind, tragen sie Hemden. Daß er aber meynet, diese Verrichtung hiesse eine Circumcision, eine Beschneidung, will Ludolffen gar nicht in den Kopff; zumahl, da die Araber von der Männer Beschneidung das Wort Chatana, von der Weiber Ausschneidung aber das Wort Chafadta, brauchen. Die Meisterin solcher Verrichtung heißt Chafidhaton. Bellonius heisset diß anhängende Stücklein der Schaam Hymenem, oder Alas, so aber falsch ist. Johann Weßling, der 5 Jahr zu Cair in Egypten gewohnet hat, sagt: „Das unnütze grosse und überflüßige Wachsthum der Clitoris ist in Arabien und Egypten ein gemeines Unheyl. Drum müssen sie bey Mägdgen, was etwan hervorraget, weg schneiden, oder weg brennen.“ Bey den Persianern soll es auch in dem Gebrauche seyn, wie Bellon meldet; deswegen dürfen die Weiber auch zu der Kirchen kommen, da hingegen bey den Türcken solche, als unbeschnittene, davon ausgeschlossen sind: Ein unbeschnitten Weib wird bey den Arabern für sehr [28] schmählig gehalten, und mit dem schändlichen Nahmen Bandaron, oder Badaron, beleget. Allein Olearius will von den Weibern weder bey Gastereyen, noch in der Kirchen etwas wissen. Daß nun aber in denen mitternächtigen Europäisch- u. Asiatischen Ländern, auch bey den Türcken, dergleichen bey den Weibern nicht gefunden wird, darüber darff sich niemand verwundern; Maßen man ja weiß, daß die Leute unter der Zona Torrida, wie an Angesicht, Farbe, Haaren, und gantzer Gestalt, also auch an andern Theilen des Leibes von andern Menschen sehr unterschieden sind. Johann Wild, der solche Ausschneidung selbst mit angesehen hat, sagt hiervon also: „In Egyptenland werden nicht nur allein die Manns-Personen beschnitten, sondern auch die Weiber, welchem ich keinen Glauben geben wollen, aber hernach hab ichs erfahren und kans mit Wahrheit sagen, daß dem also sey. Denn auf eine Zeit, als eine solte beschnitten werden, gab ich fleißig Achtung, wie ich mit List möchte dazu kommen, daß ichs persönlich könte sehen. Erstlich kommen die Weiber zusammen, hatten Paucken und Saiten-Spiel, sungen, und waren gutes Muths, diß wärete eine gute Weile. Darnach machten sie ein Bette, mitten in die Stuben, und legten diese drauf, welche solte beschnitten werden, die war gantz ausgezogen bis aufs Hemde. Da sie nun auf dem Bette lag, vermahnten sie die andern Weiber, sie solte getrost seyn, es würde ihr kein Leid wiederfahren, denn solches sey der Gebrauch um des Gesetzes und Religion willen. Darnach knieten zwey Weiber nieder, hielten ihr die Hände, und eine andere hatte ein Scheer-Messer in der Hand, deckte ihr das Hemd auf, und beschnitt sie. Da sie nun beschnitten fiengen die Weiber an zu singen und zu frolocken, die gute Dirne aber wurde gar schwach, daß sie die Weiber mit köstlichem Geruch u. Balsam anstreichen musten, bis sie ein wenig zu sich selber kam. Das Blut stilleten sie alsobald, huben sie vom Bette auf, und zogen sie wieder an. Sie werden aber beschnitten, weil sie noch klein sind, etwan bey acht, oder neun Jahren.“

Ob die Weiber durch Kinder-Zeugen selig werden?
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Ein Jeder siehet so gleich ein, worauf wir bey dieser Frage vornehmlich unsre Absicht haben; nemlich auf die Worte des Apostels: 1 Timoth. II, 15: Sie wird aber selig werden durch Kinder-Zeugen, so sie bleibet im Glauben, und in der Liebe, und in der Heiligung, sammt der Zucht. Da dieses eine Schrifftstelle ist, von welcher vielerley Auslegungen vorhanden sind, so wollen wir uns anjetzo auf einige beziehen, und dieselben unsern Lesern zu eigener Prüfung überlassen. Den 13 December 1732 vertheidigte M. Zachariä zu Kiel eine Philologische Dissertation: De felici matrum cura, educandis liberis adhibenda. Die erste Abtheilung derselben ist folgenden Inhaltes: Das Wort:  ? haben die meisten Ausleger durch: Das ewige Leben erlangen, erkläret. Einige davon sagen, es werde die Eva verstanden, und Paulus bekräfftigte, sie sey durch das Gebähren der Frucht, nemlich des versprochenen Saamens, selig geworden, durch welchen auch alle Weiber, [29] (in Absicht deren hier der Numerus verändert würde) selig werden solten, doch unter der Bedingung des Glaubens. Diese Meynung soll dem Epiphanius gefallen haben, und Hammondus dieselbe annehmen, wie Polus (in Critica) bezeuget. Sie meynen, dieses komme mit dem Vorhergehenden wohl überein, und  ? deute eigentlich das Mittel der Seligkeit an. Aber Paulus würde so dann gesagt haben: Eva ist selig geworden, wie er vorher beständig von vergangener Zeit redet. Ueber dieses beweiset das Wort  ? genugsam die Falschheit dieser Meynung. Theophylactus, wie Erasmus in comment. in h. l. schreibet, führet an, daß einige diesen Ort von der Jungfrau Maria auslegeten, als wenn durch sie alle Weiber selig würden: Weil sie den Erlöser gebohren hätte: Er verwirfft aber dieses Gedichte, immassen der Zusammenhang des Textes darwider sey. Fast alle Ausleger sind einig, daß Paulus von allen Weibern, die durch Kinder-Zeugen selig werden sollen, rede. Hemmingius in Commentario, p. 598. spricht: „Dieses ist zum Troste und Unterrichte derer Weiber hinzugesetzt: Denn obgleich das Weib verführet ist, so kan es doch eben, wie der Mann, der Gnade GOttes theilhafftig werden.“ Erasmus gehet wider den Thomas Aqinas hefftig loß, welcher die Erklärung also gemacht hatte: „Sie wird selig werden nach der Seligkeit des Leibes, weil sie ihr Geschlecht und Vermögen zu gebähren nicht verliehren wird; Sie wird selig werden nach der Seligkeit der Seele, weil sie der Gnade nicht wird beraubet werden.“ Polus erzählet, es werde einer von dem Hammondus angeführet, welcher also sage: Sie wird erhalten werden, nemlich zeitlicher Weise, wie  ? offt gebraucht wird; Daß also  ? nicht ein Mittel, sondern den Zustand andeutet, wie 1 Pet. III, 20. stehet: Errettet werden  ? , aus dem Wasser. Es ist eine Erleichterung des Fluches 1 Mos. III, 26; Als wenn man sagte: Sie wird erhalten werden, aber schwer. Polus aber setzt hinzu: „Was in dem Texte folget, ist nicht eine Bedingung, daß das Weib soll von der Gefahr bey der Geburt befreyet seyn.“ Hunnius, in Comment. p. 75. schreibet, daß einige Papisten aus den ersten Worten Pauli die Gerechtigkeit der Wercke beweisen wolten. Andere meynten, es sey die Zeugung der Kinder nicht als eine würckende, sondern nur als eine mittlere Ursache, anzusehen, durch welche die Weiber, als auf einer von GOtt angewiesenen Bahne, gehen müsten; Oder sie sey ein Weg, oder eine Weise zu der Seligkeit zu kommen, oder causa privativa. Noch andere sagen,  ? ? sey so viel, als  ? , wenn sie Kinder zeuget: Oder  ? stehe vor  ? , als Röm. IV, 11:  ? ? ; Röm. II, 27.  ? ? , vor  ? ? ; V. 23. Plato:  ? ? ? , in Furcht seyn. Xenophon: Der sein Alter zubringet  ? ? , in Trauren. Hunnius brauchet folgende Worte: „Man muß auf die Redens-Art Acht geben, welche nur so viel sagen will: Das Weib werde selig werden, so, daß ihr das Kinder-Zeugen, oder, eheliche Leben, daran nicht“ [30] „hinderlich sey.“ Diese langen Umschweiffe werden für unnöthig gehalten. Man lasse  ? in seiner eigentlichen Bedeutung, und nehme  ? von einer leiblichen Glückseligkeit an, wie es auch Matth. XXVII, 42. gebrauchet wird, da die Priester, Schrifftgelehrten und Aeltesten von Christo sagen:  ? ? ? . Er hat andern geholffen, und kan ihm selber nicht helffen. Paulus gedencket hier nicht an das ewige Leben, er redet von den Pflichten und Vorzügen des männlichen Geschlechtes, setzet die Ursach hinzu, weil das Weib zuerst gesündiget habe; Erwehnet aber auch die Glückseligkeit der Weiber, nemlich, wenn sie, nach Davids Verheissung, fröliche Kinder-Mütter würden. Obgleich Erasmus unserer Meynung zuwider ist; So zeiget er doch die Verbindung in Paraphr. p. 478. also: „Das Weib hat in der Gemeine nichts zu thun, wohl aber zu Hause, daß sie die Belohnung der Seligkeit verdiene. Was sie gesündiget hat, da sie den Mann verführete, muß sie mit Zeugung und Unterweisung der Kinder erstatten. Das wird geschehen, wenn sie sich mit allen Kräfften bestrebet, daß sie die Kinder, die sie ihrem Manne einmahl gebohren hat, durch den Glauben wiederum Christo zeuge, u. s. w.“ Also ist Calvins Sorge unnöthig, da er in in Comment. in Ep. Paul. p. 755. schreibet; Weil die Schwachheit die Weiber mehr argwöhnisch mache, so habe der Apostel seinen vorhergehenden Ausspruch mit diesem Troste gemildert. Welche das Kinder-Zeugen zu einem Wege, oder zu einer Weise selig zu werden, machen, irren: Denn der Glaube an Christum ist der eintzige Weg zur Seligkeit. Wie unglücklich wären ausserdem die Männer, und die unfruchtbaren Weiber? Schmidii causa privativa aber ist ein  ? . Paulus wünschet anderswo, daß alle Leute unverheyrathet wären; Wie solte er das Kinder-Zeugen zu einer Ursache des ewigen Lebens machen? Augustinus verstehet durch die Kinder die guten Wercke der Menschen. Origenes in Matth. Tr. XXIX, p. 141. schreibet, das Weib sey die Seele, welche das Wort GOttes und der Wahrheit empfange, und gute Wercke, die Christo gleich wären, gebähre. Der Zusammenhang aber lehret ein anders.  ? ist nicht allein von dem Kinder-Zeugen, sondern auch von dem Kinder-Ziehen, anzunehmen; Weil bey dem Worte  ? nicht nur die Bedeutung zu zeugen, sondern auch Sorge zu haben, ist. Die übrigen Worte heissen:  ? ? ? ? ? . Millius bezeuget, daß in zwey Abschrifften die eintzele Zahl gefunden werde. Wer sind aber die Personen, die in dem Glauben bleiben sollen? Nach Gerhards Berichte, haben Jacob, Faber und Cajetanus  ? auf das Weib und zugleich auf den Mann gezogen. Vorstius schreibt auch de Hebr. N. T. p. 365. daß Daniel Heinsius in Exercit. Sacr. ad N. T. und vor ihm Bellarminus, eben diese Meynung hätte. Vorstius aber fragt dabey, wie die Seligkeit des Weibes von der Seligkeit des Mannes herzuleiten sey? Siehe 1. Cor. VII, 13. 15. Gerhard nimmt mit Luthero, Vatablo, Castalione, Scultero, Grotio, [31] Beza, und andern, die Worte von den Weibern an, und verstehet Enallagen Numeri darunter. Heshusius und Hemmingius machen den Schluß wider diejenigen, welche die Worte von den Kindern annehmen, daß also die Seligkeit der Mütter von den Kindern würde kommen müssen. Hunnius saget gar, daß solche Leute die Griechische Sprache nicht verstünden; Immassen es, nach ihrer Auslegung, heissen müsse: Durch das Zeugen  ? ? , der Kinder. Viele verstehen  ? nicht unbillig von den Kindern. Polus nennet hier den Hieronymus, Chrystostomus, Augustinus, Ambrosius, Estius und andere. Man setzet diesen entgegen: 1) Daß auf solche Weise die Seligkeit der Mütter auf den Kindern beruhe. Wenn die Worte von dem ewigen Leben erkläret werden, so ist diese Meynung falsch; Wir haben sie aber von dem glückseligen Leben ausgeleget. 2) Das  ? und  ? der Zahl nach unterschieden wären. Hombergk in Parerg. Sacr. p. 328. sagt,  ? sey nichts anders, als  ? ? . Es hindert demnach nichts, daß wir die Worte Pauli also übersetzen: Das Weib wird glücklich seyn durch das Zeugen der Kinder, wenn diese im Glauben, und in der Liebe, und in der Heiligung, sammt der Zucht bleiben. Was bisher angeführet worden ist, hat der Verfasser in der ersten Abtheilung vorgetragen; Worauf er in der andern von der Sorgfalt der Ebräischen Weiber, die sie bey der Erziehung ihrer Kinder anwenden, handelt. Wir wollen aus derselben nur dieses eintzige gedenken: Die Jüden sagen, demjenigen, der kein Weib habe, fehleten 5. Stücke, als 1) der Seegen, 1 Mos. I, 22; 2) Das Leben, Pred. Sal. IX, 9; 3) Die Freude, Sprüch-Wört. V, 18; 4) Die Hülffe, 1 Mos. II, 18; 5) Das Gute, Sprüch-W XVIII, 22. Ja, sie sprechen gar, der sey kein Mensch, welcher sich wegere, ein Weib zu nehmen. Die andere über obgedachte Schrifftstelle geschriebene Dissertation, auf die wir uns berufen wollen, ist de beanda per partum uxore, von M Friedrich Wilhelm Stübnern, den 6 Junius 1733. zu Leipzig vertheidiget worden. Sie ist folgendes Inhaltes: Die Person, von der hier geredet wird, ist ein Eheweib; Welches zu sehen ist, weil sie mit der Eva vergliechen, und von ihr gesagt wird, daß sie Kinder zeuge.  ? heisset so wohl ewig selig werden, als auch in der Welt Glückseligkeit erlangen.  ? bedeutet das Gebähren, Kinder-Zeugen. Wer die Erziehung zugleich darunter verstehen will, der scheinet von der gewöhnlichen Bedeutung des Wortes weit abzugehen. Obgleich  ? , wenn es mit dem Genitivo verbunden ist, meistens Durch übersetzet wird; So halten doch fast alle Ausleger davor, man müsse hier die gewöhnliche Bedeutung verlassen. Wenn sie unter dem Worte  ? die ewige Seligkeit verstehen wollen; So müssen sie  ? durch Im übersetze, und in dem Kinder Zeugen die Ernährung und Erziehung zugleich begreiffen; Wenn aber  ? von der Glückseligkeit dieses Lebens angenommen wird, so bleiben die Worte in ihrer ordentlichen Bedeutung. Wer wolte auch leugnen, daß die [32] Glückseligkeit der Eltern durch wohlgerathene Kinder sehr vermehret werde? Hierzu ist das Kinder-Zeugen der Grund. Die natürliche und erstere Bedeutung der Worte soll behalten werden, wo nicht wichtige Ursachen solches hindern. Wenn ein Wort eine Sache, die durch die Sinnen empfunden wird, und auch eine Sache, die bloß die Vernunft begreiffet, bedeutet; So ist die erstere Bedeutung die eigentliche und natürliche. Die Menschen haben eher einen Begrif von der zeitlichen als ewigen Glückseligkeit, gehabt. Ueberhaupt bedeutet  ? erhalten, in Gefahr beschützet und errettet werden, daß man nicht umkomme. Daher ist dieses Wort auf das ewige Leben und desselben Glückseligkeit gezogen worden. Die Worte, welche in der H. Schrifft zu der Beschreibung des ewigen Lebens eigentlich gebraucht zu seyn scheinen, werden doch auch von der zeitlichen Glückseligkeit angenommen. Als  ? , Apost. Gesch. XXVI, 2; 1 Corinth. VII, 40; Lucä XXIII, 29. Also wird auch  ? gefunden. Joh. XI, 11, 12, 13; Schläffet er, (Lazarus) so wird es besser mit ihm. Vergl. Apost. Gesch. XXVII, 20; Lucä XXIII, 35. Welche das Wort  ? durch den Stand, in welchem eine Mutter Kinder zeuget und erziehet, erklären, machen, daß eine Sache zweymahl gesaget werde. Denn der Verstand würde also seyn: Das Eheweib wird in dem Ehestande selig werden. Diese suchen der Schwierigkeit abzuhelffen, welche  ? ? geben: Wenn sie auch Kinder zeuget. Es ist aber nirgends eine Anzeige in dem Texte, daß Jemand gezweifelt habe, ob die Eheweiber selig würden. Aus eben diesem Grunde hätte man auch an der Seligkeit der Ehemänner zweiffeln müssen. Das Wörtgen  ? würde auch fast seine Krafft verlieren, wenn die Rede von dem ewigen Leben wäre. Der 15. Vers wird mehr mit dem 11. und 12. als 14. verbunden. Die Weiber sucheten die Herrschafft über die Männer, und vielleicht auch das öffentliche Lehr-Amt. Paulus verbeut ihnen beydes. Dieses konnte ihnen beschwerlich seyn, oder deuchten; Er mildert aber die Beschwerlichkeit seiner Gebote, mit der Verheissung einer Glückseligkeit. Man könnte auch die Verbindung des 14. und 15. Verses zeigen, und sagen: Weil Paulus an den Fall der Eva gedacht, so sey ihm die betrübte Straffe eingefallen, und habe er die Weiber deswegen zu trösten gesuchet. Es wird ihnen aber nicht die ewige Seligkeit wegen des Kinder-Zeugens verheissen: Denn warum hätte Paulus das zu einem Mittel der Seligkeit gemacht, was ohne Schuld des Mannes und Weibes von dem Ehestande entfernet seyn kan? Die Beständigkeit der Kinder in dem Glauben kan zu der ewigen Seligkeit der Mütter nichts beytragen. Wenn die Rede von der ewigen Seligkeit wäre, so wäre dieser eintzige Verstand möglich: Das Weib wird in dem Ehestande ewig selig werden, wenn sie selbst im Glauben, und in der Liebe, und in der Heiligung, samt der Zucht, bleibet. Glaube, Liebe und Heiligkeit, sind so genau mit einander verbunden, daß keines ohne das andere seyn kan. Was endlich  ? zu der Erlangung der [33] ewigen Seligkeit beytrage, ist in Wahrheit unbekannt. Der gelehrte Wallisius hat in einem Anhange seiner Mathematischen Wercke einen vierfachen Verstand des Wortes  ? angegeben. Es bedeutet einmahl einen gesunden und richtigen Verstand, und wird der Unsinnigkeit entgegen gesetzet. Lucä VIII, 35; Marci V, 15. Apost. Gesch. XXVI, 25. Ferner zeiget es die Klugheit an, und stehet der Thorheit entgegen. Weil die Mäßigung ein grosser Theil der Klugheit ist, so wird jene auch mit diesem Nahmen beleget, und kan durch Sittsamkeit, Bescheidenheit, gegeben werden. Obschon die Mäßigkeit sich auf alle Tugenden beziehet; So wird doch dieses Wort von dieser und jener Tugend insonderheit gebrauchet. Als von der Nüchternheit, Sparsamkeit, Keuschheit, Schamhafftigkeit, von der Mäßigkeit in Kleidern, in Essen und Trincken, von der Gedult. Es scheinet, daß keine unter diesen Bedeutungen füglich zu denen Bedingungen, die ewige Seligkeit zu erlangen, gerechnet werden könne.  ? kommt auch nicht mit  ? überein. Mastricht führet zwar aus Velesii Lectionibus an, daß auch  ? gefunden werde; Er zeiget aber dabey an, wie wenig er den Velesianischen Lectionen traue. Man sucht sich dißfalls mit dem Vorgeben einer Enallage der Zahlen, oder daß  ? eine Menge andeute, zu helffen: Allein man hat dergleichen harte Erklärungen, so viel möglich ist, zu vermeiden. Wenn auf die zeitliche Glückseligkeit gezielet wird, so ist die Rede entweder von dem Weibe und ihren Kindern zugleich, oder von den Kindern allein. Das Weib kan durch den Glauben und die Tugenden glückselig werden, es wird aber solchergestalt nicht die Glückseligkeit durch das Kinder-Zeugen erlanget; Demnach muß auf das Leben und auf die Aufführung der Kinder zugleich gesehen werden. Wer wolte nicht alsbald diese Erklärung annehmen, wenn er höret: Das Weib wird duch das Zeugen der Kinder glückselig, wenn dieselben im Glauben, in der Liebe, und der Heiligung samt der Zucht bleiben. Paulus erfordert also von den Kindern eine beständige Ausübung aller Pflichten gegen GOtt, eine Beobachtung der Schuldigkeit gegen den Nächsten, eine Enthaltung von bösen u. schändlichen Thaten, und eine Bemühung, die Verbindlichkeit gegen sich selbst wahrzunehmen. Vergl. Tit. II, 11, 12. Tit. I, 8. Wir halten aber davor, daß auch eine Mutter zu diesen Pflichten von Paulo angehalten werde. Denn fehlet ihr es an dem wahren Christenthume, so hindert und störet sie die Glückseligkeit, die sie von dem Kinder-Zeugen haben könnte; Sie muß sich schämen, wenn sie durch den Wandel der frommen Kinder bestraffet wird; Sie kan sich nicht sattsam über die Frömmigkeit der Kinder freuen. Warum sagt aber Paulus hier nichts von der Glückseligkeit und Freude der Väter, die sie an wohlgezogenen Kindern erleben? Der Apostel hatte den Weibern harte Regeln vorgeschrieben, und tröstet also dieselben hiermit; Er lehret, daß die Mütter, nebst denen Vätern, in diesem Falle gleiche Glückseligkeit hätten. Ferner muß ein Eheweib bey der Geburt die Schmertzen allein ausstehen; Je grösser die Liebe der Mütter gegen [34] die Kinder ist, desto grösser ist auch ihre Glückseligkeit, wenn sie sich über ihre Kinder freuen können. Man könnte also Pauli Worte auf folgende Weise übersetzen: Sie wird selig (glücklich, glückselig) werden durch das Kinder-Zeugen, so sie (Mutter und Kinder) bleiben im Glauben, in der Liebe, und in der Heiligkeit, samt der Zucht, (die mit Zucht, oder Mäßigkeit, verbunden ist). Dennoch aber ist nicht alle Glückseligkeit des zukünfftigen Lebens nothwendig ausgeschlossen. Die Mütter werden sich auch in dem ewigen Leben über den geführten Wandel der Kinder erfreuen, wenn dieselben, nach bewiesener Frömmigkeit, Dienstwilligkeit, Mäßigkeit und Keuschheit, mit ihren Müttern die ewige Seligkeit geniessen werden. Wenn das Wort  ? in der H. Schrifft auch die ewige Seligkeit andeutet, so gehet es doch auf den Anfang derselben in dieser Zeitlichkeit. Vergl. Eph. II, 5; 1 Timoth. IV, 16; Galat. IV, 15. Zuletzt erkläret der Verfasser noch den 13 und 14 Vers, und saget, dieselben wären gleichsam Einschlußweise zwischen den 12 und 15 Vers gesetzet, zu beweisen, warum den Eheweibern der Gehorsam, die Pflicht zu lernen, und eine stille Lebens-Art zur Glückseligkeit der Männer, so ernstlich anbefohlen würde. In diesen zwey gedachten Abhandlungen ist das Wort  ? , oder selig werden, vornemlich von der zeitlichen Glückseligkeit erkläret worden; Wir wollen aber noch einer kurtzen Schrifft hier Meldung thun, weil darinnen von obiger Meynung abgegangen wird. Es ist dieselbe eine Disputation, welche D. Johann Balthasar Bernhold, der H. Theologie, wie auch der Griechischen Sprache, öffentlicher Professor zu Altorf, im Oktober 1735 gehalten hat. Sie führet den Titel: Hypomnemata exegetica, de salvanda per filiorum generationem muliere; Und enthält folgendes in sich: In dem Neuen Testamente, so 1732 in Offenbach von dem Fanatischen Uebersetzer, Johann Jacob Junckherrott, heraus gekommen ist, heisset es: „Gerettet werden sie aber durch Kinder-Zeugungs da aushin wenn bleiben sie da, in Glauben auch Liebe auch Gemachtwerdung heilig bey Bedachtwerdungs auf Gerettetwerdung da aushin.“ Dieses ist weder Griechisch, noch Deutsch; Und es scheinet, als wenn ein solcher Uebersetzer unter dem Hute nicht wohl verwahret wäre. Die Person, von der allhier die Rede ist, wird V. 2  ? genennet, gleichsam  ? , ein Weib, das mit ihrem Manne rechtmäßig in der Ehe verbunden ist. Es wird dieses Wort von dem weiblichen Geschlechte schlechterdings genommen; 1. Tim. II, 9; Matth. V, 28. Zuweilen deutet es eine Jungfrau an, als Galat. IV, 4. Es stehet offt in uneigentlichem Verstande; Als Offenbahr. XII, 1, 4, 6, 13, 14, 16 u. f. Weil des Kinder-Zeugens in unserer Stelle gedacht wird, so ist leicht zu sehen, daß die erste Bedeutung hier allein Statt finde.  ? bedeutet Aber, Apost. Gesch. XII, 9; Nemlich 2. Corinth. X, 2; Ferner, 1 Corinth. IX, 15. Daß es hier so viel, als Doch anzeige, ist aus dem, was vorher gehet, zu erkennen. Vergl. 1 Corinth. XIV, 1; Cap. II, 6.  ? heißt selig werden, erhalten werden, [35] ohne Schaden davon kommen. Es wird einmahl von der ewigen Seligkeit gebrauchet, Matth. I, 21; X, 22; Marc. X, 26; Lucä XVIII, 16; Johann III, 17. Und diese Bedeutung ist in der H. Schrifft sehr gemein. Ferner bedeutet es so viel, als errettet werden; z. E. von einer Kranckheit oder Gefahr, Johann XI, 11 u. ff. Apost. Gesch. XVIII, 48; Lucä XXIII, 35. Daher stehen einige in den Gedancken, es werde allhier den Weibern von Paulo eine zeitliche Glückseligkeit verheissen. Allein der Zusammenhang in diesem Capitel giebt die erste Bedeutung an die Hand. Es ist kürtzlich zu erweisen, daß das allhier mit dem Genitivo gebrauchte  ? so viel bedeute, als Non obstante, nihil prohibente, qiun. Denn dieses Wörtgen hat Gelegenheit zu unterschiedenen Meynungen gegeben; Zu geschweigen, daß die Papisten daraus behaupten wollen, das Kinder-Zeugen sey eine verdienstliche Ursache der Seligkeit. Bellarminus will (L. I de matrimonio, c. 2) daraus beweisen, das der Ehestand ein Sacrament sey, das ist, die Verheissung der rechtfertigenden Gnade habe. Paulus aber macht das Kinder-Zeugen nicht zu einer Ursache der Seligkeit, sondern sagt nur, daß die Weiber in dem Stande, da sie Kinder zeugen, selig würden, so sie blieben im Glauben, und in der Liebe, und in der Heiligung, samt der Zucht, d. i. so ferne sie den wahren Glauben hätten. Daß die oben angeführte Bedeutung hier statt habe, beweiset und bestätiget der biblische Gebrauch. Z. E. 1 Petri III, 20: Acht Seelen  ? ? ? , wurden durch das Wasser erhalten. D. i. Noah und 7 Menschen mit ihm wurden, ohnerachtet die Sündfluth kam, in dem Wasser erhalten. Vergl. 1 Corinth. III, 15. 2 Corinth. II, 4; Galat. IV, 13.  ? stehet vor  ? ; Röm. II, 27, 29; 2 Corinth. III, 11. Siehe Scultetum ad h. l. 1 Tim. II. Xenophon Paed. IV, Tom. I, p. 112, ed. Hal. a. 1540:  ? ? ? ? , der sein Alter im Trauren zubringet. Lucianus  ? ? ? , ich habe es in der Hand, oder Macht.  ? , das Kinder-Gebähren, wird blos einem Eheweibe zugeschrieben. Es schliesset das Schwangerwerden, Schwangergehen, und das Gebähren ein. Daß es auch das Erziehen der Kinder in sich begreiffe, mercken Jacob Capellus, Chrysostomus und Theophylactus an. Der andere Satz, oder die Bedingung des ersten Satzes, lautet: So sie in dem Glauben, und in der Liebe, und in der Heiligung, samt der Zucht, bleiben. Viele haben einen Anstoß gefunden, daß  ? , der Pluralis sich auf den vorhergehenden Singularem beziehen soll. Einige, als Hieronymus, Chrysostomus, Ambrosius, und andere, haben denselben auf die Kinder gedeutet. Faber Stapulensis und der Cardinal Cajetanus meynen, das Bleiben gehe auf den Mann und das Weib zugleich. Andere halten mit besserm Rechte davor, daß allein auf das Weib gesehen werde, und daß Pauluseine grammaticalische Figur gebrauche, und nicht so wohl auf das Wort, als auf den Sinn, sehe. Der Apostel redet nicht von einem eintzelnen Weibe, sondern von dem sämtlichen weiblichen Geschlechte. Dergleichen [36] Veränderung der Zahl ist nicht so gar ungewöhnlich; Als Johann IX und XI; Galat. VI, 1. Es ist also der Sinn: So sie bleiben werden, d. i. so ein jedes unter denselben Weibern in dem Glauben bleiben wird.  ? ? . Dieses Wort bedeutet den seligmachenden Glauben, welcher dem todten entgegen gesetzet ist; Jacob. II, 17; Röm. III, 28; 1 Cor. XIII, 13. Paulus setzet die Tugend dieses Glaubens hinzu, Liebe und Heiligung.  ? bedeutet alle Reinigkeit des Lebens, und Absonderung von allem, was unrein ist. Mit diesen Tugenden verbindet Paulus  ? , die Christliche und Himmlische Klugheit; Diese ist der natürlichen Klugheit und der Narrheit entgegen gesetzet. In den Worten selbst sind diese Lehr-Sätze: 1) Ein Christliches Eheweib kan auf erlaubte Weise mit ihrem Manne Kinder zeugen; Dieses ist der Endzweck des Ehestandes 1 Corinth. VII, 2; Und göttliche Ordnung, 1 Mos. II, 18 u. ff. Vergl. Matth. XIX, 4 u. f. 2) Ein frommes Eheweib kan selig werden; Ein Eheweib ohne Glauben kan nicht selig werden, wenn sie gleich Kinder zeuget. 3) Was den Glauben und Christliche Tugenden nicht verhindert, das ist an und vor sich selbst der Seligkeit nicht zuwider: Das Kinder-Zeugen verhindert beyde nicht. 4) Was der Seligkeit nicht hinderlich ist, das ist erlaubet; Kinder-Zeugen, d. i. in dem Ehestande leben, hindert die Seligkeit nicht; Darum ist der Ehe-Stand erlaubet. 5) Die Würckungen des Glaubens sind Liebe, Heiligkeit, Weisheit und Christliche Klugheit. Was den Zusammenhang betrifft, so verbindet Paulus, nach seiner Gewohnheit, Glaubens-Lehren und Lebens-Pflichten. In dem 1 Capitel trägt er Timotheo die Summe der Lehre vor, und ermahnet ihn, das Amt eines Bischoffs gebührend zu verwalten. In dem 2 Capitel erfodert er das öffentliche Gebet, V. I, vor die Obrigkeit und zwar allhier vor die heydnische Obrigkeit. Die Ursachen sind V. 3. Dieses ist GOtt angenehm; V. 4. GOtt will alle Menschen selig haben; V. 5. Es ist ein Mittler, welches auch die Heyden angehet. Endlich sagt er, V. 8. die Männer solten ohne Unterschied des Ortes beten, womit er den Unterschied zwischen Jüden und Heyden aufhebet. Er warnet die Weiber V. 9. vor Kleider-Pracht, ermahnet sie V. 11 zu der Demuth und Gottseligkeit. In dem 12 Verse schliesset er sie von dem Lehr-Amte aus, und führet V. 13 und 14 die Ursache an. Paulus deutet an, daß denen Weibern die Straffe auferleget worden, gehorsam zu seyn; Weil Eva der Schlange Gehorsam geleistet habe, 1 Mos. III, 16. Damit aber die Weiber nicht zaghafftig werden, so giebt er ihnen einen Trost, und sagt, sie würden aber doch bey ihrem Kinder-Zeugen selig, wenn sie in dem Glauben, u. s. w. blieben. Demnach ist das Absehen Pauli, die Ehe-Weiber bey ihren Geburts-Schmertzen, wenn sie auch ihren Geist darbey aufgeben solten, mit der Versicherung der ewigen Seligkeit zu trösten, und zu der Standhafftigkeit in dem Glauben, und in der Gottseligkeit zu ermuntern. Röm. VIII, 18. Die Schrifft muß durch Schrifft erkläret werden. Diese lehret aber 1) daß GOtt der Stiffter des Ehestandes sey, 1 Mos. I, 27; II, 18; Malach. II, 14; Matth. V, 31 u. f; XIX, 3 u. f. 2) Daß viele Wöchnerinnen, so wahrhafftig gläubig gewesen, [37] selig geworden. Z. E. Eva, Sara; 1 Mos. XXIII, Rahel, 1 Mos. XXXV. 3) Daß das Creutz die Seligkeit nicht verhindere, sondern vielmehr befördere; 2 Tim. II, 1 Petri IV. Röm. VIII, 18. 4) Daß der Glaube Tugend und Liebe würcke; Gal. V, 6. Solchergestalt kan die Umschreibung unseres Textes also lauten: „Ob denen Weibern gleich nicht erlaubet ist, in öffentlicher Versammlung zu lehren, ob auch schon die Weiber keine Herrschafft über die Männer haben; So haben sie doch zu Hause ihre Verrichtung, und vornemlich das Kinder-Zeugen; Dieses soll ihnen dennoch an der ewigen Seligkeit nicht hinderlich seyn, wenn sie in dem wahren Glauben, welcher Liebe gegen Gott und den Nächsten und Heiligkeit würcket, und von der Himmlischen Klugheit begleitet wird, bleiben“ Wir mercken kürtzlich aus den Worten Pauli 1) Lehr-Sätze. a) Gott ordnet nichts was die Seligkeit der Menschen verhindert; 2 Petri III, 19. Offenb. Joh. XXII, 2. b) Die Mittel der Seligkeit gehen so wohl die Weiber, als Männer, an; Galat. III, 28. 1 Petri III, 7. c) Die wahrhafftig-gläubigen sind ihrer Seligkeit gewiß. d) Die Papisten mißbrauchen den Spruch Pauli, wenn sie das Verdienst der Wercke daraus beweisen wollen. e) Sie bemühen sich auch vergebens, daraus zu bestärcken, daß der Ehestand ein Sacrament sey. 2) Moralische Sätze: a) Die Frommen können auch in dem Haus- und Ehestande gute Wercke thun. b) Diejenigen sündigen, und werden mit Recht gestraffet, welche die Zeugung der Kinder verhindern. c) Fromme Eheleute suchen nicht Fleisches-Lust, sondern Kinder. 1 Corinth. VII, 2. d) Welche Trost nöthig haben, die muß man damit aufrichten. Jes. XL, 1; 1 Thessal. IV, 18. Wenn wir unser Urtheil von den bisher angeführten Dissertationen fällen sollen, so geben wir dem Verfasser der letztern unsern Beyfall, und glauben, daß in dieser Schrifftstelle der Apostel alle Christlichen Weiber und Kind-Betterinnen versichere, daß, ob wohl durch das Weib die Sünde in die Welt gebracht worden ist, Sirach XXV, 32. ob auch wohl die Schmertzen, so ein Weib bey dem Kinder-Gebähren ausstehen muß, von der Sünde zeugen, 1 Mos. III, 16. dem ohngeachtet an ihrer Seligkeit nicht zweiffeln dürffen, sondern so wohl als die Männer, solche erlangen und Mit-Erben der Gnade des Lebens seyn sollen, 1 Petri III, 7 Und das auch, so ferne sie in dem Stande des Kinder-Zeugens,  ? , betrachtet, oder gefunden werden. Das Wörtlein Durch bedeutet also allhier nicht eine würckende Ursach, auch nicht ein Verdienst, auch nicht ein Werckzeug und Mittel, dadurch das Weib die Seligkeit erlange: Denn das ist allein der Glaube, und die andern Mittel, die Gott dazu verordnet hat. Sondern es wird entweder als ein Weg gesetzet, darauf das Weib bleibet, als bey ihrem Beruff, und bey ihrer Arbeit und Creutze, so ihr Gott aufgebürdet hat, darinnen sie ihren Glauben am besten beweisen kan, und es ihr, so sie es in dem Glauben erträgt, reichlich aus Gnaden vergolten werden wird; Oder es hat die Bedeutung, daß es so viel heisset, als In, wie es also in folgenden Sprüchen heiliger Schrifft genommen wird. als, da von Abraham [38] gesaget wird: Das Zeichen in der Beschneidung empfieng er zum Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, welchen er nun in der Wahrheit hatte, auf daß er würde ein Vater aller, die da gläuben in der Wahrheit, daß denselben solches auch gerechnet werde zur Gerechtigkeit. Petrus braucht es von dem Wasser der Sündfluth zu den Zeiten Noah, da man die Arche zurüstete, in welcher wenig, d. i. acht Seelen, behalten wurden durchs Wasser. Und Paulus braucht es von seiner und seiner Mit-Apostel Verfolgung und Trübsal, da er saget, daß sie sich erweisen wollen als Diener Gottes, durch Ehre und Schande, u. s. w. und also finden wir viel Exempel gottseliger Kindbetterinnen, welche mit grosser Freude u. vielem Troste gestorben sind.

Ob die Weiber öffentlich lehren dürffen?
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Die Weiber sind von öffentlicher Führung des Lehr-Amtes ausgeschlossen. Denn die Exempel ausserordenlicher mit Lehr-Gaben versehenen Personen weiblichen Geschlechtes, z. E. 2 Mos. XV, 21. u. f. Richt. IV, 4. u. f. V, 1. u. f. 2 Kön. XII, 14. u. f. Luc. II, 36. Apost. Gesch. XI, 9. können der ausdrücklichen Verordnung, daß die ordentlichen Lehrer der Gemeinden Manns-Personen seyn müssen, um so viel weniger entgegen gesetzet werden; Je unerweislicher es ist, daß dieselben ein öffentliches Lehr-Amt geführet haben, 4 Mos. XII, 1. 5. 10 u. f. Folglich erhellet daraus nur die Fähigkeit der Weibs-Personen zu allen, auch ausserordentlichen Geistes-Würckungen, die auch aus Joel. III, 1. dargethan werden kan, obgleich der öffentliche Gebrauch derselben zu dem Lehr-Amte näher eingeschräncket ist. Die zu dem äussern Dienste der Gemeinen in den ersten Jahrhunderten verordneten Weibs-Personen, Röm. XVI, 1. 1 Timoth. V, 9. haben ebenfalls so wenig, als andere zu der Ausbreitung deß Evangelii beförderlich gewesene Weiber, ein Lehr-Amt verwaltet, oder öffentlich gelehret; Apost. Gesch. XVIII, 26; Röm. XVI, 3. 12; Phil. IV, 2 u. f. Jedoch den vornehmsten Ausspruch in dieser Sache giebt Paulus, welcher 1 Corinth. XIV, 34. ausdrücklich bezeuget, es gebühre Weibern in der Gemeine Gottes zu schweigen. So gewiß nun auch dieses ist, so haben sich dennoch zu unterschiedenen Zeiten einige gefunden, die kein Bedencken getragen, das Gegentheil zu lehren. Wir wollen hier nicht der heydnischen Priesterinnen, Diana, Venus, Vesta u. s. w. gedencken, sondern bey denen bleiben, so sich für Christen ausgeben. Erstlich so scheinet es als ob Simon der Zauberer dieser Meynung gewesen sey, weil er nicht nur aus sich, sondern auch aus seiner gottlosen Helena, fast eine Göttin machen wollen. Ein gleiches könnte man von andern mehr sagen. Insonderheit aber waren die Quintilianer, eine Christliche Secte, mit diesem Irrthume hefftig eingenommen. Denn es erzählet Epiphanius (Haeres. 49) von ihnen, sie hätten bisweilen nicht nur geistliche Priester-Stellen, sondern auch Bißthümer, den Weiber anvertrauet. Nach ihnen waren die Cataphryges meistens gleicher Meynung, und liessen Weiber zu dem öffentlichen Predigt-Amte, welche sie Presbyteridas zu nennen pflegten. Zu Constantinus [39] des Grossen Zeiten erwehlten die Weiber in Syrien etliche ihres Mittels, welche öffentlich lehren musten; Es geschahe aber solches nur aus Noth, weil Licinius verboten hatte, es solten Weibs-Personen nicht mit den Manns-Personen in eine Versammlung kommen. Zu Basilius Zeiten, sollen Nonnen gelehret, getaufft und das heilige Abendmahl ausgetheilet haben, welches an seinen Ort gestellet seyn mag. In dem achten Jahrhunderte war Pabst Bonifacius auf diese Meynung gerathen, welcher er auch denen Nonnen zu predigen erlaubte, wie Hedio von Tecla und Lieba, zweyen Nonnen erzehlet. Ja, es kam damahls so weit, daß etliche Aebtißinnen sich unterfiengen, Priestern die Hände aufzulegen, oder sie zu ordiniren. In dem vorigen Jahrhunderte sind, daß wir von andern nichts sagen, sonderlich die Quäcker auf diese Meynung sehr erpicht geworden, als bey welchen nichts gemeiners ist, als dieses, daß Weiber gantze Gemeinen öffentlich zu lehren sich unterstehen. Solchen haben es endlich, wie Jedermann bekannt ist, viel andre nachgethan. Von jenen so wohl, als auch diesen, kan Cröstii Quacker-Historie und D. Feustkings Gynecaeum Fanaticum nachgelesen werden: Insonderheit sind bey dem letztern viel merckwürdige Exempel zu finden.

Ob die Weiber der Academischen Ehren-Grade fähig seyn?
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Warum nicht? Es wäre wieder die Wahrheit, wenn man behaupten wolte, daß keine jemahls mit dem Doctor-Titel, nach Verdienst, begabet worden sey, wie Zeiller ohne Scheu vorgiebt; Es wäre denn, daß er es pur von den Deutschen verstanden hätte. Der bekannte Limnäus führt aus dem Hilarion de Costa ein zweyfaches Exempel an; Eines von Isabella Losa von Cordua, einer Spanierin, so zu der Doctorlichen Würde in der heiligen Schrifft gestiegen ist; Nach Absterben ihres Ehe-Herrns, gieng sie in St. Claren-Kloster, und starb 1564 in dem 71 Jahre ihres Alters. Das zweyte von Belricia Gozadina, Amaroris Gozadini, eines vornehmen Edelmanns zu Bononien, Tochter, welche nicht nur in dem Jahr 1535 (war das 23 ihres Alters) eine Doctorin der Rechte, sondern auch in dem Jahr 1539 in die Zahl dasiger Professoren mit höchstem Ruhme an- und aufgenommen ward. Sie hat unterschiedliche Rechts-Bücher geschrieben, so aber alle unter einem fremden und erdichteten Nahmen hervor getreten sind. Sie starb in ledigem Stande. Helena Lucretia Cornara Piscopia verlangte zwar das Theologische Doctorat, aber der Cardinal Barbarigo, als Bischoff zu Padua, wolte ihr solches nicht gönnen; Jedennoch nahm sie den 25 Junius 1678 den höchsten Grad in der Philosophie rühmlich und öffentlich an. Dieser Ehre wegen, glückwünschte ihr Graf Otto von Brochorst, und ihr Brabevta, und gewesener Lehrer, Carl Rinaldin, Mathematicus zu Padua, kriegte hierdurch Gelegenheit, von dem Theologischen Doctorate umständlicher zu reden, ob solches auch Weibs-Personen beygeleget werden könne? Wobey zugleich seine Rede, die er bey der Promotion gehalten hat, mit zu sehen ist. Ihr Leben hat Maximilian Deza [40]Italienisch beschrieben, wie auch Lateinisch Benedict Bacchini, wo es bey ihren Wercken, die er 1688 in dreyen Tomis zu Parma zusammen heraus gegeben hat, forn an zufinden ist. Der erste Tomus hat lauter Academische Reden in sich; Der zweyte unterschiedliche Lateinische Lob- und Ehren-Reden, so Fürsten und andern Standes Personen geschrieben sind; Der dritte giebt allerhand Italienische und Lateinische Episteln. Auch hat Anton Lupis ihre Lebens-Beschreibung aufgesetzt, und ihrer Schwester, Venedramin Catharin, zugeeignet, die zwar auch wohlgelahrt war, doch mit Helena nicht zu vergleichen stund. Ihr Vater war Johann Baptista Cornelius, Procurator bey S. Marx in Venedig, ward den 5 Junius 1646 (nach dem neuen Calender) gebohren, starb den 26 Julius 1684 in dem 38 Jahre ihres Alters, und ward zu Padua in S. Justinen Kloster unter die Mönche begraben. Franciscus Carus hat ihr, den zweyten Tag nach ihrem Hintritte, einen Leichen-Sermon gehalten, der auch zu Padua gedruckt worden ist. Sie war, ihrer schönen und mancherley Wissenschafften halber, in unterschiedene so genannte Academien, oder gelehrte Gesellschafften, eingenommen worden; Als in der Intronatorum ihre zu Sena, der Recuperatorum zu Padua, der Infoecundorum zu Rom, und der Dodonaeorum, wie auch Pacificorum, zu Venedig. P. Frantz Macedo dedicirte ihr seine Medullam Historiae Ecclesasticae, und machte ihr zu Ehren diß Epigramma, das Ludwig Granedic auch Griechisch übersetzet hat:

Sunt Helenae geminae, sancta altera, & altera pulcra,
Moribus & forma tertia utramque refert.
Crux penes est Helenam: penes est te gloria Christi.
O Helena, illi crux cedit & illa tibi.

In Diatio Eruditerum Parmensi wird eine ihr zu Ehren geprägte Müntze gezeiget, wo auf einer Seite ihr Antlitz steht, und diese Worte: Hel. Luc. Cornelia Piscop. Fil. Io. Ba. D. M. P. Sep. Lin. orn. laurea Philosoph, donata Patavii, A. S. 1678. Auf der andern Seite ist eine Perlen-Muschel, so mit offnem Maule den von dem Himmel fallenden Thau auffängt, wobey steht: Non fine foenore. Unten findet man: Patav. Phil. Colleg. Decreto. Vorgedachter P. Fr. Macedo hat in seinem Buche: Gemählde der Stadt Venedig betitelt, bey dem Lobe Cornarii Piscopii, Procurators zu S. Marx, dieses noch: „Illud palmarium in Cornelia familia: Cornelia, Mater Graechorum, fama doctrinae viguit. In tua domo Cornelia Filia, pertissima graecarum literarum, omnigenae doctrinae laude floret. Suae & futurae aetatis miraculum in Veneta concha gemma erudita. Hanc tu pro aede monetoria Tibi vicina thesaurum omnibus gazis pretiosiorem domi habes, & orbi fervas & coli a Doctis vides.“ Daß sie aber auch Doctorin der Artzney-Kunst gewesen seyn soll, wie ein anderer berichtet, ist falsch. Mit weit besserer Reputation haben obgedachte den Doctor-Grad erlanget, als der Spanische Jude, Jacob Rosales, seinen, von dem Johann Moller sagt, er sey nicht nur ein Doctor der Artzney-Kunst [41] und Practicus zu Hamburg, sondern auch ein Kayserlicher Comes Palatinus, gewesen. Wenn denn nun Bononien und Padua Türcken, Saracenen und Jüden des Doctorats würdigen, wie nebst andern, Messeling berichtet, wie vielmehr gebührt solches geschicktem und würdigem Frauenzimmer? Es nimmt uns Wunder, daß die sonst berühmte hohe Schule zu Pisa dem Groß-Hertzoglichen Schalcks-Gecken die Doctorliche Würde und Ehre in beyden Rechten habe beylegen und mittheilen wollen; Worüber zwar der Groß-Hertzog Ferdinand sehr entrüstet ward, und sie, weidlich ausputzte, wie bey dem Janus Nicius Erythräus zu lesen ist, und Jitter aus ihm wiederholet. Der Promotus ward hernach nur D. Ciajesius genennet. Weder die Civil-Gesetze, noch der Völcker Gewohnheiten, schliessen die Weibs-Personen von sothanen Academischen Ehren-Graden aus, die göttlichen Gesetze aber haben hierinnen nichts beschlossen, sondern es der Disposition der Menschen anheim gestellet. Ob schon das öffentliche Lehr-Amt in der Kirche Weibern verboten ist, können sie deshalben doch wohl Doctorinnen werden, und durch öffentliche Schrifften andere lehren, und also ihren Nahmen vertheidigen. Diana will zwar klugen und gelehrten Weibern auch das öffentliche Lehr-Amt überlassen, und Alloza will ihnen gar Beichte zu hören erlauben; Allein das ist abgeschmackt. Die Diaconißinnen reimen sich gar nicht hieher, massen solche nur die Thür hüteten, und den Priestern bey der Weiber Tauffe, und das der Erbarkeit und des Wohlstandes halber, dieneten. Wirfft uns jemand die Bischoffinnen in den Weg, so Gottes Wort öffentlich lehreten, absolviren, die Sacramente austheilten, und dergleichen mehr; So waren solche nur unter der ketzerischen Quintilianer und Priscillianer Geschmeisse, nicht bey und unter dem Hauffen der Rechtgäubigen, bey welchen der Nahme Bischoffin nur ein Ehren und kein Amt-Wort war. Da wir denn die Schelwigische Erinnerung gar nicht in den Wind schlagen, daß nemlich solche von Weibern geschriebene Bücher vorhero von denen ordentlichen Herren Geistlichen gebührender massen übersehen und censiret werden sollen, welches auch denen Manns-Büchern wiederfähret. Konnte Accurs Tochter über das bürgerliche Recht öffentlich zu Bononien lesen; Ward der, wegen der Religion, vertriebenen Olympia Fulvia Morata erlaubt, in dem 29 Jahre ihres Alters den öffentlichen Lehr-Stuhl in Heidelberg zu besteigen, und Griechisch zu Lehren; Ließ man der Juliana Morella, einer Spanierin, zu, in dem 12 Jahre ihres Alters, in Capuciner-Habite, Philosophische Theses öffentlich zu vertheidigen, so sie auch hernach der Königin Margret in Spanien zuschrieb; ward der Cäcilia Seburia, in dem 18 Jahre ihres Alters, vergönnet, unter P. Johann Anton de Panormo, Theses Philosophicas & Theologicas öffentlich zu verfechten; Warum nicht auch andern und mehrern? Sie können sich ja gar wohl der Academischen Ehren-Grade auch fähig machen; Es laufft auch weder der Erbarkeit, noch löblichen Sitten zuwider, solchen die Belohnungen und [42] Zeugnisse gültiger Kunst und Wissenschafft mitzutheilen; Wie Andreas Mendo einstreuet. Wie viel nette Dichterinnen sind mit dem Poetischen Lorbeer-Crantze, nach Verdienst, ruhmwürdig gecrönet worden, welche Paullinus, in seinem Hoch- und Wohlgelahrten Deutschen Frauenzimmer, desgleichen Kortholt, vorgestellet hat? Wer könnte, oder wolte, doch mit Fug die Hochgelehrten Damen, (nur gar wenig Deutsche hier zu benennen) oder dero gleichen, als die weyland Chur-Pfalzische Frau Aebtißin zu Herford, Frau Elisabeth, des Frey-Herrn Carls von Friese, Herrn zu Rothau, Cotte, u. d. m. älteste Fräulein Tochter Henrietta Cathrina, Herrn Conrad von Löser, Erbherrn in Salitz, Reinhartz, Heinichen, u. s. w. Chur-Sächsischen Hoff-Marschalls, Gemahlin, Frau Margrete Sibylla, gebohrne Wagenseilin, aber vermählte Mollerin, Herrn Daniel Wilhelm Mollers, wohlberühmten Professors zu Altdorf, Ehe-Liebste, u. a. m. der Doctorlichen Würde nicht würdig achten?

Rechte der Weiber.
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Von denen Rechten der Weiber sehe man den Artickel: Weiber-Rechte.

Man lese übrigens von denen bisher abgehandelten Materien: Schneiders Bibl. Lex. II Th. p. 74. 1098 III Th. p. 562. Rambachs Dogmat. Theol. I Th. p. 233 u. f. Schöttgens Antiqu. Lex. p. 1263 u. f. Miri Bibl. Antiqu. Lex. p. 43 c. Schmidts Bibl. Histor. p. 887. 852. 1030. Baumgartens Theol. Moral, p. 501 u. f. Unschuldige Nachrichten von 1707 p. 433 u. f. 1717, p. 1652. 1719, p. 347 u. f. 1723, p. 786 u. ff. 1730, p. 21 u. ff. Schrödters Cont. Acerr. Bibl Müll. IV Hund p. 571 u. ff. Sewels Geschichte der Quäcker p. 34. 622. Reimmanns Histor. Literar. Antedil. p. 91 u. ff. Stollens Histor. der Philos. Gel. p. 8. Gründl. Auszüge aus den Disput. I B. p. 140 u. ff. 572 u. ff. II B. p. 208 u. ff. IV B. p. 598 u. ff. V B p. 527 u. ff. Paullini Philos. Lust-Stunden I Th. p. 517 u. ff. II Th. p. 422 u. ff. Siehe übrigens auch den Artickel: Weibs-Person.