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Zedler:Wein

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Wein, (Christoph Andr.)

Band: 54 (1747), Spalte: 354–461. (Scan)

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Wein, Latein. Vinum, Griech. Οινος, Frantzösisch Vin. Der eigentlich sogenannte Wein ist der aus der Frucht des Weinstocks ausgepreßte und vergohrne Safft, welcher den alleredelsten Tranck abgiebet, der wegen seiner Vortrefflichkeit nicht genug gepriessen werden kan. Denn, was das Wasser betrifft, ob selbiges schon den Durst, dem Weine gleich, und noch mehr stillet, so kan es doch nicht so gut nähren, noch die Dauung befördern, oder dem Hertzen eine so angenehme Krafft, als der Wein geben; Welche Tugenden sich zwar auch im Biere und Methe etlicher massen finden, aber bey dem Weine im höchsten Grade. Weil nun solchergestalt am Tage, daß die völlige Beschreibung des Weins sehr weitläuffig; als wollen wir nur von demjenigen in möglichster Kürtze einen Auszug liefern, was am nöthigsten zu seyn scheinet. [355]

Ursprung des Weins.

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Ob demnach gleich der Wein eine in der gantzen welt bekannte Sache, und insonderheit uns Deutschen, seinem Wesen und Würckung nach, gar nicht unbewußt, auch hiervon allbereits ein vieles, in einigen Stücken und Umständen ausführliches und weitläuffiges, geschrieben und publiciret ist; So bedencken doch wenige Menschen, daß der Wein, als Wein, gleichwohl keine natürliche, sondern eine durch chymische Verrichtungen, mithin durch die Kunst zu Stande gebrachte Sache ist. Von Natur würden wir nimmermehr Wein haben, oder dergleichen bekommen und erhalten, wenn nicht die menschliche Kunst und Hülffe wäre; so wenig als Bier, Meth, Cyder und ander gegohrnes Geträncke zu erlangen. Wer der allererste Anfänger, Urheber oder Erfinder des Weins gewesen, ist nicht zu sagen, ausser daß wir sicherlich glauben, der allmächtige GOtt habe auch gleich anfangs den Weinstock mit erschaffen; Von dem fernern ordentlichen Baue, und wie er weiter in den menschlichen Gebrauch gekommen, ist viel unnützes Geschreibe und Muthmassen, oder ungewisse Erzehlung. Die Heydnischen Schrifftsteller, so von der Heil. Schrifft nichts gewust haben, setzen viel unterschiedliche Erfinder des Weins, und weil ihnen also der Grund der Wahrheit verborgen gewesen, treffen sie, indem sie sich bemühet, die ersten Erfinder zu erforschen, gar nicht überein. Diodorus Siculus eignet solche Erfindung und Pflantzung des Weinstocks, Baccho dem Sohn Jupiters, zu (der sonsten auch bey den Egyptiern Dionysius und Osiris, benahmet wird,) der nachmahlen, als er die Welt mit einem Heer durchzogen, der Vater Liber genannt wurde, wegen der Freyheit, Freude und Stärcke, so der Wein in sich hat, und den Menschen mittheilet. Hiervon schreibet der berühmte Deutsche Poet Opitius, in dem Lob-Gedichte Bacchi, p. 379. also

Der Nahme Liber doch ist gut für deine Wunder,

Er trifft recht überein, du hast ihn auch besunder
Allzeit sehr lieb gehabt, weil dein Volck weit von List
Und scharffen Sinnen ist, du selber lustig bist,
Denn Liber wenn du kommst, aus einem vollen Hafen,
Gestossen in den Leib, da werden auch die Sclaven
Zu Königen gemacht, die Traurigkeit und Schmertz

Vergehen durch den Trunck, entbunden ist ihr Hertz.

Weiln nun ermeldter Bacchus oder Dionysius den Weinstock erstlichen solle erbauet, und den edlen Safft vermittelst der Kälter, aus denen Trauben herausgepresset haben, setzten ihm die alten Römer auf dem Berge Capitolio, (heut zu Tage in Italiänischer Sprache Campidoglio, genannt.) zu Ehren einen Tempel, in welchem man jährlich die unzüchtigen Schand-Feste, so dahero Dionysia oder Bacchanalia, geheissen [356] worden, mit übermäßigen Jauchen, Geschrey und Frolocken zu celebriren und zu halten pflegte. Daß diese Erfindung vom Dionysio oder Baccho herkomme, bestätiget gleichfalls Virginus, wenn er gleich Anfangs seines Buchs Georg. gesungen:

Nunc te Bacche canam &c.
Das ist:
Jetzt will, O Bacche, ich dein grosses Lob besingen etc.

Wiewohl Martianus Capella meldet, daß Dionysius allein den Inwohnern Griechen-Landes, diese Erfindung offenbahret und gelehret habe. Die Athenienser hingegen schreiben diese Ehre dem Icaro zu, der ein Vater Penelopes, und ein Sohn Oebali, des Königs der Lacedämonier, gewesen, und rühmen, daß er durch seinem Verstand ihnen Gelegenheit des Wein-Pflantzens und dem Gebrauch desselben gelehret und mitgetheilet habe. Nachdem er sich aber berauschet, hätten die Wein-Gärtner, die ebenmäßig sich vollgesoffen, aus Eckel dieses Zufalls, ihn gleichsam als Unsinnige ertödtet, darum der Poet Ovidius nach der Deutschen Uebersetzung also schreibet:

Ach daß du vor die Gaben dein,
Wie Icarus, belohnt sollt seyn
Welcher durch seine trunckene Schaar,
Zum Tranck-Geld selbst ertödtet war.

Und Propertius am Ende seines Buches Eleg. 2.

Icare Cecropiis merito jugulare Colonis &c.
Icare, weil du Ursach geben,
Kommst durch die Bauren um dein Leben.

Die Lateiner, (oder Italiäner) bevorab Servius in Lib. VIII. AEneidos und Plutarchus in Collat. Hist. Rom. cum Graec. eigneten dieselbe Erfindung dem Saturno, der ein Vater Jupiters war, zu, dieweiln derselbe, wie sie sagten, ihnen zum ersten junge Wein-Reben aus der Insel Creta oder Candia zugebracht hatte; und melden, demnach er sich bey einem Bauer niedergelassen, habe er selbigem seine Tochter geschwängert, daß sie ihme vier Kinder gebracht; zu Wiedervergeltung nun solcher Mißhandlung hätte er folgendes den Vater in der Pflantzung der Reben und Art des Weins unterwiesen. Plutarchus schreibet auch, es habe einer, Nahmens Arus, aus Hetruscia, zum ersten die Wein-Reben in Franckreich gebracht. Ueber das bezeugen Eutropius, Martianus, Capella, von der Hochzeit Mercurii, wie auch Athenäus Lib. I, daß vorermeldeter Bacchus allein den Griechen die Art und Gelegenheit des Weinbaues eröffnet, oder doch, daß zum wenigsten sein Sohn Oenopio, die Innwohner in der Insel Chio, im Mittelländischen Meere zwischen Samum und Lesbum gelegen, allda vor Zeiten der beste Wein gewachsen, in dem Rebe-Pflantzen und Weinwachs unterrichtet habe, mit freyer Erlaubniß, solches nützliche Geheimniß folgends auch andern zu offenbahren. Plinius in seinem siebenden Buch, ist der Meynung, ob hätte der Athenienser [357] Eumolphus den Weinstock, wie auch etliche andere Bäume erfunden. Athenäus will gar behaupten, es sey der Weinstock erstlich offenbar und bekannt worden, durch den Hund Oresiri, des Sohns Deucalionis, welcher ohngefehr etliche abgeschnittene Wein-Reben bey dem Berg Aethna in Sicilien herfür gescharret, dahero nachmahlen, wie er vorgiebt, die Wein-Gärten ihren Ursprung und Nahmen genommen haben sollen. Eben selbiger Schrifftsteller schreibet auch, daß der Wein zuerst in Egypten, bey einer Stadt, Plinthina genannt, seye erfunden worden. Allein alle diese Heydnische und Poetische Fabeln bey seit gesetzet; so führet uns wohl Moses, der älteste Geschicht-Schreiber, in seinem ersten Buch und dessen 9. Capitel, aus diesem Zweiffel zu rechte; und bezeuget, daß Noah, der Heil. Patriarch, ein Sohn Lamechs, der erste gewesen sey, so einen Weinberg gepflantzet das ist, den wilden Stock, wie er war, erbauet und fruchtbar gemachet habe. Es ist demnach wohl die wahrhafftete Historie, daß der erste Erfinder des Weins, Noah, gewesen; wie er denn auch der erste war, der sich in solchem bezechet, und voll getruncken hat, wie aus dem angezogenen 9. Capitel des ersten Buches Moses hiervon weitläufftiger zu lesen ist; Wovon auch Lactantius und Josephus schreiben. Es halten dahero viele der Wahrheit gantz gemäß zu seyn; daß man vor der Sündfluth anders nichts denn lauter Wasser getruncken habe, welches zwar, wie etliche dafür halten, eines viel berssern und anmuthigern Geschmacks vor der Sündflut soll gewesen seyn, als hernach, da es durch starcke Ueberlauffungen und behendes Ausgiessen der Flüsse seinen natürlichen Geschmack verlohren habe. Andere hingegen behaupten das Gegentheil, als welche sich auf den Spruch des Herrn Christi gründen, da er Matth. am XXXIV Cap. saget: Gleichwie sie waren in den Tagen vor der Sündflut, sie assen, sie truncken, sie freyeten und liessen sich freyen, bis an den Tag da Noah zu der Archen eingienge, und achteten es nicht, bis die Sündflut kam, etc. Dieses nun wollen sie auf den Wein ziehen, und wenden vor, daß man beym lautern Wasser-Trincken wenig Freude und Kurtzweile haben könnte. Alleine dieser Beweis ist denen erstern noch nicht hinlänglich genung, indem auch wohl seyn könne, daß die Menschen selbiger Zeit einen Safft oder Getränck aus unterschiedlichen Früchten bereitet hätten, wovon sie voll und truncken geworden wären. Der mehrere Theil Heyden die mit Mose übereinstimmen, halten Noam für einen Erfinder des Weins, welches unter andern auch aus den Nahmen Janus zu verspüren, den sie mit zweyen Angesichtern gemahlet haben; Welcher denn niemand anders als Noah gewesen zu seyn scheinet, als welcher mit dem einen Angesicht in die erste, und durch die Sündflut gantz verödete Welt, mit dem andern aber in die nach ermeldter Sündflut wieder angefangene neue Fortpflantzung derselben gesehen hat. Wie denn auch das Wort Janus von dem Hebräischen Jajin her deriviret wird, welches so viel als Wein heisset. So schreiben auch über das etliche Heydnische Scribenten, daß Noah solche seine Erfindung [358] des Weins, die Völcker in Italien erstlich gelehret habe: Welches Land wegen des vortrefflichen Weins, nachmahlen Oenotria genennet worden, Zweiffels ohne von dem Griechischen Worte her, welches Vinum oder Wein heisset. Andere geben Ziegen und Böcke, wie bey dem Caffee, für die ersten Erfinder und Urheber an, wie z. E. Ezler sagt, daß Noah nach der Sündflut einen Bock ausschicket, welcher nicht nur den Wein ausspioniret, sondern auch Weinbeeren gegessen hätte, und davon truncken nach Hause gekommen wäre, auch alles andere Vieh mit den Hörnern gestossen habe: welches aber die größte Kackeley und an sich ein widersprechendes Mährlein ist: indem keine Creatur von Weinbeeressen truncken werden kan; Es hat auch schon vor geraumer Zeit ein gelehrter Niederländer deshalben gesaget:

Die, die so grooten Saeck, het vinden van de Wyn,
Toereckenen dem Bock, dat moeten Bocken syn.

Wenn nun aber, wie gedacht, in der Heiligen Schrifft, nemlich im 20ten Verse des neunten Capitels im ersten Buch Moses stehet, daß Noah angefangen, ein Ackermann zu werden und Weinberge zu pflantzen; so scheinet damit noch nicht erwiesen zu seyn, daß nicht vor der Sündflut und vor Noah Zeiten auch schon solte Ackerbau und Weinwachs gewesen seyn, sondern man kan es aufs höchste dahin verstehen, daß Noah, NB. nach der Sündflut, wider der erste gewesen, der ordentliche Weingärten oder Weinberge angeleget. Ja, man kan sagen, daß diese neue Pflantzung selbst zu erkennen giebet, daß der Weinwachs schon vor der Sündflut muß gewesen seyn, dieweil Noah sonst keine von neuen hätte pflantzen können, wenn er nicht vor der Sündfluth noch einige Stöcke mit in seine Arche genommen hätte. Frucht bringende Weinstöcke kan der grosse Gott von Anfang der Welt erschaffen haben, es können auch vor Noah Zeiten Weingärten gewesen seyn; aber deshalben noch gar nicht würcklicher Wein, sondern man mag entweder die reiffen Beeren, wie andere Früchte, frisch gegessen, oder aufgetrocknet, oder aber aufs höchste den frischen Safft und Most davon getruncken und genossen haben, gleichwie wir Deutschen noch bis auf diese Stunde alle unsere Obstfrüchte, Aepfel, Birnen, Pflaumen, Mispeln Apricosen, Johannisbeeren, Himbeeren und andere mehr, gantz und gar nicht zu Cydre oder weinichte Geträncke machen und gebrauchen, sondern als Obst, frisch oder gebacken, gekocht oder eingemacht, oder den Safft entweder frisch oder eingekocht und verdicket, ohne Gährung verbrauchen. Die gantze Türckische Nation, samt ihrem Mahometanischem Anhange, lässet bis auf den heutigen Tag ihre gewonnene Weinbeere und ausgepreßten Most zu keinem Weine werden, sondern sie verdicken den Most zu einer Sapa oder dicken Extracte. Wer kan denn sagen, daß vor Alters etwas anders gewesen, oder auf was für Weise solche Weinbeeren [359] von den Menschen sind genutzet worden? Wenn aber Salomon, David und Syrach vom Nutzen und Schaden des Weines reden, und so auch vom Noah selbst vom Trunckenwerden gesaget wird, desgleichen die andern vom Hertzerfreuen und dergleichen vom Weine gedencken, so ist gewiß zu vermuthen, daß alsdenn schon recht gekünstelter Wein muß gewesen seyn, und auch ihre Reden und Lehren nicht von den blossen Weinbeeren oder Weinsaffte, sondern allbereits vom würcklichen, wahren Weine selbst zu verstehen; Gleichwohl aber bleibet es dabey, daß man den ersten Urheber und Erfinder des Weins nicht recht gewiß weiß. Es soll auch endlich dieses, ob wir es wissen, oder nicht wissen, unsere geringste Sorge seyn.

Natürliche Abkunfft des Weins.

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Uebrigens ist einem jeden bekannt, daß der rechte Wein in seine natürliche Abkunfft von der Frucht eines Strauch- oder Staudengewächses hat: Solches Gewächse nun wird in der Botanick Vitis vinifera, auch wohl culta oder cultiva genennet. Vinifera, weintragend heisset es, zum Unterscheid anderer Gewächse, die im Lateinischen und in der Botanick auch Vitis heissen, und gleichwohl keinen Wein hervorbringen; Culta oder Cultiva wird es genennet, weil es ordentlich gepflantzet, gewartet und gepfleget werden muß. Das Wort Vitis aber wollen einige von viere, vom binden, stechten, winden und biegen herleiten; andere wiederum von Vita, vom Leben: weil der von diesem Gewächse herkommnde Safft, der Wein, des Menschen Hertz erfreue, und also das gantze Leben aufmuntere. Noch andere wollen so wohl das Wort Vitis, als Vinum nur von der ersten Sylbe, nemlich von Vi, der Krafft, deshalben herleiten: weil der Wein über den Menschen und dessen Vernunfft, Krafft, Macht und Gewalt hätte. Im Deutschen heist das Gewächse eigentlich ein Weinstock. Auf Arabisch soll es Harin heissen, im Griechischen aber wird es άμπελος, auch wohl ϲινοφορες genannt. Der ehmahlige D. Ettmüller saget Vitis primorium est inter omnia Simplicia, der Weinstock sey das erste und vornehmste von allen einfachen, natürlichen Dingen, wir wollen sagen, von allen Erdgewächsen oder Vegetabilien. Gleichwie nemlich der Mensch das alleredelste und vornehmste Geschöpffe im Thierreiche, und das Gold im Mineralienreiche; also wird der Weinstock für das herrlichste und edelste, als womit sich unser Erlöser selbst vergleichet, im Gewächsreiche gehalten. Der Weinstock ist demnach weder ein Baum, noch ein Kraut, sondern ein Stauden- oder Strauchgewächse, davon der Stamm ziemlich holtzicht und aufs höchste eines mäsigen Armes dicke wächset: Solches Holtz ist gemeiniglich gewunden und nicht dichte, dabey mit einer aufgesprungenen Rinde versehen, inwändig röthlich. Hieraus schiessen viel lange dünne Zweige, die man Reben nennet, und welche wieder mit kleinen Wickelreben versehen sind, so dazu dienen, daß sie sich an Bäume, Pfäle, Lauben oder was sie etwan in der Nachbarschafft erhaschen können, anklammern, umwinden und dadurch [360] behülfflich sind, daß die Reben in die Höhe wachsen, und um so viel besser von der Sonne beschienen werden können. An diesen Reben wachsen grosse, breite, eingeschnittene, grüne und gläntzende Blätter, so im Anfühlen etwas rauh seyn. Im Junius kommen gelbliche, kleine und ziemlich rüchende Blumen hervor, davon jede eine fünffblätteriche Rosenblume, Flos rosaceus pentapetalus, ist, und also das gantze Gewächse, dieser Blume halber, in Tourneforts 21ste Classe gehöret. Die Blume hat in der Mitten ihren Pistill und Stamina, welcher Pistil, nach der Verblühung zur Frucht oder beervollen Traube wird. Jede Beere wird von Zeit zu Zeit grösser, weicher, fleischichter und safftiger, nach seiner Art, auch wohl an der Farbe verändert: In der Mitte hat sie gemeiniglich vier Saamen oder wie kleine Birnen gestalte, harte Körner, und ist eigentlich die Frucht, welche wegen der Vielheit beysammen, mit einem Worte eine Traube oder Weintraube, eintzeln aber eine Weinbeere im Deutschen geheissen wird. Das ist ohngefehr eine allgemeine Beschreibung des Weinstocks und seiner vornehmsten Theile; Will man aber dieses Gewächse mit seinen Theilen noch ausführlicher betrachten, so kommen noch allerhand andere Kleingkeiten in Erwägung. Es ist zwar nicht unser Vorhaben, hiervon in diesem Artickel gantz ausführlich zu handeln; inmassen von dem Weinstocke ein besonderer Artickel folget; indessen werden wir doch aber auch nicht unrecht thun, wenn wir bey dieser Gelegenheit wenigstens die zu wissen dienlichen Lateinischen Nahmen mittheilen, und für dießmahl etwas erwehnen, was sonst eigentlich hierher nicht gehöret. Um ordentlich zu verfahren, so wollen wir fürs erste den Weinstock an sich selbst, noch einmahl in seinen Theilen, nur solcher verschiedenen Lateinischen Nahmen halber, ansehen, und alsdenn weiter nach und nach das nützlichste und nöthigste in Erwägung ziehen. Zuerst findet sich in der Erde:

1. Radix, oder die Weinstockwurtzel;
2. Ueber der Erde, Truncus, der Stamm oder das rechte Weinholtz, an welchem widerum
3. Cortex, die Rinde,
4. Matrix, sive Medulla, der innere Kern, und
5. Succus vel Lachryma, der Safft oder das Weinholtzwasser zu betrachten; wiewohl hier auch die Reben Theil nehmen, als welche Zweige oder Reben abermahls in verschiedene Abtheilungen und Nahmen zu bringen: Ueberhaupt wird
6. Jeder Zweig Palmes, von einigen aber auch
7. Sarmentum genennet; Es wollen aber die meisten, daß der Lateinische Nahme Sarmentum keiner lebenden, sondern nur einer schon vom Weinstocke abgeschnittenen Rebe von rechtswegen zukomme, hingegen das Wort Palmes allein bey einer am Weinstocke noch sitzenden Rebe statt habe; blos daß es hiermit [361] wiederum allerhand Abtheilungen hat: a) Einmahl giebt es
8. Palmites pampinarii, solche Reben, die nichts als Laub oder Blätter, mithin keine Früchte haben; b) hernach
9. Palmites fructuarii, Fruchtbringende Reben, c) Ferner ist:
10. Palmes praesidiarius vel Resex, eine geschnittene Rebe.
11. Palmes annuus sive annotinus, eine jährliche Rebe.
12. Palmes tradux, eine am nächsten Baume oder anderm Gewächse festsitzende, und übergelauffene Rebe.
13. Palmes orbus, eine blinde Rebe ohne Augen.
14. Palmes focaneus, eine Beygerte ein Heuerling.
15. Palmes furunculus, so auch Custos genannt wird, eine Rebe, die künfftiges Jahr Früchte bringen kan.
16. Palmes Nepos, eine Rebe, welche sehr langsam wächset.
17. Dracones oder auch Emeriti, alte durchgehärtete Reben.
18. Spadones, unfruchtbare, niemahls getragene Zweige.
19. Flagellum, der oberste Schoß an der Rebe.
20. Sagitta, das Oberste am Schosse.
21. Malleolus, ein junger Rebenschoß aus einer alten, die man wieder in
22. Malleolos palmipedales und
23. Malleolos praesidiarios entheilet;
24. Surculus, ein gantz junger Schoß von einem Auge. Ferner ist;
25. Internodium Vitis, oder Articulus der Absatz oder das Rebenglied; hernach
26. Gemma vel Oculus, 'das Auge,
27. Folia, die Blätter, welche zwar auch
28. Pampini am Weinstocke genennet werden; Allein es sind Schrifftsteller, die das Wort Pampini nur von solchen Blättern sagen wollen, welche die Traube bedecken, und vor allerhand Unheil beschützen; alle andere Blätter solten hingegen nicht Pampini, sondern Folia heissen; wiewohl viele Scribenten es mit allen diesen Dingen, zumahl wenn sie keine rechte Erkenntniß davon haben, nicht so genau nehmen, sondern öffters mit oberzehlten Worten einen solchen Mischmasch und Fricasse unter einander hermachen, daß derjenge, der die Wörter in ihrem genauen Verstande verstehet, gar nichts davon verstehen würde, wenn er nicht alles rathen könnte. Weiter kommen an den Reben zum Vorschein:
29. Die Capreoli, Helices, Viticuli, auch wohl Viticulae, Annuli, Crines, und wie sie sonst genennet werden. In Deutschen heist man sie: Gäblein, Häfftlein. [362]
30. Pediculi sive Petioli, die Stiele' zu den Blumen und Früchten.
31. Die Blumen oder Flores selbsten, und was denn wiederum bey ihrer Zergliederung vorkommt; so wir aber übergehen wollen.
32. Endlich kommt Fructus, die Frucht, welche eintzeln
33. Bacca oder Beere, insgesamt aber, und da viele Beeren beysammen, gantz dichte und öffters eine auf die andere geprest vorhanden,
34. Uva, so von einigen auch Botrus, oder Botrys, ingleichen Racemus, im Deutschen aber Traube, oder Weintraube genennet wird: Daran ist
35. Scapus der Trapp oder Kamm, und jedes Stielgen, wo die Beere daran sitzet, heist: Petiolus; wobey doch einige diesen Unterscheid machen, so sonst in der Botanick zwischen Pediculum und Petiolum eben nicht geschiehet: Sie heissen nemlich jedes Beerenstielgen Petiolum, hingegen extremam partem Scapi, den äussersten Hauptstiel der gantzen Traube, mit welchem sie an der Rebe feste hanget, Pediculum. Endlich ist jede Bacca vinacea, so einige auch Acinum heissen, abermahls in vier Stücke einzutheilen: a) in
36. Integumentum membranosum, so man auch Folliculum oder Corium, und auf Griechisch ὑμήν nennet, und das äussere Häutgen ist, so das übrige in sich hält; b) in
37. Cornem, das Fleisch, welches auch, wenn es nicht sehr weich und safftig
38. Callus, geheissen wird; c) in
39. Succum oder Humorem per carnem dispersum, den Safft, oder die flüßige Feuchtigkeit; d) und letztens in
40. Semen, den Saamen oder Kern, so einige zwar Nucleum, andere aber weit besser Arillum quasi Aridulum, weil sie an sich ganz trocken sind, und die Griechen γίγαϱτον benennet, davon auch die Lateinische Benennung Gigarta entstanden; wiewohl sie von noch andern auch Grana und Acin, im Deutschen aber gemeiniglich Weinkörner, Weinsteinlein, oder Weinsamen betitult werden. Und dieses wären also nun die vornehmsten Benennungen der Partium Vitis viniferae, oder der besondern Theile des Weinstocks. Wer übrigens noch mehr subtile und curiöse phisicalisch-anatomische Unstände von der Blume und Frucht, oder von dem allerzärtesten Baue dieser beyden Stücke wissen und sich damit vergnügen will, der kan Malpighs Anatomiam Plantarum, p. 34. 44. 48. 50 u. f. nachlesen. Betrachten wir weiter den Weinstock an sich, so hat man vors erste, auch nur einer eintzigen Art oder Gattung, nach verschiedenen Umständen, auch verschiedene Nahmen beygeleget, da ist z. E. [363]
1. Vitis arbustiva, ein Weinstock, so an Bäumen hinauf wächset.
2. Vitis vidua, ein Weinstock, welcher gantz alleine, für sich, ohne die geringste Stütze oder Aufhülffe wächset;
3. Vitis erecta, welcher ohne Pfahl oder Baum einigermasen in die Höhe von selbsten wächset.
4. Vitis prostrata, welchem zuerst etwas geholffen, in einigen Jahren aber die Stützen wieder genommen worden.
5. Vitis compluviata, welcher aus Hütten- oder Häuserdächern herum gezogen und gewöhnet worden.
6. Vitis pergulana, eine rechte Weinlaube.
7. Vitis jugata, da nur mit blosen Stangen und Stützen eine Art Laube gemacht wird; wiewohl man hiervon wiederum vielerley Untereintheilung anführet: als da hat man Unijugas Vites so die Frantzosen par treille á une perche nennen, ferner Jugapertica, ingleichen wo Rohr, Restes und dergleichen genommen werden.
8. Ist Vitis pedata, Statuminata, Characata, Polata, und wie sie selbige alle nennen, allwo die Reben mit Pfählen gestützet werden; Endlich und
9. Wird von einigen auch dieser Weinstock Vitis ordinaria geheissen, wenn alle Stöcke nach gewisser Ordnung gepflantzet stehen; worzu noch kömmt, das etliche von einem Stocke auch diese Unterscheide mit eigenen Nahmen andeuten wollen, daß es nemlich gäbe:
10. Vitis novella, ein junger Stock.
11. Vitis veterana, ein altgewordener.
12. Vitis luxurians, ein Stock, der überflüßige Reben schiesset.
13. Vitis lachrymans, ein eben flüssender oder thränender Stock, und
14. Vitis Siderata, ein verdorrter Stock. Vors andere hat man gar viel andere Beynahmen mehr, a) theils nach ihrer Lage, Lande, Gegenden, u.s.w. b) theils aber auch nach ihrer besondern Art und Varietät.
a) Nach ihrer Lage, Gegend, Land u.s.f. giebet es: 1) Vitis silvestris, von selbst, ohne Erzielung, wachsende Weinstöcke. 2) Vitis saxatilis, der an felsichten und bergichten Gegenden wächset, 3) Vitis Africana, duracina, den die Frantzosen Marroquinheissen. 4) Vitis Canadensis. 5) Vitis Americana. 6) Vitis Damascena. 7) Vitis Corinthiaca. 8) Vitis Allobrogica Plinii, und nach allerhand Ländern und Oertern mehr, auch andere Arten und Benennungen.
b) Nach ihrer besondern Art und Varietät giebet es α) in Ansehung der Blätter: 1) Vitis vulgaris, 2) Vitis lacinitatis foliis. 3) Vitis ^quinquefolia. 4) Vitis trifolia. 5) Vitis foliis Cyclaminis, 6) Vitis subhirsuta, und allerhand mehr, ß) In Betrachtung der Frucht hat es eine gar grosse und fast nicht zu beschreibende Verschiedenheit, so wohl von der Farbe, Grösse [364] und Figur oder Gestalt der Beeren und Trauben, als auch von der innerlichen Beschaffenheit des Safftes und der Güte oder des vorzüglichen Geschmacks, Geruchs, innerlichen Vermischung, der Körner und anderer unterscheidenden Eigenschafften, davon wir das merckwürdigste noch ferner hin an seinem Orte erwehnen werden. Von vielerley Weinstöcken oder allerhand Gattungen Vitis vinisera kan man in Stephans Praedio rustico, im Garidell, in Cupans Horto catholica, und andern Büchern mehr nachsehen. Noch wäre übrig, etwas von dem Vite aurifera, oder demjenigen Weinstocke zu gedencken, da man, insonderheit von einigen ungarischen Weinstöcken vorgiebet, daß bald an deren Murtzel, bald an und in den Reben, bald aber gar, und zwar meistens, in den Trauben und Weinbeeren einiges würckliches Gold mit an- oder eingewachsen seyn soll, so manchmahl, als Maßivgold, Körner- und Fadenweise, manchmahl aber auch nur in der Oberfläche der Beeren, Schale, Körner, Stiele etc.sich sehen liesse; Allein, wir wollen die Leichtgläubigen lieber nur an die Bücher, darinne solche Dinge erzehlet werden, verweisen, sie können alles selbst lesen, und alsdenn glauben und dencken, was sie wollen. D. Joh. Paterson Hain, hat die 113te Beobachtung im zweyten Jahre der ersten Decurie Ephem. Nat. Curios. von solchen so genannten vegetabilischen Golde mitgetheilet, und darinne einige ungarische Gold-Weinstöcke angezeiget, worüber auch ein Scholion hinzugefüget worden, in welchem ebenfalls von D. Sachsen a Löwenh. allerhand Histörgen angeführet werden, und deren er auch nebst andern mehr, in seiner Ampelographie, p. 39. 40. u. f. gedacht. Weiter stehet von dergleichen Golde im Anhange des vierten Jahres der 2ten Decurie solcher Ephemerid. und zwar p. 198. Und so hat Tack, Procop, Held, Franckenstein, und verschiedene andere mehr davon, daß man, absonderlich im Tockayergebiete, dergleichen goldische Weingewächse öffters antreffe, und angetroffen hätte, geschrieben; Ja man gedencket auch anderer Länder und Gegenden, allwo sich nicht nur im Weine, sondern auch in andern Erdgewächsen soll Gold gefunden haben. Man kan auch die unter D. Alberti in Halle, von Hubern gehaltene Dissertation, de Auro vegetabili Pannoniae mit Bedacht durchlesen. Wegen der goldischen Weintrauben haben noch andere gantze Schrifften heraus gegeben, und solche de Consanguinitate Auri, Spiritus Vini & Sachari, bald auch de Consangvinitate, vel Sympathia Auri, Sachari & Vitis, ingleichen de Sympathia admiranda Vini Aurique cum Corde, de indissolubili Auri Vinique Societate, und anders mehr betitult; wie man denn in erwehnter Dissertation gar vieles von dieser Materie geschrieben antrifft. Die alchymistischen Schrifftsteller machen sich diese Sache in ihren Schrifften auch überaus wohl zu nutze, wie die Poeten die heydnische Mytologie und Fabeln. Wir wollen uns eben bey der gantzen Sache nicht lange aufhalten, auch alles erzehlte an seinem Orte beruhen lassen: weil wir selbst noch keine solchen Trauben, oder kein solch vegetabilisches [365] Gold probiret und bearbeitet, ob es wahres und würckliches Gold sey? Muthmaßlich aber lässet sich es nicht gar wohl glauben, wenn es auch noch so goldisch aussiehet, daß es wahres und würckliches Gold sey, sondern es wird auch wohl allhier das Sprüchwort statt finden, daß nicht alles Gold ist, was wie Gold gläntzet, oder wie Gold aussiehet. Was für herrliche, wie Gold aussehende Anflüge, schöne Drusen, Kupferertze, Schwefelkiese und andere Dinge findet man nicht in dem unterirrdischen und dem Golde mehr natürlichen, mineralischen Reiche selbsten? Es ist deshalben doch nichts weniger als Gold daran oder darinne. Wie viele Menschen sind nicht von den vermeynten goldenen Zähnen der Thiere betrogen worden? Wie vortrefilch siehet nicht die Stollische Glätte aus? Und wie viele Menschen haben nicht das rechte schöne Printzmetall, das Englische Bathmetall und Tumback für wahres Gold angesehen? Gleichwohl ist nicht das geringste vom Golde bey den meisten Dingen. Und was brauchet es, daß wir dieses vegetabilische Gold bestreiten oder in Zweiffel ziehen, wir wollen dieser Sache halber nur einen wackern und verständigen Mann, einen in Ungarn selbst, und zwar den in Epperies wohnenden, gelehrten und geschickten Artzt, ben Herrn Reimann vernehmen. Dieser Mann hat dergleichen vermeyntes Weintraubengold selbst probiret, dabey aber in allen Proben gefunden, daß solch wie Gold aussehendes Wesen durchaus kein rechtes Gold sey: Es flöhe auf einer glühenden Kohle von dem Gebläse eines Löthröhrgens weg und in die Lufft, es schwämme auf dem Quecksilber, wolle sich auch damit nicht amalgamiren lassen, und habe nicht die geringste wesentliche Eigenschafft, ausser etwan den blossen Glantz oder Schein des Goldes. Er hat hiervon in den Breßlauer Naturgeschichten, Vers. VI. p. 1733. eine eigene Abhandlung mitgetheilet und saget darinne unter andern: Er besorge daher, es dürffte mit dem vegetabilischen Golde der Weintrauben eine ziemliche Fallacia & Deceptio judicii sensualis bishero vorgegangen seyn, er hält p. 1735. obgedachtes Patersons Beobachtung für verdächtig und irrig.

Ursprung der Vermischung des Weins mit Wasser.

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Daß, und wie man den Wein mit Wasser mischen könne, wissen die Weinschencken mehr als zu wohl. Hier bekümmern wir uns nur um den Ursprung solcher Vermischung. Es ist kein Zweiffel, daß die Menschen, als sie die Krafft und den lieblichen Geschmack des Weins erkennet, und erlernet, sich dessen als eines ordentlichen Geträncks pur und lauter, wie er von dem Stock kommen, und ohne Vermischung des Wassers, gebrauchet; ven welcher Art des Gebrauchs man nachmahls abgegangen. Wie Plinius berichtet, war Staphylus der erste, der den Wein gewässert, und selbigen also temperiret hat. Es stimmen aber die Alten, was die Erfindung solcher Vermischung oder Temperaments anbelanget, auch nicht überein. Etliche schreiben, daß, als Bacchus den Weinstock von dem rothen Meere in Griechenland versetzet, sich etliche Zech-Brüder bey das Meer gesetzet hätten, zu [366] panquetiren und den besten Wein zu trincken angefangen. Als nun ein unversehener grosser Platz-Regen gekommen, hätten sie sich von dannen wegmachen müssen. Nachdem aber der Regen vergangen, waren ihre Schaalen und Becher vom Regenwasser mit dem Wein, wie sie ihn verlassen hätten, gantz lauter und voll gefunden worden. Diese Vermischung wäre gelobet, und nachmahls von den Griechen in einem Gebrauch verwandelt worden, daher sie denn, wenn man ihnen einen mit Wasser vermischten Wein gebracht, mit heller Stimme geruffen: Jupiter unser Erlöser! wie solches Athenäus im andern Buch bezeuget. Andere schreiben es nicht dem Wein-Gott, sondern dem rechten Dionysio zu, und melden, daß er es von Melampo erlernet habe. Melampus aber ist ein fürtreflicher Medicus gewesen, welchem Achilles Pirminius in seiner Chronic. solche Vermischung des Weins mit Wasser eigentlich um das Jahr der Welt 3875. zuschreibet.

Historische Betrachtung des Weins.

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Ob nun aber gleich der Wein und die Vermischung derselben vor ein sehr edles und gesundes Geträncke gehalten worden; so ist doch nicht jedermann, und zu jederzeit, denselben zu trincken, nicht allein von GOtt, wie hernach soll gemeldet werden, zugelassen worden; sondern es haben auch die alten klugen Römer den Kindern und Weibsbdildern das Wein Trincken gantz und gar verboten; also daß Plinius meldet, daß als Romulus daselbst regieret, sich es zugetragen, daß Egnatius Mercurius sein Weib, weiln sie Wein aus einem Fasse getruncken, und er darzu kommen, an der Stelle mit einem Prügel erschlagen, um welcher Ursache willen er von dem Romulo, als welcher das Gesetz gegeben, vor Gerichte loßgesprochen und absolviret worden. Welcher Gebrauch nachgehends zu einen Gesetz worden, wie denn Fabius Pictor, Plinius, Valerius Maximus und Plutarchus nicht nur solches berichten; sondern es sind auch in Münsters Cosmographie etliche Exempel zu lesen, daß die Weiber, wegen des Weintrinckens getödtet worden. Siehe Carl Günther Ludovici in Diss. de ritu osculis explorandi Romanarum mulierum abstinentiam a vino, lege Romuli sancitam, Leipzig 1733; ingleichen den Artickel: Weib. Dieses Gesetz ist aber mit der Zeit allmählich verloschen. Denn in folgenden Zeiten sind theils versoffene Weiber, entweder mit Ruthen gestrichen oder des Landes verwiesen worden. Bißweilen liessen die Männer den Weibern an den Fest-Tägen, den Jungfrauen bey Ehe-Verlöbnissen, wegen des Beyschlaffs, beyden aber in Kranckheiten, (woferne es den Aertzten gefällig war) die Freyheit des Weintrinckens zu. Endlich wurde er ihnen gar mit Wasser vermischet zu trincken erlaubet. Worzu aber dienten solche Rechts-Gebräuche? Was nutzten solche scharffe Gesetze? Sie waren des Weins halber darum so streng, weiln sie meyneten, die Trunckenheit gäbe grosse Ursache zur Unkeuschheit. Weiberzucht, sprachen die Römer, ist beym Wein übel verwahret. Sie pflegten auch in gemeinen Sprüchwort zu sagen: Et sane quaecunque foemina immoderate Vini usum appetit, & virtutibus omnibus januam claudir, & delictis apetit. Das ist: Welches Weib [367] den Wein unmäßig zu trincken begehret, die schleust vor den Tugenden die Thüre zu, und öffnet sie den Lastern; wie Valerius Maximus schreibet. Dahero sagte der H. Hieronymus zu den Frauen zu seiner Zeit: Trincket nicht Wein, damit ihr nicht huret. Und jener Philosoph sagt: Dieses heisse Gifft um einen Kuß geben. Gantz deutlich zeigt Accursius in seinen Glossen einen alten Spruch davon an, dieses Inhalts: :Ein Weib, so gerne trincket Wein,

Und redet auch darbey Latein,
Der End kan nimmermehr gut seyn.

Ueberhaupt: Ein trunckenes Weib ist ein unverschämtes Thier, voll Lügen, Trügen, Frechheit und aller Untreu. Was die Jungfrauen betrifft, so ist ihnen der Wein eben so, ja noch schädlicher, denn wie viel haben hierdurch Schiffbruch der Keuschheit erlitten? Dahero sagt der Heil. Hieronymus: Der Wein sey ihnen ein Gifft: Massen denn auch der sinnreiche Opitz in dem Lobgesange Bacchi die Ariadnam also klagend einführet:

Wie alber sind wir doch? Wir lassen uns berauben,
Des besten auf der Welt, durch gar zu leichtes Glauben,
Hat eine Jungfrau dann nicht mehr die werthe Cron,
So ist das, was ihr bleibt, nur Schande, Spott und Hohn.
Vergebne Red und Leid; Ach möchte sichs begeben,
Daß doch ein grimmes Thier abhülffe meinem Leben,
So nun beflecket ist! Ach daß der Hagel nicht
Herab fällt aus der Lufft, und mir die Zeit verbricht,
Wo soll ich Arme hin etc.

Orpheus, ein Griechischer Poet, hat längst zuvor geschrieben, daß propter antipathiam des Weins und der Jungfrauen, man den Weinstock nicht solte anrühren, so lange der Mond im himmlichen Zeichen der Jungfrau bleibe; dahero nicht zu verwundern ist, wenn der Wein den Jungfrauen verboten ist. So findet man auch in Heil. Schrifft, daß deneu Königen und Regenten der Wein verboten worden, wenn nemlich der weise Salomo seiner Mutter Bathsebä treuherzige und wohlgemeinte Erinnerung in seinen Sprüchen am XXXI Capitel wiederholet: "Ach mein Sohn, laß nicht den Weibern dein Vermögen, und gehe die Wege nicht, darinnen sich die Könige verderben! O nicht den Königen, Lamuel (oder Salomon) gieb den Königen nicht Wein zu trincken, noch den Fürsten starck Geträncke." Womit denn Salomo ferner allen Königen und Regenten den Rath giebet, sie sollen keinen, (oder nicht übermäßig) Wein trincken, sie möchten sonst trincken und der Rechte vergessen, und verwenden die Sachen irgend der elenden Leute. Plato lobet daher die Gesetze der Carthaginenser, darinnen der Obrigkeit des Weins Gebrauch mit nichten zugelassen. Allein diese Anziehung scheinet wohl zu scharff und unbillig zu seyn. Denn man lieset nirgends in Heil. Schrifft, daß David, Salomon, noch andere Könige Judä [368] und ihre Nachkömmlinge, noch auch die Könige in Israel ohne Gebrauch des Weins ihr Leben zugebracht hätten, wie man sonst von dem Könige Cyro lieset, daß er auf die alte Persische Weise sey erzogen worden, der anders nichts den lauter Wasser, aus dem Fluß, Choaspis genannt, getruncken hat. Ja es soll ermeldter Cyrus desselben allezeit etliche silberne Flaschen voll mit sich führen lassen. Es scheinet also vielmehr, daß Bathseba, die Mutter Salomonis, an ihren Sohn und andern Königen, den Ueberfluß und schändlichen Mißbrauch des Weins gestrafft habe, gleich als wenn sie zu Salomo hätte sagen wollen: Es stehet der Majestät der Könige nicht wohl an, dem Wein und andern leichtfertigen Ueppigkeiten sich unterwürffig zu machen. Denn sie hänget folgendes daran, wie schon gemeldet; sie möchten der Rechte vergessen und verandern die Sache irgend der elenden Leute. Sintemahl der Wein-Gott Bacchus, ein Sohn der Vergessenheit genennet wird. So schreibt man auch von den Egyptischen Königen, daß ihnen zwar Wein, doch mit Wasser temperiret, und in gewisser Maas, sey gereichet worden. Von Romulo, dem ersten Könige zu Rom, lieset man daß, als er einsten zu einer Abend-Mahlzeit sey geladen worden, er mehr nicht, als ein wenig Wein trincken wollen, vermeldend, er habe des folgenden Tages eine wichtige Sache zu entscheiden. Dahero sich mit Augustino wohl zu verwundern ist, warum die Heyden, welche doch so vieler Götter begierig, die Temperantz oder Mäßigkeit nicht auch zu einer Göttin gewürdiget, da so viele Römische Fürsten ihrentwegen nicht geringe Ehre erworben haben. Plato, der Philosophe, hat in seinen Büchern de republica unterschiedliche Gesetze des Weins wegen vorgeschrieben; Anfänglich scheinet es zwar, als liesse er den jungen Leuten den Wein zu; Allein un andern Buche meldet er, daß die jungen Leute bis ins 18. Jahr gar keinen Wein trincken solten, und ferner, daß die Manns-Personen von 18. bis 40. Jahren, den Wein gar mäßig, und meist mit Wasser vermischet, trincken solten; jedoch in Gegenwart der Alten, damit, so sie zu viel thäten, sie von denselben gestraffet, und zur Mäßigkeit möchten angemahnet werden. Nach 40. Jahren und weiter hinaus möchte man, nach Platonis Gesetze, den Wein mit grösserer Freyheit trincken, die Sorge des Alters zu mildern, und damit auch die Kälte desselben destomehr temperiret seyn möchte. Jedoch befiehlet er, daß derselbige allezeit mäßiglich solle genossen werden. Der Römer Gesetze waren Anfangs viel schärffer, denn sie in denselbigen den jungen Leuten keinen Wein zuliessen, biß in das dreyssigste und 35ste Jahr ihres Alters, aber nach der Zeit ward es mit des Platonis Gesetze gleichförmig. Auch sind, wie Aristoteles sagt, junge Leute nicht so durstig als die Männer, ob gleich ihre Hitze nicht minder ist, so sind sie doch feuchterer Natur. Welches aber heut zu Tage mit der Erfahrung nicht übereinkommt. Achtzehenjährigen wurde bey den Römern der Wein erlaubet, dessen ein wenig auf Hochzeiten, doch nicht zur Zeit des Beyschlaffes, zu gebrauchen, ne materia fiat aquosa & infoecundea. Ferner befahl Plato, daß die Knechte keinen Wein trincken solten, ingleichen auch die Richter, als welche die [369] Bürgermeister-Würde, oder andere öffentliche Aemter zu verwalten hatten; Denn spricht er: Der Wein gebühret einen wütenden, grausamen und unbändigen Geist. Ja er verbeut an solchen Orten den Regenten den Wein gäntzlich, als welcher in Griechenlande für solche Leute zu starck wäre, dieweil Vollsauffen niemand übler anstehet, denn denjenigen, welchen die Bürde desgemeinen Nutzens oblieget: oder welche Gerichte besitzen und Urtheil sprechen sollen. Sintemahl ein Trunckener nicht weiß, was er redet, noch was er ist. Die Carthaginenser bestätigten dieses Gesetze, und banden alle Obrigkeit, ein solches zu halten. Dieses wird auch noch heut zu Tage, im Königreich China, wie aus dessen Historie zu vernehmen, practiciret: Denn keinem Richter oder Regenten, wie unvermögend er auch seyn mag, wird zugelassen, einen einigen Tropffen Weins zu kosten, ehe denn er vom Gerichte wiederkommen ist. Es hat auch ferner Plato denen Jünglingen, so studiren, wie auch den Schülern, den Wein gantz und gar verboten, damit der starcke Dunst des Weins ihre Lebens-Geister und Ingenia nicht verwirrete, mit Schaden und Verlust des Gedächtnisses und Verstandes; allen jungen Leuten aber hat er solchen bis in das achtzehende Jahr wiederrathen, beydes damit ihnen diese unsinnige Eigenschafften in der Jugend nicht angewöhnet werden, und daß die allzu grosse Hitze durch Gebrauch des Weins, nicht vermehret werde, sintemahl der Wein die Schärffe des Gedächtnisses schwächet, wie bey dem Horatz Iliad. 2. zu sehen ist. Was oben von den Sclaven und Knechten gesaget worden, ward solcher Gebrauch zu Rom gleichergestalt durch Gesetze beobachtet, also daß sie durchaus keinen Wein trincken durfften. Die Gesetze Platonis, schreibt Avicenna, sind vor eine Medicin und heilsame Artzney zu schätzen, wie sie denn auch Galenus dafür gehalten haben will, ob sie gleich heutiges Tages unter die abrogatas Leges gezehlet und werng geachtet werden. Was die Act und Maas, wie man den Wein wässrn und temperiren solle, betrifft, sind unterschiedliche Meinungen, und haben die Alten keine gewisse Regel damit gehalten. Der Griechische Poet Hesiodus hielte es für eine billige Sache, daß man zu drey Viertheil Wassers ein Viertheil Weins nehmen solte, dieses war die gemeineste Regel, wie die alten Reime bezeugen:

Zu drey Wassers ein Viertheil Wein,
Wird beynahe die rechte Maas seyn.

Athenäus schreibet, daß die alten Griechen unter zwo Maas Wein, fünff Maas Wassers gegossen hätten, auch offtmahlen drey des Wassers in ein Maas Weins, welche Regel denn mit dem Hesiodo übereinstimmet. Das wenigste war fünff Theile Wassers zu dreyen Weins, dahero das Sprüchwort Plurarchi entstanden: Trinck fünff und drey, nicht vier. Das dritte Theil zieht er auf den Wein. Diese Vermischung, sagt er, ist die beste und nützlichste, die macht einen Menschen bald und sanfft einschlaffen, und seines Anliegens vergessen, ja die hefftigste Beschwerungen [370] des Hertzens zu verschlaffen, mit guter Ruhe. Es ist aber zu mercken, daß die Griechen in solcher Vermischung nicht das Wasser auf den Wein, sondern den Wein auf das Wasser gegossen, und es bestätiget auch Teophrastus, daß er sich solchergestalt viel besser vermische, als wenn man das Wasser auf den Wein giesse. Es wässerten aber die Alten nicht nur besagter Massen den Wein, sondern sie trancken auch dieses temperirten Weins wenig, und solchen nur zur Nothdurfft und Gesundheit. Dieses bezeuget der Griechische Poet Eubulus, indem er den Wein-Gott Dionysium redend einführet und sagt: Den Verständigen werde ich nicht mehr als dreymahl zu trincken erlauben. Den ersten Trunck zur Gesundheit, den andern zur Stärcke und Fröhlichkeit, und den dritten zum Schlaff, was darüber geschiehet, ist Unordnung und Trockenheit. Apulejus Panyasis, welcher einen Tractat von Speisen geschrieben, hielte fast auch diese Ordnung; den ersten aber eignete er den Gratien zu, den andern der Venus, und im Exceß den dritten der Schande und dem Schaden. Andere, die vernünfftiger seyn wollen, haben folgende dreye zugelassen. Den ersten zum Durst, den andern zur Freude, und den dritten zur Wollust, denn diese drey Eiqenschafften haben sie dem Weine zugeschrieben. Kayser Augustus soll, wie man von ihm schreibet, diese Zahl allezeit fleißig gehalten, und niemahls überschritten haben. Der vom Leibe unansehnliche, am Verstande aber vortreffliche Aesopus, Xanthi Diener, lässet den Weisen gleichfalls nur drey Trüncke zu: den ersten zur Gesundheit, den andern zur Freundschafft, den dritten zum Schlaf, der vierdte aber ist überlästig, der fünffte dienet zum Geschrey, der sechste zur Fresserey, der siebende zu den Wunden, der achte zum Gericht, der neunte zum Speyen, und der zehnte zur Unsinnigkeit. Von Julio Cäsare lieset man, daß er in dem Weintrincken sehr mäßig gewesen, welches nebst dem Zeugniß seines abgesagten Feindes des Catonis auch Suetonius bezeuget. Der ehemahlige berühmte Redner zu Athen, Demosthenes, tranck keinen Wein die gantze Zeit seines Lebens, man sagte auch von ihm, daß er mehr Oel als Wein verbrauchet, und seine Enthymemata oder Argumenten nach der Lampen gerochen. Apollonius Thyanäus, von dem man sehr grosse Dinge schreibet, tranck gleichfalls keinen Wein, und aß kein Fleisch. Jacobus der kleinere, wie die Kirchen-Historien melden, tranck weder Wein noch Bier, aß auch kein Fleisch, worinnen er dem strengen Leben Johannis des Täuffers nachfolgete. Dergleichen schreibet man auch von Elugentio, einem Bischoff, und Emerito, des heiligen Stephani, Königs in Pohlen, Sohn. Josephus schreibet, daß die Esseer, welches unter den drey Secten der Jüdischen Philosophen die letztere war, gleichfalls keinen Wein getruncken haben, weswegen denn gedachter Flavius Josephus, welcher dieser Secte gleichfalls zugethan gewesen, selbige mit Lob gleichsam bis in den Himmel hinauf hebet. Und St. Hieronymus in einer seiner Epistel straffet die versoffene [371] Priester, sagend: Daß sie St. Paulus verdamme, und daß, vermöge der alten Gesetze, diejenigen, so des Altars pflegten, keinen Wein noch starck Geträncke zu sich nehmen durfften. Auch ist bekannt, daß der Wein bey den Mahometanern in ihrem Alcoran verbothen. Dahero, als ohngefehr Jahr 1737 fast in allen Zeitungen unter dem Artickel von Constantinopel zu lesen war, daß, weil die Janitscharen die Truppen wären, auf welche die Pforte den meisten Staat machte, selbige daher alle Mittel anwendete, sie bey dem damahligen Kriege mit den Christlichen Reichen, zur Tapfferkeit aufzumuntern. Man habe ihnen nicht nur ihren Sold erhöhet, sondern der Muffti habe ihnen auch die Eriaubniß ertheilet, Wein zu trincken; hat sich ein Gelehrter die Mühe gegeben, eine genaue Untersuchung anzustellen, und erwiesen, daß man damit dem Publico etwas falsches aufgehefftet habe. Die Gründe, die er hiebey anführet, sind folgende: Es sind, saget der angezogene Gelehrte, zwey Stellen in dem Alcoran in Ansehung des Verbots vom Weine. Als Othman, der hernach der dritte von den Califen oder Nachfolgern des Mahomets ward, einsmahls den vermeinten Propheten wegen des Weins und wegen der Glückes-Spiele fragte, und wie sich die Muselmänner dabey verhalten solten, antwortete ihm Mahomet: Es findet sich in diesen Dingen grosse Gefahr und grosser Vortheil für die Menschen. Wie die Muselmänner von selbiger Zeit diese Antwort vernommen, liessen sie die Erwegung der Gefahr bey Seite gesetzt, und fuhren fort in Betrachtung der Vortheile, welche die Menschen von dem Weine hatten, sich dessen, wie zuvor, zu bedienen. Als aber Othman gesehen, was auf einem Freuden Fest vorgegangen, wo die vom Wein erhitzte Gäste sich zu zancken angefangen, und es bis zum Schlägen kommen lassen, wobey Saad Ben-Abou-Vacaz,der einer von denen war, die Omar hernach des Califats würdig hielt, eine gefährliche Wunde bekommen, weil er ein Lied wider die von Medina gesungen hatte, klagte er es dem Mahomet. Bey dieser Gelegenheit nun, und auf die Klage Othman, publicirte Mahomet diesen Vers des Alcorans, der in dem Capitel Maibah, oder die Tafel, zu lesen: „Gewiß der Wein, die Gücks-Spiele, die Steine, worauf man Cameele oder andere Thiere opfert, um durch das Glück der Pfeile getheilet zu werden, sind alles abscheuliche Dinge vor GOtt,und ein Werck des Teufels. Lasset davon ab, damit ihr selig werden möget". Sobald als Othman diese Worte gehöret, rief er aus: „Herr, du hast es uns verboten, und dir wollen wir gehorchen". Sonst ist zu mercken, daß die Araber, wenn sie von dem Wein reden, um ihn desto vollkommener zu beschreiben, ihn jezuweilen nennen, Scharab Almosikker, das Geträncke, welches truncken macht. Die Muselmänner geben ihm auch verschiedene metaphorische Benennungen, als 0mm al ge. naber, die Mutter der Verderbnis, Abou und Omm alkarabat, der Vater und die Mutter der [372] Verwüstung und Zerstöhrung. Sie sagen auch im Sprüchwort: Der Wein ist der Glaube der Armenianer, der Heilige der Georgianer, das Blut der Griechen, die Seele der Francken oder Europäer, und der Feind der Muselmänner. Sie sind wohl gar so gewissenhaft oder vielmehr abergläubisch, daß sie sich nicht einmahl getrauen, den Wein bey seinem rechten Nahmen zu nennen. Es sind auch Fürsten unter ihnen gewesen, die durch ausdrückliche Gesetze verboten, diesen Nahmen im Munde zu führen und auszusprechen, der nach der Entscheidung des Mahomets in ihren Augen eine Art des Greuels und eine Gotteslästerung oder Blasphemie geworden. Unter diesen Printzen hat sonderlich Schamscdin Khogia Ali, der sechste von der Herrschafft der Sarbedarier, der durch sein strenges Regiment sich einen Nahmen gemacht, darüber gehalten. In seiner Historie wird angeführet, daß unter seiner Regierung keiner von seinen Unterthanen sich unterstanden, nur den Nahmen des Weins, oder eines andern Getränckes, das truncken machen konte, zu nennen. Solchemnach ist das Verboth, Wein zu trincken, in dem Gesetz des Mahomets gegründet und fest gestellet, und der Wein selbst denen, die rechtschaffene Muselmänner seyn wollen, ein Abscheu. Zwar ist es an dem, daß, ungeachtet der so klaren und ausdrücklichen Worte, ungeachtet der grösten Anzahl derer, die solches Gebot beobachten, und ungeachtet der Straffe, die auf die Uebertreter gesetzt, sich gleichwohl viele Muselmänner finden, die nicht glauben, daß ihnen der Wein schlechterdings verboten sey, und die kein Bedencken tragen, für sich ins besondere welche zu trincken. Inzwischen ist es unerhört, daß eine von den Mahometanischen Puissancen, aus was für Ursachen es auch sey, den Gebrauch einer Sache jemahls gestattet hätte, die durch den Alcoran ausdrücklich verboten worden. Und auf den Haupt-Punct wieder zu kommen, so ist das Vorgeben recht abgeschmackt, als ob der Muffti zu Constantinopel den Janitscharen die Erlaubnis gegeben, sich des Weins zu bedienen. Der Muffti hat keinesweges solche Gewalt, und ist nur der oberste Geistliche in seinen District. Denn, wie bekannt, wird der Groß-Sultan selbst, der, seit dem die Califen aufgehöret, und ihr Reich zerstöhret worden, und denen er nachgefolget seyn will, in seinen gesammten Reichen und Landen für das Oberhaupt in der Religion sowohl, als in dem Regiment, gehalten; dergleichen Qualität sich auch andere Mahometanische Fürsten zuzuschreiben pflegen. Allein keiner aus ihnen würde sich unterstehen, den Unterthanen etwas zu erlauben, so in ihrem Gesetz ausdrücklich verworffen und verboten ist. Ja die Janitscharen haben nicht einmahl einer förmlilichen Erlaubniß nöthig, um Wein trincken zu dürffen. Jedermann weiß, mit was für einer ungezämten Freyheit sie die Schenckstätten besuchen, und was für Unordnungen aus dieser Tolerantz zu Constantinopel selbst, und in andern grossen Türckischen Städten, wo diese [373] Truppen verlegt sind, erwachsen, worinnen ihnen alle andere Militz des Groß-Sultans nachahmet. Endlich würde eine solche Erlaubniß, gesetzt daß sie statt haben könte, vermögend seyn, elnen allgemeinen Aufstand zu Constantinopel zu erregen; und die Gefahr würde daher noch grösser seyn, wenn es geschähe, daß die Türckische Armee eine Niederlage erlitte, und der Feldzug unglücklich ablieffe. Alsdenn wüerde der Muffti, wenn er einigen Theil an solcher Vergünstigung gehabt, als ein Uebertreter des Gesetzes und ein Ungehorsamer, der nicht würdig zu leben wäre, ohnfehlbar am ersten von dem Pöbel ergriffen, und ohne Erbarmen zu tode gesteiniget werden. So weit geht die Widerlegung obiger Nachricht. Europäischer Staats-Secretarius, XLVII Theil, p. 927 und ff.

Physicalische Betrachtung des Weins.

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Was die Weinpflantzung, die Weinberge, oder Weingärten, der Weinstöcke Begrabung, Düngung, Versenckung, Wartung, der Reben Beschneidung, Bindung, die Wein-Pfähle, Wein-Hacken, Wein Messer, den Wintzer, die Weinlesen, Wein-Ordnungen, die Butten, Tröge, Fässer, das Treten, Pressen, die Keller und allerhand hierzu erforderte Instrumente, und andere oeconomische Umstände anbelanget, solches alles ist in besondern Artickeln zu finden. Hierbey wollen wir nur noch so viel, als physicalische Umstände, die auch die Erfahrung von selbsten nach und nach gelehret, mit anführen; daß man 1) allezeit bessere Weine in warmen als kalten Ländern und Gegenden gewinnet; 2) daß in verschiedenen kalten Ländern gar kein Wein wachsen, zum wenigsten nicht reiff werden will; 3) daß desto reiffere und süssere Weine werden, jemehr Wärme die Trauben empfinden: Folglich kommt die Reiffigkeit und Süsse von der Sonne oder ihrer Wärme alleine, und hieraus folget weiter die beste Lage und erforderte Gegend zum erwünschten Weinwachse. Ist man in, ohnedem von Natur, heissen Ländern und Gegenden, so kan man wohl Weingärten, Weinlauben und dergleichen anlegen, und dieses auf dem platten Lande, wie in Franckreich und Italien hin und wieder zu sehen, auch im Piemontesischen an einigen Orten unter lauter Weinläuben oder Berceaux von Weinstücken zu reisen ist; Ist man aber in nicht allzu warmen Ländern und Gegenden, so soll man billiger Weise keine Weingärten oder Weinplantzungen auf dem platten Lande, sondern lauter Weinberge, und zwar aus gedachter physicalischen Ursache, nach der Mittags-Sonne zu gestellet, anlegen, oder allein auf solche gelegene Berge den Wein pflantzen. Man wird in Franckreich und Italien, wenn man eben zu der Zeit der Reiffigkeit des Weins reiset, beobachten, daß selbst in solchen warmen Ländern, sich ein merklicher Unterscheid unter denen Trauben äusert, welche auf dem platten Lande, und unter denen, so auf [374] Bergen gegen die Sonne wachsen. Die auf den Bergen wachsen sind ungleich süsser, als die auf ebenem Boden wachsen. Eben das mögen wir auch auf uns oder unser Deutschland deuten, daher den Schluß machen, daß wir, als in einer weit kältern Gegend wohnend, von rechtswegen niemahls Weingärten oder Weinpflantzungen auf platte Gegenden, sondern lauter Weinberge, dazu allemahl nur auf mittäglich gelegene Berge anlegen, pflantzen und bauen sollten, wie dann solche Berge, ausser der Bescheinung der wärmsten Sonne, auch noch drey andere physicalische oder natürliche Ursachen zum unläugbaren Vortheil haben: 1) In Ansehung der Sonne werden die Trauben oder Beeren wie an einer Wand oder Mauer, weil die Hitze nicht weiter durchdringen, oder die Sonne nicht darüber hinstreichend scheinen kan, sondern sich daran stösset, und vom Berge zurückprallet, gleichsam gebraten, wie die Englischen Köche zur Nachahmung auch in den Küchen solche Bratfeuer machen. 2) Haben diese gegen Mittag gelegene Berge den ansehnlichen Nutzen, daß sie von den kalten, mitternächtigen Winden nicht so unmittelbar können bestrichen werden, als welche sie auf dem Rücken haben, und sonst den ebenen Gärten oder anders gelegenen Bergen und Weinstöcken sehr nachtheilig fallen! 3) Und letztens ist das den nach Mittag zu gelegenen Weinbergen auch kein nicht geringer Vortheil, daß der etwan überflüßig fallende Regen nicht stehen bleiben, noch dadurch etwas vom Weinstocke zur Faulung gebracht werden kan, wie in den platten Weingärten geschiehet, sondern ablauffen muß, und die Trauben, nebst dem Boden, absonderlich, wenn es ein zu unrechter Zeit gekommener, sehr kalter Regen gewesen wäre, von der daran scheinenden, mehr durchdringenden Sonnenwärme, um so viel eher getrocknet und wieder erwärmet werden. Man siehet den Unterscheid der Berge selbst öffters in einem kleinen Bezirck von einander, oder den nachbarlichen Gegenden, da derjenige Wein, so auf einem mehr gerade nach Mittage zu gelegenem Berge gewachsen, ein gut Theil besser und delicaler ist, als der auf einem nicht weit davon liegenden, und mehr seit oder abwärts vom Mittage, gewachsenem Berge. Aus Neugierigkeit sind einige bey Vienne in Dauphine nach den Weinbergen und Gegenden gereiset, allwo der wahrhafte delicate Wein, so Cote roti genannt wird, wächset, um solches Nahmens willen, und, da er ihnen in besagtem Vienne gar ungemein herrlich geschmecket, die Gegend selbst in Augenschein zu nehmen; da befanden sie denn, daß er den Nahmen Cote roti, welches auf Deutsch ein gebratener oder gerösteter Hügel heisset, mit Recht bekommen: indem etliche Berge, da nehmlich solcher köstlicher Wein gewonnen wird, bey einander also gelegen sind, daß nicht nur einer oder zweye, zu sagen bey heiterem Wetter, beständig von der daselbst ziemlich warmen Sonne beschienen werden, sondern auch die, welche zu solcher Zeit nicht beschienen werden, dennoch die Zurückprallung oder Zurückschlagung [375] der Wärme empfinden, mithin die auf solchen Bergen befindlichen Trauben, die Sonne wende sich, wie sie wolle, auf eine oder die andere Weise gebraten oder geröstet, das ist, mehr und mehr gezeitiget, oder zur Süßigkeit des Safftes befördert und angestrenget werden. Auch in dem herrlichen Königreiche Ungarn, so gar unter den sämtlchen Tockayer-Weinbergen, ist nur ein eintziger bey Tarizal gelegener, recht gegen Mittag gestellter Berg, welcher etwann neun tausend Schritte lang, und drey tausend Schritte breit ist, und den allerköstlichsten Wein von gantz Ungarn liefert, der auch nur für den Kayser allein gesammlet werden muß, und welcher Berg der Zuckerberg genennet wird. Man hat sonst daselbst in den Wein-Districten, wegen der Lage und des einfallenden Wetters wahrgenommen, daß sich nach solchen beyden Umständen folgende Unterscheide, zur Nachricht der Wintzer, Wein-Meister, Eigenthümer oder Einwohner, gezeigt. Sie bemercken erstlich in Ansehung der Lage an einem Berge: a) die untere, b) mittlere, und c) höchste Gegend; und vors andere, in Betrachtung des Wetters: Die Nässe, Kälte, Frost, Trockenheit und Wärme. Hiervon haben sie beobachtet, daß 1) bey sehr warmer und trockener Zeit die Trauben an der untern Gegend die besten seyn; 2) Bey nasser und warmer Zeit sind die obersten die besten; 3) Die in der mittlern Gegend aber bleiben allezeit gut; dagegen greiffe 4) die Kälte und der Frost am allerersten die in der untersten Gegend befindlichen Stöcke an. 5) Ueberhaupt giebt es in trockenen Sommern allezeit weniger, dabey aber doch süssern, bessern und concentrirten Wein; In nassen und regnichten Sommern zwar mehr und viel Wein, hingegen aber auch schlechten, schwachen und ziemlich sauren. Sonst ist auch merckwürdig, daß der Weinstock nicht allerhand andere Gewächse neben sich, oder in der Nähe leiden will und vertragen kan. Man hat zum Exempel beobachtet, daß ihm der Lorbeerbaum, Gundermann, Kohl, Lavendel, Raute, Meerrettig, Schweinsbrod, Dosten, und andere Dinge mehr, schädlich seyn, wenn sie in der Nähe wachsen. Nicht weniger ist es thöricht, wenn man in unsern, die Sonnenwärme ohnedem mehr nöthig habenden Weinbergen oder Weingärten durch und durch, wie man öffters findet, großwachsende Obstbäume setzet, als durch deren Schatten um so vielmehr den da herum stehenden Weinstöcken die Sonnenwärme benommen wird. Mizald hat, nach seiner zweyten Centurie, im 70 §. auch angemercket, daß, wenn Ofenrus oder Kalck an eine bestossene, um so vielmehr an eine beschrapte Wurtzel des Weinstocks kommet, oder leichtfertiger Weise, gar mit Fleiß daran geleget wird, solcher Stock verdorren muß. Und ist es nachdencklich, daß kurtz erwehnter Ursache halber, daß nehmlich der Weinstock nicht viel nachbarliche Erd-Gewächse, vertragen kan, der allweise GOtt selbst schon im neunten Verse des zwey und zwantzigsten Capitels im fünfften Buch Mosis verboten hat, [376] daß man seinen Weinberg nicht mit mancherley besäen soll.

Weintrauben und Beeren.

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Wir verlassen nun die allgemeine Betrachtung der Weinberge, Gärten, Lauben, etc. desgleichen den Weinstock an sich, sammt seinen anderen Theilen, und wollen, um zum vorgesetzten Zwecke näher zu kommen, nur noch etwas von der näheren Materie, wir meynen von der Frucht, den Trauben oder Beeren, daraus eigentlich unser Subject, der Wein, seine Abkunfft hat, erwehnen. Die vorhin schon beschriebene gantze Frucht wird eine Weintraube oder im Lateinischen am gewöhnlichsten Uva genennet, welches Wort man von Uvido, naß oder feuchte, herleiten will: weil sie innwendig voller Feuchtigkeit oder Safftes ist. Die Verschiedenheit der Trauben und mancherley Art der Beeren ist nicht gar wohl möglich zu beschreiben, nachdem sie nicht nur an Grösse, Gestalt, Farbe, Häutgen, Körnern, Saffte, Güte, Reiffigkeit und andern Umständen mehr unterschieden sind, so, daß einige Vorfahren schon gesaget, da wären Uvae maturae & immaturae, peracerbae, cibariae, duracinae, virides, albicantes, flavescentes, sibcubentes, coeruleae, rubicundae, violaceae, albae, nobiles & ignobiles, tinctoriae und allerhand andere mehr; da sind groß und kleinbeerichte, groß und kleintraubichte, gedrungene und zerzettelte, runde und ovale, dick- und dünnhäutichte, harte und weiche, groß- und kleinkörnichte, saure, süsse, herbe, weisse und gelbe, grüne und blaue, röthliche und rothe, schwärtzlichte, fleischichte, und allerhand beerichte Trauben; sondern in jedem Lande und in jeder Provintz oder Gegend giebt man den Trauben und Beeren auch besondere und eigene Nahmen. In Ungarn theilen sie die Trauben insgemein in dreyerley Sorten ein: a) Die besten heissen sie Augster oder Manckier; b) die zweyte Mayer; und c) die dritte Geißduttentrauben. Im Ringgau haben sie 1) Guredel und Elbing, als die beste Sorte; 2) Heinisch, als die Mittelgattung; und 3) Rußling, oder die schlechtesten Trauben. Und wer wolte alle Nahmen und Sorten auch nur in Europa wissen, gewiß! das solte fast ein eigenes grosses Gewerbe abgeben; Hat doch Plinius schon gesaget: Tot Vina, quot Agri! So viel dienet von allen Weintrauben und Weinbergen überhaupt zu wissen, daß anfänglich alle Beeren grün, hart, höchstherbe, widerlich und ungeschmack sind, bey fernerem Wachsthume, mehrerer Vergrösserung und Ausbreitung aber, nach Proportion, weicher und safftiger, zuerst sauerhafftig, hernach aber immer süsser und süsser, auch, nachdem die Art ist, anders von Farbe, dem ausserlichen Ansehen nach, werden, also endlich durch die Sonnenwärme zur völligen Reiffigkeit gelangen. Je weniger eine Traube von der Sonne beschienen werden kan, je weniger Reiffigkeit und Süßigkeit erlanget sie. Nachdencklich ist es aber, daß auch diejenige Art von Nacht- und Morgen-Kälte in den Herbst-Monathen, [377] so insgemein der Reiff genennet wird, die Reiffigkeit der Beeren zuletzt mit befördern hilfft; Dagegen vieler Regen sie sehr aufquellend und ein zuletzt darauf folgender Frost die Beeren gar leichte aufplatzend und auslauffend machet. Wir wollen uns nicht aufhalten bey fernern oeconomischen oder solchen Umständen und Vorfällen, welchergestalt und auf wie vielerley Art den reiffwerdenden oder auch völlig reiffen Trauben und Beeren am Stocke, durch Thiere, Ungeziefer, allerhand Wetter und andere Begebenheiten noch mancher Schade begegnen und wiederfahren kan; desgleichen auch nichts von den verschiedenen Zeiten der Reiffwerdungen und Weinlesen nach den verschiedenen Ländern und Gegenden sagen; vielweniger von den verschiedenen Manieren der Abschneidung, Abreiffung und Pflückung der Trauben und Beeren etwas gedencken; sondern nur mit wenigem noch dieses erwehnen, daß sie an verschiedenen Orten theils um Rosinen zu machen, theils aber auch um desto köstlichern und concentrirten Most zu erlangen, die besten Trauben an den Stöcken, ungeachtet sie völlig reiff geworden, noch eine Zeitlang hängen lassen, am Hauptstiele etwas einschneiden, damit sie nicht mehr sonderlichen Zufluß der Feuchtigkeit haben, und hingegen durch die fernere Sonnenwärme desto leichter bald einschrumpeln können, also die Beeren selbst eher noch einige wäßrichte Feuchtigkeit vom Saffte verliehren, demnach der rückständige Safft desto süsser, reicher, dicker und herrlicher werde. Dieses Einschrumpeln wird bey vielen süssen Wein-Arten, zuförderst aber in Ungarn und Spanien practiciret. Daher denn auch hernach die Nahmen vom Trockenbeer-Weine entstanden, wie wir weiter erwehnen werden. Bey den rothen Beeren ist der Umstand merckwürdig, daß die rothe Farbe meisten theils vom Folliculo, Bläsgen, oder dem äusersten Häutlein, hingegen wenig, oder nicht vom Saffte herkommt, sondern der Safft wird erst, währen dem Pressen, von solchem Häutgen gefärbet. Kerkring hat beobachtet, daß, wenn der Mensch gantze Weinbeeren verschluckte, solche bey einigen Menschen drey Monathe lang unverdaut im Magen verbleiben könten: Die Hülsen oder Integumente, insonderheit die vom blancken Weine würden gar nicht verdauet. In den Apothecken verwahret man auch ausgetrocknete Weinbeeren, welche von dem Weinstocke kommen, der in der Botanick heisset: Vitis Corinthiaca sive Apyrina J. B. & Tournef. Caspar Bauhin hat ihn nach der davon gebräuchlichen Frucht geheissen: Uvae passoe minores, vel Passulae Corinthiacae; Es sind Passulae Tragi, und in den Apethecken werden diese kleine, eingeschrumpelte, und getrocknete Beeren, insgemein Passulae minores genannt, im Deutschen, wie bewußt, kleine Rosinen. 2) Die zweyte Sorte von denen in den Apothecken verwahrten, aufgetrockneten Weinbeeren wird genannt: Uva passa major C. Bauh. Uvae majores Tragi, Gesn. Hort. Cast. Uva passa Lonic. Uvae Zibebae [378] Tabern. & Ger. das Gewächse Zibebas gerens Camer.. In den Apothecken heissen diese Früchte Passulae majores, grosse Rosinen. Und so giebet es nicht nur bey den grossen Rosinen, blaue Rosinen, Korb-Rosinen und Zibeben, etc. die einige eintheilen in Passulas maximas seu Damascenas, Zibebae dictae, und welche die Frantzosen Raisins de Dames heissen; 2) In Passulas Massilioticas, blaue Rosinen, und 3) Passulas majores, ordinaire Korb-Rosinen, sondern auch selbst bey den kleinen Rosinen oder Corinthen wiederum allerhand Gewächse und Verschiedenheit in der Frucht. Von den grossen Rosinen haben wir schon vorhin gesaget, daß, wenn man sie sammlen will, der Hauptstiel jeglicher gantzen reiffen Traube, über die Helffte der Queere durch geschnitten wird, dergestalt, daß die Traube nur noch an der Rebe hangen bleiben kan, so schrumpelt sie von der Sonne nach und nach ein, worauf die Beeren auf die letzte abgepflücket, sammt einigen Stielen eingepackt und versandt werden. An einigen Orten trocknen sie auch wohl vorher die Trauben in Oefen, ohngefehr aus solche Art, als wie wir Pflaumen und Kirschen zu backen pflegen. Unsere meisten grossen Rosinen kommen von Spanischen Weinstöcken her. Die kleinen hingegen, die man vor diesem auch bey Corintho häufig gewonnen, als wovon sie noch den Nahmen haben, kommen heut zu Tage fast allein von Zante und Cesalonia her, und ist eine gute Einkunfft der Venetianer, wie denn davon in solchem Lande gar kein Wein gemachet wird, sonden alle Früchte, Träublein und Beeren ausgetrocknet, hernach eingepresset, und also unter dem Nahmen kleiner Rosinen versandt und verhandelt werden, welches Rosinen vermuthlich vom Frantzösischen Raisin, so eine Weinbeere heisset, seine Abkunfft hat. Uebrigens lassen wir vorietzo diese beyde Gattungen Rosinen, so in den Apothecken gebräuchlich sind, an ihrem Orte ruhen, weil wir bereits davon in einem besondern Artickel, im XXXII Bande, p. 955 u. f. gehandelt haben, auch nur bey dieser Gelegenheit, das wenige davon haben erinnern wollen. Ehe wir weiter zum Moste und Weine schreiten, so sehen wir uns genöthiget, bey dieser Gelegenheit ebenfalls noch etwas weniges von andern vom Weinstocke gebräuchlichen Stücken und Sachen im Vorbeygehen zu erwehnen.

Reben-Wasser, Reben-Thränen, Wein-Wasser.

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Man verwahret in den Apothecken die Aquam Vitis, oder Lachrymas Vitis, das Rebenwasser, Weinwasser, oder die Rebenthränen, so auch von einigen Liquor oder Succus Vitis geheissen wird, welches, wie bekannt, des Frühlings, absonderlich wenn die Reben geschnitten worden, von selbsten, als ein helles und klares Wasser, nach und nach, thränende hervor zu quellen pfleget. Der ehemahliger D. Ettmüller rühmet es sehr in bösartigen Fiebern, [379] bey dem Friedel der Sechswöchnerinnen, und in hitzigen Fiebern: Er saget dabey, es hätte eine besondere Urin-treibende Krafft, wäre auch äuserlich in Augenbeschwerungen gut; welches letztere wir aber für eben so abergläubisch halten, daß eben dieses Wasser, weil es Lachryma genennet, und wie Thränen hervorquellende gewonnen wird, solcher wegen den Augen auch gut seyn solte, als daß die Alten den Hünermagen, auch als ein Medicament für des Menschen Magen, die Fuchslunge für des Menschen Lunge, und andere abgeschmackte Fratzen mehr gut zu seyn geglaubt haben.

Wein-Blätter.

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Von den Foliis Vitis, oder Weinblättern saget Cluver in seinem Zeitvertreibe, p. 299, daß sie das beste Stopffmittel wider die Blutstürtzungen wären. Vor diesem destillirete man auch im May von den zarten Blättern ein Wasser, so aber heut zu Tage nicht mehr im Brauche ist, weil man keinen besondern Nutzen davon wahrgenommen. Von den Weinblättern kan man etwas wesentliches Oel gewinnen, so denselben Geruch hat, aber auch nicht gebräuchlich ist.

Wein-Reben.

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Die Sarmenta oder abgeschnittenen Reben werden noch zu ietzigen Zeiten an einigen Orten zu Asche verbrannt, und also als Cineres Sarmentorum, oder Weinreben-Asche, in den Apothecken verwahret; desgleichen von solcher Asche das Saltz ausgelauget, und solches unter dem Nahmen, Sal Vitis, oder Sal Sarmentorum, Weinstock- oder Weinreben-Saltz aufbehalten.

Wein-Saamen.

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Auch hebet man an einigen Orten den Weinsaamen, welcher Semon Bini, ingleichen Grana vel Acini Uvarum heisset, getrocknet auf; Man brauchet ihn beym Erbrechen, und zu den Bauchflüssen.

Unreiffer Weintrauben-Safft.

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Vor Alters war der Safft von den unreiffen Weintrauben, Succus Uvarum immaturarum, sehr im Gebrauch; wiewohl er auch heutiges Tages in Franckreich und andern Ländern, theils zur Medicin, theils aber auch zur Haußhaltung noch gebrauchet wird. Solcher Safft wird von noch grünen oder unreiffen Beeren, wie ein anderer Safft ausgepresset, und entweder Agresta oder Omphacium genennet. Die Frantzosen heissen ihn Verd Jus, oder Jus Verd, abgekürtzet oder gemeiniglich Verjus, das ist, grüner Safft: weil solcher Safft an Farbe grünlicht, anbey flüßig, der Consistentz nach dem Weine gleich, und von saurem zusammenziehendem Geschmacke ist; wie denn das Wort Omphacium, vom Griechischen ομ Φάξ, welches so viel, als Uva viridis acerba, eine herbe grüne Weinbeere, bedeutet, und das Wort Agresta, von άχὶς, acumen, eine Spitze, herkommt, weil dieser Safft [380] der Zunge herbe und empfindlich schmecket. Vor diesem verdickte man ihn zur Consistentz eines Robs, ja es mußte zu Dioseoridis Zeiten solches nur an der Sonne geschehen, und wurde unter solchem Nahmen, nehmlich als Rob Agrestae aufgehoben, auch wohl von solchem Saffte mit behöriger Menge Zucker, der Agrest-Syrup verfertiget. In Franckreich machen sie noch in heissen Tagen, von Verjus, Zucker und Wasser, einen Juley; Ueberhaupt brauchen sie diesen Safft aber mehr, als ein Gewürtze, denn ein Medicament, bey Fleisch- und Fisch-Brühen.

Weinsafft und Most.

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Um uns aber wieder zur Frucht, oder zum Weine selbst zu wenden, so ist jedermann bekannt, daß von den abgeschnittenen Trauben, durch Zerdrückung, Zertretung, Zerquetschung und Auspressung, der Safft geschieden, und solches Safft alsdenn nicht mehr Safft, oder Weinsafft, sondern Most, Mustum, genennet wird. Man kan von einerley Art, und gleichmäßig reiffen und guten Beeren dennoch verschiedenen Most erlangen: Der allerbeste und delicateste Most wird erlanget, wenn man vollkommen reiffe Trauben vorher abbeeren, oder jede Beere abpflücken, und solche abgepflückte Beeren alsdenn behutsam zerdrücken lässet. Wenn man aber die Beeren nicht abgepflücket, sondern selbige sammt den Stengeln, Stielen, oder gantzen Kämmen gedrückt worden, ist der Most schon etwas schlechter, und nicht in solchem Grade so delicat wie der vorige; jedoch möchte er für die Mittelsorte paßiren, wenn nehmlich nur der von selbst abrinnende Safft, nach der geschehenen Zerdrückung, ohne würckliches Pressen gesammlet und genommen wird. Soferne aber Trauben, Stengel, Kämme, Körner und alles unter einander, darunter öffters Staub, Spinneweben, Ungeziefer und allerhand Unreinigkeit zwischen und hinter den Beeren vorhanden, zertreten und endlich gar durch die Presse ausgezwungen wird, so bekommt man, in Ansehung der vorigen beyden Handthierungen, von solchen gleich guten und gleich reiff gewesenen Beeren den schlechtesten Most. Um so vielmehr kan man aus einerley Weinberge von verschiedenen Trauben, von verschiedentlich reiff gewordenen Beeren, wenn solche nehmlich von einem fleißigen Wirthe, vor dem Treten und Pressen sortiret werden, wie man an vielen Orten zu thun pfleget, gar vielerley Most, herrliche, mittlere und schlechte Gattungen, aus ietzt erzehlte dreyerley Art erlangen. Ja, man machet an einigen Orten, absonderlich in Ungarn, öffters vermischten Most, und veredelt den schlechten mit etwas ausserordentlich gutem Moste. Zum Exempel: Die Ober-Ungarn oder die in des Zemplinischen Grafschafft bey den bergichten Städten, als bey Santo, Tolcsva, Miscolor, B'enge, T'alya, Schadany, Madbey Tarczal, Szerencs, Liszka, Kissalu, Kerestur bey Tokay seyenden Einwohner, bey welchen die allerherrlichsten und köstlichsten Weine [381] wachsen, und die man insgesammt Vina Tocaviensia, oder Tokayer-Weine, wegen ihrer Vortrefflichkeit des bey Tarczal und Tokay vorhandenen, vornehmsten und oben schon gemeldeten Zuckerberges heisset, sammlen 1) etwas von den halbeingeschrumpelten Beeren, drücken sie entzwey, und nehmen solchen Most, die Essentz, dazu keine andere, als die obgemeldeten Augster- und schönsten Trauben gekommen. 2) Nehmen sie von der ersten und auch von der zweyten Sorte, welche bey ihnen Mayer-Trauben genennet wird, und zwar von beyden die reiffsten und besten Gattungen zusammen, und drücken sie in Stücken, welchen Most sie heut zu Tage Truckenbeeren-Wein, oder auch Ausbruch nennen. 3) Nehmen sie die etwas schlechtern Trauben von der ersten und zweyten Sorte, pressen den Most aus, machen ihn warm, und giessen ihn auf die schon ausgedruckten Hülsen, und das Ueberbleibsel der herrlichen Essentz von den vornehmsten Augster-Trauben, so alsdenn die zweyte und gereinigte Art von Truckenbeer-Weine ist, und dafür verkauffet wird. 4) Haben sie einen besondern Most von den Geißdutten-Trauben, so der gemeine oder ordinaire Tokayer-Wein ist. 5) Nehmen einige, wenn sie nur etwas von den allerbesten Trauben ausgesucht, daselbst hernach allerhand Gattungen unter einander, und machen einen Hauptwein. Im dritten Theile der Thornischen Meletematum, so von Peter Jänichen herausgegeben worden, ist eine lesenswürdige Dissertation, de Vincis Ungariae, desgleichen eine Deutsche Beschreibung des vornehmsten Weingebürges in Ungarn vorhanden, darinne er gedencket, als machten sie heut zu Tage wenig oder gar keine Quint-Essentz mehr, sondern ihr Ausbruch und Truckenbeer-Wein wäre der erste Aufguß von den Truckenbeeren; sie seigeten ihn gemeiniglich durch dräterne Siebe, das Rückständige würde noch einmahl mit frischem Moste aufgegossen, nach etlichen Tagen ausgepresset, und wenn es gegohren, hieß es halber Truckenbeer-Wein, oder auch Maslas-Wein. Und so entstehen die vielerley Sorten und Güte von Weinen in einerley Lande; wobey denn ferner die veränderten Lagen der Berge, und so auch in Ungarn die verschiedenen Gegenden und Provintzen immer mercklich unterschieden sind, je weiter sie von gedachter Grafschafft oder Zemplinischen Provintz abgelegen, auch immer sich mehr und mehr vergeringern, so, daß die Nieder-Ungarischen Weine wie Tag und Nacht, von dem Ober-Ungarischen unterschieden, und kaum etwas besser, als die Oesterreicher fallen. Wir übergehen auch anjetzo, alle zum Quetschen und Pressen der Weinbeeren oder zum Mostmachen erforderliche und erfundene mancherley Instrumente an Butten, Trögen, Pressen, Fässern, und dergleichen. Wir wollen hingegen in diesem Artickel vernehmlich dasjenige betrachten, was insbesondere bey dem Weine zu wissen vorfällt. Rechter natürlicher Most wird demnach entweder durch blosse Zerdrückung, Zerquetschung und Zertretung, oder aber auch durch [382] darauf angewandte, mehr gewaltige Auspressung der Beeren gewonnen, und ist also, als ein ausgepreßter Safft, oder als ein natürlicher Weinbeer-Safft anzusehen, der zwar von Natur schon in den Beeren vorhanden, nunmehro durch menschliche Hülffe, von der vorhero umgebenen gewesenen Hülsen, Kernen und callösen Theilen abgeschieden dargestellet wird. Man muß allhier recht wohl bedencken, und sich es ins Gemüthe einschärffen, daß der Most, oder der ausgepreßte Beerensafft durchaus kein Wein ist, auch gantz und gar nicht weinichte Kräffte oder Eigenschafften besitzet; Ferner, daß, wenn die Kunst nun mit dem blossen Auspressen aufhören, und man den Most entweder worinne einfüllen und vor der Lufft versperren, oder aber an die freye Lufft hinstellen, und für sich zu seyn lassen wolte, wir alsdenn nimmer einen rechten dauerhafften und brauchbaren, oder den Menschen nützlichen Wein, als von der Natur allein abkommend, haben würden. Der Most würde gleich oder doch in kurtzer Zeit entweder verderben, oder aber eine Zeitlang Most bleiben, oder aufs höchste in aller Eil von einem Grade der Gährung in den andern gehen, also in der Geschwindigkeit und kurtzer Zeit zwar in die weinhaffte Gährung, gleich darauf aber auch in die säuerliche Gährung oder in die Säuere, und endlich in die Vappescentz oder faulende Gattung der Gährung forteilen und dem Naturtriebe auf diese Weise folgen, aber zu keinem guten und den Menschen nutzbaren Ende. Was würde uns auf solche Art der Weinwachs und der erlangte Most helffen, und nutzen? Folglich ist aller Wein, so, wie wir ihn als Wein gebrauchen, und vor uns haben, ein durch die Kunst zu Stande gebrachtes Wesen, wie wir weiter vernehmen werden. Der Most heist im Lateinischen von rechtswegen auch nicht Vinum, sondern, wenn man nicht die Wörter Succus Uvarum gebrauchen, und die Sache doch nur mit einem Worte ausdrücken will, Mustum, welches sonsten so viel, als neu oder frisch bedeutet, so,daß die Alten mit diesem Worte Mustum, davon die Deutschen muthmaßlich zuerst Must, und nicht Most, ungeachtet das Wort Most nunmehro in grössere Gewohnheit gekommen, gesaget haben, so viel ausdrücken wollen, als wäre dieser Safft ein frischer oder neuer, dabey aber noch ungegohrner Wein. Lemery meynet zwar, solches Wort Mustum heisse so viel, als mistum, gemischet, indem allhier noch alle natürlichen Ingredientien unordentlich beysammen waren; Allein, wir glauben, er ist bloß von der Frantzösischen Aussprache, da das u als ein ü, und beynahe als ein i klinget, also bey den Frantzosen das Wort Mustum nicht mustum, sondern als Müstum heisset, auf solche Erklärung und Mistums-Gedancken gerathen. Der erste von abgepflückten, zerquetschten, zerdrückten oder getretenen, mithin nicht gepreßten Beeren, von selbst ablauffende Safft wird genennet Mustum lixivum vel Lixivium, Mustum sponte defluens, auch wohl mit einem Worte Protropium, Tropff-Wein, [383] Vorlauff, Vorschuß, ungepreßter Most. Der ausgepreßte Beerensafft aber heisset: Mustum tortivum, vel secundarium, Kelterost, Nachtroff, gepreßter Most, oder auch wohl Preßmost, gemeiner Most, und so ferner. Bey dem ausgepreßten Saffte und Mostmachen kommen noch etliche Umstände mehr in Betrachtung: Theils von Seiten des Mostes selbst; theils aber auch von Seiten des Uberbleibsels, der vom Saffte abgeschiedenen Stücke, oder der Weintrüster. Von Seiten des Mostes ist erstlich zu beobachten, daß man solchen auf verschiedene Weise gebrauchet und anwendet: 1) Man trincket oder suppet ihn bey frischem Zustande, als Most. 2) Man kochet ihn einiger massen, um die überflüssige Feuchtigkeit davon zu bringen, und das Rückständige von mehrerer Consistentz zu machen, und nennet es Mustum coctum, oder in Italien Vino cotto, als welche Manier bey solchen Weinsäfften gebräuchlich worden, die leichtlich in die Gährung gehen, und nach angefangener Gährung nicht aufhören, sondern immer fortfahren, folglich alle Grade durchgehen und zuletzt verderben; gleichwie man an den meisten Weinen, die am Adriatischen Meere wachsen, in Italien beobachten kan. 3) Verdicket man den Most gäntzlich, ohngefehr zur Consistentz eines Extractes, und nennet es Sapan Vini. 4) Wenn der Most an kalten Oertern vor freyer Lufft verwahret, mithin am Gähren gehindert wird, so heisst man ihn Mostum suppressum, verhaltenen Most; Andere nennen ihn auch Vinum mutum, sive suffocatum, welches aber, nach unserem Begriffe, nicht der verhaltene reine Most, sondern ein solcher Most ist, welcher etwas zu gähren angefangen, und darauf sogleich gestöhret und gehindert worden, daher man dergleichen auch im Deutschen Mostwein, oder Stummwein zu nennen pfleget, das ist, eine solche Sache, die weder Wein noch Most, sondern beydes ist. 5) Wird der Most, und zwar der allermeiste, zum Gähren und ordentlichen Weinmachen angewendet; wiewohl 6) auch einiger zu Kräuterweinen genommen wird, als zum Alant-Wermuthweine, und dergleichen, wenn nehmlich allerhand Arten Gährungen angestellet, oder nebst dem Moste, noch andere Erdgewächse, zugleich mit vergohren werden; 7) Und letztens wird an einigen Orten der Most auch gleich Anfangs in Absicht, Essig davon zu machen, hinter einander weg, zwey Grade durch, gegohren.

Wein-Trüster, Trest, oder Treber.

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Von Seiten des Ueberbleibsels, oder der von Pressen zurückgebliebenen Weintrüster, komm folgendes in Betrachtung: Man heisst sie in Lateinischen Vinacea, Recrementa und Folliculos Uvarum, Folliculos Acinorum membranosos, ingleiche Acinum, Vinacea cum scapis; vom Galen sind sie ςέμφυλα auf Griechisch genennet worden: Im Deutschen saget man Trüster, Trest oder Treber, manchmahl alleine, [384] manchmahl aber mit dem Zusatze des Wortes Wein, da man sie denn Weintrüster, Weintrest, oder Weintreber heisset. Vor diesem brauchten sie die Alten, als einen Umschlag, und zwar bey Gichtschmertzen, auch wohl in Bädern, bisweilen streueten sie ungelöschten Kalck mit unter, wenn sie sich nicht gleich von selbst, nach ihrem Verlangen, erhitzen wolten; Heutiges Tages weiß man von solchem Gebrauche nichts mehr, dagegen aber wohl von anderer Nutzung. Entweder wenn es überbliebene Trester von starcken, guten geistigen Weinen sind, machet man den Grünspan damit; oder aber noch einen Nachwein, Vinum secundarium, davon. Wie der Grünspan in Franckreich absonderlich in Provence und um Montpellier in Languedoc mit den Weintrestern zugerichtet wird, könten wir wohl ausführlich sagen; Allein da solches nicht eigentlich hierher gehöret, als wollen wir es lieber mit Stillschweigen übergehen, und die Liebhaber in Sachsens Ampelograph. p. 191 u. 192; desgleichen in Poters Pharmacop. Spagyric. Lib. II. c. 1. p. l65 verweisen. Will man aber einen Nachwein davon machen, so wird nach Proportion der Menge der Weintrester oder Trüster, genugsames Wasser darauf gegossen, alles wohl durch einander gerühret, und denn behöriger massen vergähret, ss gewinnet man davon noch einen dünnen Tranck, den man im Lateinischen Lora sive Lorea ingleichen Vinum Vinaceorum, Vinum aciniaceum vel aciniaticum, auch wohl Vinum secundarium, auf Deutsch Lurcke, Lauer oder Lauricke, Leyer, Treberwein, Tresterwein, Gesindewein und dergleichen mehr, nennet; Plinius hat ihn Vinum Operarium, Gesinde- oder gemeiner Arbeits-Leute-Wein genennet; die Frantzosen heissn ihn gemeiniglich Piqvette.

Wein-Oel.

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Die Alten machten auch von dem Weinsaamen ein Oel, so sie Oleum Latitae hiessen, und so könte man zur Noth auch von den überbleibenden Kernen Nucleis vel Arillis, oder Gigartis, wenn sie vorher zerschnitten worden, ein Oel machen.

Sapa Vini.

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Von oberwehnter Sapa Vini noch etwas zu gedencken, so scheinet es, als käme diese Benennuag von Sapiditate, der Geschmackhafftigkeit, oder Sapio, ich schmecke, her: weil sie einen süssen und angenehmen Geschmack hat. Sie ist indessen nichts anders, als der bis zur Consistentz eines Extractes verdickte Safft, oder verrauchter und dickeingesottener Most. Vor Alters wurde solche Sapa auch in den Apothecken aufgehoben und zur Artzney gebrauchet, ja man verfertigte, so zu reden, dreyerley Sapam Vini: 1) Wenn zwey Theile vom Most weggekocht und ein Theil behalten wurde, so hiesse dieser zurückgebliebene verdickte Theil Sapa; 2) Wenn aber die Helffte verdunstet wurde, so nennete man das hiervon zurückbleibende [385] eigentlich nicht Sapa, sondern Defrutum; Und wenn 3) nur ein Theil weggedampffet wurde, und zwey Theile zurück blieben, so hiesse es weder Defrutum noch Sapa, sondern wieder anders, aehmlich Carebum. Heutiges Tages machen auch die Spanier noch viele Sapam, jedoch nur zur Vermischung mit Mosten, zur Verfertigung des Malvasiers und ihren Weinmischereyen. Das meiste aber mag wohl im Türckischen Gebiete nachgemachet und gebrauchet werden: dieweil die Mahometaner, und um so viel weniger die Hatzis, ober diejenigen Türcken, welche das Mahometische Grab besuchen, gar keinen gegohrnen Most ober rechten Wein trincken dürffen; dahero sie sich dieser Sapa, als aus welcher sie mit gnungsamen Wasser verdünnet, auch manchmahl wohl mit Eßig etwas geschärft, einen angenehmen Julep oder Tranck zu verfertigen pflegen, gar wohl zu bedienen wissen, zumahl da sie solche ins kleine, auf Reisen und Caravanen bey sich führen, und davon allemahl den nothdürfftigen Tranck in der Geschwindigkeit verfertigen können.

Verdickter Most.

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Nachdencklich ist es, wenn man einen Most destilliret, oder im Verschlossenen zur Honigddicke einkochet: 1) Daß hernach, ob man gleich alles davon gegangene und aufgefangene Wasser wieder dazu giesset und einmischet, entweder gar keine, oder doch nur eine sehr schwache Gährung erfolget; 2) Daß dieser verdickte Most, ungeachtet nichts färbendes dazu gekommen, nunmehro eine weit grössere Menge Feuchtigkeit als vorhin der natürliche Most in sich gehabt, zur erst gehabten Farbe färbet, oder aber mit seiner vorhin gehabten eigenen Menge Wasser, wenn man es wieder mit dem Verdickten vermischet, nun weit dunckler von Farbe wird. Lemery saget, es wäre auch dieses bedencklich, daß, da im unreiffen Traubensaffte viel wesentliches Saltz und Phlegma, hingegen wenig Oel und Erde vorhanden, gleichwohl nach der Reiffigkeit in demselben Beersaffte sich mehr Oel, und auch mehr Erde zeige. Ob nun schon diesem Gelehrten in solchen Experimenten nicht allzu sehr zu trauen, so wird doch wohl jeder Mensch von der recht grossen Veränderung in der Mischung und dein Unterscheide des unreiffen und reiffen, auch endlich gegohrnen Safftes gnugsam überzeuget seyn, wie man auch zum Theil Bechers Physicam subterran. Lib. I. Sect. V. c. 2. hiervon, und von verschiedenen andern hieher gehörenden Dingen nachlesen kan. Wir könten selbst noch eines und das andere beyfügen, wenn wir vom Moste oder blossen ungegohrnen Weinbeersaffte hierzu handeln hätten; Allein, da dieser Artickel vom Weine seyn soll, so reden wir nur obenhin von diesen Dingen.

Unterscheid des Mosts und Weins.

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Ausser vielen andern Umständen und Uberführungen [386] der unterschiedenen Mischung des Mostes mit dem Weine, da man durchgehends gantz andere Dinge vom Weine, oder dem gegohrnen Weinbeersaffte, als vom ungegohrnen natürlichen Moste, zuförderst vom letztern gar keinen Weingeist oder Brantewein bekommet, erhellet auch der offenbare Unterscheid in der Würckung, oder wenn der Mensch etwann soviel Most trincket, als Wein, da hat man angemercket, daß der Most fürs erste gantz und gar nicht rauschet oder truncken machet, wie der Wein, da hingegen aber den Leib und die Gedärme sehr aufbläset, viel Grimmen und Kneipen verursachet, sich nicht leicht verdauet, ein dick Geblüte machet, die Leber, Miltz und Krös-Adern verstopffet, Gelegenheit zum Durchbruche, Seitenstechen, Grieß, und allerhand andern Beschwerungen mehr giebet, so aber ein wohlgegohrner, abgelegener und sonst gutgearteter Wein gar nicht thut. Anderer Unterscheide zu geschweiqen.

Sorten des Weins.

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Nachdem wir bishero alles hinter einander, in seiner Ordnung und Kürtze betrachtet, was etwann von der Frucht des Weinstocks, als wovon unser Wein seine Abkunfft hat, auch von dem, allbereits durch menschliche Hülffe geschiedenem Saffte oder Moste nothdürfftig zu wissen und zu sagen dienlich sey; So wollen wir nun zum Weine und dessen vornehmsten Sorten schreiten. Es bleibet nochmahls zum Voraus gesetzet, Most, als Most, oder bloß, ausgedrückter und abgeschiedener Traubensafft, ist eine natürliche Sache, indessen kein Wein; Je mehr aber der Most durch die Gährunq in Wein verkehret, auch je länger er als ein Wein von den Menschen mit Bedacht und Fleiß erhalten, vom Eßigwerden, Vappesciren, Kaanicht- und Schimlicht werden, oder andern Verderben bewahret und erhalten wird, je mehr künstlicher, oder destoweniger muß er, als eins bloß natürliche Sache, angesehen und geschätzet werden. Man kan sich demnach alle, in der Welt gebräuchliche Weine in dreyerley Haupt-Sorten vorstellen, oder daß sie auf dreyerley Art zugerichtet und gekünstelt werden. Wir haben zwar keine rechte hinlängliche Nachricht von den Africanischen, Asiatischen und Americanischen Weinen, wie solche entstehen, gemachet oder handthieret werden. Allein wir glauben, und sind dem ungeachtet, nach den Regeln der Physik und Natur der Weine, bey uns überzeuget, daß sie insgesammt, wenn wir es auch wüsten, eben so wohl unter diese drey Haupt-Eintheilungen, wenn nicht unter alle dreye zusammen, wenigstens zu einer oder zwey Sorten ganzu füglich würden können gesetzet werden, wenn uns deren Entstehung und Handthierung bekannt wäre. (1) Mit der ersten Classe wollen wir diejenigen Weinsorten verstanden haben, welche wenig, oder gar keine Gährung erlitten, dahero von rechtswegen nicht einmahl das Prädicat oder den Tittel eines Weins verdienen, sondern eher noch, als ein in etwas veränderter [387] Most zu betrachten stehen: Solches sind die meisten Italienischen, oder wenigstens solche Arten Weine, welche die Gährung entweder gar nicht vertragen, oder aber in der angestellten Gährung sich nicht darinne mit menschlicher Kunst wollen hemmen lassen, sondern selbige fortsetzen, und, ihrer natürlichen Mischung nach, darauf gar bald verderben, oder, wie wir vorhin schon gedacht, von einem Grade der Gährung in den andern eilen und vappescicen, das ist, die gantze Weinmischung und Beschaffenheit zernichten. Diese Art vom Weinsaffte ist wässerich, und mit den übrigen Bestandtheilen also von Natur beschaffen, daß sie an sich, als natürlicher Most, sich auch nicht lange halten kann, sondern bald verderben würde: weil sie überhaupt zur schleunigen und, wie gesaget, nicht zu hemmenden Gährung geneigt; dahero selbige, wenn sie von den Menschen soll auf einige Zeitlang aufbehalten und genutzet oder getruncken werden, auf eine gantz andere Art, als durch die Gährung, dazu muß gebracht werden, welche denn darinne bestehet, daß man den Most je eher je besser kochen muß, als wordurch zwey Vortheile erhalten werden: Erstlich, daß davon vieles Wasser verrauchet, und das Rückständige zugleich sich mehr concentriret oder andicket; Hieraus folget der zweyte Vortheil von selbst, zu sagen, es wird nicht allein das vorige Mengsel durch die erlittene gewaltige Wärme, und das verlohrne viele Phlegma gar sehr in seiner vorhin gehabten Mischung verändert, sondern auch bey der zu gleiche Zeit erlangten mehr dickern Consistentz in den Stand gebracht, daß es nunmehro der Gährung beynahe gäntzlich, oder doch weitmehr widerstehet, folglich sich eine Zeitlang, und wo nicht länger, doch ein oder zwey Jahre durch, mit fernerem Behelffen, also erhalten lässet. Die Italiener heissen, wie wir schon oben berühret, dergleichen Wein, Vino cotto, gekochten Wein; er möchte aber billich nur ein Mustum coctum, ein gekochter und etwas mehr angedickter Most, ein Carenum oder Gattung der Sapae liquidae, und nicht gekochter Wein, heissen. Gleichwie nun, vermittelst der Gährung, alle im natürlichen Moste befindliche grobirdische, saltzigte, zähe, schleimichte, hefichte, unreine und gröbstunnütze oder ungesunde, wenigstens zmn täglichen Trancke nicht bequeme, oder der menschlichen Natur dienliche Theile sich ausscheiden, und solche hingegen bey nicht angestellter oder nicht vorgegangener Gährung in dem Moste beständig zugegen sind, oder verharren; Also kan man auch leichte allhier von diesen und allen, bloß gekochten und nicht gegohrnen sogenanten Weinen, um so viel mehr, da sie noch ein vieles Wasser verlohren und weit dicker, anbey die groben Theile durch das Kochen, mehr vereiniget, und alles zusammen desto mehr verschleimet, verkleistert und verbunden worden, von selbsten schlüssen, daß alle diese Sorten Weine, sie haben Nahmen, wie sie wollen, schwere, ungesunde, unreine und die schlimmsten Weine von der Welt sind. (2) Zu, zweyten Classe rechnen wir wiederum diejenigen, [388] welche zwar etwas von der Fermentation und Gährung, aber doch keine völlige, ordentliche und reinliche Gährung vertragen haben: Diese könten wir in zwey Branches oder Nebensorten eintheilen. Zum ersten setzen wir alle sehr reichsüsse, von Consistentz mehr dickliche Moste, davon der Malvasier, Sec, Spanische, auch zum Theil Ungarische, und noch anderer Art empfindlich süsser Wein seine Abkunfft hat. Dieses sind gemeiniglich Mixturen von gekochtem und gegohrnem Moste, deren Proportion im Vermischen die Einwohner, durch die Erfahrung und Länge der Zeit, ausgefunden und wahrgenommen haben, oder ins Werck zu richten wissen, bloß aus dem physicalischen Grunde, weil sie erstlich für sich nicht die völlige, durchgängige Gährung vertragen können, sondern ebenfalls verderben würden, und fürs andere durch den beygemischien Theil der Sapae, oder des gekochten und mehr concentrirten Mostes, als von welchem alsdenn auch die Klebrichkeit, mehrere Dicke der Consistentz und Süßigkeit solcher Weine herkommt, gleichwohl den, ihnen schädlichen Fortgang der Gährung hindern. Es folget beyläuffig auch hieraus die Beschaffenheit ihrer Würckung oder Nutzens, daß sie nehmlich zwar dem Menschen nicht so sehr ungesund sind, wie die vorigen, nachdem sie nicht bloß gekochte, sondern mit dem grösten Theile vergohrnen Mostes vermischte Weine, indessen doch in so weit, als wie viel gekochten schweren Most sie in sich haben, nach obiger Betrachtung, zum beständigen Trincken nicht gesunde,und dann auch in so weit, wenigstens hitzigen Naturen, gefährliche Weine sind: weil die dabey vorhandenen gegohrnen Theile, die übrigen ungegohrnen im menschlichen Leibe desto eher zu einer Geistigkeit und Art von Gährung bringen und bewegen, folglich das Geblüte einen gewaltigen Umlauff versetzen, also auch hierdurch viel Unheil verursachen können; wie solches durch die Erfahrung heut zu Tage mehr, als zu bekannt geworden, daß alle diese Sorten Weine unter die hitzigsten zu rechnen, also fast wie halbe Branteweine anzusehen; dahero auch nicht in Menge zu trincken stehen, sondern nur etmann bey gewissen Personen, Zeiten und Umständen, gleichsam wie eine Artzney, getruncken werden möchten. Die zweyte Nebensorte von dieser Classe begreiffet in sich alle zwar süsse, dabey aber sehr dünne Weine, die eben nicht gekochet, hingegen aber doch auch nicht völlig gegohren werden, sondern ziemlich mosthafftig schmecken, zugleich bald ausgetruncken werden müssen: weil sie kaum ein Jahr lang dauren; so wir an den Tyroler- einigen Savoyer- und verschiedenen Italienischen Weinen sehen. Sie haben wenigstens vor einigen Sorten dieses zum voraus, daß sie weniger schaden, auch in grösserer Menge können getruncken werden: weil fast das meiste Most ist, und nur ein wenig geistiger oder recht gegohrner Wein dabey angetroffen wird, und dann dieser Most auch nicht so grobartig, sondern sehr dünne und wässerich ist, daher im Leibe weniger Unheil verursachet. (3) Endlich zehlen wir zur dritten und letzten [389] Haupt-Classe alle solche Weine, welche behörig rechtschaffen, ordentlich und völlig die Gährung paßiret, und sich der gröbsten unreinen, und dem Menschen nicht viel dienenden Theile entlediget haben; dahero auch die am allergesündesten zum täglichen Trincken befunden werden, wenn sie nach der Gährung, noch etliche Jahre lang gelegen und von dem nach der Gährung beybehaltenen meisten Weinsteine befreyet worden.

Weinichte Gährung.

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Die ansehnlichste Arbeit, vermittelst welcher die Kunst eben die Moste in Weine verkehret, ist die Gährung, und zwar von den verschiedenen Gattungen der Gährung allhier nur diejenige, so in der Chymie, zum Unterscheid der andern, eigentlich Fermentatio vinosa, auf Deutsch die weinichte Gährung genannt wird, vermittelst welcher eigentlich ein Wein hervorkommt, gleichwie durch diese Arbeit, sonst eben nicht allein vom ausgepreßten Weinsaffte Wein hervor gebracht, oder zum Weinwerden eben nicht der Most alleine erfordert wird, sondern auch von andern süssen Früchten und vegetabilischen Säfften so gar vom Zucker und Honig, ohne daß das geringste vom Weine dazu kommt, desgleichen von Aepffeln, Birnen, Johannisbeeren und dergleichen, Gattungen von Weinen, durch solche weinichte Gährung, erkünstelt werden können; wie denn selbst sehr viele, wo nicht die meisten Ungarischen Weine fast gäntzlich durch Kunst, ohne Beykunft ihres natürlichen Mostes, und so auch viele schlechte Moste zu besseren und herrlicheren Wein-Arten, vermittelst dieser Arbeit, gemachet werden. Weil indessen diese Art Gährung am ersten und meisten nur bey dem Weinsaffte gebrauchet worden, und das Product selbst Wein genennet wird, so hat man ihr auch deshalben davon den Beynahmen weinicht beygeleget, welches so viel zum Unterscheide anzeiget, daß diese etwas Weinichtes hervor bringet, an statt, daß die andern Gattungen wiederum andere Sachen, die Biergährung das Bier, die Eßiggährung den Eßig, die Brodgährung den Sauerteig, oder das säuerliche Brod, die faulende Gährung etwas faulendes und stinckendes, die geistige Gährung den Brantewein, und so weiter hervorbringen, gleichwie derjenige, so hiervon ausführlicher unterrichtet seyn will, nicht nur Bechern am oben angeführten Orte, sondern auch zuförderst Stahls Zymotechniam durchlesen kan: dieweil weder Löwenheim, noch Ziegler, weder Willis, noch Kircher, oder irgends andere so gut von dieser Sache geschrieben haben. Damit man die Veränderung des Mostes in Wein verstehen möge, schreibet Lemery in seinen Materialien-Lexico, p. 1180, so muß man wissen, daß der Most sehr viel wesentliches Saltz und Oel enthält, welche unter die Feuchtigkeit vermischet, und darinne gleichsam zerlassen sind; wie auch ein wenig Erde. Wem nun dieses Saltz durch das Pressen der Trauben in Bewegung gebracht worden, so trachtet es sich der ölichten Theile zu entschlagen, die dasselbige [390] als wie gebunden gehalten; welche es dann unter währender solcher Handlung mit seinen subtilen und schneidenden Spitzlein durchgehet, dünne, zart und geistig machet. Diese seine Bemühung und Gewalt ist nun die Ursache des Gährens und der Fermentation, so in der Kufe geschiehet: so wird auch dadurch die Reinigung zu wege gebracht, denn es sondert die dickern Theile ab, und zerstreuet sie in Gestalt eines Schaumes, davon leget sich ein Theil an die Seiten der Fässer, und wird zu Steine, der Uberrest aber fället zu Grunde; und jenes heisset Weinstein, dieses Hefen. Derowegen, fähret der Schrifftsteller, p. 1182 fort, wird der Wein durch das Gähren auch vollkommen klar, und bekommt einen angenehmen scharffen Geschmack: dieweil sich sein Saltz zum Theil vom Oele entlediget hat, von dem es in dem Moste wie eingewickelt war gehalten worden; dann sonsten nichts, als nur das Saltz im Weine diese angenehme Schärffe auf der Zunge verursachen kan. Es ist deshalben gar sehr nöthig, daß der Wein, welcher recht vollkommen vergähren soll, eine gnungsame Menge von der Feuchtigkeit und dem Phlegma bey sich habe. Findet sich jedoch derselbigen, gegen das Saltz gerechnet, gar zu viel dabey, gleichwie zum öfftern zu geschehen pfleget, wann die Weinlese bey regnichtem und feuchten Wetter vorgenommen wird, so wird der Wein nicht völlig gähren können: dann das Saltz ist alsdenn zu schwach, und hat die Macht und das Vermögen nicht, die Theilgen des Oels gebührlich zu zertheilen und geistreicher zu machen; dahero wird des Wein auch leichtlich dicke und zähe. Dem kan jedoch wiederum zur vorigen Güte verholffen werden, wenn man Weinhefen und Weinstein darein thut, oder etwas dergleichen anders, so ihn aufs neue zum gähren bringen kan, Bis hieher Lemery. Durch diese Arbeit, nehmlich durch die weinichte Gährung, wird eigentlich auch etwas brennbar geistiges, ein Weingeist, hervorgebracht, der vorher von Natur nicht zugegen war, wie man denn aus noch so vielem frischen Moste nicht das geringste von einem Branteweine oder brennbaren Geiste, und so auch von keinem Dinge in der Welt einigen Brantewein, der von Natur wäre, darstellen, oder erweißlich machen kan, sondern es ist aller Brantewein ein, durch blosse Chymische Kunst, und zwar eintzig und allein durch die Fermentation oder Gährung, an den Tag hervorgebrachtes und gemachtes Wesen, er mag nun durch vorsetzliche geistige Gährung, wie bey dem Kornbranteweinmachen, oder durch die weinichte, oder auch durch die bierhaffte Gährungs-Art hervor gebracht worden seyn: Das in allen diesen gegohrnen Dingen vorhandene geistige Wesen ist und bleibet allezeit einerley brennbarer oder brennender Geist, wenn man ihn scheidet und rectificiret. Es ist aber bey der angestellten weinichten Gährung, die Hervorbringung des Weingeistes oder Branteweins nicht allein zu beobachten, sondern auch sonsten noch zu bemercken: daß sich 2) viel hartzichklebrichtes, [391] grobsaltzichtes, schleimichtes und irrdisches Wesen zugleich mit aus scheidet, wie wir solches unter den beyderley Nahmen und Gestalten, nehmlich als Hefen und Weinstein vor Augen finden; Ferner 3) daß etwas höchstflüchtiges und den Menschen betäubendes davon in die Lufft gehet; Und 4) daß sich in dem gegohrnen Saffte, den man nun Wein nennet, nebst gedachten brennbaren Theilen, auch noch einige, jedoch zärtere, saltzichte, schleimichte, irrdische und ölichte, sammt den vielen wäßrichten Theilen, dazu ziemlich zart unter einander vermischet, finden, mithin die Mischung des Weines nun für gantz was anders, gegen die Mischung des Mostes, oder des natürlichen Safftes anzusehen ist, wie wir weiter vernehmen werden. Ob nun schon das ordentliche Weingähren heut zu Tage gar nicht mehr, als eine Chymische Sache, betrachtet wird, zumahl da hiermit keine Chymisten, oder sonderbare Naturverständige, sondern andere Leute, Wintzer, Weinmeister, Küper, und dergleichen, oder auch nur zur Haußhaltung gewöhnte Personen, Bürger und Bauern, mithin viel gantz gemeine Leute umgehen und zuthun haben, so bleibet indessen doch diese Arbeit und Sache an sich allezeit Chymisch, ja sie bleibet auch noch immer eine künstliche Sache, die, wenn sie recht geübet und vollbracht werden soll, gewiß auch ihre Wissenschafft, Handgriffe, Vorsichtigkeit und Aufmerksamkeit, bey allen Umständen, vom Anfange bis zum Ende der Gährung, erfordert, und eben verursachet hat, daß zu einer jeden Art Gährung, auch eine eigene Profeßion aufgekommen, und noch beybehalten wird, so, daß, wegen der dazu erforderten Absicht und vielen Arbeit, absonderlich da man den Wein in Menge gebrauchet, solches eben nicht von den Chymisten weiter hat handthieret werden können, folglich sind, wegen der geistigen Gährung, die Branterweinbrenner, wegen der bierichten Fermentation die Biebrauer, wegen der säurenden Gährung die Eßigbrauer und Eßigmacher, wie auch die Becker, wegen der honichten Fermentation die Methbrauer, wegen des Cyders, die Cydermacher, und wegen der weinichten Gährung die Wintzer, Wintzler, Weinmeister und Weinküper entstanden, also bey der weinichten Gährung, weil sie die meiste Wissenschafft, Kunst, Pflege und Wartung erfordert, eben zweyerley eigene Profeßionen in Gewohnheit gekommen; als 1) der Weinmeister oder Wintzler, der die erste Gährung anstellet und führet, und 2) der Küper, so alsdenn den gegohrnen Wein ferner zu erhalten, und insonderheit vor dem Fortgange der Gährung, oder den folgenden Graden der Gährung, nehmlich von dem Grade der Säuerlichkeit oder Vappescentz zu bewahren, mithin lange Jahre in seiner brauchbaren weinichten Krafft zu unterhalten weiß. Jedoch sind diese Leute insgesammt blosse Practici, und keine Theoretici, sie wissen nicht das geringste, warum dieses oder jenes geschiehet, noch wie es zugehet, wenn es geschiehet, welche aber einem gründlichem Chymisten unverhohlen [392] seyn muß, so, daß dieser so wohl das gute, als das schlimme, was bey dem Weine während und nach der Gährung vorgehet, und alle andere Vorfälle muß ergründen, begriffen und erklären können. Der Wintzler und Küper können wohl aus gutem Moste guten Wein machen, sie können aber nicht aus schlechten Mosten gute Weine machen, welches jedoch ein rechter Chymist können muß; Ja, wir wollen vom Wintzler sagen, daß, im Falle er bey der Gährung nicht alle Umstände wohl in Acht nimmt, derselbe eher aus einem guten Moste einen schlechten Wein hervorbringen kan. Je langsamer und behutsamer die Weine gähren, je geistiger und herrlicher werden sie, als weswegen man eben diese Gährung an kühlen Oertern, nehmlich in Kellern, anzustellen pfleget. Und da keine Gährung ohne Lufft geschehen kan, ja die Lufft selbst als eines der hierzu nöthigsten Instrumente und Beförderung der Gährung anzusehen, so verstehet sich es auch von selbsten, daß man die Gefässe, in welchen der Most gähren und zu Weine werden soll, nicht allzu voll fülle, vielweniger feste zustopffe, weil sonsten entweder bey benommener gäntzlichen Lufft, gar keine Gährung für sich gehen, oder aber bey empfindender allzu wenigen Lufft und angehender Gährung dem Fasse der Boden ausgestossen, oder irgends auf andere Art mit Gewalt mehr Lufft gesuchet werden würde, wie sich dann währen dem Gähren, die dickere Lufft selbst mehr ausbreitet, und die davon entstehende Würckung des Zersprengens einem jeden bekannt ist. Rothen Wein lassen sie an vielen Orten auf den gepreßten Trauben gähren, wodurch er von Farbe viel röther wird; allein, man muß wissen, daß ein solcher gemeiniglich auch mehrern darzu weit unreinern Weinstein zu haben pfleget. Daß bey angehender Gährung ein überaus flüchtiger gefährlicher Dampff, und narcotisch erstickendes Gas ausdunstet, ist durchgehends bekannt; wobey wir jedoch nur so viel erinnern wollen, 1) daß es eine solche Sache ist, die sich durchaus nicht will fangen, oder körperlich darstellen lassen; 2) Daß es eben als von derjenigen Natur anzusehen, dergleichen der erste aufsteigende Holtzkohlen-Dampff ist, wenn sie anglimmen; 3) Daß man sich hier vor, insonderheit in engen Kellern, Gewölben, Kammern, oder allwo etwann die Weine zum Gähren hingestellet worden, in acht zu nehmen; in weiten, geraumen und lufftigen Kellern hingegen sich dafür nicht zu fürchten hat, wie dann die Gegenwart solcher schädlichen und höchstgefährlichen Dünste auch daraus sogleich bey dem Eintritte in den Keller, oder wo der gährende Wein lieget, zu beurtheilen, wenn man ein brennendes Licht hinein hält oder hineinschiebet: Ob es auslöschet oder brennend verbleibet? Soferne es ausgehet und nicht brennen will, so mag man nur haussen bleiben und nicht hinein gehen: indem man Gefahr läufft, den Augenblick zu ersticken, und des Todes zu seyn, wie dergleichen betrübte Exempel sich gnung zugetragen, Bleibet aber das Licht brennen, so hat es keine Noth. DaS rathsamste [393] ist indessen, daß man niemahls, weder Wein noch Bier, in enge oder festumgebene Oerter, sondern jederzeit lieber in geraume und gnungsam luffthabende Keller oder kühle Gegenden lege. Einer von den vornehmsten Umständen und Handgriffen bey der Weingährung ist endlich auch dieser, daß man auf das Ende der weinichten Gährung wohl Acht gebe, und alsdenn auf eine oder die andere Art solche Gährung aufhörend mache oder verhindere, daß sie nicht weiter fortfahre, und den folgenden Grad zum Eßigwerden, oder gar zum Vappesciren antrete, als welches, recht behörig zu treffen, und anzustellen, eines von den grösten Kunststücken oder Handgriffen bey dem qantzen weinhafften Gährungswercke ist, und worinne in der Welt mehr, als zuviel gefehlet wird.

Gährung des Weins un die Blühe-Zeit des Weinstocks.

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Es ist auch nachdencklich, daß gemeiniglich um die Zeit, wenn der Wein blühet, die schon gegohrnen Weine gerne geneigt sind, in eine neue Gährung zu treten, den zweyten Grad der Gährung anzufangen, und Mine machen, aus dem weinichten Zustande heraus zu kommen, wo nicht gar zu verderben, doch zu Eßige zu werden, als welches die Küper und Weinmeister in die Arbeit gehen, oder in die Arbeit kommen, heissen, wenn sie nehmlich sehen, daß er Mine macht, wiederum von neuem eine Gährung anzufangen, so sprechen sie: Der Wein will in die Arbeit gehen; und wenn er schon würcklich zu krübeln und sich zu bewegen angefangen, so heisset es: Der Wein ist in Arbeit gekommen, oder er arbeitet schon. Da giebet es denn allerhand Künsteleyen und Vorbeugungsstückgen, solchem Arbeiten vorzukommen, oder das angehende Gähren beyzeiten zu verhindern, und die Weine zu retten: weil sonst keine Hülffe mehr ist, wenn sie in die rechte Gährung zum zweytenmahle gerathen, sondern auf eine oder die andere Art verderben. Ob die neue Gährung, oder die Veranlassung zur zweyten Gährung, die sich gemeiniglich um die Blühe-Zeit des Weinstocks zu äusern pfleget, von einer Sympathie, Freundschafft, Magnete, und wie die Ausdrückungen der heimlichen Freundschafft natürlicher Dinge mehr heissen mögen, zwischen den Blüten des Weinstocks, und dem allbereits gegohrnen, ein- zwey - drey- oder mehrjährigen Weine herkommet? gleichwie viele, wo nicht die meisten, bisher geglaubet haben, wollen wir eben nicht behaupten, noch wagen, diese Sache zu untersuchen; wir solten aber meynen, daß die Veranlassung zu gedachter Arbeit, um die Blühe-Zeit des Weines, eben nicht von den Weinblumen oder einer heimlichen Buhlerey solcher öffters gar weit entfernten Blumen mit den in den Kellern liegenden Weinen, noch aus irgends einer Sympathie, magnetischen Empfindung, oder daß es der Wein fühle, wenn andere Weinstöcke blühen, herzuleiten sey, sondern wir halten viel mehr für uns dafür, daß es [394] eher der Sonnenwärme, den hitzigen Tagen und gantz durchwärmeten Lufft zu solcher Blühezeit zuzuschreiben, oder die erregte Gährung daher zu leiten sey, wie denn, so viel man sich nach dieser Sache erkundiget, diejenigen Weine, welche in recht tiefen und kühlen Kellern liegen, niemahls einige Empfindung von solcher Veranlassung, noch einige Merckmahle zur zweyten Gährung von sich haben spüren lassen, und auch ein alter Weinverständiger an einem Orte saget: Man solle des Frühlings, ehe die warmen Tage kämen, die Fässer nur mit guten Reiffen versehen, selbige nicht allzu voll füllen, und vor allen Dingen an recht kühle Oerter legen, so würde es mit dem Arbeiten bey der Weinblüte keine Noth haben, auch davon niemand etwas zu vernehmen kriegen. Sobald aber eine äuserliche Wärme zu den Weinen käme, so giengen sie freylich in Arbeit, würden sauer und vappescirten; Ein anderer vorsichtiger Haußwirth saget: Man solle noch ein Faß darum machen, und alles aufs festeste vermachen, zur Noth das äusere Faß von aussen bepichen, und solches Faß entweder in die Erde, wo keine Sonne hin scheinet, vergraben, oder aber gar ins Wasser versencken. Kurtz! Es läuffet alles da hinaus: Man soll die Weine vor der äuserlichen Wärme bewahren und kühle halten. Wenn jemanden etwas daran gelegen wäre, es gewiß zu wissen, ob diese neue Gährung die Weinblumen verursachten, oder nicht? Dem wolten wir ohne Maßgebung sagen: Er solte zur Blühezeit eine tragbare Hütte bey der Hand haben, solche des Nachts mitten in den Weinberg bey recht- starck- und reichblühenden Weinstöcken aufschlagen, zugleich ein Faß voll Wein, so zur Zeit in einem kühlen Keller gelegen, unter die Hütte bringen, jedoch also, daß es etwann in eine grosse Wanne oder in ein anderes Faß geleget, und um und um mit Eiß umgeben, oder solches Weinfaß überall mit Eiß bedecket würde, folglich bey dem Zerschmeltzen des Eisses im Eißwasser läge, damit solchem Weine des Tages die äuserliche Lufftwärme nichts anhaben könne. Ist die Sympathie, magnetische Empfindung, Anreitzung oder Angreiffung der Blumen gegen den Wein richtig, und das Mährlein wahr, daß die zweyte Gährung der Weine von den Blumen verursachet wird, so kan das Eiß, oder die kühle Atmosphär in der Nachbarschafft, da der Wein ohnedem so zu reden, mit der Nase bey den Blumen lieget und mit Blumen umgeben ist, solcher Krafft nichts schaden, noch hinderlich fallen, sondern die Gährung muß, wegen der Anwesenheit und Nähe eines gantzen Weinberges voll Blumen, wenn nicht den Augenblick, doch in kurtzem, nicht nur ihren augenscheinlichen Anfang, sondern auch mercklichen Fortgang spüren lassen, und von Tage zu Tage zunehmen, in Betrachtung, daß ja sonsten die Würckung solcher Blumen bisweilen eine halbe, gantze, wo nicht etliche Meilen Weges, nachdem die Weinberge oder Weingärten von den Städten und Kellern, in welchen die Weine davon in Bewegung [395] gebracht werden sollen, abgelegen, hinlangen und durch vielerley darzwischen seyende Atmosphären und Hindernisse, wenn die Blüte in gerader Linie bis nach den Weinfässern würcken solte, durchdringen müste. Wer Lust, Zeit, und Gelegenheit hierzu hat, der kan es versuchen. Sonst haben sie auch noch andere vermeynte Kunststückgen, womit sie die Weine vor der Gährung zu bewahren, oder solche zu vermeiden gedencken, da sie nehmlich Mehl von Senff- oder Raucken-Saamen, Gyps, Eisenfeilig, Käse oder gar Marcasit, und andere Mineralien zusetzen; allein es taugen alle diese und andere dergleichen geartete Künsteleyen, davon wir hernach noch etwas mehreres vernehmen werden, gantz und gar nichts, nachdem die meisten dem Weine selbst nachteilig sind. Ehe wir von der weinichten Gährung abscheiden, oder selbige verlassen, so müssen wir nochmahls erinnern, was wir zwar schon vorher beyläuffig erwehnet, daß sich nehmlich, vermittelst solcher Arbeit, bey dem gewordenen Weine vornehmlich noch zwey Stücke ausgesondert, oder von dem Moste und nunmehrigem Weine geschieden haben, welche wir deshalben besonders nicht vergessen dürffen, weil sie gar sehr gebrauchet, und hauptsächlich in den Apothecken gar sehr genutzet und zu allerhand Artzneyen und Präparaten angewendet werden, oder davon selbst dieses und jenes verfertiget wird. Beydes findet man auf dem Boden, oder auch an den Seiten der Fässer.

Weinstein.

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Eines von diesen zweyen Stücken, so man nach der Gährung auf dem Boden und an den Seiten der Fässer findet, ist der sogenannte Weinstein, oder Tartarus, so eigentlich das unreine und mit hefichten irrdischen Theilen vermischte wesentliche Weinsaltz ist. Hiervon wollen wir nur so viel gedencken, daß überhaupt der Weinstein von rothen Weinen allezeit viel unreiner, als der von weissen Weinen abgekommene, befunden wird. Daß übrigens der Weinstein in den Apothecken gar sehr gebräuchlich ist, und so wohl davon, als damit vielerley Artzneyen verfertiget werden, ist jedermann bekannt.

Weinhefen.

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Das zweyte Stück, so die Gährung bey dem Weine auf dem Boden des Fasses niedersetzet, sind die Feces Vini oder Weinhefen: Solche bestehen aus allerhand Krame, sie haben einige geistige, grobölichte oder harzichte, saltzichte, wäßriche, und viel irrdische Theile in sich, werden auch wohl von einigen mechanischen Künstlern und Handwerckern; in den Apothecken aber darzu gebrauchet: daß man 1) entweder im Frauenbade, oder auch wohl, mit Behutsamkeit, in einer gemeinen Blase, den Brantewein, oder Weingeist, der sonsten zum Unterscheide, brennbarer Weinhefengeist, Spiritus inflammabilis e fecibus Vini pfleget genennet zu werden, von nassen oder frischen Hefen destilliret; 2) Daß man entweder die von besagter [396] Destillation zurückgebliebenen, oder auch die frischen Hefen selbst, wenn man nicht gesonnen ist, den Weingeist davon vorher abzuziehen, auf einen Fußboden unter dem Dache, oder sonsten wohin klecket, von einander spreutet und ausbreitet, also selbige an der Lufft, von der beysich habenden weinichten Feuchtigkeit, ausdunsten und gäntzlich trocknen lässet, alsdenn damit eine, oder mehr Retorten anfüllet, solche ins offene Feuer leget, und davon stufenweise einen urinösen oder flüchtigen Weinsteingeist, desgleichen ein flüchtiges Weinstein- oder Weinhefensaltz, wie auch ein empyrehmatisches Oel destilliret, auch endlich aus dem Uberbleibsel, durch fernere Calcination, Auslaugung, Durchseigung und Verdickung ein fixalkalisches Saltz machet,so zwar fixalkalisches Weinhefensaltz, Sal alkali fixum fecum Vini, genennet werden kan, eigentlich aber nichts anders ist, als ein gemeines oder ordentliches alkalisches fixes Weinsteinsaltz.

Mitgährung des Weins mit verschiedenen Ingredientien.

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Wir könten endlich bey Gelegenheit der Gährung, auch noch der Mitgährung des Weins oder wenn der Most, an statt, daß er für sich alleine zu reinem Weine gegohren, entweder mit noch einem eintzigen andern Erdgewächse, einem Kraute, Blume, Wurtzel, Schale, Saamen oder Gewürtze, oder aber mit verschiedenen Ingredientien zusammen vergohren wird, erwehnen; Allein, weil die Gährungs-Manier und das Verhältniß, doch eben dasselbige ist, und auch diese Arbeit zum Theil bey den Kräuterweinen, zum Theil auch bey den weinhafften Wassern, oder auch gar bey den durch die Gährung verfertigten Geistern verkommt; als sehen wie es nicht für nöthig, uns anjetzo hierbey besonders aufzuhalten.

Erhaltung des Weins.

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Dagegen möchte noch etwas von der Erhaltung des Weins noch zu erinnern seyn; Hierzu werden nun verschiedene Stück und Umstände erfordert: 1)Gute Keller, 2) behörige Gefässe, 3)gute Spunde, 4) behöriges Abziehen und 5) Auffüllen, 6) bey einigen Arten das bekannte Schwefeln, oder, wie die Küper reden, das Auf und Einbrennen; Endlich und 7) daß man allerhand den Weinen Schädlichseyendes vermeide.

Wein-Keller.

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(1)Zu destobesserer Erhaltung der Weine sind diejenigen Keller die allerbesten, welche nach Mitternacht zu liegen, dabey tieff, kalt und trocken sind; woraus von selbst folget, daß dagegen die, nach Mittag zu, gelegenen, niedrigen, nassen oder feuchten und warmen, die schlechtesten Keller sind. Man kan demnach sagen, daß dieserhalben nicht alle Städte wohl gelegen sind, wenigstens gar nicht recht tiefe Keller haben, oder wegen der niedrigen Lage nicht gar wohl haben können: dahingegen man in Wien drey Stock tieffe, gar vortreffliche Keller hat, und ist [397] zu glauben, daß daselbst der allerunterste und tieffste Keller, den die Jesuiter-Novitien haben, von der Strasse abgerechnet, wenigstens eine Kirchthurms-Distantz, der Höhe oder der Tieffe nach, ausmachet, indem sie drey schöne, ziemliche hohe Keller übereinander, und solche mit sehr grossen und bey uns gantz ungewöhnlichen Fässern, da man bey einigen auf Treppen zum Spundloche gehen muß, angefüllet, anbey allen Fässern biblische Nahmen gegeben haben, als da sind die drey Ertzväter, die vier Evangelisten, die zwölff Apostel, die grossen und kleinen Propheten, die sechs Wasserkrüge u. s.w.

Wein-Gefässe.

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(2) Wegen der Gefässe oder Weinfässer ist 1) dieses zu beobachten, daß sie sauber und rein seyn sollen; 2) Daß man zwar gantz neue Fässer zum Moste oder ersten Gähren, aber niemahls zum Abziehen gebrauchen oder nehmen soll; 3) Daß man bey dem ersten Gähren die Fässer eben nicht allzu nahe an einander lege; 4) Mag man auch unter den Weingefässen zur Erhaltung des Weins allerhand Bouteillen verstehen, nachdem einige Sorten des Weins, nach der Gährung und dem ersten Abziehen, sich durchaus nicht, oder doch mit Gefahr, in den Fässern, wenn nehmlich davon etwas weniges solle ausgehoben oder gebrauchet werden, wolten halten lassen, sondern verderben, kaanicht werden oder abstehen würden, wenn sie nicht gleich darauf völlig abgezogen, und in Bouteillen gefüllet, wohl verpfropffet, also in kühlen Sand geleget und aufgehoben würden. Was aber vor vielerley Veränderung, Formen, Figuren, Grösse, Nahmen u. s. w. so wohl von Bouteillen, als auch hauptsächlich von Fässern und grossen Gefässen, desgleichen von Wein- und Trinckgeschirren nach und nach aufgekommen und im Gebrauche sind, wäre wohl zu weitläufftig in diesem Artickel zu erzehlen: 1) Von Fässern giebt es z.E. ausserordentlich grosse und bekannte, als das Heidelbergische, das auf dem Königsteine, das Grüningische und vorher bemeldetes Faß bey den Jesuiten, als welche auch sonsten noch die Menge von ungewöhnlichen grossen Fässern in gedachten drey Kellern, und so auch anders Klöster im Kayserl. Gebiete gar entsetzliche Weinfässer, da in eines viele hundert Eymer hinein gehen, besitzen. Hernach sind die grösten und üblichsten die sogenannten Stückfässer, Zelaste und Ohmen: Bey welchen grossen Weingefässen, daß nehmlich die Deutsche Nation in der Welt alleine die grösten Weinfässer besässe, damit triumphirte, und dann auch die Deutschen in ihren Kammern und Stuben aus den Spinden und Tabletten, ja gantze Spinde, eigene Scheunck- und Sauff-Tische voll Gläser zur Parade, und bisweilen als die vornehmsten, oder eintzigen Meublen in der gantzen Stube oder Kammer offenbar zur Schau aufgestellet hätten, Misson und einige andere Ausländer sich nicht wenig aufgehalten, darüber gloßiret, und diese Reflexion gemacht haben, als wolten die Deutschen eben hiermit öffentlich zu erkennen geben, daß die Sauffgeschirre ihr vornehmster Haußrath und sie die grösten und ersten Säuffer von der Welt wären, sonst würden sie nicht die [398] grösten Fässer, nicht die grösten sogenannten Willkommen, und so viel hunderterley erfundene und veränderte Sauffgeschirre, vor andern Völkern voraus haben, oder selbige nicht offenbar zum Prange und Paradiren, zur Auszierung ihrer Stuben und Kammern hinstellen. Nächst den Stückfässern und Zulasten giebtes aber auch Oxhofft, Eymer, Pipen, grosse und kleine höltzerne und lederne Lägel, sogenannte Schlauche, Anthale und allerhand Gefässe zu Versendung und Verwahrung der Weine, 2) Von Bouteillen hat man grosse, mittlere und kleine, platte, länglichte, runde, gedruckte, eckigte, unterwerts wenig, und auch tieffeingebogene, von grünen, schwarten und weissen Glase, blosse gläserne und auch mit Schliff, Stroh,oder Rürthgen beflochtene und bewickelte sogenannte Schilff- Stroh- und Korb-Bouteillen, auch zur Noth allerhand irrdene Gefässe. 3) Der mancherley Trinck- und Sauffgeschirre wollen wie nicht einmahl Erwehnung thun, indem sie gar sehr von einander unterschieden, und zwar theils in Ansehung der verschiedenen Materien, da sie von allerhand würcklichem Glase, Crystall de Roche, Porcellin, Gold, Silber und vergoldet, auch wohl von Muscheln, Nasehorn, Helffenbein, und andern Sachen mehr sind; theils auch der Grösse und Gestalt nach so verschiedentlich gemacht, daß man Kannen, Willkommen, Pocale, grosse und kleine Deckelgläser, Becher, Cordiangen, Spitzgläser, Römer, Muscheln und allerhand andere Gattungen hat.

Spunde der Weinfässer.

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(3) Wegen der Spunde rühmet man an, zu desto besserer Erhaltung der Weine, nicht nur ihre Unterhaltung der Reinlichkeit und offtmahlige Sauberung, sondern auch, daß sie innwendig hohl seyn sollen, und dabey wohl schliessen, damit die Fässer nicht allein vor der äuserlichen Lufft, sondern auch vor Staub, Würmern, Spinnen, Ameisen und allerhand andern unsaubern Wesen bewahret bleiben.

Abziehen des Weins.

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(4) Das Abziehen und Auffüllen anbelangend, so haben wie erstlich schon vorher gesaget, daß man zum Abziehen 1) niemahls neue oder noch nicht gebrauchte Fässer nehmen soll, aus Ursachen: weil der Wein darinne leichte verdirbet, dem ersten Gähren hingegen aber solches gar nicht nachtheilig ist. 2) Wird angerathen, daß man zum Weinabziehen solche Tage erwehle, wenn helles und stilles Wetter ist. 3) Soll man die stärcksten Weine im ersten Jahre dreymahl, nehmlich im Mertz, in der Rosenblüte und im Herbste, sonsten aber alle andere Weine, so wohl im ersten, als zweyten Jahre, nur zweymahl, nehmlich im Frühlinge und Herbste, im dritten Jahre nur einmahl abziehen; alsdenn etliche Jahre liegen lassen, und endlich nur noch einmahl abziehen, so würde der Wein bleiben und sich halten. 4) Soll man die rothen Weine seltener abziehen. 5) Giebet es auch Leute, welche, wenn sie schwache Weine abzuziehen haben, das leere Faß mit reinem Branteweine vorher ausspühlen. 6) Und letztens wählet man immer zum Abziehen solche [399] Gefässe, in welchen vorher noch bessere Sorten von Weinen gewesen sind.

Auffüllen des Weins.

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(5) Wegen des Auffüllens dienet zur Nachricht: 1) Daß die zu den Weinen kommende freye Lufft das allerfeindseeligste oder gefährlichste, zu sagen dasjenige ist, welches sie am ersten und leichtesten zur neuen Gährung, oder aber doch zur Vappescentz, Kaanichtwerdung und Abstehung bringen kan, wannenhero man zum voraus Sorge tragen soll, daß die Weine öffters aufgefüllet, und wohl verstopffet werden. 2) Kan man wohl junge Weine mit alten oder bessern Sorten, hingegen niemahls alte Weine mit jungen oder schlechten Weinen auffüllen, 3) Wollen insonderheit die guten Ungarischen Weine nicht leicht andere Arten von Weinen, absonderlich gar keine Rheinweine vertragen, sondern die Erfahrung hat gelehret, daß sie davon gleich verderben; daher hat man zu Vollwerdung der Fässer, wenn man nehmlich zum Anfüllen solcher guten Weine, nicht dieselbe gleich gute Sorte hätte, ein ander Nothmittel ausgefunden: Man bedienet sich hierzu der Kieselsteine, und lässet einen nachdem andern sachte ins Faß hinein fallen, bis es voll, oder gleichsam aufgefüllet zu seyn scheinet; Mit welchen Kieselsteinen jedoch vernünfftige Wirthe folgende Vorsicht und Zubereitung gebrauchen: Sie brühen sie erstlich mit siedendheißem Wasser ab, bürsten sie überall mit saubern Bürsten, und waschen sie darauf aufs reineste mit kaltem Wasser, endlich lassen sie sie völlig trocknen, damit nicht die geringste Feuchtigkeit daran sitzen bleibe, oder irgends zu spüren sey, so sind sie bereitet. 4) Je kühler und trockner die Keller, je fester die Fässer und Spünde, und je besser die Fässer verstopffet sind, je weniger wird etwas verdunsten oder sich verzehren, und folglich wird des Auffüllens halber wenig nöthig seyn; wiewohl manches Holtz löchricher als ein anders ist, mithin durch die Fässer selbst ein vieles nach und nach gantz unvermerckt durchdringet, und vom Weine verlohren gehet, dabey man sicherlich glauben muß, daß nur allein das phlegmatische oder wäßrige sich durchseiget, und davon ziehet, aus Ursachen: weil der rückständige Wein ja allezeit stärcker und stärcker zu seyn befunden wird. Verdunste oder verrauchte das Geistige, so müsse der im Faß zurückbleibende Wein weit wäßrichter seyn, oder doch mit der Zeit also gesunden werden, welches aber die tägliche Erfahrung nicht bekräfftiget.

Wein-Schwefeln.

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(6) Zur Erhaltung vieler Weine gehöret auch das Schwefeln, so einige das Balsamiren der Fässer, die Küper aber gemeiniglich das Ein- und Aufbrennen, nehmlich mit dem Unterscheide nennen, daß, wenn sie ein neues oder lediges Faß schwefeln, sie es brennen heissen; wenn aber ein Faß nicht voll von Wein ist, und sie schwefeln den übrigen leeren Raum im Fasse, so wird es von den Küpern Aufbrennen genennet. Solches Schwefeln wird zwar von vielen für eine schädliche und ungesunde Sache angesehen; [400] wie es denn auch nicht viel tauget, wenn man N.B. damit allzu plump kommet, oder allzu reichlich frisch geschwefelte Weine so gleich in Menge hinein trincket. Allein, wenn man damit nur ordentlich, mäßig, bescheiden und behörig umgegangen, auch solchem geschwefelten Weine Zeit gelassen wird, so hat man sich fürs erste des vom Weine lange vorher empfundenen Schwefel-Dampffes, der Gesundheit oder Schädlichkeit halber nichts zu befürchten, vors andere auch des Weines halber selbst sich noch eher eines mercklichen Nutzens und Verbesserns zu vergewissern. Wir sagen noch einmahl wohlbedächtiglich, wenn das Schwefeln sonst nur behörig handthieret, und daraus der damit angemachte Wein eine billige Zeitlang im Fasse gelassen, mithin nicht alsobald davon getruncken wird; das meiste Uebel möchte geschehen, wenn bey den halb- drey viertel- oder drittelvollen Fässern, währendem Zapffen oder Schencken des Weins, von den Weinschencken das Schwefeln zu offte, oder nur aus der eigennützigen Absicht, daß ihnen solcher Zapffwein sonsten verderben möchte, und also mehr das Aufbrennen, als Einbrennen, verübet wird: Dergleichen Weine sind allezeit ungesund. Des Schwefelns oder Schwefel-Dampffes Nutzen bestehet hierinne: 1) Daß er die rohen Erden noch desto eher niederschlagen, vom Weine weg- und nach dem Boden zu führen hilfft oder befördert; 2) Daß er die Gährung dergestalt anstellet, damit sie nicht allzu gewaltig geschehe; doch auch dabey 3) selbige im Anfange nicht hindert; und letztens, daß solcher Schwefel-Dampff, wenn er anders keine Rohigkeiten mehr antrifft, oder sonsten nichts mehr im Weine ausrichten kan gar leichte wieder verrauchet, oder zum Spundloche heraus gehet, als welches man daher beweisen kan; weil man zum Theil über den Spundlöchern den Dampff oder die Schwefel-Säuere riechen kan, wenn man über kürtzlich geschwefelte Weine die Nase hält; zum Theil auch daraus die Verrauchung solches Dampffes offenbahr sehen kan, wenn man ein polirtes Messer über solches Spundloch leget, als welches gar bald an der Seite nach dem Fasse zu, völlig rostig erscheinen wird; so von nichts anders, als von der flüchtigen Schwefel-Säuere, oder dem wegziehenden Schwefelgeiste herkommet. Die Manier vom Schwefeln ist in so weit auch mancherley, daß man hierzu nicht einerley Materie nimmt, sondern allerhand Abwechslungen, auf diese und jene Art machet. Man pfleget insgemein einige lange und schmale, reine leinwandne Streiffe durch schmeltzenden Schwefel zu ziehen, so hernach entweder Einschlag oder Schwefel-Tücher genennet, und bey dem Gebrauche angestecket oder verbrennet werden: Viele sind mit diesem blossen Schwefel-Tüchern zufrieden, und brennen selbige in den Fässern alleine, nach und nach, nach Proportion des Raumes im Fasse, auch viel oder wenig davon, ab; Andere aber machen sich vorher gantz zart geschnittene oder grob gepülverte Species von Gewürtzen, Kräutern, Saamen, Blumen, Wurtzeln, Schalen und [401] dergleichen, und streuen hiervon etwas gantz dünne zerzettelt auf solche Schwefel-Lappen, wenn sie aus dem schmeltzenden Schwefel herausgezogen werden, und noch nicht trocken oder erstarret sind: Dieses heisset denn abgewürtzter Einschlag, oder Schwefel-Tuch mit Gewürtze. Wieder andere brennen bloß Muscaten-Nüsse, oder andere blosse Gewürtze, an statt des Schwefels, welches aber eine gantz ungereimte, und übel angebrachte Sache ist, ja noch eher für eine dem Weine schädliche Künsteley mag angesehen werden: indem es demselben, von dem dadurch entstehendem empyrebmatischen Oele, einen widerlichen Beyschmack und Geruch beybringen kan. Noch andere brennen Brantewein, statt des Schwefels. Wieder andere thun das Gewürtze in rectificirten Brantewein, oder tröpffeln einige Gewürtz-Oele in den rectificirten Brantewein, und zünden solches statt des Schwefel-Tuches, im leeren Fasse an. Viele rathen, daß man den Schwefel mit Branteweine vermischen, und also beydes abbrennen soll, als welches dem Weine noch weit nützlicher, als der Schwefel alleine, wäre; und was der Veränderungen mehr sind. Wir halten aber dafür, daß der Schwefel allein schon hinlänglich gnung, alles andere aber überflüßig, ja zum Theil allerdings gar schädlich ist. Ein gewisser Mann rathet obbenannte Sache mit diesem Unterscheide zu gebrauchen: Die frischen Weine soll man mit blossem Schwefel balsamiren, wie er es heisset. Bey alten Weinen könne man gewürtzten Einschlag gebrauchen, und bey schwachen Weinen möchte man die Fässer lieber vorher mit Branteweine ausspühlen, so würde der Wein vor der Vappescentz wohl bewahret werden. Annoch dienet dieses, wem es nicht bewußt seyn mag, zur Nachricht: Daß die rothen Weine gar kein Schwefeln vertragen können, dieweil der Dampff ihre Farbe zerstöret.

Dem Wein schädliche Dinge.

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(7) Daß endlich auch zur Erhaltung des Weines dieses gehöret, daß man alles dasjenige, was man durch Länge der Zeit wahrgenommen, daß es ihm schädlich und zum Verderben veranlassend sey, möglichst vermeiden soll, wird fast von jedem Weinverständigen bejahet, ungeachtet man von verschiedenen Stücken keine sonderlich-gültige Ursache finden kan. Indessen müssen doch öffters die Beobachtungen beybehalten werden, wenn man auch gleich nicht allemahl so bald die Anmerckungen ausfündig machen kan. Nach unserm Einsehen könnte man diese Dinge, so die Weine nicht vertragen können, in zweyerley eintheilen: In einige besondere Witterungen, und in stinckende oder solche Dinge, die in ziemlicher Weite einige flüchtige Ausdünstungen von sich geben. Von den Witterungen wollen die Weine keinen Donner und Blitz, desgleichen keinen lange berührenden Ost- und Sudwind, und absonderlich den letzten nicht vertragen. Und von den starck-ausdunstenden, verdrüßlich-riechenden [402] oder vielmehr stinkenden Dingen ist den Weinen in der Nähe sehr nachtheilig, der Käse, Knoblauch, Zwiebeln, Sauerkraut, Rüben, Ledergeruch, Aas, so gar Weibsleute mit ihrer Monats-Zeit. Man rathet auch aus diesem Grunde an, daß man die Weinheber jederzeit recht reine halten, oder wenigstens mit keinem kaanichten, vielweniger dumpffigten oder gar stinckendem Hebor zum guten Weine in ein Faß kommen soll. Und so mögen noch viel andere Vorsichten mehr seyn.

Verschiedene Nahmen und Benennungen des Weins.

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Da wir endlich den würcklichen Wein für uns haben, so wollen wir denn auch in unserm Vorhaben weiter fortgehen, und nunmehro von anders nichts, als was denselben allein angehet, handeln. Im Griechischen wird der Wein ὀινος, απο τῆς ὸνησεως, nach dem Homer Juvamen senties, si biberis, im Lateinischen am gebräuchlichsten, wie bewust, Vinum, und hiervon im Deutschen Wein genannt: Solch Lateinisches Wort wollen zwar einige, als abgekürtzt, Divinum erklären; allein wir halten es eher mit denenjenigen, welche die Abstammung nur aus der ersten Sylbe, nehmlich von Vi herleiten: weil der Wein Krafft, Macht und Gewalt über den Menschen und dessen Vernunfft hat, wie wir auch schon hiervon etwas erwehnet haben. Ausser diesem allergebräuchlichsten Nahmen aber hat der Wein auch noch verschiedene andere mehr, und zwav in allerhand Absichten; Er wird genannt; Succus Uvarum fermentatus, Sanguis Terrae, Vegetabilium Princeps, Nectar Bacchicum, Aurum potabile vegetabile; Ferner Merum, so aber eigentlich so viel als Vinum purum, reiner Wein heissen soll; Tementum, welches starcken Wein bedeuten soll, und davon das Wort Temulentia, die Trunckenheit herkommet. In Absicht des guten Gebrauchs heist er auch: Lac Veneris, Dulce Lac Senum, Remedium Senectutis, Naturale Cardiacum, Unicum Vitae & Valetudinis Subsidium, Praestantissimum Vitae humanae fulcrum. Und in Absicht des Mißbrauches, oder Entstehung des Bösen von allzu vielen Weintrincken wird er genennet: Tormentum Morum, Flagellum Cerebri, Mors Memoriae, Stimulus Libidinum, Venenum vitale, Carnificina Articulorum, Omnium Malorum Metropolis, Princeps Tenebrarum, Vitae humanae Pestis, Fel Terrae, Fel Draconis und Venenum antiqui Serpentis. Von der Würckung, schreibet Adam Lonicer, in seinem Kräuter-Buche, p. 64, hat der Wein auch etliche Nahmen, dann er die Menschen in mancherley Gestalt verwandelt: indem etliche, wann sie zu viel getruucken haben, wie die Bäre brummen, etliche zancken, schlagen und unnütze seyn, bellen und schelten, ein Theil halten sich gar säuisch und unfläthiq, solchen nennet man Bärwein, Hundswein, Sauwein. Etliche aber seyn gantz kurtzweilig und treiben Affenspiel, auch pflegen einige gar stille zu seyn, und schlafen, wann sie getruncken [403] haben, von solcher Krafft nennet man dieselbigen Weine, Affenwein und Schlafwein.

Beschreibung des Weins.

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In Ansehung der Beschreibung, oder was der Wein sey? giebet es in den Büchern auch mancherley Ausdrücke, womit wir uns aber nicht allzu lange aufhalten wollen. Schröder saget, der Wein wäre ein durch die Gährung erhöheter oder verbesserter Safft des Weinstocks, welches aber nicht eigentlich ist: weil man unter dem Weinstocksafte gemeiniglich das Weinwasser, oder die Weinstockthränen verstehet: Ein anders ist der Safft des Weinstockes, ein anders der Safft von der Frucht des Weinstockes; dahero diejenigen, so ihn einen ausgepreßten und gegohrnen Safft von reiffen Weinbeeren nennen, weit vernehmlicher gehen. Ein gewisser Medicus saget: Der Wein wäre ein von reiffen Weintrauben ausgepreßter Safft, welcher vermittelst der Gährung gereiniget, oder von seinen Hefen gesäubert, und in ein geistiges Naß erhöhet worden, welches im rechten Verstande genommen, auch schon recht geredet ist; wiewohl man solcher Weitläuffigkeit nicht brauchet, sondern heut zu Tage ist es gnung, wenn man saget: Es ist der Wein ein Succus fermentatus vinosus, Succus uvarum vinose fermentatus, ein solcher gegohrner Safft von ausgepreßten oder zerquetschten reiffen süssen Früchten, den man mit einem Worte Vinum oder Wein heisset, als wodurch weder Bier, noch Meth, Cyder, Eßig oder Brantewein, ungeachtet auch von dem letzten etwas im Weine vorhanden ist, verstanden vielweniqer etwas anders gegohrnes vappöses oder faulichtes, sondern allemahl ein angenehmer, trinckbarer, geistiger gegohrner Safft gemeinet wird. Boerhave saget: Omnis succus vegetabilis fermentatus per destillationem dans Spiritum Vini potest dici Vinum, das ist: Aller vegetabilische gegohrne Safft, welcher durch die Destillation einen Brantewein oder brennbaren Geist giebet, kan ein Wein genennet werden. Darwider wir zwar nichts zu sagen haben; Ob aber aus dem Grase, aus den Rüben und verschiedenen andern Vegetabilien oder deren Säften ein Wein zu machen ist, oder deren Säfte zu Weine gähren können? überlassen wir andern zu glauben, noch haben wir keinen Gras- Rüben- und dergleichen Wein, die Boerhave zum Exempel anführet, gesehen, wir wollen indessen die Sache, wenigstens vom Rübensaffte nicht widersprochen haben. Hingegen ist jedermann bekannt, daß die Säffte aller süssen Früchte, von Aepfeln, Birnen, Pflaumen, süssen Kirschen, Quitten, Johannisbeeren, Himbeeren, Maulbeeren, Brombeeren etc. desgleichen der Zucker und Honig durch die Gährung einen weinichten Tranck geben. Der Schriftsteller, der den Tractat, de Consanguinitate Vini, Auri & Sacchari geschrieben, hat den Wein recht philosophisch beschreiben wollen, indem er saget: Vinum est plane divinus & coelestis liquor, roris & coelestis humiditatis [404] principale habitaculum, per Vitis lignum tortuosum ex coelo terraque haustus, beneficio solis in pendulas explicatus uvas, unde deinceps expresione & debita fermentatione in cam limpidam, naturaeque humanaeamicissimam digeritur lympham. Das könte im Deutschen heissen: Der Wein ist ein gantz göttliches und himmlisches Naß, und die vornehmste Wohnung des Thaues und der himmlischen Feuchtigkeit, welches durch das gewundene Weinstockholtz aus dem Himmel und der Erde geschöpffet, vermittelst der Sonne in die Weintrauben ausgebreitet, hernach aus denselben gedrücket, und vermöge der gehörigen Gährung in einen so hellen und der menschlichen Natur höchst angenehmen Safft bereitet worden. Diese gantze Predigt will aber nicht viel sagen, weil alle Geschöpffe göttlich sind, und alle Eidgewächse vom Thaue, oder der himmlischen Feuchtigkeit Theil nehmen.

Bestand-Theile oder Haupt-Ingredientien des Weins.

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Wenn nun endlich die Schriftsteller die Mischung oder Mixtion des Weins, dessen Bestand-Theile und Haupt-Ingredientien beschreiben, oder selbige mit einem Nahmen anzeigen wollen, denn kommen erst noch allerhand seltsame Ausdrückungen, Nahmen und Gedancken an den Tag. Da heisset es, der Wein sey: 1) Die subtilste unverderbliche Essentz: welches fürs erste grundfalsch ist; Er sey das rechte Lebenswasser, Aqua Vitae, ein brennendes Wasser, Aqua ardens, ein himmlischer Schwefel, Sulphur coeleste, ein vegetabilischer Bezoar-Schwefel, Sulphur bezoardicum vegetabile, das himmlische Menstruum, Menstruum coeleste, das Himmelswasser, Aqua coelica, Luls Himmel, Lullii Coelum, der philosophische Schlüssel, Clavis Philosophorum, der lufftige aus Feuer und Wasser bestehende Cörper, Corpus aethereum ex igne & aqua constans, der flüchtige Balsam des allgemeinen Safftes, Balsamus volatilis liquoris catholici. 2) Nächst der unvderblichen Essentz habe der Wein eine grosse Menge unschmackhafftes verderbliches Wasser: welches wieder nicht zu beweisen stehet, indem ein unschmackhafftes Wasser eher für unverderblich, als für verderblich zu halten, in soweit man es, als ein blosses Wasser betrachtet. 3) Wäre dabey ein rauchender Geist, welcher nichts anders, denn ein gemeines Saltz sey, und in Gestalt eines Rauchs aufsteige; so abermahls ein recht gelehrter Rauch ist. 4) Befände sich dabey ein gewisses würcklich fettes und schmieriges Oel, so verbrenne, und in geringer Menge angetroffen werde: In Ansehung des Oels hat der Schriftsteller zwar recht, aber so gar wenig ist es doch nicht, wie man nicht nur allein aus dem Weingeiste, sondern zuförderst aus dem Weinsteine, Hefen und Ueberbleibseln, oder allerhand Dingen, die sich [405] vom frischen Weine ausscheiden, erweisen kan. 5) Saget dieser Schrifftsteller, aus dem Todtenkopffe werde ein gemeines etzendes Saltz gezogen, welches abermahls bey der Wahrheit vorbey geschossen ist, indem niemand dergleichen beweisen kan. Endlich wäre 6) auch eine leimichte unnütze Erde zugegen. Kurtz! Es würde uns nicht, viel dienen, wenn wir solcher Schrifftsteller noch so viel anführten; daher wir sie lieber übergehen uad zu denenjenigen setzen wollen, die sich bald vom fixen Alkali, bald gar von einem urinösen, so auch im Weine wäre, traumen lassen, oder vom Lufft-Saltze, und allerhand unerweißlichen Dingen schwatzen. Diejenigen, die noch am wahrscheinlichsten die bekannten fünff Chymischen Principien aus dem Weine beweisen wollen, und nicht so dumm ins Gelach hinein reden, sagen.- 1) Das Saltz zeiget sich am Geschmacke, oder auch am wesentlichen Saltze. 2) Der Schwefel am Geruche, Farbe, Geschmacke und Weingeiste; 3) Der Mercur an dem Kribbeln und Bläsgenwerffen, als woraus einige auch ein flüchtiges Saltz erzwingen, andere aber damit das aereoätherische Principium angeben wollen; 4) Das Wassr, und 5) die Erde wären ohnedem nicht zu läugnen: Wir haben hierwider in so weit nichts zu sagen, ausser, daß man den Mercur weglassen, und, an statt des Schwefels, Schwefel-Principium sprechen möchte. Der berühmte Becher hat den Wein in drey Substantzen, nehmlich in die höchste, mittlere und untere eingetheilet, und mit der ersten den Weingeist, mit der zweyten das vom Weine zurückbleibende syruphaffte, und mit der dritten Substantz den Weinstein verstanden: Er führet solches in seiner Physica subterranea gar wohl aus, und rühmet insonderheit sehr die mittlere Substantz, davon wir hernach noch etwas erwehnen werden. Wir sagen und beschreiben den Wein, daß er ein saltz-ölicht-geistig-erdig-wäßriges Mengsel ist, oder ein saltz-schleimich-ölichtes Naß, welchem vieles Wasser beygemischet ist. Wir nennen es: 1) ein wäßriges Mengsel, weil es vom Wasser am meisten hat, so bey jedem Weine, in Ansehung der Menge oder Proportion, kan erwiesen werden. 2) Ein saltzigtes Mengsel, nicht nur, weil man solche Theile sogleich schmecket, wie denn das saltzigte Ingredientz bey dem Weine gewiß das vornehmste im Schmecken, und gar nicht das Oelichte ist, ungeachtet das letztere, wegen Milderung der Saltztheile, zum süssen und angenehmen Geschmacke mit beyträget; sondern auch deshalben ist der Wein ein saltzigtes Mengsel, weil man die Saltztheile offenbahr, dazu aus verschiedene Weise, be- und erweisen kan. 3) Ist er ein ölichtes Mengsel, dieweil man solche Oeltheile abermahls deutlich, entweder durch die Destillation in offenem Feuer, wenn man den Wein nach und nach verrauchet und destilliret, oder im Weinsteine, in den Hefen, oder im Geiste, oder auch noch auf andere Art, jedermann darlegen und abscheiden kan. Daß er 4) ein geistiges Mengsel, ist niemanden unbekannt, sonst könte man keinen brennbaren [406] Geist davon scheiden; es würde auch der Wein, ausser Geist, garnicht truncken machen können. Endlich kan man ihn auch ein erdig-wäßriges Mengsel mit Recht heissen: Dieweil sich von jedem Weine die würckliche Erde ebenfalls beweisen lässet; zugeschweigen, was für eine Menge Erde sich aus dem ersten Weine in den fallenden Hefen und Weinsteine ausscheidet, oder zu erweisen stehet. Sonsten dienet dieser Mischung des Weines halber noch zu wissen: daß die Schleimigkeit daher entstehet: weil bey den Saltztheilgen viele erdigte mit unterwebet zu seyn pflegen. Die Geistigkeit aber kommt daher, weil die Oel- und Saltz-Theilgen mit vielen wäßrigen aufs zärteste durchmischet sind. Der angenehme süßliche Geschmack stammet von den Saltz-Theilgen mit ölichten und einigen erdigten temperirt. Je mehr das sauere Saltz im innersten mit solchen Theilgen gebrochen und vereiniget ist, je milder, süsser und angenehmer schmecket der Wein, und je stärcker und geistiger pfleget er zu seyn; Je blosser das sauere Saltz ist, je säuerer ist er. Man heisst insgemein diejenigen Weine, die saltzigt gnung, dabey aber auch mit proportionirten ölichten Theilen versehen sind, lüfftige Weine; hingegen die bloß geistigen, so nicht gnugsam Saltztheile besitzen, stumme Weine; Sind der saltzigten Theile in der Proportion zu viel, und solche also mit den andern nicht gnungsam temperiert, so werden dergleichen Weine nicht allein leicht sauer, und gar bald zu Eßig, sondern wohl gar zu Vappa, kaanicht und schimmlicht, und zwar so bald sie abgetobet haben. Uebrigens ist aber die Mischung des Weins von einer sonderbargenauen Vereinigung, welches aus verschiedenen Umständen erhellet: Sie kan nicht viel Wärme vertragen, oder wird gar bald aufs empfindlichste verändert. Wenn das allergeringste Ingrediens aus der Mischung kommt, so ist auch schon eine proportionirte Veränderung da, wie zum Exempel dieses der allernachdencklichste Umstand ist, daß mancher Wein, wenn er bloß etliche mahl durchgeseiget wird, allbereits hiervon schon eine kleine Veränderung und veränderten Geschmack bekommet; wobey man gleichwohl nicht anders vernünfftig schlüssen kan, als daß ihm nur einige schleimichte Erdtheile entgangen, oder abgeschieden worden, und zugleich auch einige zarte Geisttheilgen verflogen. Wenn wir gesaget, die Mischung des Weins könne nicht viel Wärme vertragen, ohne verändert zu werden, so weiß solches erstlich ohnedem jederman, daß er eben deshalben in Kellern oder kühlen Oertern muß verwahret werden, und dann auch des Sommers, oder zur warmen Zeit gar leichte in Arbeit geräth. Es ist bekannt, daß er wenig oder keine offene Lufft, um so viel weniger in einer grossen Oberfläche vertragen kan, sondern davon unverzüglich schaal, kaanicht und unkräfftig wird, oder sich gäntzlich verändert. Wegen der Wärme siehet man in wenig Tagen eine Veränderung, wenn man etwas Wein in ein Glas giesset, so, daß es halb voll wird, solches mit einem [407] Papierstöpsel zustopffet, und an die Sonne stellet, da wird sich etwas zu Boden niederschlagen, und der Wein leicht geändert zu seyn erscheinen. Um so vielmehr und geschwinder siehet man die Veränderung, wann der Wein nur ein eintziges mahl über dem Feuer aufwallet, da denn ein gantz anderer Geschmack und Wesen daraus entstanden, wenn man ihn wieder kalt werden lässet und kostet. Gantz handgreifflich und noch mehr siehet man die Veränderung der Mischung des Weins, wenn man ihn im verschlossenen Gefässe digeriret, und darauf das geistige abziehet: Ob man hernach gleich, wenn er erkaltet, das Geistige wieder mit dem Ueberbleibsel mischet, so wird man doch sein Lebelang keinen Wein wieder bekommen, die Weinmischung ist nicht allein verändert, sondern gar zernichtet; dahingegen derselbe Wein ohne Wärme an kalten Oertern, mit Ausschliessung der allgemeinen Lufft, wie bekannt, lange Jahre in seiner Mischung verharren und sich halten, ja mancher Wein, der mit allzu vielen, entweder saltzigten, oder aber auch grob-ölicht-schleimicht-erdigten, nehmlich weinsteinichten und hefichten Zeuge von Natur begabt ist, durch das Liegen, allmähliches Ablegen und Ausscheiden solcher Theile, mit der Zeit sich noch mehr veredlen, als verschlimmern oder verändern wird. Indessen ist nach der grossen Verschiedenheit der Weine selbst, theils nach den verschiedenen Ländern, theils nach ihren verschiedenen Arten in jedem Lande, theils nach der Lage und Gegend des Wachsthums jeder Sorte, theils nach dem gehabten verschiedenen wärmern und kältern, nässerm und trocknerem Wetter, theils nach der Verschiedenheit der Lese, Zerquetschung oder Auspressung, theils nach der mehr, oder weniger erlittenen Gährung, theils aber und endlich auch nach der Verschiedenheit der fernern Handthierung und Verwahrung, Abziehung, Schwefelung, Verstopffung der Gefässe und vieler andern Umstände mehr, bey jedem Weine auch immer ein kleiner, manchmahl auch sehr mercklicher Unterscheid in der Mischung, nicht in Betrachtung der Anzahl derer von uns angegebenen Bestandtheile, daß etwann bey dieser und jener Sorte eines oder das andere fehlete, oder, daß bey diesem und jenem Weine noch etwas anderes und mehreres vorhanden wäre, nein, keinesweges; sondern man findet in allen Weinen durch die Banck, wäßrige, ölichte, geistige, saltzigte und erdigte Theile; mithin verstehen wir den Unterscheid nur in Ansehung der Menge und Eigenschafft in der Proportion der Mischung. In Erwegung der Menge sind zum Exempel bey vielen Weinen mehr saltzigte Theile zugegen, als bey andern; bey einigen wiederum mehr geistige, als bey den andern, bey einigen mehr wäßriche, als bey den andern; bey einigen mehr schleimichte und erdigte, als bey den andern, und so weiter. In Betrachtung der Eigenschafft sind alle diese Ingredientien, nehmlich bald das saltzigte, bald das ölichte, bald das geistige, und so ferner, bey einer oder der andern Sorte von Weinen viel edler, zärter und besser, dagegen in andern [408] wiederum viel gröber, roher und schlechter, also auch deshalben, sehr unterschieden, da indessen doch überhaupt und im Grunde die physicalischen Principien, so, wie sie durch die Chymie können geschieden und auseinander gesetzet werden, bey allen Weinen dieselben und einerley bleiben. Wollen wir uns demnach einen vernünfftigen und nützlichen Begriff von gegohrnen oder rechten Weine machen, so müssen wie ihn in zweyerley Absichten betrachten: 1) In seinem gegenwärtigen würcklich weinichtem Zustande, wenn er also entweder als ein Geträncke gebrauchet und eingenommen, oder aber auch sonsten zu andern Dingen, zuförderst in artzneyischen Absichten genutzet wird. 2) Kan man aber auch den Wein aus andere Art betrachten, was nehmlich entweder mit der Länge der Zeit sich von ihm selbst ausscheidet, und zu was alles dieses wieder besonders genutzet wird? wie nicht weniger, woraus diese ausgeschiedene Stücke, in ihren Mischungen, abermahls bestehen? oder aber auch, was man durch die Kunst und fernere Chymische Handthierungen vom Weine scheiden, machen, hervorbringen und erkünsteln, oder durch Versetzungen und Veränderungen der ersten Bestandtheile, immer wieder für neue und gar sehr unterschiedene Mischungen darstellen kan? Bey allen diesen Begebenheiten ist aber der Hauptunterscheid zu beobachten, daß bey der ersten natürlichen Ausscheidung, wenn nehmlich der Wein einige Stücke mit der Zeit von selbst auswirfft, derselbe dennoch Wein bleiben, oder seine weinichte Mischung beybehalten kan; dahingegen verliehret er solche bey allen künstlichen Ausscheidungen und Handthierungen. Um ordentlich zu gehen, und uns nicht zu verirren, so bleiben wir vorietzo, und vors erste auch bey der ersten Vorstellung oder Betrachtung, da man den Wein, an sich betrachtet, wie er getruncken, oder in der Artzney angewendet wird, setzen also die zweyte Betrachtung derer entweder von selbst aus dem Weine sich ausscheidenden, oder aber durch die Chymie vom Weine geschiedenen, hervorgebrachten und erkünstelten Dinge noch aus. Demnach muß kein Mensch diese beyde Begriffe oder höchst verschiedene Betrachtungen und Vorstellungen, auch die damit verknüpfften besonderen Beschaffenheiten unter einander mengen, wie viel Gelehrte gethan haben, und noch thun: Man muß durchaus nicht dasjenige für etwas natürliches, oder in der Mischung des Weines schon zugegenseyendes ansehen und annehmen, was erst durch die Kunst aus dem Weine, oder durch neue Versetzung der physicalischen-Bestandtheile hervorgebracht werden kan. Wenn wir uns denmach bey der letzten Betrachtung erinnern, daß die Kunst vom Weine einen Eßig, von diesem wiederum ein zweyfaches Oel, und allerhand mehr, hernach von den Hefen und Weinsteine ein fixes Saltz, ingleichen ein flüchtiges Saltz, verschiedene Oele und mancherley mehr, durch neue Zusammensetzungen derer aus dem Weine genommenen und gemachten Stücke, eine blättrichte Erde, einen weinsteinisirten Weinstein, eine Weinstein-Tinctur, eine Seiffe, [409] und vielleicht sechzigerley neue Mengsel oder Mixta machen und darstellen kan; So dürffen wir keinesweges schlüssen, als wäre alles dieses schon also von Natur im Weine darinnen; oder wenn man den Wein trincke,oder sonst gebrauche, als bekäme man alles dieses zugleich mit in den Leib, wie leider die meisten Medici die hervorgebrachten mit den herausgebrachten Sachen, d. i. die Producta mit den Eductis, im Reden, Schlüssen und Beschreiben der Vegetabilien, fricaßiret und verwirret, und manche bey dem Weine gesaget baben, daß darinne ein fixes Saltz, ein urinöses Saltz und mancherley gekünsteltes, auch allbereits von Natur vorhanden sey. Wenn wir ferner ewehnet: Im Weine wären zugegen Saltz-Theilgen, so verstehen wir hiermit keine andern, als dessen wesentliches Saltz, das natürliche vegetabilische sauere Saltz allhier gemeiniglich nicht reine, nicht einseitig und bloß, sondern mit ölichten und erdigten Theilen vermischet und verbanden ist, auch dem langen Herkommen nach, insgemein nicht saueres oder wesentliches Saltz, sondern Tartar oder Weinstein genennet wird. Diese Saltz-Theilgen muß man sich in allen Weinen vorstellen, bloß findet sich auch allhier, wie mit den andern Bestandtheilen, der Unterscheid, von mehr und weniger: Einmahl, daß in einem Weine mehr Weinstein, oder solch wesentliches Saltz ist, als in dem andern; und vors andere, daß er auch in einem mehr reiner, zärter und mit weniger erdigten Theilen vermischt erscheinet, als in dem andern. Folglich ist das saltzigte Ingrediens im Weine würcklich vorhanden und zu erweisen, mithin bey dem Gebrauche des Weines auch darauf mit zu sehen. Hernach haben wir ölichte Theile, als im Weine zugegen seynd, angegeben: Solche sind auf drey oder viererley Weise darzustellen: 1) in der Constitution des Weingeistes; 2) In dem wesentlichen Saltze oder Tartar, als in welchem häufige Oel-Theile vorhanden; und 3) auch in dem hefigten Schleime; 4) Nicht weniger in dem Extract-mäßigem Wesen, wenn man auch schon vom Weine den Tartar und Weingeist gäntzlich ausgeschieden hätte, als welches durch die Destillation noch allezeit viel Oel geben wird; demnach muß man auch hierauf bey dem Gebrauche des Weins Acht haben. Ferner ist von geistigen Theilen geredet worden, wodurch wir schlechtweg den brennbaren oder brennenden Geist, oder den sogenannten Brantewein, in soviel sich währender Gährung, von den ölichten und Saltz-Theilen mit dem Wasser zu solchen besondern Mengsel, im Weine dargestellet hat, wollen verstanden haben, und welchen auch niemand läugnen kan, bloß, daß er ebenfalls mehr oder weniger, in den so vielen Weinsorten vorhanden; Es ist also hierauf ebenfalls zu sehen. Weiter haben wir wäßrige Theile angegeben, als welche eigentlich das Volumen des Weines, oder das Vehicul, Menstruum, und Behältniß der andern Stücke, oder die Basin des Weines ausmachen, und von allen Menschen erkannt, daher vermuthlich von niemanden in Zweiffel gezogen werden können, mithin nicht [410] vieler Angebung des Beweises bedürffen, indessen doch auch bey dem Gebrauche des Weines zu bemercken stehen. Endlich haben wir auch schleimichter Erdtheile gedacht. Hierunter verstehen wir nich allein die offenbaren, blossen erdhafften Theile, so man im verdickten und verbrannten Weine darstellen, auch im Weinsteine und in den Hefen, oder sonsten noch zur Gnüge beweisen kan; sondern auch einige mit Saltz-Theilgen gemeiniglich verwickelte harzig-gummichte Theile, davon des Weines Klebrigkeit, wenn nehmlich die geistigen und wäßrichen Theile gröstentheils verrauchet sind, herkommet, und welche der allweise GOtt auch nicht umsonst, oder als überflüßig, vielweniger als unnütze Theile, darein geordnet: massen wir diese mehr substantiellen Theile, für die wahrhafftesten und der menschlichen Maschine bestangedeylichsten, in soweit der Wein etwas nähret, zu seyn urtheilen; dagegen die geistigen wohl erwärmen und das Geblüte in Regung bringen, aber wegen ihrer Subtilität und Flüchtigkeit wiederum desto eher verrauchen, ausdünsten, oder aber bey ihrer zu vielen Gegenwart, dem Cörper eher zum grösten Schaden angedeyen können. Und so hätten wir denn angezeiget, wie sich jedermann derer im Weine würcklich vorhandenen, auch scheidbaren und erweißlichen Ingredientien oder physicalischen Bestand-Theile selbst versichern könne, oder auf was für Dinge man bey dem Gebrauche des Weins zu sehen habe: dieweil sie darinne auch in der That vorhanden sind. Wer aber nur auf den diätischen Gebrauch des Weines, oder auf das Weintrincken sehen will, der kan sich die Mischung noch kürtzer oder compendiöser vorstellen, und sich nur die vorhin erwehnte Becherische Eintheilung des Weines einbilden, oder bloß auf die dreyerley Substantzen des Weines, auf die obere, so der Weingeist ist, auf die untere, so der Weinstein und die grobe Erde ist, und auf die mittlere, seine Gedancken richten, als in welcher mittlern das ölichte, harzichte, und gummichte, auch das zum zärtesten saltzichte, beste und nahrhaffte vorhanden ist, NB. wenn es anders wohl ausgegohrne, und von ihren ursprünglich gröbsten, garstigen Theilen wohl gereinigte Weine sind. Man kan auch aus der Würckung des Weines, fast stillschweigend, die Proportion solcher drey Substantzen, bey sich selbst beurtheilen lernen: Denn nimmt der getrunckene Wein den Kopff ein, erhitzet das Geblüte, und machet bald truncken, so kan man von der Proportion des zu sich genommenen Weines, auch gleich die Proportion der obern Substantz, oder des in solchem Weine enthaltenen Weingeistes schliessen. Giebet er Nahrung und Kräffte, ohne Erhitzung und andere Beschwerniß, so urtheilet man daraus die Güte, Beschaffenheit und Proportion seiner mittlern Substantz. Machet er laxiren, Verdruß im Urinlassen, oder gar Gicht- und Steinschmertzen, so schlüsset man daraus, nach Proportion, dessen untere Substantz, den vielen Weinstein, grobe, erdigte, klebrich-schleimichte, unreine, nicht wohl ausgegohrne, oder durch die Gährung nicht abgeschiedene hefichte Theile. [411]

Eigenschafften eines guten Weins.

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Die Eigenschafften eines guten Weins haben die Alten entweder nach drey, oder nach allen fünff Sinnen, jenes mit dem Worte C O S und das letztere mit dem Worte C O S T A andeuten wollen. Wenn sie gesaget: Ein guter Wein soll Vinum Cos seyn, so haben sie mit solchen drey Buchstaben Color, Odor, & Sapor verstanden, das ist, er soll klar und schön von Farbe seyn, dabey einen guten Geruch und Geschmack haben, da die Deutschen auch noch auf das Versgen gehalten:

Iß, was gar ist; Trinck, was klar ist;
Rede, was wahr ist, So lebst du lang zu jeder Frist.

Die aber aus alle fünff Sinne gesehen, und das Wort Costa vorgegeben, haben solche Buchstaben erkläret: Der Wein solle sich hervorthun, Colore, Odore, Sapore, Tactu & Auditu; womit sie gemeinet, erstlich was wie vorher schon von der Farbe, dem Geruche und Geschmacke, der drey ersten Buchstaben halber gedacht, vors andere aber auch in Ansehung des Fühlens, daß er nicht allzuwäßrich und dünne, sondern im Anfühlen etwas klebrich seyn, in Erwegung des Gehörs aber, daß er bey dem Einschencken etwas krübeln, schäumen oder ein klein Geräusche machen soll. Die Salernitaner haben ohngefehr dasselbige in zwey Versgen aufgezeichnet: nehmlich:

1)

Vinum sit clarum, vetus, subtile, maturum,
Ac bene dilutum, saliens, moderamine sumtum.
2)
Si bona Vina cupis, quinque haec laudantur in illis:

Fortia, formosa & fragrantia, frigida & levia.

Für uns wollen wir denn sagen, daß ein guter, zugleich gesunder Wein, folgende Eigenschafften haben soll, gleichwie man auch dergleichen würcklich antrifft, und haben kan, er soll 1) wohl ausgegohren, 2) nicht allzu jung, 3) dem Ansehen nach, klar, 4) der Consistentz nach nicht dicke, auch nicht so dünne, wie Wasser, 5) angenehm, kräfftig und stärckend vom Geruche, 6) desgleichen also am Geschmacke seyn, dergestalt, daß, wenn man ihn eine weile lang im Munde behält, solcher eine gelinde Zusammenziehung auf der Zunge hinterlasse, auch wohl durch die Nase dringe, demnach nicht sauer, noch herbe, nicht schaal oder matt, vielweniger nach Schwefel, nach dem Fasse, oder nach sonst etwas fremden schmecke. 7) Er soll bey dem Einschencken fein frisch krübeln, oder petilliren und ein Geräusche machen; jedoch also, daß das Schäumgen, oder die Bläsgen bald verschwinden. 8) Er soll mäßige Stärcke und Geistigkeit haben. Endlich sind auch nach dem Trincken einige Proben zu beobachten, daraus man einen guten und gesunden Wein [412] beurtheilen kan: 9) Daß er geschwinde die Nieren paßire, 10) die Nacht darauf einen gelinden Schweiß mache, und 11) den nächstfolgenden Tag den Leib cffen halte. 12) Daß er weder Kopfschmertzen, noch einige Schwerigkeit in den Gliedern und Geblüte verursache; 13) Daß er Appetit errege, und die Dauung befördere; und endlich 14) daß, wenn er auch öffters und in ziemlicher Menge getruncken würde, er dennoch keinen Stein oder Podagra verursache. Nun ist es wohl wahr, daß nicht alle Weine, ja man möchte bald sagen, nur gar wenig Weine erzehlte Qualitäten und Eigenschafften haben; aber dann muß man doch eine jede Sorte eben hiernach, wie weit er gut und gesund, oder aber schädlich und mit den vorgeschriebenen Eigenschafften nicht übereinkommend sey, zu beurtheilen wissen, mithin wenigstens den am besten zu habenden und mehr gesunden, vor dem ungesunden oder schlechteren, erwehlen. Ueberhaupt dienet auch dieses noch zur Nachricht, daß man zum täglichen Trancke weder gantz jungen, frischen und nicht gnugsam ausgelegenen Wein, welcher sonst grüner Wein pfleget genennet zu werden, noch allzu alten Wein, den man Firn-Wein heisset, sondern lieber einen vom mittlern Alter als die beste und brauchbarste Art, wehlen soll: Die jungen und frischen haben gemeiniglich noch vielen Weinstein oder andere Unreinigkeiten bey sich, und die firnen oder alten ausgelegenen Weine sind mehrentheils zu starck, oder auf die letzt widrig vom Geschmacke. Süsse Weine werden selten alt, oder ebenfalls sehr strenge und feurig.

Verschiedenheit der Weine.

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Die Verschiedenheit aller Weine zu beschreiben, ist keines eintzigen Menschen Sache, nicht einmahl in soweit, daß man nur die Nahmen davon wüste, geschweige alle andere Umstände. Jedoch um etwas hiervon zu sagen, so ist jedwedem fürs erste wohl bekannt, daß man 1) einmahl wegen des Geschmacks, süsse, säuerliche, sauere, herbe und zusammenziehende; 2) wegen der Farbe, weisse, oder, nach dem Frantzösischen Deutsch, blancke, gelbliche, gelbe, bräunliche, schiele, lichtrothe, grünliche, recht rothe, dunckel-rothe und schwärtzlich rothe; 3) wegen der Consistentz und Substantz, dünne, leichte, subtile, dicke, schwere und klebriche; 4) wegen der Stärcke und Kräffte, starcke, geistige, fette, schwache und schlechte; 5) wegen der Gährung aber gekochte, ungegohrne, halb- und gantz-gegohrne, auch unter einander vermischte. 6) Ferner gefärbte und gemachte, verfälschte, und also unaussprechlich vielerley Weine hat. Etliche wenige Umstände, der Verschiedenheit halber, möchten wir noch voraus melden, ohne das, was wie schon vorher berühret haben: 1) Alle weisse, oder blancke und gelbliche Weine können solcher Farbe halber, natürlich seyn; Sind sie aber sehr gelb, so sind sie entweder mit gebranntem Zucker, oder auf andere Art gefärbet, oder aber sie haben die Farbe vom Eichenholtze [413] aus den neuen Fässern bekommen. 2) Von den rothen Weinen dienet dieses zur Nachricht: daß zur Noth die sehr dünn-rothen und natürlich-rothen, die starck- und dick-rothen aber selten, ja fast niemahls, also roth von Natur, sondern entweder mit rothem Santel, oder mit rothen Holtzspänen, oder mit Heidelbeeren, kleinen Rosinen, oder noch auf andere Art gefärbet sind; wie man auch hiermit in Franckreich gantz kein Geheimniß daraus machet, sondern die Weinschencken schütten bey ausgeleerten oder abgezogenen Weinfässern, die im Fasse gewesenen und zur Farbe gedienten, ausgezogenen Späne, oder andere Materien für ihre Thuren, auf die Strasse. 3) Gleichwie die Reiffigkeit und Süßigkeit der Trauben, allein von der Digestion und Wärme der Sonnen herkommt, so ist es wohl natürlich, daß auch die besten Weine in den warmen Ländern wachsen, dabey auch noch dieses die Süßigkeit und Stärcke des Weins vermehret, oder concentriret, wenn sie an einigen Orten die Trauben noch länger an den Stöcken hangen und halb einschrumpeln lassen, als wodurch ihnen viel unnützes Wasser noch entgehet. Man kan demnach sagen: Je weiter die Länder nach Mitternacht zu liegen, je schlechter fallen die Weine. 4) Daß die meisten süssen Weine entweder gar nicht fermentiret oder gegohren haben, oder aber doch nur mit einigem gegohrnen Weine vermischt sind. 5) daß unter den süssen Weinen viel gekochte auch viel künstlich gemachte sind. 6) Daß bey den süssen Weinen keine Verfälschung mit der Glette kan angebracht werden, dahingegen aber einige gar den Arsenic gebrauchen sollen, als welcher noch schwerer, denn die Bleysachen zu entdecken ist. 7) Daß man aber um so vielmehr mtt dem Rhein- Neckar- Francken- und andern säuerlich-schmeckenden Weinen allerhand Künsteley, Verfälschung und Betrügerey, darunter einige eine gifftmäßige Würckung bey den Menschen haben, vornimmt und ausübet: davon werden wir hernach noch etwas erwehrten.

Gebräuchlichste Wein-Sorten.

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Die uns bekannten und in Europa allermeist gebräuchlichsten Weinsorten sind ohngefehr folgende: Von den entlegensten Weinen wollen wir, als die noch gebräuchlichsten rechnen diejenigen, so von den Canarischen Inseln, von Palma und Madera kommen, da der letzte Vino de Madera, und der erste Vino Secco, insgemein Palm-Sec genennet wird; Die Deutschen aber haben sich es angewöhnet, an statt des Wortes Secco, oder Sec, Sect, also entweder Palmen-Sect oder Canarien-Sect zu sagen, welcher Nahme indessen doch gar nichts sagen will. Einige Deutsche Gelehrte haben dieses Wort von Sack, oder Säcke herleiten und erklären wollen: weil man solchen Wein erstlich in lederne Säcke oder Schlauche gefüllet, verführet und versendet; dabey noch einige hinzu gesetzet, daß man den Wein in Säcken an das Feuer hienge, und ihn auf solche Weise noch mehr zeitigte, und concentrirte; Allein, das letzte ist falsch, und das erste, daß er in Säcke gefüllet [414] und versandt wird, ist in so weit wohl richtig; aber daher hat deshalben der Wein nicht den Nahmen, sonst müsten alle andere Weine, die man nicht allein auf den Canarischen, sondern auch auf verschiedenen andern Inseln, zum Theil schon in Italien und Spanien in Schläuche und Säcke, aus Mangel des Holtzes und guter Fässer, füllet, Sect genennet werden. In allen diesen Ländern, allwo Vino Secco herkommt, klinget auch der Nahme vom Sacke oder Säcken im Plurali gantz und gar nicht, wie das Deutsche Wort Säcke, sondern das ist nur eine einfältige, zugleich unrichtige Deutsche Einbildung und Erklärung. Es kommt demnach das Wort Sec entweder vem Frantzösischen her, als welche auch diesen Wein nicht anders, denn Vin Sec nennen, oder vom Italienischen und Spanischen Vino Secco, so eben dasselbe ist, und im Deutschen Truckenwein heisset; Man hat solchen Weinen deshalben den Nahmen gegeben, weil er von meist eingeschrumpelten, und beynahe trockenen Beeren gemacht wird; wie denn die Ungarn, zur Nachahmung solches Nahmens, auch Truckenbeerwein, oder Vino Secco machen und versenden. Es giebet in Europa also gemeiniglich dreyerley Weine, die man unter dem Nahmen von Sec verkauffet: zweyerley Canariensec-Wein, den Palm-Sec, und den von Madera, davon der erste der allerbeste und köstlichste ist; die dritte Sorte ist die schlechteste, und wird genannt Xereser-Sec, gemeiniglich Sireser-Sec, so in Spanien bey dem Orte Xeres gewonnen und zugerichtet wird. Hiernächst sind von den ausländischen Weinen, die aus Candien und Griechenland kommenden hin und wieder, die letztern absonderlich in Italien sehr gebräuchlich. Aus Candien allein kam vor diesem nur der Malvasier, dann auch wohl einiger aus Griechenland, dessen Zurichtung, weil er ebenfalls durch Aufgiessen und Kochen, also durch Manschen gekünstelt wird, Bellon beschrieben hat; Heut zu Tage aber wird der meiste in Spanien verfertiget. Die Italiener halten noch viel vom Malvasier, daher sie ihn Manna alia bocca e Balsamo al cervello, ein Manna für den Mund und einen Balsam für das Gehirne nennen: Er pfleget süsse zu schmecken, gold- oder bräunlich-gelb auszusehen, und wurde vor diesem gar sehr in der Medicin gebrauchet, auch den Krancken, als ein Labsal zum Trincken angerathen; Auf Italienisch heisset er Malvasia oder Malvagia, welches einige von Malvagio, oder Malvagita, boßhafft, Schalckhafftigkeit, herleiten, und damit andeuten wollen, daß man diesem Weine nicht trauen, oder davon zuviel trincken solle, massen er einen Schalck hinter sich habe. Der aus Candien oder Creta kommende wird auch mit dem Beynahmen solcher Länder, Malvagia di Candia e di Creta, der aus Griechenland seyende aber, Malvasia di Napoli genannt, so im Türckischen Morea lieget. Sonsten kommen daher auch noch gute Zantische und Cephalonische Weine nach Venedig, nebst einer Menge geringer Sorten, wie dann die meistgebräuchlichsten Weine in gedachtem Venedig und in ihren Districten heut zu Tage Griechische [415] und Moreische Weine sind, darunter auch solche schlechte und wohlfeile Sorten, daß sie lauter Eßig davon machen, und selbigen in Menge zur Bleyweißmacherey anwenden. Der Wein aber, den man in Italien Vino greco nennet, ist kein Wein aus Griechenland, sondern schon ein Italienischer Wein: Er wächset am Berge Vesuv, ist goldfarbicht, fett und schärfflicht-süsse, wird von den Neapolitanern sehr verfälschet, und zum Unterscheid der andern Sorten, von einigen Vino greco de Somma geheissen: weil man auch noch andere Arten, nehmlich Vino greco de Torre, und Vino greco de Nola hat. Ferner wächset in den Thälern bey erwehntem Berge Vesuv eine Art Wein, den sie Mangiaguerra heissen; Noch wächset allhier eine Sorte, welche gantz dicke und schwärtzlich aussiehet, und die von den Italienern Verracia, genennet wird. Auch wächset an dem Flusse des Vesuvs ein delicater Wein, den die Einwohner Vino Vergine nennen; wiewohl die Italiener allen ersten, ohne Presse ablauffenden Wein mit diesem Nahmen belegen. Ferner haben sie im Königreich Napolis Campanier oder Pausilipper, Muscateller, Surretinische, Salernitanische und verschiedene wohlschmeckende Weinsorten mehr, darunter der Chiarello, so sehr in Rom getruncken wird, nicht zu vergessen. Ihr allervornehmster Wein ist aber derjenige, welcher Lachryma Christi genennet wird, und roth, fett, sßß; und angenehm piquant ist; indessen wohl anders heissen möchte. Im Römischen Gebiete ist der vornehmste Wein der Vino d' Albano, welcher leichte und angenehm, ingleichen der bekannte Vino di Montefiascone, da man die Grabschrifft davon in der Kirche auf einem im Pflaster liegendem Leichensteine sehen kan, was in den Büchern von einem gewissen von Fugger gesagt oder geschrieben wird, wegen der bewusten Pro. pter nimium est etc. Sonst finden sich im Pabstlichen Districte, oder in dem so genannten Kirchen-Staate noch verschiedene, aber lange nicht so bekannte Sorten, ala Nomentische, Monteranische, Velitrinische, Pränestische, Tyburtische, und andere Sorten, darunter auch derjenige, so il Romanesca geheissen wird, zu rechnen. Auch kommt der Vino d' Orvieto in Betrachtung. Der Montefiasconer ist gelblich, süß und nicht allzu starck, am nächsten kommt er einem guten Florentiner-Weine bey, will aber nicht lange dauren. Im Toscanischen ist der delicate weisse und rothe Florentiner-Wein, oder Vino di Firenza, ferner der berufene Vino de Monte Pulciano so roth, hitzig und starck ist; Annoch hat man in dasigem Gebiete den Trebinischen, im Sienischen Vino de Montalcino, dann weiter den Wein bey Portehercole, auch den Trebulanischen, und in der Republic Lucca Vino Luccese An der andern Seite aber, nehmlich an dem Adriatischen Meere, da findet man, insonderheit von Loretto, dem Meere lang, über Ancona, Rimini, Pesaro, u. s. w. bis Bologna zu, überaus schlechte, ja recht liederliche Weinsorten und meistenteils Vino cotto, blos gekochte, ungegohrne, schwere, häßliche und ungesunde Weine. Es sind auch in der Lombardey [416] schon viel schlechte Weine, der Modenesische und Montferratische gehet noch mit, und Marcemino, so um Vicenza und Padua wächset, ist ziemlich delicat; die solchen noch in dasigen Gegenden getruncken werden, sind Brescianek, Veroneser, der Placentiner, Lumelliner, Puciner, und so auch im Genuesischen der Vino di Monte Vernaccia, Vino amabile, oder Vino di cinque Terre, Vino Razzese; zwischen Nizza und Savona ein unvergleichlich-delicater Muscateller-Wein, fernerhin unweit Aquileja ist der Rasatzer, ingleichen Vino Piccanta bey Pavia. Im Jurischen, auch in diesem Lande der Proseccher Rainfall. Es hat auch das gantze Piemontesische, zum Theil schon Savoysche Land gar überaus herrliche, dazu leichte Weine. Dergleichen sind die Sicilianischen, Sardinischen und Corsicanischen nicht zu verwerffen; wiewohl die erstern, zu sagen die Cataneischen, Panozmitanischen, Meßinesischen und Syracusischen den Vorzug behalten, auch von den Maltheser-Rittern am meisten gekauffet werden. Von den Spanischen Weinen müssen wir zum voraus sagen, daß sie die meisten zu einer dünnen Sapa verrauchen, und dann erst mit, manchmahl gantz gegohrnem, manchmahl halbgegohrnem Weine mischen, also allerhand Künsteleyen damit vornehmen, wie sie denn auch eingeschrumpelte gute Trauben aufgiessen, und mit schlechtem Weine ausziehen. Zum zweyten ist dieses zu melden, daß der Spanische Wein, vor allen andern Weinen, nicht gerne gefrieren will, sondern sich gar sehr widersetzet, wenn gleich die andern alle gefroren sind, welches mehr seinen harzig-klebrichen, als übermäßig-geistigem Wesen zuzuschreiben. In Deutschland wissen wir zwar nur von etlichen wenigen Sorten, zum Exempel vom Alicanten-Weine, welches ein dicker, starcker und überaus süsser, fast ecklicht schmeckender Wein ist; und dann, nebst dem Xereser-Sec und Spanischen Malvasier, überhaupt nur von dem sogenannten Spanischen Weine: Allein, sie haben im Lande vielerley Sorten, als Tarragonische, Salamancische, Malagische, Cordubische, Gallicische, Andalusische, und mancherley Weine und Bastarte, auch den sogenannten Peter Semens-Wein, Vino de Toro, und andere. In Portugall ist der bekannteste, der so geheissene Portwein, so von Port a Port kommt, und von welchem Orte das gantze Königreich auch den Nahmen haben soll. Es ist ein starck-rother, sonst aber eben nicht sonderlich herrlicher Wein, der indessen nach England, des Jahrs durch, zu vielen Schiffsladungen voll verführet, und daselbst vor allen andern Arten von Weinen, als der allerwohlfeilste am meisten getruncken wird. Viele wollen, als käme der beste Färbe- oder Tinten-Wein, Vin de Tinte oder Vino tinto ebenfalls aus Portugall, welches man aber nicht für gewiß behaupten kan. Es ist bekannt, daß er schwärtzlich-roth aussiehet: Man will indessen dafür halten, daß er darum den Nahmen Färbewein bekommen: weil die Weinschencken andere Weine damit zu färben pflegen, und ihn also als einen färbenden Wein gebrauchen. Ueberdem ist in Portugall eine grosse Verkehrung [417] mit oberwehntem Madera-Sec, als wovon diese Insel so reich seyn soll, daß der König von Portugall allein des Jahres bey oder über 12000 Pipen solches Weines, statt des Zehenden, nimmt. In Franckreich findet sich eine unsägliche Menge von Weinen, und so auch nach den verschiedenen Lagen und Gegenden dieses grossen Königreichs, eine grosse Verschiedenheit und viele Sorten der Weine, darunter die meisten sehr starck und geistig sind, und welche auch wohl von den Frantzosen selbst, zum Unterscheide der geringern Sorten, absonderlich wenn es süsse und sehr substantielle Weine sind, Vins de Liqueur genennet werden. Hierselbst ist wohl keine Provintz, wo nicht Wein wächset. Der gröste Unterscheid der bessrn und schlechtern Sorten bestehet darinne, daß in Langvedoc und Provence die süssesten, also in diesen Gegenden und dann in Champagne und Bourgogne die allerstärcksten, in den Nordlichen Gegenden, als in der Picardie und um Bordeaux die allerschlechtesten, um Paris, Orleans und in der Mitte des Königreichs etwan auch die mittlern Sorten von Weinen gewonnen werden. Gleichwie aber diese Nation ins besondere ein Vergnügen hat, und gar leichte ist, Nahmen zu geben, als z. E. nur bey dem Schnupff-Toback sie wohl hundert und mehrerley verschiedene Nahmen, und so auch in Gartengewächsen, Speisen, Suppen und Gerüchten entsetzlich vielerley Benennungen aufgebracht; Also könnte man auch eine recht grosse Specification von Weinsorten und Weinnahmen, bloß allein von Frantzösichen Weinen anjetzo aufführen. Es würde indessen nicht viel nutzen, weshalben wir nur die vornehmsten erwehnen wollen, daß solche sind: Vin de Champagne, Vin de Bourgogne, Vin de Beaune oder Oil de Perdrix, Cote rotie, Vin de St. Laurent, Frontiniac, Muscat de Lion, Vin de Cabors, Vin d'Ermitage, Vin de Grave, Vin d'Hay, allerhand schöne Sorten mehr von Vin de Langvedoc, Vin de Jacinte, Vin de Coussy, Vin de Volnec, Hautprignac, Vin de Carcassone, Lenaut d'une. Vin de Nuit, endlich Pountac, Vin de Teinte, Vin d'Orleans, und so ferner allerhand Sorten von geringern Weinen, als Picardans und Vin de Bourdeaux, oder die ordentlich sogenannten Frantzweine. In der Schweitz haben die Neufchateller Weine, ferner die Velteliner, die Lacote- und der Reiffwein, die Oberhand. Insonderheit rühmet man den im Velteliner Thale wachsenden Strohwein, als welcher daher die Benennung hat, weil man die abgeschnittenen Trauben auf dem Strohe bis Weyhnachten liegend verwahret, und solche alsdenn erst auspresset. Von Ungarischen Weinen ist allbereits oben, ingleichrn unter dem Artickel: Ungarn und Ungarischer Weinwachs, im XLIX Bande, p. 1343 und 1365 zur Gnüqe erwehnet worden; Auch ist ohnedem bekannt, daß die Tokayer, St. Georgen Ausbruch, die Rusterweine, und alle Ober-Ungarische Truckenbeer-Weine die besten, herrlichsten, delicatesten und kostbarsten, die Preßburger Ofener, Edenburger und andere Nieder-Ungarische Weine hingegen schon weit schlechter, [418] und eher zur Oesterreichischen Weinart zu rechnen seyn. Dieses möchten wir noch von den besten Ober-Ungarischen Weinen zur Zugabe melden, daß man den rechten köstlich Ungarischen Wein, den König von allen Europäischen Weinen nennen mag, und vielleicht ist er der vornehmste Wein von der gantzen Welt, weil er etwas sonderbares, vor allen andern Weinen, an sich und zum voraus hat: 1) nicht nur, daß diese Weine so angenehm gewürtzhafft riechen und schmecken, sondern 2) hauptsächlich ihre Süßigkeit ziemlich lange behalten; 3) dabey eine schweißtreibende Krafft besitzen; 4) in ziemlicher Menge getruncken, keine Kopffpein verursachen; 5) noch eine Müdigkeit, Schwerheit, oder Verdruß den Gliedern machen, sondern 6) sich eher analeptisch oder stärckend-würckend bezeigen; 7) nicht leichte, selbst an offener Lufft nicht, kaanicht werden; 8) endlich, daß, ob sie auch gleich mit der Zeit von Jahr zu Jahr etwas von ihrer Lieblichkeit verliehren, sie sich dennoch überaus lange halten und dauren, als welches wohl daher kommet: weil die Trauben in solchem Lande besser von der Sonne gekochet, hernach halb eingetrocknet, und weil der Most heiß gemachet, mithin dadurch noch mehr vom Phlegma oder Wasser befreyet worden, als wodurch der zurückbleibende Wein mehr Substantz bekommt. Unter der Menge von Deutschen Weinen sind die Tyroler auch sehr delicat, absonderlich die sogenannten Traminer- oder Etschweine; nur ist dieses dabey, sie dauren gantz und gar nicht, sondern müssen bald getruncken werden. Der Nahme Traminer kommt von dem Dorffe her, so Tramin heisset, und dabey solcher Wein wächset. Recht gute Oesterreicher Weine sind gewiß nicht zu verachten, insonderheit werden die bey Kloster Neuburg und Brosenberg wachsenden für die besten gehalten; Man kan sagen, daß sie besser, als die Edenburger Ungarischen Weine schmecken; wiewohl es auch noch in verschiedenen andern Kayserlichen Ländern gute Weine giebt. In der Pfaltz sind die Weine bey Worms, förderst die Liebe Frauen-Milch, hernach die Forster, Edunghofer und Ambacher die besten. In der Bergstrasse die Auerbacher und Bensheimer. Weiter gehören zu den berühmtesten Deutschen Weinen die Rhein - Mayn- Mosel- Neckar- und Elsasser Weine. Unter den letzten behalten die einen Vorzug, welche zu Reichefeld, Lippelsberg, Blienesweiler, Rappersweil, Thaun, Seringen, Gebweiler, Katzenthal, Ammersweil, Dambach, und im Brisgau wachsen. Unter den Neckarweinen, will man dem Heidel- und Würtemberger, absonderlich der bey Stuttgard wächset, den Rang gönnen. Unter den Franckenweinen, rühmet man den Steinwein, der bey Würtzburg wächset, nach welchem die Sommerhäuser, Randsackerer und Franckenhäuser, auch die Iphofener und Redelseer folgen. Am Maynstrome kommt erstlich der Wertheimer und Klingenberger, hernach der Mühlberger, Hirschheimer, Nierensteiner und Hochstäter um Haxau. Und so finden sich die allerbesten Rheinweine bey Hochheim, als welchen Rheinwein ein gewisser [419] Mann Princeps Vinorum germenicorum geheissen. Nach dem Hochheimer rechnet man den Kostheimer, dann die Ringauer bis Bacherach, worunter die Rüdelheimer und Johannesberger, ferner die zwischen Erbach, Hattenheim und Marckbrunn wachsenden, endlich die Rauenthaler und Neuendörffer gehören. Die besten Moselerweine wachsen bey Düsemünde, Wela und Zeltingen. Man hat übrigens von einigen dieser Reichs-Weine noch allerhand Reimgen, als: Rheinwein, fein Wein; Franckenwein, Kranckenwein; Neckarwein, Leckerwein; allein es haben viele bey dem letzten gefunden, daß der Neckarwein, eher schlechter Wein, als Leckerwein ist. Vom Rheinwein heisset es auch: Vinum Rhenese est Gloria Mensae. Ferner saget man: Hochheim am Rhein, Klingenberg am Mayn, und Bacherach am Stein, da wächst der beste Wein. Ein anderer sagte: Vinum Rhenanum est meum Arcanum u. a. m. Die Mährischen, Böhmischen, Schlesischen, Thüringischen Meißnischen, Laußnitzer, Naumburger, Brandenburgischen und andere Deutsche Weine sind schon viel schlechter; jedoch haben einige, recht reiff gewordene, oder wenigstens von besonders ausgelesenen reiffen Beeren gepreßte Meißnische und Märckische Weine dieses an sich, daß sie sich mit dem Alter ungemein bessern, und öffters für Rhein- Neckar- und Franckenwein getruncken, zum wenigsten gar vielfältig zum Schneiden und Vermischen von den Weinhändlern gebrauchet werden; Ja, ein alter Meißnerwein, ist ein gesunder und wohlschmeckender Wein. Endlich sind alle Deutsche säuerliche Arten von Weinen am geschicktesten zum Verwahren, Aufheben u. Altwerden, vor allen andern die Weine im Reiche. Viele Kauffleute, vornehme Herren, Fürsten und Magistrate haben Weine von 50. 100. 200. und mehr hundert Jahren alt in ihren Kellern liegen. In Straßburg haben sie verschiedene Sorten von alten Weinen, darunter der älteste 1400 und etliche 70 Jahre alt seyn soll, und von Zeit zu Zeit immer in kleinere und kleinere Fäßgen, wenn nehmlich wieder etwas verzehret oder verrochen, gefüllet wird. Sie dienen aber mehr zur Curiosität, als zum Gebrauche, indem sie nicht nur zu starck, sondern auch auf die letzt gantz unangenehm werden. Daher der beste alte Rheinwein derjenige ist, welcher von einem Mittelalter, etwann von 20. 30. 40 bis 50 Jahren, vor allen Dingen aber von einem solchen Jahre ist, in welchem, in Ansehung der Reiffigkeit, und der Witterung halber, ein recht gutes Weinjahr gewesen, da man nicht zu kalt, noch allzu heisses nicht zu nasses, noch zu trockenes Wetter, und dann jegliches auch nicht zur Unzeit gehabt hat. Ein Liebhaber kan allerhand Lateinische und Deutsche Nahmen, von der verschiedenen Beschaffenheit der Weine, in Böclers Continuation. Mater. medic. p. 636 u. 637 nachschlagen.

Weinkünsteleyen.

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Etwas weniges müssen wir bey dieser Gelegenheit von der Weinkünsteley erwehnen. Sie ist überhaupt gedoppelt: Gut und böse, dienlich und [420] schädlich, mithin löblich und sündlich, ja es kan selbst eine an sich löbliche Weinkünsteley, in böser Absicht, auch zu einer, obgleich nicht schädlichen, doch sündlichen Künsteley, und moralischen oder politischen Betrügerey werden; wie wir uns hierüber weiter erklären wollen. Die allezeit gute, dienliche und löbliche Weinkünsteley bestehet hauptsächlich hierinne, daß man: Entweder aus schlechten Weinen gute Weine, und zwar mit unschädlichen Dingen, Materialien und Zusätzen mache, mithin eine geringe Sorte verbessere; Oder aber aus trockenen Weinbeeren, desgleichen aus verschiedenen andern Früchten, künstlicher Weise einen trinckbaren, angenehmen, gesunden Wein oder weinichten Tranck hervorbringe, und daß man solchen durch die Kunst verbesserten, der gar hervorgebrachten Wein auch vor keinen andern, als er würcklich ist, dem Nahmen, Werth und Würckung nach, verkaufe. So bald man aber den Nahmen, Werth und Würckung wider die Wahrheit, und in Absicht eines unchristlichen grossen Gewinnes, cder den Nächsten zu betrügen, verändert und übermäßig erhöhet, den dazu gebrauchten Landwein nunmehro für Rhein- Moseler- Neckar- Oesterreicher- Francken- Alicanten- Spanischen oder gar Ungarischen Wein ausgiebet, anpreiset und verkauffet; sogleich wird diese an sich sonst löbliche und untadelhaffte Weinkünsteley zu einer sündlichen Weinschneiderey, groben Wucher und Betruge. Jedoch ist und bleibet sie nur sündlich, wegen des Geldgewinnstes; Sie ist aber keineswegs böse und schädlich dem menschlichen Leibe, wenn nur sonst damit rechtschaffen verfahren worden. Dagegen die offenbar böse, nicht nur sündliche, sondern auch schädliche Weinkünsteley hierinnen bestehet, allwo man ungesunde, wenn nicht offenbar gifftige, wenigstens der menschlichen Gesundheit doch schädliche Dinge, es mag nun seyn, daß man solche schädliche Dinge und Materien kennet, oder nicht kennet, zu den vermeynten Weinkünsteleyen und Verbesserungen gebrauchet, oder anwendet, gleichwie es leyder! gnungsam geschehen, und noch geschiehet. Unter die gute, dienliche und löbliche Weinkünsteley gehöret die Arbeit, wenn man trübe Weine klar machet, welches mit Eyweiß, mit gestossenem Alabaster, mit Hausblase, und, wenn sie etwas säuerliches an sich haben, auch wohl mit Eyerschalen oder Kreide zu practiciren stehet; wobey jedoch überall ein gut practisches Nachsinnen erfordert wird, daß man z.E. mit der Hausblase den Wein auch vorher lange gnung liegen lasse, damit er sich wohl setze; Ferner, daß man mit dem erdigten Absorbirmittel nicht zu plump komme, indem sich sonsten bey dem Weine von dem weinstein-saltzigten Ingrediens allzu viel abstösset, und darauff der Wein gemeiniglich die Beschaffenheit erlanget, kaanicht zu werden. Es bedienen sich einige auch des Gürtelkrautes. Hollunderblüten pflegen sie beyzusetzen, wenn der Wein moseln, oder wie Moselwein schmecken soll: Man muß aber sehr bescheiden damit umgehen, massen sonst die sonst starck gefliederten Weine, als welches manche auch mit destilliertem Hollunderblütenwasser verrichten, gar leichte den Kopff einnehmen und den Trinckenden betaumeln. Zu sehr sauren [421] und herben Weinen thun einige etwas weniges und proportionirt-mäßiges vom Weinsteinsaltze, als wodurch sich ebenfalls etwas vom groben weinsteinichten Wesen niederschläget, und der Wein also angenehmer wird. Man kan auch mit dem Weingeiste den schlechten Weinen besonders helffen; Wer aber bey schon ausgegohrnen Weinen nicht recht mit umzugehen weiß, der lasse es lieber unterwegens, indem es sonsten gefährlich ist, daß sie davon auch gar leichte umschlagen oder verderben können. In Bremen haben sie einen gewissen, von den Canarien-Inseln kommenden Wein, den sie alldort Vidonia-Wein nennen, hiermit vermischen sie die jungen Rheinweine, als wodurch sie selbige mercklich verbessern, ja sie wissen alldort, in Hamburg und Lübeck, zuförderst in Hamburg und Bremen, auch bloß damit, wenn sie schlechtere Weine auf gute Läger abziehen und einige Zeit liegen lassen, solche zu verbessern. Gleichwie sie aber alsdenn diese Weine für andere Sorten und weit theurer verkauffen; also heißt dieses Künsteln schon ein Schneiden oder eine Art vom Betruge. Die allertühmlichste und rechtschaffenste Künsteley ist diese, wenn man aus gantz geringen Landweinen oder doch aus schlechten Frantzweinen edlere Weine machet, oder aber, wenn man getrocknete Weinbeeren, nehmlich grosse Rosinen, nimmt, sie entweder mit schlechten Weinen, oder auch öffters gar nur mit Wasser übergiesset, alsdenn noch etwas vom Weingeiste mit anzubringen weiß, und selbige einer neuen Gährung veranstaltet, als auf welche Weise nicht nur von grossen, sondern auch von kleinen Rosinen, vom Zucker, von Johannisbeeren, Feigen und allerhand Früchten mehr, so mancherley Weise, bloß durch die Kunst und gewisse Handgriffe gemacht und hervorgebracht werden, da dann dieses und jenes Erdgewächse zur Gährung zugleich mit dienen kan. Viel tausend Anthale Ungarische Weine sind auf diese Weise gemacht worden, und werden auch noch immer gekünstelt, darunter viele gewiß recht delicat und gesund sind. Und so werden auch viele tausend Fässer voll andere Weine erkünstelt und hervorgebracht, dabey diese Kunst immer so lange nur löblich und gut bleibet, so lange man nichts böses dazu nimmt, und recht gründlich damit umzugehen weiß, daß auch der Wein der menschlichen Gesundheit nicht schädlich sey; und so lange man seinen Nächsten nicht wissentlich auf eine oder die andere Art damit betrüget. Ferner sind auch die Färbungen der Weine, z. E. mit gebranntem Zucker ins Gelbe, mit Rosinen, Heidelbeeren, Santelholze, u. dgl. ins Rothe, an sich gantz uud gar nicht böse, schädlich oder sündlich. Wenn man es aber in Absicht vom Betrügen thut, und vermittelst solcher gelben Tinctur den jungen Rheinwein für einen ältern verkauffen will, so ist es schon böse. Um so vielmehr sündlicher, ärger und schädlicher sind die Künsteleyen, da man undienliche Sachen gebrauchet. Camerar hat in seinen Memorabil. Medicin. Cent. 12. auch verschiedene Betrugs-Weine, Vina deceptiva angegeben. Eine von den noch unschuldigsten Mischungen oder geschwinden Mixturen möchte noch seyn, wenn man [422] sich aus Wasser, gepülvertem Zuckerbrode, etwas rectificirtestem Branteweine, und auch etwas weissem Weineßige einen solchen Betrugswein, oder vielmehr nur weinhafften Tranck zubereitet, da andere, statt des Eßigs, auch wohl Weinstein Cremor zusetzen, als welches alles noch hingienge. Sobald man aber mit dem Lithargyrio, oder der Silberglette, die sauren Weine mildert, süßlich und angenehm machet, sogleich ist dieses eine recht böse, gottlose, sündliche und strafbare Sache: sintemahl hierdurch die Weine recht vergifftet werden, und dem Trinckenden allemahl unausbleiblich nachtheilig fallen: Entweder sie verursachen einen nach und nach herannahenden Tod, oder machen lahme und steiffe Glieder, krampfigte mörderliche Colicken, zehren den Menschen gantz unvermerckt aus, gleichwie hierdurch schon viel tausend Menschen mögen aus der Welt geschaffet worden seyn, und kan man auch hiervon die Ephemerid. Nat. Cur. An. 4. Dec. 3. Obs. 30 und An. 7. Dec. 3. Obs. 100 u. l34. desgleichen eine gewisse Dissertation, de Vino Lithargyrio mangonisato, nachlesen. Auch tauget die Künsteley mit dem Marcasit nichts, sondern mag gleichergestalt, als etwas böses und schädliches angesehen werden. Aergerer Vergifftungen bey sauren Weinen, aus Furcht, daß sie möchten von bösen Menschen angewendet werden, vorjetzo zu geschweigen. Um so viel schlimmer und gottloser ist es, wenn die Weine mit Sublimat versetzet, oder der Sec, Spanischer oder ein anderer süsser Wein mit Arsenik, als dem ärgsten Giffte, gekünstelt worden, wie einige Weinkünstler würcklich thun, und davon allbereits D. Ledel in den Ephem. Nat. Cur. Ann. 6. Dec. 2. p. 83 etwas zu verstehen gegeben hat; Es ist deshalben auch schlimmer, weil man den Arsenik nicht so leichte als den Bleyzucker entdecken kan. Wenigstens ist die Manier noch von niemanden bekannt gemacht, vielleicht auch gar nicht ausgefunden worden. Dahingegen kan man den gegletteten Wein am ersten und leichtesten sogleich mit einem oder dem andern niederschlagendem Mittel, unter andern auch mit Operment, so mit Kalckwasser ausgezogen worden, und davon die Extraction recht klar ist, probiren und verrathen: Ist der Wein aufrichtig und ohne Bley, so verändert er sich nicht an der Farbe, ungeachtet auch ein gelblichweisses Pulver zu Boden fället; Ist er aber mit Glette oder einer andern Bleysache verfälscht, so wird er gantz anders an der Farbe, bräuner, röthlich, auch wohl gar schwärtzlich. Ob nun schon noch niemand gemeldet, wie würcklich vergifftete, insonderheit mit Arsenik handthierte Weine zu entdecken sind; so wollen wir es doch hiermit kund thun, und, so viel wir zur Zeit davon wissen, mittheilen: Arsenicirten Rheinwein kan man mit aufgelöstem Bley in Scheidewasser, und den mit etzendem Sublimat vergiffteten Wein, am leichtesten mit dem wäßrichen Salmiackgeiste, oder auch mit zerstossenem Weinsteinsaltze, kurtz! mit einem Alkali entdecken. Welchergestalt viele Weinhändler gute Weine mit schlechtern Sorten vorsetzlich vermischen, mögen wir nicht einmahl erst anführen, ungeachtet diese Practiquen allerdings mit zu den vorsetzlichen sündlichen Betrügereyen gehören. [423]

Gebrauch und Nutzen wie auch Mißbrauch des Weins.

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Wie wollen hingegen nun weiter gehen, und von dem Gebrauche und Nutzen des Weines handeln. Der gröste Nutzen und Gebrauch des Weines ist der diätische, oder da man die Weine, als ein ordentliches Geträncke bey gesunden Tagen gebrauchet; Hiernächst aber hat er auch sowohl an sich, als auch in Absicht vieler zu verfertigenden Medicamente seinen Nutzen in krancken Tagen. Der Wein ist unstreitig unter allen, durch Kunst und menschliche Hülffe zu Stande gebrachten Geträncken das allerälteste in der Welt, so, daß Bier, Meth, Aepffel- und Birnen-Tranck, um so vielmehr Thee, Coffee, Chocolade, Sorbet und andere Geträncke lange hernach erst aufgekommen sind; Da hingegen das Wasser und die Milch die unschuldigsten natürlichen Geträncke bleiben. Es ist der Wein auch eines von den allerherrlichsten Geträncken: Da er aber schon ziemlich geistig ist, so ist es nicht möglich, daß der Mensch vom Weintrincken allein hinlängliche Feuchtigkeit erlangen, oder, in Anfehung des benötigten Getränckes, vom Weine allein leben kan, sondern er muß nothwendig, nebst dem Weine, entweder blosses Wasser, oder doch andere mit Wasser gemachte Geträncke und Gerüchte noch dabey zu sich nehmen. Thut er dieses nicht, so kan ihm dieses herrliche Geträncke, der Wein, zum Giffte werden, statt einer Stärckung zur Entkräfftung, statt der Nahrung und unterhaltenden Gesundheit zur Erzeugung einer oder der andern Kranckheit, statt des Lebens zum Tode, und, bey verursachter Trunckenheit, zu gar viel moralischen Ungelegenheiten, endlich zur grösten Sünde und ewigen Verdammniß dienen. Eben wegen des Mißbrauchs und zu vielen Weintrinckens, daraus entstehender Trunckenheit, vieler folgenden Laster, Kranckheiten und anderem Ungemach, hat man das Weintrincken in verschiedenen Ländern, zuförderst in der Türckey und Persien, verbothen. Ja, es haben auch viele andere Könige, Regenten und Herren deshalben allerhand löbliche Gesetze gemacht, und die heilige Schrifft selbst hat von der Folge des zuviel getrunckenen Weines hin und wieder nachdenckliche Ausdeutungen. Mahometh hat ihn überhaupt verboten, es müssen insonderheit die Hatzi, oder welche noch heutiges Tages dessen Grab besuchen, sich des Weintrinckens gäntzlich enthalten. Salomon sagte zu seiner Zeit im vierten und fünfften Verse des Ein und dreyßigsten Capitels seiner Sprüche: Gieb den Königen nicht Wein zu trincken, noch den Fürsten starck Geträncke: Sie möchten trincken und der Recht vergessen. Bey den Heyden war das Weintrincken, wenigstens das übermäßige, allen Räthen, Beamten, obrigkeitlichen Personen und Richtern verboten, Perer Blesen spricht in seinem siebenden Briefe, dergleichen Bediente sollen nicht die Codices in Calices, nicht die Bücher in Becher verwechseln; Und jener Philosoph schreibet: Rempublicam administrantibus ebrietas praecipue fugienda. Salomon [424] saget im ersten Verse des zwantzigsten Capitels gedachter Sprüche: Der Wein macht lose Leute, und starck Geträncke macht wilde: Wer dazu Lust hat, wird nimmer weise. Plinius schreibet, Lib. XXIII. c. 1. Sapientia vino obumbratur, wenn der Wein eingehet, so gehet die Weißheit aus, und wer voll Weines ist, kan nicht voll Geistes seyn, oder wie Habacuc saget: Der Wein betreugt auch einen stoltzen Mann. Alphons, der König von Arragonien hat gesaget: Daß der Wein nicht allein die Weißheit verdunckele, sondern darauf noch dazu eine rasende Unsinnigkeit und Wollust, als zwey Töchter der Trunckenheit hervorbrächte. Als der zwölffjährige Printz Cyrus von seinem Großvater Astyage befraget ward: Warum er nicht auch etwas vom Weine versuchte? so gab er ihm zur Antwort: Er fürchte sich, daß Gifft darinnen wäre, weil er an des Königs Geburths-Tage, da man des Weines viel getruncken, angemercket, wie sowohl der König, als seine Gäste, gleichsam thöricht geworden, und vom Verstande gekommen: Diese alte Herren hätten selbst das gethan, was sie den Kindern verboten; sie hätten, wie unsinnige Leute unter einander geschrien; sie hätten sich ihrer Stärcke gerühmet, und doch hätte keiner mehr stehen können. Der König habe vergessen, daß er König sey, und die Gäste, daß sie seine Unterthanen wären: Er glaube also gewiß, daß es mit diesem Getränke nicht recht richtig wäre. D. Luther saget in seinem dritten Tomo: Der Wein gehet zum ersten glatt und süsse ein, sonderlich wenn der Trunckenbold trotzig ist, so lässet sich der Wein getrost sauffen; Aber zuletzt wird der gesoffene Wein Herr im Kopffe, und wirfft den Saurittet unter die Banck. Unter der Regierung Romuli war allen Weibern bey Leibesstraffe das Weintrincken verbothen, welches auch anfänglich scharff gehalten wurde, wie schon oben bey der historischen Betrachtung des Weines ist angemercket worden. Jener sprach: Destruit & mentem vinum prudentibus omnem. Macrob sagte: Cito senescunt & exsiccantur, qui crebro pocula siccant. Syrach saget im Ein und dreyßigsten Capitel: Sey nicht ein Weinsäuffer, denn der Wein bringet viel Leute um. Die Esse prüfet das gelötete Eisenwerck, also prüfet der Wein der Freveln Hertzen, wenn sie truncken sind; Und ferner: Der Wein erquicket dem Menschen das Leben, so man ihn mäßiglich trincket. Ingleichen: Der Wein ist geschaffen, daß er den Menschen soll frölich machen; Annoch: Der Wein zur Nothdurfft getruncken, erfreuet Leib und Seele, NB. aber so man sein zuviel trincket, bringet er das Hertzeleid. Die Trunckenheit machet einen tollen Narren noch töller, daß er trotzet und pochet, bis er wohl gebläuet, geschlagen und verwundet wird. Salomon spricht im Drey und zwantzigsten Capitel seiner Sprüche: Wo ist Wehe? Wo ist Leid? Wo ist Zanck? Wo ist Klagen? Wo sind Wunden ohne Ursache? Wo sind rothe [425] Augen? Nehmlich wo man bey dem Weine liegt, und kommt auszusauffen, was eingeschencket ist. Siehe den Wein nicht an, daß er so roth ist, und im Glase so schön stehet: Er gehet glatt ein, aber darnach beisset er wie eine Schlange, und sticht wie eine Otter, u. s. w. Kurtz! Aus dem zu vielen Weintrincken hinter einander entstehet zuerst die Trunckenheit, welche die Mutter der Bosheit und der Hauptsitz aller Laster ist: indem aus der Trunckenheit alle andere Arten von Sünde und Bosheit, Fluchen, Schelten, Huren, Morden, Stehlen etc. entstehen kan. Sie beraubet den Menschen der Vernunfft, und verkehret selbigen öffters gantz und gar; Der in der Nüchternheit traurig und furchtsam ist, wird in der Trunckenheit freudig und behertzt. Der Fröliche und Behertzte wird hingegen stille, traurig und verzagt; Der Stillschweigende wird beredtsam; Der Karge und Geitzige freygebig, der Fromme zornig und zänckisch; und züchtige Personen werden gemeiniglich wollüstig und unverschämt, und so weiter, wie wir auch schon bey anderer Gelegenheit gedacht haben. Um welcher grossen Veränderung willen, und daß der Wein dergleichen wunderbare Veränderungen bezeiget, die Jüdischen Rabinen dem Noah angedichtet, daß er bey Pflantzung des Weines unterschiedlicher Thiere Blut, insonderheit Löwen- und Lämmer-Blut, Dazu gegossen habe, als woher es käme, daß etliche Leute, wenn sie Wein träncken, grimmig und wütend wie die Löwen, andere aber wieder weichmüthig, sanfft, zahm, und stille, wie die Schaafe, würden. Nachdencklich ist es, daß die Trunckenheit von allzu viel zu sich genommenen dick-klebricht-süssen Weinen länger dauret, als von säuerlich-dünnen Weinen; wiewohl die Ursache leicht auszufinden, nehmlich es kommet daher: weil die süssen Weine manchmahl kaum halb oder gar nicht; die dünnen säuerlichen Weine hingegen fast allezeit gantz ausgegohren. Und weil sich die Geister in den süssen Weinen, da sie nehmlich viel dicker und klebricher sind, viel länger, als in den dünnen säuerlichen Weinen aushalten. Nach der Trunckenheit, oder auch nur, nach allzu offten und übermäßigen Weintrincken, ohne Trunckenheit, kommen allerhand Kranckheiten: Es stellet sich ein Schläffrigkeit, Dummheit des Verstandes, Fieber, flüßige Kranckheiten, Kopffweh, Schlag, fallende Sucht, und Schwachheit der Nerven; da kommen auch gemeiniglich Stein- und Gicht- und vor allen Dingen podagraische Schmertzen, so, daß schon von langen Jahren her das Podagra eine Tochter des Bachus genennet worden, und man auch sonst noch allerhand Sprüchelgen deshalben aufgebracht, als zum Exempel:

Ira, Venus, Vinum, Podagrae dant flebile trinum.

Ingleichen:

Bachus der Vater, Venus die Mutter, Ira die Hebamm,
Zeugen ein Kind, das nennet man Podagram.

Jener Podagrist bliebe aber dem ungeachtet [426] dennoch bey seinem Weintrincken, und hatte sich zum Troste das Versgen gemacht:

Trinck ich, so hinck ich; Trinck ich nicht, so hinck ich doch;
Darum ists besser, getruncken und gehuncken, als nicht getruncken, und doch gehuncken.

Und ein anderer Liebhaber sagte:

Trinck ich Wasser, so beug ich das Maul,
Trinck ich Bier, so werde ich faul,
Trinck ich Wein, so werd ich voll,
Ich weiß nicht, was ich trincken soll.

Und so haben fleißige Practici und Beobachter gar überaus vielerley Kranckheiten und Verdrüßlichkeiten aufgeschrieben, welche allein vom Uberfluß eines, auch guten, zu sich genommenen Weines, um so vielmehr aber von unmäßig getrunckenen liederlichen und schlechten Weinen hergekommen, und immerfort herkommen können, als wovon man auch nur Zorns angeführte Schrifftsteller, ingleichen Sebizen, Hofmannen, und viele von allerhand Weinen gehaltene Dissertationen nachsehen kan. Eben wegen seines Mißbrauchs und daraus entstehenden Ubels ist der Wein, ohne die schon vorhergedachte Nahmen, auch Tormentum Morum, Mors Memoriae, Flagellum Cerebri, und Venenum Vitale genennet worden. Von dem mannichfaltigen Schaden und Unglück, welchen der Wein, absonderlich der unvermischte, verursachet hat, und daß auch Aertzte gewesen, welche gerathen und behauptet, daß es gesund sey, so man sich zu Zeiten berausche, handelt der Wohlerfahrne und curiöse Kellermeister, im Ersten Theile, Cap. 2. p. 31 u. f. also: Obgleich der edle Rebensafft, schreibet er, für viel und mancherley Kranckheiten nützlich und gut ist, so finden sich doch auch sehr viel und mancherley Schäden und Unheil, welche aus demselben erwachsen, wofern er nicht mäßig getruncken und gebraucht wird, also daß des Bösen mehr ist, als des Guten, dahero es scheinet, daß es fast besser gewesen wäre, so man gar nichts davon gewust, und sich mit dem Wasser, so uns anfangs die Natur zu trincken gegeben hat, vergnüget hätte. Und ob man wohl augenscheinlich siehet, daß aus dem überflüssigen Trincken, oder vielmehr Sauffen desselben, der Mensch ihm selbst allerley Schaden und Unheil zuziehet, dennoch fliehet man solchen wenig, sondern man suchet noch wohl einige Mittel herfür, die den Durst befördern und einen Appetit zum Trincken machen. Ja auch, wie Plin meldet, finden sich derer sehr viel, die ohne Durst trincken, und giebt man dem Weine allein diese Tüchtigkeit und Eigenschafft, daß man ihn, sonder Durst und Widerwillen trincken möge. Aber er tractiret solche Wein-Sclaven recht, wie sie es verdienen, indem er ihnen alsobald die verdiente Straffe giebt, denn sobald der hitzige Dampff desselben in den Kopff gestiegen, nimmt er ihnen die Sinne, daß sie nicht anders, als Narren, Thoren und Unsinnige sich gebehrden, ja er tödtet sie endlich gar, oder verursachet ihnen allerhand Kranckheiten, die ärger sind als der Tod, als da sind das Podagra, Chiragra, Zittern an Händen und Füssen, rothe trieffende Augen, bebendes Haupt, stinckender Odem, Glatze, Gicht, [427] Schwartz- und Gelbsucht, Fieber, Hitze der Leber, und viel andere dergleichen schöne Früchte. Plin erzehlet der Kranckheiten noch mehr, welche den Menschen aus Trunckenheit berühren. Viel Sauffen, spricht er, machet viel Cruditäten und böse Feuchtigkeiten in dem Magen, daraus das Geblüte, die Adern, Nerven und die Lebens-Geister geschwächet werden. Viel Sauffen verursachet Flüsse, Schlag, Schlaff- und fallende Sucht, Halsgeschwullst, Gicht, Schwindel, Wassersucht, Händ- und Fuß-Zipperlein. Es bringet Schwachheiten der Glieder, Schwächung der Sennadern, Schmertzen der Augen, Entzündung der Leber, Verstopffung der Nieren, und frühes Alter. Diß siehet man an ihren Gesichtern, denn, wie gleichfalls Plato bezeuget, die Trunckenbolde haben bleiche Angesichter, eingefallne Wangen, fliessende Augen und zitternde Hände. Apelles, der Fürst aller berühmten Mahler und kluge Philosoph, zeigte die Kranckheiten, so der Wein verursachet, sehr künstlich auf einer Tafel; denn nachdem er gezeiget hatte, wie die Trunckenen zur Hinterthür eines Thiergartens ausdaumelten, so stellte er ferner etliche alte Weiber vor, welche selbige führten; eine ward genannt Catharrus, das ist, Flüsse, diese goß ihnen Wasser aufs Haupt mit gantzen Eymern; die andere Hydropisis, Wassersucht, die bließ mit einem Strohhalm das Gesicht, Bauch und Schenckel auf; die dritte Apolexia, Schlag, die nahm etliche bey dem Halse und erstickte sie; die vierte Podagra und Chiragra, das Zipperlein, band, die es ertapte, an Händen und Füssen, und ließ sie mit aller Macht schreyen; die fünffte Epilepsia, die fallende Sucht, warff, die es bey der Hand hielte, zu Boden, und ließ sie wie die wilden Eber schaumen, daß der Kopff und gantze Leib erbebeten; Letztlich folgte auf einem Triumphwagen der Tod, der zerschmetterte alle Trunckenbolde, so er auf dem Wege antraff. Heisset das nicht die Säuffer sehr sinnreich und mit lebendigen Farben abgemahlet? Wir wollen anjetzo nicht sagen; daß ihrer viele sich blind, lahm, taub, krumm und tumm sauffen, daß ihrer viele das Hertz, Lunge und Leber gantz hinweg sauffen, daß sie es mit Stücken von sich geben müssen, daß ihrer viele in Trunckenheit ihnen selbst den Hals, einer von der Stiegen, der andere vom Roß, der dritte von einem sonst unversehenen plötzlichen Falle gebrochen. Ihrer viele im Wasser ersauffen, erstochen, erschlagen, ermordet, ihrer viele todt im Bette gefunden werden, und sonsten durch die Trunckenheit ein jämmerlich und schändlich Ende nehmen, daß man wohl in Wahrheit sagen darff: es ersauffen mehr im Weine als im Wasser. Caro sagt, die Trunckenheit sey eine freywillige Unsinnigkeit. Plin meldet, sie verderbt das Gedächtniß, und verursachet schreckliche und furchtsame Träume, dann viele versauffen ihr Gedächtniß, Witz, Sinn, Verstand und Gedancken, daß wohl Pythagoras recht sagt: Ebrietatem esse insaniae meditationem, das ist: die Trunckenheit sey eine Betrachtung des Unsinnes. Denn, wie Isocrates schreibet, wenn das Gemüth mit Wein verderbet ist, so ist es gleich einem Wagen, welcher den Fuhrmann verlohren. [428] Seneca in einem seiner Briefe an den Lucul schreibet: Die Trunckenheit lähme Hände und Füsse, und mache die Leute geil, und unkeusch. Dahero es wahr ist, was Dionysius Areopagita aus dem Plato anzeigt, daß selbiger gesagt habe: der Wein, oder die Trunckenheit, sey ein hurtiger und erfahrner Ringer, der auch die geradesten Füsse gleiten machen könne, denn er weiß einem am besten ein Bein unterzuschlagen, daß er zu Boden fallen muß, und diß, wie uns dünckt, lehret die Erfahrung, massen wir dergleichen täglich an den ungewissen Schritten der vollen Zapffen sehen. Der Apostel Paulus ermahnet seine Epheser, wenn er in der Epistel an sie schreibet: Sauffet euch nicht voll Weins, daraus ein unordentlich (ein weltberühmter Gottesgelehrter leget es also aus: wie wir sehen, daß die Trunckenbolde wilde, frech, unverschämte, und allerdings ungezogene Leute sind, mit Worten, Schreyen, Gebehrden und dergleichen) Wesen folget. Es will also der Apostel, daß man den Wein meiden soll, weil darinne die Geilheit und übermäßige Lust stecke. Hergegen befiehlet er, so man ja frölich seyn wolle, so solte man in dem HErrn frölich seyn. "Werdet voll Geist, spricht er, und redet unter einander von Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern. Singet und spielet dem HErrn in euren Hertzen, und saget Danck allezeit vor alles, GOtt dem Vater unsers HErrn JEsu Christi". Aber zugleich des Weins und auch des Heiligen Geistes voll seyn, ist unmöglich, wie der heilige Hieronymus sagt: "Denn welcher mit dem heiligen Geist erfüllet, der ist begabt mit Weißheit, Holdseeligkeit, Zucht, und Keuschheit: der aber voll Weins ist, mit Unbescheidenheit, Thorheit, Tobsucht, und Unzucht". Darum denn jener Poet sehr wohl gesagt hat:

Durch allzu viel Essen und Trincken
Die Kräfften Leibs und Gemühts versincken.

Und eben dieses bestätiget der Prophet Oseas im vierten Capitel, wenn er spricht: Der Wein und Most machet gar toll. Wo Wein eingehet, da gehet Witz aus. Die Trunckenheit machet einen tollen Narren noch toller, daß er trotzet und pochet, bis er wohl gebläuet, geschlagen und verwundet wird, sagt Syrach im 31sten Capitel. Ingleichen bestätiget der weise Salomon, daß unter allen Uebeln, die aus dem Wein herrühren, vornehmlich auch dieses sey, daß man demjenigen, der sich des Weins zu übermäßig gebrauchet, keine Heimlichkeit vertrauen darff, deswegen sagt man im gemeinen Sprüchwort: (davon Brus. Lib. I. c. 19 zu lesen) Der Wein gehe barfuß, & in vino veritas, d. i. die Wahrheit sey in dem Wein, weil derselbe alle heimliche lasterhaffte Stücke entdecket. Dahero sagt Aeschylus, ingleichen Euripides beym Stobäo: Aes forma speculum est, mentis vinum. Gleichwie das gläntzende Ertz oder Stahl ein Spiegel ist der Gestalt, also sey der Wein ein Spiegel des Gemüths. Und Seneca in seiner Epistel sagt, daß, sobald der Wein den Menschen einmahl eingenommen hat, so schaumet alles verborgene [429] heraus, wie ein stählerner Spiegel alle Ding klärlich vor Augen stellet. Quod in corde sobrii, est in orbe ebrii.

Der Trunck ist kein Hähler,
Bringt hervor alle Fehler.

Und Alcibiades beym Plato: Vinum & cum pueritia, & sine pueritia veridicum. Der Wein sagt bey den Kindern und Alten die Wahrheit. In Summa, fast alle Schrifftstel1er haben mit Plato erkennet, daß der Wein nichts verheele, sondern alle Geheimnüsse, Sitten und Laster des Menschen offenbare; Dessen haben wir ein Beyspiel an Noah und Loth, der erste entblöste in Trunckenheit dasjenige, was die Natur verdeckt haben will, und wurde darüber von seinem, zwar gottlosen Sohne, dem Ham, ausgelachet; Loth aber wurde durch Trockenheit bethöret, daß er unwissend Blutschande mit seinen eigenen zweyen Töchtern begieng. Ebrietas decipit, quem Sodoma non decipit, uritur ille flammis mulierum, quem sulphurea flamma non ussit. Welchen Sodoma nicht hatte verleiten können, sagt Origenes, den hat die Trunckenheit betrogen. Der wird mit weiblicher Flamme gebrennet, welchen die Schwefel-Flammen nicht gebrennet. Dahero ein Poet dieser Zeit ihm folgende Grabschrift gesetzet:

Ich eilt' aus Sodom der Flamme zu entgehen,
Und konte nicht der Brunst der Töchter widerstehen;
Wer macht mich armen Loth der schweren Sünde loß,
Ich baute Sodoma auf meiner Töchter Schooß.

Diß sind die schönen Thaten, die der Wein zuwege bringet, dannenhero ist das schöne Sprüch-Wort entstanden: Boni Zechi, magni Maecji. Gute Zecher, sind grosse Ehebrecher. Füllerey, bringt Büberey. In Vino venus. Im Wein steckt hurische Liebe. "Denn wo der Wein eingehet, da gehet böse Brunst mit ein, daß die Augen nach fremden Weibern sehen", sagt Sa1omon in seinen Sprichwörtern im 23 Capitel. Wo geschieht aber mehrer Hurerey, Ehebruch und blutschändige Unzucht, als durch Füllerey? Mancher treibt im Truncke Unzucht und Schande, darüber, wenn er nüchtern wird, er sich selbst anspeyet und vermaledeyet. Die Vollsäuffer, spricht Seneca im 84sten Briefe, thun viel, dessen sie sich hernach nüchtern schämen müssen. Der heilige Augustin erzehlet ein erschreckliches Exempel von Cyrillo, einem Bürgers-Sohne zu Hippon, welcher seine eigene Mutter, so schwanger gewesen, geschändet, daß ihr darüber die Frucht verdorben, dergleichen er sich auch an seinen zweyen leiblichen Schwestern unterstanden, also, das er die eine tödtlich verwundet, seinen eigenen Vater aber, der ihm abwehren wollte, gar ermordet hat. Diß ist kein Wunder, sagt der alte Poet Eoban Hesse:

Dem Menschen kommt, durch viehisch Sauffen,
Alles Uebel auf einen Hauffen. [430]

Man lieset auch von einem Einsiedler, oder geistlichen Bruder, "dieser pflegte zu Zeiten in der Stadt bey einem Bürger einzukehren, und daselbst zu herbergen, er führte aber ein sehr strenges Leben, und diente Gott mit Fasten und Beten emsiglich, weswegen er denn grosse Anfechtung von dem bösen Geiste hatte. Einsmahls sprach der Einsiedler: Sage an, du böser Geist, was begehrest du von mir, daß ich doch vor dir Friede haben möchte? Der Teufel sprach: Ich gebe dir die Wahl unter diesen dreyen Stücken: brich die Ehe mit der Frauen, bey der du zu herbergen pflegest, der Bruder sprach: das will ich nicht thun. Der Teufel sprach: so schlage den Mann todt; der Bruder sagte: da behüte mich GOtt vor. Der Teufel sprach: so trincke dich einmahl voll Weins; der Einsiedler sprach: das will ich thun, gieng also hin, tranck sich voll Weins, gieng hernach in seine Herberge, brach die Ehe, und fiel in Unkeuschheit mit derselben Frauen. Als nun der Mann darzu kam, und ihn deswegen schalt, und schlagen wolte, da wehrte sich der Bruder, und ermordete selbigen Mann, begieng also ermeldete Laster mit einander". Dahero die Trunckenheit von Potiano recht eine Hauptstadt in der Provintz der Laster genennet wird. Und der heilige Chrysostomus spricht: "Die Vollsäuffer erdichten unzüchtige Liebe, sind toll und rasend, ja gar dem Teufel gleich". Der heilige Augustin, ingleichen Basil der Grosse, schreiben: "Die Weinsäuffer ergeben sich aller Schande, daß sie auch an Unzucht die wilden Thiere übertreffen; sintemahl diese dem Gesetze der Natur nachfolgen, jene aber suchen bey dem Mannsbilde, das Weibliche, und bey dem Weibe das Männliche". Wer zweifelt, daß nicht das unvernünfftige Vieh an jenem Tage solte aufstehen wider diese volle Säue? Summa, die Völlerey und Trunckenheit ist das Netze und Garn, damit der Teufel allerley Sünden zusammen raspelt, eben wie in einem Rothe und Sumpfe allerley Unflath durch ein Netz zusammen gezogen wird; daß wohl Augustin seinen Predigten recht saget: Ebrietas blandus Daemon, dulce venenum, suave peccatum, quam qui habet, se ipsum non habet, quam qui facit, peccatum non facit, sed ipse totus peccatum est. Das ist: Die Trunckenheit ist ein anmuthiger Teufel, ein liebliches Gifft, eine süsse Sünde, wer die hat, der hat sich selbst nicht, wer sie thut, der thut keine Sünde nicht, sondern er ist gantz und gar selbst Sünde. Und Origenes bezeuget: Evrietas facit de homine bestiam, de robusto infirmum, de prudente fatuum, das ist: Trunckenheit macht aus einem Menschen eine Bestie, aus einem Starcken einen Schwachen, aus einem Fürsichtigen einen Narren. St. Hieronymus: "Wein und Jugend sind die ersten Waffen des Teufels und ein zweyfach Feuer der Wollust". Als Anacharsis, massen Laertius von ihm schreibet, seinen Freunden die Trunckenheit verdächtig machen wolte, gab er ihnen den Rath, sie sollen ihre Gesichter steiff wenden auf die schändlichen Sitten und Thorheiten der tollen Zapffen. Die Lacedemonier, [431] ingleichen auch die Spartaner, massen Brusonius bezeuget, wenn sie ihren Kindern das Vollsauffen verhaft machen und sie davon abschrecken wolten, haben sie ihre Sclaven, und leibeigene Knechte sich blind und vollsauffen lassen, sie nachmahls in dem Gemache, darinne die Mahlzeit gehalten, oder wie andere schreiben, auf den offenen Marckt geführet, da sie ein wildes, wüstes, unflätiges Wesen mit Schreyen und Ruffen, mit Schlagen und Balgen, mit Kotzen und Speyen, mit Singen und Tantzen, wie die Trunckene und volle Unfläter zu thun pflegen, mit jedermanns Gelächter getrieben, welchem Spectackel ihre Kinder zusehen müssen, damit die freye Jugend, vor dergleichen Unwesen sich hüten, und nicht, wie diese Sclaven, dergleichen Schande begehen möchten. Plato ließ eben zu dem Ende seine Schüler, wenn sie voll u. truncken waren, sich in einem Spiegel beschauen, damit sie sähen, was vor scheußliche Schandgesellen sie wären, und sich künfftig vor solchem Ubel hüten solten. Und Pythagoras will, daß kein besser Mittel wider dieses Laster sey, als wenn einer bey sich selbst betrachte, was durch die Trunckenheit begangen werde. Solon, einer aus den sieben Weisen aus Griechenland, gab unter andern Gesetzen, die er den Atheniensern vorgeschrieben, auch dieses, daß man den Fürsten, der in der Trunckenheit betreten würde, tödten solte. Und Pittacus, gleichfalls einer von den sieben Weisen, gab das Gesetz, daß, so ein Trunckener einige Ubelthat begienge, solte er mit gedoppelter Pein oder Straffe beleget werden, einmahl wegen des Verbrechens, das andere mahl wegen der Trunckenheit. Gleiches Gesetz machte er auch zu Mitylene, insonderheit wider diejenigen, welche einen Fehler trunckener Weise begangen hätten. Ja solche Bösewichter sind um der Trunckenheit willen nur härter zu straffen, spricht, nebst den Rechten, Aristoteles, welcher auch in seinen Sinnbildern die Ursache setzet, warum die, so dem Wein ergeben sind, untüchtig und unvermögend werden, Kinder zu zeugen. Er meldet auch, warum etliche Trunckene poßirlich und lächerlich, etliche wild, andere traurig oder frölich seyn? Es sind aber etliche Aertzte, insonderheit Avicenna ein Spanier, und Rhasis ein Araber, welche meynen und behaupten, daß es gesund sey, so man sich zu Zeiten ein- oder zweymahl berausche. Und Jacob Sylvius pflegte zu sagen: daß, damit die Kräffte des Magens nicht träge würden, sey es gut, sich des Monaths einmahl mit Trunckenheit aufzumuntern. Wir aber sind mit denen Ursachen, welche sie erörtern, nicht vergnügt, billigen auch solche unchristliche Meynung nicht. Ja wir verwundern uns vielmehr, daß vorbemeldte zwey, als Muhametische Aertzte, das Weintrincken so hoch achten, welcher ihnen doch in ihrem Alcoran und Gesetze bey Lebensstraffe verboten ist. Sylvius hat auch sonst viel andere verwirrte Meynungen gehabt: Er verbeut, sich zu wärmen, dieweil, sagt er, das Feuer die Zärtlichkeit der Geister verzehret. Wir setzen aber dem entgegen, andere, auch berühmt Aertzte, als den Hippocratem, Galenum und Dioscoridem; und andere etc. Hippocrates schreibet wohl in seinen Aphorismis, daß der lautere Wein aus Candien, wider das Augenweh [432] diene, so nehmlich dasselbe aus einer kalten und dicken Materie herkomme; aber deswegen folget nicht, daß man sich toll und vollsauffen soll, denn dis würde die Augen vielmehr verderben, denn heilen. Fernelius, zu seiner Zeit ein vornehmer und sehr berühmter Artzt, ist auch dieser unserer Meynung, der spricht in seiner Pathologia: "Gleichwie der Kalck, wenn er zur Wurtzel der Bäume gelegt wird, die Früchte bald herfür treibet, den Baum aber verderbet und tödtet. Also alle warme Nahrung, sonderlich der Wein, machet den Menschen zwar frölicher, bringet ihn aber desto eher zum Tode, nehmlich, wenn man ihn zu übermäßig zu sich nimmet". Die Gesundheit nun zu erhalten, so wird die Nüchterkeit vor allen Dingen erfordert, durch welche die gefährlichsten Kranckheiten geheilet werden. Sanct Hieronymus und Augustin bezeugen, daß die Nüchterkeit Leib und Glieder bewahre. "Der Natur, sagt Hippocrates, schadet mit Gewalt zu viel schlaffen, zu viel wachen, zu viel trincken". Dahero schliessen wir also: Alles, was der Natur Gewalt thut, ist zu verwerffen, Trunckenheit thut der Natur Gewalt, darum ist sie zu verwerffen. Dreyen Facultäten Leibes und Gemüthes thun sie Schaden: Vitali im Hertzen, naturali in der Leber, und animali im Gehirne. Wir schlüssen noch wegen vorangezogener Aertzte, welche ohne Grund das Volltrincken behaupten und billigen, und schlüssen theologisch: Welcher verbeut, was GOtt ordnet, und ordnet, was GOtt verbeut, der widerstrebet GOtt. Die Aertzte, welche die Trunckenheit verordnen, verordnen was GOtt verbothen hat, darum widersetzen sich solche Aertzte GOtt und seiner Ordnung. Wer wolte nun so kühn und vermessen seyn, daß er die Menschensatzungen solte Gottes Gebothen vorziehen? Es ist besser dem HErrn, denn den Menschen gehorchen, wie St. Petrus zu den Jüden sagte, in der Apostelgeschicht am vierten Capitel. Es ist zwar wahr, daß viel der grösten und berühmtesten Leute dem Weintrincken sich allzu sehr ergeben haben, aber noch ruhmwürdiger wären sie gewesen, so sie sich dessen nicht so übermäßig gebraucht hätten: Alexander der Grosse, wurde dieses Lasters sehr beschuldiget, also, daß Alexander von Alexandro von ihm schreibet, er habe in der Sauffkunst alle andere, auch seinen Vater Philippum, König in Macedonien, selbsten übertroffen. Und Justus schreibt, daß er auf eine Zeit in einer Zeche zwantzig Personen, jedem einen Becher zugetruncken, und ihnen auch allen wiederum Bescheid gethan habe, worauf er denn zwey Tage, und zwey Nächte ohne Aufhören geschlafen. Es schreiben auch andere Schrifftsteller von ihm, daß er in solcher Wüterey und Unsinnigkeit der Trunckenheit etliche seiner besten Freunde, als: Calliphenem, Philoram, Parmenionem und andere umgebracht habe. Der Todschlag an seinen treuesten Hertzens-Freunde und Bruder, in Bothinien, ist genungsam bekannt, sie waren beyde truncken. Clytus warff etliche Sachen dem Könige freventlich vor, das kunte er nicht leiden, schoß ihn derohalben [433] sein Schäfelin überzwerch durch den Leib, ja da er ihn schon tod sahe, konnte er sich doch nicht enthalten, daß er ihn nicht noch eins durch die Gurgel gab. In einen so grausamen Wüterich und Tyrannen, kan die Trunckenheit den Menschen verstellen. "Alexander, spricht Seneca, durchstach bey einer Mahlzeit seinen allerbesten Freund Clytum, und als er hernach den Wein ausgeschlaffen, und des begangenen Mords innen worden, auch solchen seinen Fehler erkannte, wolte er sich selbsten tödten, und verbarg sich eine Zeitlang vor den Leuten;", Und wollen einige Schriftsteller gewiß glauben, daß er wegen solcher Todschläge sey mit Gifft vergeben worden. Darum sagt der Heilige Augustin an vorangezogenem Orte gar recht, daß viel, vom Weine betäubet, allerley Wüterey und grausame Todschläge verübet haben. Ja etliche haben auch gantz keine Scheu getragen, ihre Hände im Blute ihrer nächsten Verwandten zu besudeln. Wie unzählich viel dergleichen Exempel, nicht allein aus den bewährtesten Schriftstellern könnten hervorgebracht, sondern auch dererjenigen, so bey unseren Zeiten vorgegangen, angezeiget werden, wenn es vor dieses mahl Zeit und Gelegenheit zuliesse. Wenn Regenten und Obrigkeit dem Trunck allzusehr ergeben seyn, giebts Verachtung bey den Unterthanen. "Das ist nun ein weibisch- närrisch- und kindischer Fürst, spricht Textor, der seine Zeit vertreibt in Wollust, Spielen, Zechen, Jagen etc. und lässet seine Räthe das Land regieren," wie die Heydnischen Geschichten melden, von dem tollen und vollen Sardanapalo, welcher durch Arbacen regierte. Wenn denn der Fürst täglich im Luder lieget und lässet seine Räthe und Amtleute regieren, wie geht es? jeder trachtet zwar, wie er dem Fürsten gefallen, aber doch darneben seiner Schantzen nicht vergessen möge; alsdenn müssen die armen Unterthanen und Bauern herhalten, sintemahl, bis dem Landes-Herrn seine Wollust erfüllet, und die Räthe sich bereichern, verbleibt unterdessen bey den Unterthanen kein Geld im Lande. Was den Räthen entgehet, das fällt den Amt-Leuten, Schössern, Castnern, Verwaltern und Schultheissen, ja auch wohl gar den Schreibern in die Hände. Wenn man denn nun die Unterthanen bis auf das Blut aussauget, schindet und schabet, so erfolget Aufruhr, ein von GOtt hoch verbothenes Laster, oder ander Unglück, wodurch Städte und Dörffer, Land und Leute verderbet werden. Schließlich ist noch zu erörtern, daß man bey Gastereyen und Hochzeiten, niemand mit dem Truncke übereile, vielweniger wider seinen Willen zwinge und dringe, wie Abasverus gar löblich bey seinem Königlichen Mahl that, Ester am ersten Capitel, sondern nach dem Beyspiel Königs Agesilai, einem jeden so viel geben, als er begehret, und trincken lassen, so viel ihm beliebet. Ingleichen soll man niemand zu übermäßigen Trincken veranlassen, entweder mit grossen Pocalen, silbernen und goldenen Scheuern, geschnittenen Gläsern, oder sonst wunderbaren seltsamen Trinck-Geschirren. Ebenmäßig soll man niemand überschnellen mit Compagni Gesell- und Brüderschafft, desgleichen [434] Gesundheits-Trincken, denn man zu Ehren manchmahl mehr trinckt, als gesund ist, und die Natur ertragen kan. Und ist heutiges Tages bey Panqueten, Gastereyen und Hochzeiten eine schändliche Gewohnheit, daß sie auf Gesundheit ihrer Freunde, Verwandten und Bekannten, die wohl zu Zeiten hundert, und mehr Meilwegs davon sind, auch bisweilen der Könige, Fürsten und Potentaten, Gesundheit auf der Reihe stehend, mit entblöstem Haupte trincken, ja auch oftermahls auf deren, so zu gegen sind, bis letzlich auf die Aufwärter und Tafel-Diener. Wenn das Glas oder Pocal nun ausgetruncken, also, daß nicht der geringste Tropffen darinne blieben, oder wie die Säufflinge zu sagen pflegen, auf den Nagel, so schencket man wieder voll ein, und giebt es dem, der getruncken hat, derselbe überliefert es ferner demjenigen, welchem ers zugetruncken hat, der nimmts, und lassen es also etliche mahl herum gehen. Dieses heist nun, tapffer Bescheid thun. Ueberdieses pflegt man, welches sonderlich die Herren Studenten auf Universitäten gewohnt sind, einander mit Reih- oder Herumtrincken, mit Schlucken und Bassen in floribut, Mann vor Mann, oder zwey und zwey gegen zweye in die Wette, mit Geschirren, Gläsern, Krügen, ja auch wohl gar viehisch, aus Schuhen, Handbecken, oder s. o. gar aus Nacht-Scherben zu nöthigen; da stürmet man denn mit Gläsern, Humpen und Geschirren gegen einander, gleich als mit Spiessen und Helleparten; da schüttet man den Wein und Bier in sich, wie in einen Laugen Sack, und strotzet wie eine Füll-Wurst. Es würde einer für unehrlich geachtet, wenn er es abschlüge, denn man kommt hiedurch, wie Münster in seiner Welt-Beschreibung bezeuget, in Hader und Balgerey, ja in Gefahr Leibes und Lebens. Dieser schädliche Gebrauch ist fast durch gantz Europa eingerissen, woraus denn viel Uebel und Unheil entstehet. Jedermann trinckt dem Gast-Herrn zu, oder dem, welcher seine statt vertritt. Man hielte einen für einen Feind, der nach etlichen mahlen widerholter Anmahnung nicht trincken will, und wird offt mit Blut und Todschlag gerochen. Diese Gewohnheit aber des übermäßigen Zutrinckens, ist nicht neu, sondern bereits sehr alt: sintemahl Homer meldet, als Achilles die Abgesandten Agamemnons in seinem Gezelt zu Gaste geladen hatte, daß er ihnen tapffer zugesoffen habe. Man tranck vor Alters den Freunden zu, sie waren gegenwärtig oder abwesend, zum Zeichen des geneigten Willens, wie man sagt, daß der berühmte Jurist Ulpian gethan hat. Die Römer trancken in ihrem Abwesen ihren Buhlen, und Liebhaberinnen, so viel Wein zu, so viele Buchstaben in ihren Nahmen waren, als: für Gellia sechse, für Lycas fünffe, für Justina sieben, für Lyda vier, und für Ida dreye, massen solches Martialis, Epigramm Philola Lusi genannt bezeuget. Man tranck auch unterweilen den Gratiis und Musis zu, jenen drey, diesen neun mahl, daher kommt das Sprüchwort: Dreymahl oder neun, muß getruncken seyn. Oder wie der Poet Ausonius sagt; drey mahl drey, oder drey mahl neun, trinckt man durch [435] ein verborgen Gesetz. Das Nöthigen zum Trincken ist gleichfals sehr alt, denn in der Geschicht Ester, welche sich auf die Babilonische Gefängniß ziehet, oder ein wenig darnach, machtet Ahasverus der Sohn Darii Histaspis beym Mahl der Einwohner zu Susa ein Gesetz, daß keiner den andern über den Durst zum Trincken nöthigen, oder zwingen, sondern ein jeder nach seiner Gelegenheit und Belieben trincken solte. Hieraus siehet man, daß das zum Trunck Nöthigen und viehische Sauffen schon damahls im Gebrauch gewesen sey, welches denn der Poet Sophocies lange Zeit hernach, als wilde und grausam gescholten hat. Denn er hielt es vor so grausam, als wenn man einen Durstigen einen Trunck versagte. Es ist auch in Wahrheit ein unnatürlich und viehisch Werck. Omnes animantes, qua rationis expertes sunt, cum bibunt aut comedunt, ultra quam satis est, etiamsi mille homines cogerent: nunquam bibuntur. Alle unvernünftige Thiere sagt Chrysostomus, essen und trincken nicht mehr, als sie genung haben, wenn sie auch tausend Menschen nöthigen wolten. Ein Esel trincket viel, aber er trincket nicht mehr, als er zur Natur genung hat, wenn du ihn schon darüber tod prügeln woltest. Ja es ist kein Mensch so vermessen, daß er einen Ochsen, Esel, oder Ruhe zu nöthigen begehre, mehr zu trincken, aus Sorge, daß es ihm schaden möchte. Wie wilst du denn ein so unbescheidener Fantast seyn, daß du einen vernünftigen Menschen ärger, denn zum Esel machen willst, da du ihn, mehr zu trincken, als seine Natur vermag, und ihm darzu nützlich ist, nöthigen und zwingen woltest. Die Lacedämonier, ingleichen auch die Spartaner nahmen diese Gewohnheit niemahls an, daß sie einander zum Trunck nöthigten, massen man denn beym Arthenäo folgende Verse findet:

Atque etiam' spartae mos est laudabilis iste
Ut bibat arbitrio pocula quisque suo.

Jener Lacedämonier, als er auf eine Zeit hörte, daß an etlichen Orten die Leute zum Trincken genöthiget würden, fragte er: Nonne etiam coguntur ad edendum? Wie, nöthiget man sie auch zum Essen? Womit er zu verstehen geben wollen, wie ein närrisch und thöricht Ding es sey, so man einen, der satt ist, zum Essen zwingen wolte, so thöricht und närrisch sey es auch, wenn man einen, der keinen Durst hat, zum Trincken zwinget. Denn Lieber! wenn sich einer bey einer Mahlzeit, seiner Nothdurfft nach und der Natur gemäß, satt gegessen hätte, es käme aber drauf der Wirth, und hätte noch einen Schincken oder Hammel Keile, nebst einem Stück Brodt in der Hand und spräche: "Mein Freund, mein Bruder! siehe da diesen Schincken, oder Hammel Keil, oder das Stück Brod will ich dir bringen, und zu- oder vor essen, du solst und must mir aber Bescheid, und auch dergleichen nach thun," wenn du dich nun dessen, wegen deiner Unmöglichkeit wegerst, er aber dich [436] nöthigte und spreche: "Du must fressen, wenn dir auch gleich der Bauch darüber zerschwellen, und zerbörsten solle;" was würde das nicht für ein unsinnig, ja teuflisch Zumuthen seyn? Warum wilt du einen zum übermäßigen Truncke nöthigen, und ihm nicht eben so wohl seine natürliche Sättigung darinne, als im Essen lassen? Was ist doch, um GOttes willen, das für eine Ehre, was für eine Liebe, was für eine Freundschafft, wenn du einen Gast so voll machen willst, daß er von seinen Sinnen nicht weiß, sauft sich siech, kranck, bettlägerig, vertrinckt seine Gesundheit, fallt Hals, Kopf, Arm, oder Bein entzwey, und kommt wohl gar um sein Leben? Granvellan, Kayser Carl des Fünften General, soll nach seinem Panquet gesagt haben: Si aequam est agere gratias iis, qui, cum homines receperunt convivio, bestias, dimittunt, ego quoque vobis gratias ago. Das ist: Wenn es billig ist, denen Danck zu sagen, welche, da sie Menschen zu Gaste beruffen, wiederum solche als das unvernünftige Vieh von sich gehen lassen, so sag ich euch auch Danck. Wehe aber dem, der ein solches mit seinem Zusprechen, und Nothigen verursachet! Denn kommt einer oder der andere, darüber in Ungelegenheit, so muß er wahrlich die Schuld tragen, und es bey GOtt schwer verantworten. Damit wir uns aber in solcher Materie nicht noch ferner aufhalten, so schließen wir mit etlichen klugen Reden berühmter und gelehrter Weltweisen. Cato der Grössere sagt: "Tantum potionis adbibendum, ut reficiantur vires, non opprimantur So viel soll man trincken und zu sich nehmen, daß man die Kräfte erquicke, aber nicht unterdrücke." Denn es ist und bleibet wahr, was Alexis sagt: Si crapula prior esset ebrietate, nemo vinum immoderate biberet: Wenn das Kopfweh eher wäre als die Trunckenheit, so würde sich keiner leichtlich voll trincken. Darum heists: Principiis obsta, sero medicina paratur. :Begegne dem Uebel im Anfang,

Sonst bleibt dir die Artzeney aus zu lang.

Daher ist der Wein, wie überhaupt, keinem Kinde etwas nütze, sondern, wenn nicht allemahl schädlich, doch gefährlich: Galen hat angerathen, daß man nicht allein nicht den Kindern, sondern auch keinen jungen Leuten, ehe sie nicht 18. Jahr alt würden, einigen Wein geben solte: Er wäre eigentlich nur für die mehr betagten und alte Leute, die ihn aber auch nur mäßig trincken solten; Daher der Spruch gekommen: Vinum, sicut pueris est alienissimum, ita Senibus est aptissimum. In so ferne man ja den Kindern etwas Wein zu trincken geben will so soll es sehr wenig und dabey noch mit Wasser vermischet seyn: Sauffen sich junge Leute nur erst ein- zwey- oder dreymahl voll, so wird es leichte zur Gewohnheit und das Sprüchwort gemeiniglich wahr: Ebrius in juventute non erit sobrius in senectute, oder sie schneiden sich bey Zeiten eine Lebens-verkürtzende [437] Kranckheit zu. Dagegen ist ein guter Wein dem mittlern Alter weit zuträglicher, wenn er nemlich nothdürfftig und gleichsam arzneymäßig getruncken wird; Dem hohen Alter ist er ein rechter Balsam, daher ihn einige auch Remedium Senectutis, Lac Senum, Aurum vegetabile in Senectute genennet haben. Da der Wein an sich nichts schädliches ist, sondern nur erst nach dem Gebrauche und Mißbrauche, eine gute oder böse Würckung bezeiget, so sagte auch jener gelehrte Mann: Vinum adiaphorum est ac indifferens, quod pro boni vel mali usus ratione, bonum vel malum edit effectum. Celestin pflegte zu sagen: Der Wein hat überhaupt zwey Mängel an sich: Der gute Wein verdirbt mir den Beutel, und der böse den Magen. Einige Medici rathen das Weintrincken nur bey den Mahlzeiten und sagen: Er sey schädlich des Morgens nüchtern, noch mehr zwischen den Mahlzeiten, am schädlichsten des Nachtes. Jener sagte: Nec sit ante sitim potus, nec cibus ante famem. Wegen der Menge des Trinckens schreiben die Salernitaner diese Regel vor: Inter prandendum sit saepe parumque bibendum. Gratarol will, daß man so viel trincken soll, daß die Speise im Magen nicht trucken bleibe, oder doch auch nicht im Magen schwimme. Anacharsis hat gesaget: Der erste Becher Wein sey zur Gesundheit, der zweyte schon zur Wollust, der dritte zur Beschimpffung des Weins, und der vierdte zur Kranckheit: Die Vermischung des Weins mit Wasser, oder daß man nicht den Wein allein, sondern mit Wasser trincken soll, haben schon die alten Weltweisen für nützlich, nothwendig und der Gesundheit sehr zuträglich zu seyn gehalten; Hippocrates und Plutarch haben es auch angerathen. Ein gewisser gelehrter Mann saget: Si Vinum aqua diluas, vinum perdis, si non diluas, te perdis. Wegen der Menge hat Hesiod. gesaget: Tres miscebis aquae partes, sit quarta Lycaei; Es kommt aber hierinne gewiß auf die verschiedene Stärcke des Weines an: massen bey manchem nicht viel Wasser zuzumischen nöthig ist, und in solchem Falle schon der Weinschencke dafür sorget, daß er einem nicht den Kopf allzugähling einnehmen, oder das Geblüte so gar geschwinde und hefftig erhitzen möge. Sonst ist es nicht übel gethan, wenn man sich bey besorgendem vielem Trincken, vorher entweder das Wasser wie Wein färbet, oder aber eine eigene Bouteille wohl vermischten Wein mit Wasser zurichtet. Man pfleget auch die Weine, statt des gemeinen Wassers, mit Sauerbrunnen-Wasser zu vermischen, auch wohl einige Sorten noch dazu mit gestossenen Zucker, währendem Petilliren, auszutrincken, als welches insonderheit mit Moselwein und Spawasser in Deutschland getrieben wird. Den Wein aber mit Schnee oder Eiß vermischt, zu trincken, ist gefährlich und keinesweges anzurathen, so wenig, als auch nur bey Eiß erkühlet, als welches, absonderlich wenn man sich sehr erhitzet, durchaus nicht geschehen solte, indem davon allein üble Folgen kommen können. Die Alten hiessen den mit Wasser vermischten Wein, Vinum lymphatum, Vinum aquatum, Vinum dilutum, hingegen den ungemischten [438] Wein, Merum, oder Vinum simplex, auch wohl Potionem scythicam, weil die Scythen niemahls den Wein irgends womit vermischten, oder solchen verdünneten. Was um des Weintrinckens willen für eine Menge Instrumente, oder Trinckgeschirre erfunden worden, und wie manche Geschirre, wegen des Schneidens und Schleiffens, entsetzlich theuer zu stehen kommen, ist zur Gnüge bekannt, auch dieses leider! daß nicht nur mit Austrinckung der grossen pferdemäsigen Quantitäten auf einmahl, sondern auch mit frevelhafter Zerschmeissung der Trinckgeschirre bey dem so genannten Gesundheits-Trincken so manche vorsetzliche Sünde, Verschwendung und Verderbung dessen, damit vielen Armen Hülffe und Labsal wiederfahren könnte, verübet wird; um soviel grösser deucht uns die Sünde zu seyn, wenn man mit den Humpen so eilend hinter einander trincket, daß man den Wein bey nahe so, wie er hinein gegossen worden, also gleich wiederum wegbricht, oder aus dem Magen stürtzet. Es ist mit dem Weintrincken bey uns dahin gekommen, daß fast nicht das geringste mehr, so nur einiger massen etwas Solennes, auch bey dem Bürgerstande heisset, vorgehen kan, ohne daß nicht Wein dabey müsse getruncken werden: Man muß Wein trincken bey dem Gebohren werden, bey dem Sechswochen-Bette, bey dem Kindtauffen, bey dem Verlöbniß- und Hochzeitmachen, und endlich auch gar noch bey den Begräbnissen, und so weiter bey Geburts- und Namens Tagen, bey allen Gastgeboten und Schmausereyen. Wegen des Gesundheit-Trinckens hat Owen folgenden Vers gemacht:

Quo tibi potarum plus sunt in ventre salutum,
Hoc minus epotis hisce salutis habes:
Una salus sanis, nullam potare salutem,
Non est in pota vera salute salus:
Sed
Est potior pota sicca salute salus.

Was nun nicht also an puren Weinen ausgetruncken wird, daß muß öffters noch in Kalten-Schalen oder warmen Suppen, Coldthamkers, Punch, Bishops und allerhand andern Melanschen, glühenden oder heissen Weinen, Hippocras-Weinen und dergleichen getruncken, gesuppet oder geschlurffet werden. Man machet sich endlich auch noch zusammengesetzte Weine, als Kirschwein, Alantwein, Bitterwein, Hirschzungenwein, u. d. g. mehr. Endlich wird der Wein auch sonsten noch in der Küche zu allerhand Tuncken, Brühen und Speisen gebrauchet. Und dieses möchte von dessen diätischem und oeconomischem Gebrauche gesaget seyn. Der Wein hat ferner seinen Nutzen in der Kirche, nicht nur bey Heydnischen und Jüdischen Religions-Ceremonien, sondern auch bey den Christen, wie bekannt, im Heiligen Abendmahle. Was der gute Wein, mäßig und behörig getruncken, bey dem Menschen für einen Nutzen habe, kan man zum theil in Hofmanns Dissertation. de Praestantia Vini Rhenani, de Vino hungarico, und so auch in andern [439] Dissertationen und Schrifften vom Weine, in Sachsens Ampelographia, in Sebizens Tractatu de Alimentis, in allerhand Practicis, und wenigstens nur nach Zorns angeführten Schrifftstellern, p. 708. 709. und 710. seiner Botanolog. mit eigener Bequemlichkeit selbst nachschlagen. Besonders sind Hofmanns Schrifften, de Usu Vini, zum Nachlesen anzurühmen. Der Wein vermehret die natürliche Wärme und stärcket dadurch das Hertz, die Lebensgeister, wie man offt in Mattigkeit und Ohnmachten gewahr wird: Er giebet den Müden Kräffte und machet das gantze Gemüthe des Menschen frölich, bringet Ruhe und Schlaf, erwärmet den Magen, befördert die Dauung, schärffet die Sinne, Vernunfft und Verstand, vertreibet die Melancholey, Schwermüthigkeit, Angst, Traurigkeit und Sorgen, daher auch Salomon im 6. und 7. Verse des oberwehnten 31sten Capitels seiner Sprüche saget: Gebet den Wein den betrübten Seelen, daß sie trincken und ihres Elendes vergessen, und ihres Unglückes nicht mehr gedencken. Ein vormahliger Medicus, Eoban Heß, hat als ein Patron von Weine, folgende gebundene Worte gesprochen:


Omnia restituunt Connatum Vina calorem,

Et cito pars melior sanguinis inde venit.
Nam penetrat, partesque cibum partitur in omnes
Membraque restituit, quae tenuata jacent.
Languentis pellit Stomachus fastidia & auget
Esuriem, reficit quos pituita gravat,
Bilem per urinas vacuat, redditque calorem:

Exhilarat mentes, robora firma facit.

Und an einem andern Orte setzet obgemeldeter Schrifftsteller noch hinzu.

Talia Vina guidom modice data, commoda praestant.
Immodice noli sumore, sumpta nocent.

Sonsten heist es auch:

Vina parant animos, faciuntque laboribus aptos.

Wer trinckt sein Gläßgen Wein beym Tisch

Wird munter und zur Arbeit frisch.

Allein NB. modice & methodice, das heist, mäsig und manierlich. Sonst hat man beobachtet, wenn einige Weine mehr harntreibend sind, als die andern, oder wohl gar laxiren, daß selbige etwas mehr Saltztheile, oder mehr zarten Weinstein haben. Ferner ist bekannt, daß gemeiniglich die rothen Weine, insonderheit Pontac, Vin d'Erimitage, Vin grave, Vin teinte u. d. g. zusammen ziehen. Ausser dem medicinischen, chymischen und pharmacevtischen Nutzen, wird der Wein auch in der Chirurgie, oder zu allerhand äusserlichen Dingen, insonderheit zu Bähungen, Umschlägen, Umschlagwassern, und verschiedenen andern Dingen mehr gebrauchet. In den Apothecken [440] wird nach dem brandenburgischen Dispensator fünff- bis sechserley Art Wein, nemlich Spanischer Wein, Malvasier, Sec, Frantz-Wein, Rheinwein, und rother Wein zu nehmen verordnet, da sich ohngefehr sieben und siebenzigerley, so wohl inn- als äusserliche Präparate oder Compositionen finden, zu welchen Wein gebrauchet werden soll. Zuförderst hat man in den Apothecken eine Menge von weinichten Wassern: Es giebet so wohl einfache, als zusammengesetzte Wasser, die mit Weine abgezogen werden müssen. Bey welchen weinichten Wassern insgesamt wir nur dieses wollen erinnert haben, daß man so wohl die einfachen, als zusammengesetzten Wasser, welche mit Weine destilliret werden sollen, so viel als möglich, des Frühlings und Sommers, von frischen und kräfftigen Vegetabilien mache, und solche vorher mit dem Weine gähren lasse, so wird man gewiß gantz andere und weit kräfftigere Wasser bekommen, als wenn nur der Wein über ausgetrucknete Dinge schlechthin abgezogen worden. Bey den zusammengesetzten Wassern soll man die Sachen nach und nach, so wie sie von Zeit zu Zeit hervorwachsen, nehmen, und so auch jedes Stück oder etliche zusammen in die Gährung bringen, auf die letzt aber die eintzeln Destillate zusammen giessen, und nach Belieben rectificiren, da man sie so geistig machen kan, als man will, oder nöthig zu seyn erachtet. Der Wein kommt ferner zu einigen Essentzen, Tincturen, Elixiren, Balsamen und dergleichen. Bey den Syrupen und Extracten, die mit Weine gemacht werden sollen, erinnern wir dieses: daß man solche niemahls in kupffernen oder messingenen Geschirren, sondern entweder in gläsernen oder erdenen, oder aber in reinen zinnernen Kesseln, Pfannen oder Kolben, oder wie das Instrument sonst gestalltet sey, zubereite: massen der Wein das Kupffer ziemlich angreiffet, mithin die Medicamente davon, wenn nicht gar etzend, wenigstens erbrechend, oder doch höchstens ekelhafft werden können. Als welche Vorsicht man sich auch bey den Destillirgefässen mercken kan, nemlich daß die Blasenköpffe, oder küpffernen Helme und Röhren, ja wohl und recht starck verzinnet, oder gantz und gar von puren Zinne gemacht seyn mögen: weil sonst die dadurch gehenden weinichten Wasser, wenn sie nemlich währenden Destilliren und Warm seyn das blosse Kupffer berühren, etwas davon auflösen, um so viel mehr, wenn man saueren Wein dazu genommen hat, mithin dadurch höchst eckelhafft, und in so weit eher gifftig, als artzneyisch werden; gleichwie man dergleichen Wasser gar öffters, absonderlich in solchen Apothecken findet und antrifft, da das Laboratorium und die Instrumente säuisch gehalten werden, oder da niemand ist, welcher auf Accuratesse der Instrumente, und so auch nicht auf die verzinnt gewesenen küpffernen Geschirre, wenn sich das Zinn abgenutzet, Achtung giebet. Zu Eisen oder Stahl-Tincturen und Extracten nehmen einige, statt des Malvasiers Pontac oder Tintenwein; Allein, man hat sich mit dergleichen hefftigen Eisenmitteln in der Medicin wohl in acht zu nehmen: dieweil gemeiniglich auch hiermit mehr Schaden als [441] Nutzen dem Menschen zugefüget wird, und diese Präparate, wer mit Vernunfft, Gewissen und Vorsichtigkeit seinem Nächsten dienen will, selten, man mag wohl sagen, gar nicht zu statten kommen. Diejenigen Apotheckerpräparate, wozu der Wein kommt, und welche auch noch den Beynahmen vom Weine selbst führen, möchten etwan diese seyn: der Weinsyrup, Brechwein, und die artzneyischen oder sogenannten Kräuterweine.

Kräuter-Weine.

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Die letztern sind zwar bey uns in Deutschland in den Apothecken nicht gebräuchlich, sondern es machen die Weinschenken und Küper selbst einige, die dann und wann noch abgehen, und welche wir auch vorhin genennet haben; Allein, man muß wissen, daß solche Kräuterweine jedoch in andern Ländern, absonderlich in Engelland, in den Apothecken anzutreffen, auch deren gar vielerley im Gebrauche sind. Man nennet sie im Lateinischen Vina medicata, Vina aromatizata, auch wohl Vina factitia vel artisicialia, da hat man Vinum enulatum, salviatum, anthosatum, absinthites, Juniperium, Cydonites, Cerasorum, Prunellorum silvestrum, Sambucinum, Vinum Zedoariae, Culani aromatici, Linguae cervinae, Hippocraticum, Scilliticum, ingleichen Johannisbeer- Himbeer- Mayenblumenwein etc. In Engelland noch Vinum amarum, arthriticum, purgans, chalybeatum, Hydropicum, Ictericum, Mirabile, Millepedarum, Pectorale, Scelotyrbicum, Scorbuticum, Stomachicum, Viperinum, etc. In Frankreich hat man auch Vinum febrifugum, Vinum Mannae, Mellis & Nephriticum.

Concentrirter Wein.

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An einigen Orten halten sie auch Vinum concetratum, als wie man es ehedem zu D. Gundelheimers Zeiten in der Hofapotheck zu Berlin halten müssen, anjetzo aber ist er daselbst nicht mehr gebräuchlich. Solcher concetrirter Wein wird vermittelst der Kälte und des Frostes gemacht, da man nemlich eine oder die andere verlangte Sorte guten Weines des Winters, wenn die größte Kälte ist, gefrieren lässet, das Eiß davon nimmt, das zurückgebliebene ungefrorne Naß aber wiederum der Kälte aussetzet, und hiermit so lange anhält, bis nichts mehr davon gefrieren will, sondern alles, auch im stärcksten Froste flüßig verbleibet, so ist er fertig, und findet sich hierinne alles substantielle, so im Weine gewesen, blos hat sich das meiste Wasser, nebst etlichen wenigen zarten Weintheilgen, durch den Frost davon abgeschieden und ausgesondert. Paracels hat im dritten Tomo seiner Operum, p. 473, schon davon etwas erwehnet, weit mehr aber hat Stahl in seinen sogenannten Monaten, und zwar im Monat October hiervon geschrieben. Von den besten Weinen pfleget der sechste Theil übrig oder flüßig zu bleiben, so man zwar als ein Weingewürtze, Aroma Vini, ansehen könnte, indem damit gleichsam andere Weine abzuwürtzen stünden; Allein, er hat fast jedesmahl einen veränderten, und lange nicht mehr so angenehmen Geschmack, daher er dem andern Weine einen mercklichen Nebengeschmack verursachet, auch an sich selbst, so alleine, nicht mehr wie Wein [442] zu trincken stehet. So wohl das gefrorne Phlegma verdirbet leichte, als auch die vom neuen angestellte Mischung, nemlich wenn man das Gefrorne aufthauen lässet, solches Eißwasser wieder unter das zurückgebliebene ungefrorne Naß giesset, und beydes vom neuen mischet. Es ist nicht mehr der vorige Wein, sondern die erste Mischung ist gäntzlich in Unordnung gebracht und verändert. Daß wir aber gesaget, es wären in dem gefrornen Phlegma einige zarte Weintheilgen, beweisen wir daher: weil man aus solchem Eisse, durch gewisse Handgriffe wiederum einen Eßig machen kan. Der concentrirte Wein wird von einigen auch Weinessentz, Essentia Vini, Vinum essetum, ingleichen Weinalcohol, Alcohol Vini, genannt, und meynen viele, dieser in die Enge gebrachte Wein sey der Alten ihr unbrennender Weingeist, Spiritus Vini non ardens. Der bekannte D. Ludovici hat in den Ephemerid. Nat. Curios. Ann. 4. & 5. Decur. 1. sub No. 2Ol. eine Obtervat. de Concentratione Vini, mitgetheilet, allwo die Verrauchung gebrauchet wird.

Chymischer Gebrauch des Weingeistes, Weineßigs, Weinsteins und der Weinhefen.

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In der Chymie wird der Wein, als Wein, wenig oder gar nicht gebrauchet, hingegen aber wohl drey bis vier von ihm geschiedene, theils brennbare, theils saltzich-ölichte, oder ölich-saltzichte Stücke, vor allen Dingen der Weingeist und der Eßig, hernach der Weinstein, und endlich auch die Weinhefen genutzet. Der Weingeift wird von gegohrnem Weine, blos durch Destillationen und wiederholte Rectificationen gewonnen, oder geschieden. Der Eßig entstehet von einer andern Gährung, wenn nemlich der Wein vom neuen in eine Gährung gebracht, und, so bald er zur behörigen Säuere gekommen, solche Arbeit gehemmet worden, indem sonst diese sauere Gährung, wenn sie zu Ende, und darauf nicht gehemmet wird, eine andere nach sich einführet, oder zuletzt die faulende Gährung, oder die Vappescentz entstehet. Zur Acetification, oder Eßigmacherey, nemlich daß der Wein zu gutem Eßige gähre, werden hauptsächlich drey unvermeidliche Umstände erfordert: 1) Guter Wein, denn je besser der Wein ist, je besser wird der Eßig, und so auch im Gegentheil. So bald nemlich der Wein zähe und lang wird, welches man im Lateinischen Vinum pendulum heisset, so gleich will er sich entweder gar nicht, oder doch sehr schwer in Eßig verkehren lassen. 2) Wird zum guten Eßigmachen ein reines Geschirr erfordert, darinne der Wein zu Eßig werden soll: Denn ob man gleich guten Wein hat, so wird doch nichts gescheides davon werden, wenn das Geschirr, darinne er sauren soll, unreine ist. Wenn man z. E. noch so guten Wein, in ein dumpichtes und kaanichtes Eßigfaß, darinne nemlich vorher verdorbener oder umgeschlagener, kaanichter und dumpichler Essig gewesen, giesset, so gähret er nicht zu Eßig, sondern gleich in die letzte Gattung der Gährung, er hüpffet über, springet die säuerliche Gährung vorbey, und gehet gerades Weges in die im [443] Fasse schon für sich findende, oder wenigstens dazu geneigte faulende Gährung, er vappesciret, verdirbet, wird kaanicht, schimmlich, auf die letzt stinckend und faul. Das dritte, so zum Eßigmachen erfordert wird, ist die Wärme, oder eine Bewegung. Denn so lange der Wein an einem kalten Orte gehalten wird, oder so lange er in der Ruhe und ohne Bewegung bleibet, so lange wird nicht leichte eine zweyte Gährung, die Verwandelung in Eßig, erreget werden, noch völlig für sich gehen; So bald aber eine äusserliche Wärme dazu kommt, oder daß er durch gewaltige Bewegung erwärmet wird, so gleich ist der Anfang und die Neigung zum Eßigwerden da, und fernerhin zum Vappesciren, wie wir kurtz vorher angeführet haben. Daß die Wärme das Eßigwerden befördert, ist allen gemeinen Eßigbrauern, so gar den Haußmüttern bekannt; Daß aber die blosse Bewegung das Eßigmachen beschleuniget, ist nicht jedem bekannt: Homberg hat dießfalls ein Experiment angestellet, eine Bouteille mit gutem Weine an eine Mühlklapper gehänget, und durch solche Bewegung in einer Zeit von dreyen Tagen, recht guten Eßig erhalten; welches um so viel mehr beweiset, daß auch bey dem Stillestehen, wenn nur die Wärme zum Weine kommt, eine innere Bewegung vorgehet. Wie sich der Weinstein und endlich auch die Hefen vom Weine in den Fässern absondern, ist ebenfalls einem jeden zur Gnüge bekannt. Was aber mit dem Weingeiste, Weineßige und Weinsteine weiter in der Chymie angegeben, oder was alles ferner daraus und damit gemacht, und zu wie vielerley jedes genutzet und angewendet wird, soll in andern Arickeln, da von diesen Dingen insbesondere ausführlich wird geredet werden, deutlich gelehret, gesaget und erwiesen werden. Aus den Weinhefen destilliret man erstlich durch das Abziehen den brennbaren Weingeist, denn werden sie getrocknet, und in offenem Feuer stufenweise destilliret, so bekommt man ein flüchtiges Saltz, häuffiges empyrevmatisches Oel, und auch ein mit flüchtigem Saltze beschwängertes Naß, oder einen sogenannten urinösen Geist, welches alles [444] kunstmäßig abgeschieden und rectificiret oder gereiniget werden kan. Der Todtenkopf wird weiter calciniret, hernach ausgelauget, die Lauge durchgeseiget, gelinde bis zur Trockene verrauchet, und als ein fixes Weinsteinsaltz verbrauchet. Die Alten hiessen dieses Saltz, wiewohl sie die Weinhefen nicht destillirten, sondern nur offen verbrannten, Cineres clavellatos, oder Potasche. Die Weinhefen werden auch von einigen Mechanisten gebrauchet. Durch die Chymie kan man demnach allerhand saltzichte uns ölichte Mixta vom Weine heraus- und hervorbringen, z. E. den Weingeist, den Eßig, ein Oel, und zwar ein wesentliches, wie auch ein empyrevmatisches, den Weinstein oder die Weinstein-Crystallen, als worinne ebenfalls ein saures Saltz; Ferner vom Weine und seinem Gewächse ein fixalkalisches Saltz, und dieses auf fünferley Manier: 1) aus den Reben; 2) aus dem Ueberbleibsel des Weines, so bey der ersten Destillation des Weingeistes zurück geblieben; 3) aus dem Weinsteine; 4) aus dem Weineßige, oder dessen Ueberbleibsel nach der Destillation; und 5) aus den Weinhefen, mithin kommet es auf viererley Art von dem Weine alleine her. Und so kan gemacht werden, ein flüchtigalkalisches Saltz, eine Seife, ein Salmiack, ein fixes Mittelsaltz, und noch verschiedenes mehr, als der weinsteinisirte Weinstein, die blättrige Weinsteinerde, der Balsam Samech, die Weinsteintinctur, und so weiter.

Proportion der Bestandtheile und vornehmsten Ingredientien des Weins in verschiedenen Sorten.

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Einige Chymisten haben, in Betrachtung, daß dennoch der meiste Wein in der Welt in den Leib gegossen oder getruncken wird, wenigstens die gebräuchlichsten und für Geld zu habenden Weinsorten, und zwar von jeder ein Quart genommen, solches nach letzt erwehnter Absicht, wie viel jede Sorte Geist, Wasser, weinsteinichtes und gummichtes, auch harzicherdigtes Wesen in sich habe, untersuchet, und befunden, daß die Proportin also beschaffen gewesen, wie folget:

In jedem Quart Weine ist vorhanden:
No. Weinsorten nach dem Alphabet Des rectificirtesten Weingeistes. Des hartzich-dick-öl-klebrichten Wesens. Des weinsteinichten und gummichten Wesens. Des blossen Wassers.
Loth. Q. Loth, Quentgen, Loth Quentg. Pfund, Loth, Q.
1 Alantwein, von weissen Landweine 3 2 6 2 3 1 2 10 3
2 Alicantenwein 6 " 12 1/3 " 11/2 2 5 2
3 Vin de Bourgogne 4 2 1 " " 12/3 2 18 1/3
4 - Caracassone 5 2 1 1/6 " 11/3 2 17 1/3
5 - Champagne 5 11/3 1 22/5 " 1 " 2 16 3
6 - d'Eremitage 5 3 2 2 " 12/3 2 15 1/3
7 Ordentl. Frantzwein 6 " 1 22/3 " 1 " 2 16 1/3
8 Frontignac 6 " 7 " 1 1 1/3 2 9 91/2
9 Vin grave 4 " 1 2 " 2 " 2 18 " "
10 Rother Landwein 3 2 1 2/3 " 2 " 2 18 31/3
11 Moderasec 4 3 6 2 4 " 2 8 3
[445] 12 Malvasier 8 " 8 3 4 3 2 2 2
13 Vino de Monte Pulciano 5 2 1 3 " 22/3 2 16 1/3
14 Mosel-Wein. 4 2 1 1/3 " 11/2 2 18 1/6
15 Muscatenwein 6 " 5 " 2 " 2 11 2
16 Neuschateler 6 2 8 " 3 3 2 5 3
17 Palmsec 4 3 5 " 9 " 2 5 1
18 Pontac 4 " 1 11/3 " 2 2 18 2/3
19 Alter Rheinwein 4 " 2 " " 21/3 2 17 12/3
20 Ordinairer Rheinwein 4 2 " 31/3 1 11/2
4 Gr.
2 18 1 und
6 Gr.
21 Salmanacwein 6 " 7 " 4 " 2 7 "
22 Ordinairer Spanisch. Wein 2 2 5 " 19 " 1 21 3
23 Tinten-Wein 6 " 13 " 3 2 2 1 2
24 Tockayer Wein 4 2 8 3 10 " 2 " 3
25 Rother Tyroler Wein 3 " 2 2 1 " 2 17 2
26 Xeresersec 6 " 12 " 4 2 2 1 2

Aus dieser Untersuchung erhellet, daß in unserem rothen Landweine das meiste Wasser, im Malvasier der meiste Geist, im Tintenweine das meiste dickklebrichte harzige, und im Spanischen Weine das meiste gummichte weinsteinigte Wesen; ferner, daß in solchem Spanischen Weine, das wenigste Wasser, im Champagnier Wein das allerwenigste vom Weinsteine, oder gummicht saltzigtem, im ordinairen Rheinweine das wenigste vom groben ölichten, oder hartzigklebrichten Wesen, und endlich im ordinairen Spanischen Weine auch der wenigste Geist vorhanden sey. Ein sehr gelehrter Professor hat viererley Weine, nemlich Rheinwein, Franckenwein, Ungarischen Wein und Burgundier-Wein destilliret, und saget: Ein Maas Rheinwein habe 26 Loth Geist gegeben, ein Maas Franckenwein 16 Loth Geist 42 Loth Ausbruch hätten 17 Loth, und ein halb Maas Burgundier-Wein 16 Loth Geist gegeben; wobey er meldet, der Rhein- Francken- und Burgundier-Weingeist hätte noch wohl die Helffte Phlegma, und der vom Ungarischen Weine bekommene Geist hätte etwan den dritten Theil Wasser in sich; ingleichen das Ueberbleibsel vom Ungarischen Weine wäre etwas süßlichsauer, das vom Burgundischen anzühend sauer, das vom Rheinweine noch säuerer, und das vom Franckenweine am allersauresten gewesen. Allein, da er das erste geistige Destillat nicht verschiedene mahl rectificiret, sondern den Geist und das Phlegma nur gemuthmasset, und dann auch das Rückständige gar nicht weiter untersuchet, so kan man auch nicht alles recht genau schliessen. Dieses dienet noch zur Nachricht, wenn man in einen weinsteinichten säuerlichen Wein, welcher vorher meist zur Julepdicke verrauchet worden, von dem rectificirtesten Weingeiste giesset, daß sich so gleich der darinne vorhandene Weinstein niederzu schlagen pfleget; tröpffelt man aber gestossenes Weinsteinöl darein, so erlanget man ein Mittelsaltz, wie einen weinsteinisirten Weinstein, bey sehr sauren Weine auch etwas vermischtes dabey von einer blättrichten Weinsteinerde. Zum Beschluß folgen einige Fragen über den Wein: [446]

Was der Wein vor ein Temperament habe?

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Hiervon ist ehemahls zwischen zweyen Medicis ein grosser Streit entstanden, so daß auch Fracastor dadurch veranlasset worden, einen besondern Tractat: De Vini temperatura zu schreiben. Man muß aber zu Beantwortung obiger Frage voraus setzen, daß hier 1) nicht geredet werde de temperamento physico, wie der Wein in seiner Natur sey, sondern de temperamento medico, was der Wein in des Menschen Leibe vor Würckung thue; 2) nicht de actu, von dem äusserlichen Thun, sonder de potentia, von der innerlichen Krafft des Weins; 3) nicht de Vino tenui & aquoso, von schwachen, sondern de vinoso, vom starcken Weine; 4) nicht de Calore, weil an des Weins Hitze niemand zweifelt, sondern nur de humilitate & siccitate, ob der Wein feuchte oder trocken mache. Hierauf kan man wohl schliessen daß ein feuriger und kräfftiger Wein, wenn er von einem temperirten Menschen getruncken wird, desselben Geblüt in der Dauung nicht allein als ein Getränck mehrere sondern auch als eine Artzeney wärmer und truckner mache, ob schon sonst der Wein äusserlich kalt und feucht anzufühlen; zu geschweigen, daß diese beyde Qualitäten, nemlich Hitzen und Trucknen, in dem aus Wein gezogenen Geiste oder Branntwein gantz handgreifflich sind. Was aber die geringen und wässerigen Weine betrifft, denen schreibet man billig eine befeuchtende Krafft zu. Ein mehrers kan man beym Fracastor selbst nach lesen.

Ob der Wein nähre?

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Hier. Mercurial ist der Meynung gewesen, daß der Wein zwar stärcke, aber keine Nahrung gäbe, sondern vielmehr abzehre. Was nun die starcken, dicken und sonderlich die rothen Weine betrifft, selbige nähren ohne Zweifel; die dünnen, blancken, und bevoraus die sauren geben zwar wenigere Nahrung, doch kan man selbige Tugend ihnen nicht gantz abschneiden, so lange sie unter die Zahl der Weine mit gehören, bevorab, da nicht alles, was nähren soll, nothwendig dick und zähe [447] seyn darff. Hippocrates de Aliment. schreibt zwar: "Der Wein ist etlichen eine Nahrung, etlichen nicht." Aber Galen Lib. III. de Temperam. c. 2. fället das Urtheil vom Weine schlechter Dinge: Daß er nemlich zu seiner Gleichstellung gar wenig Verwandelung bedürffe, und diß sey die Ursache, warum er zum schnellesten so wohl nähre, als stärcke. Hiermit stimmet auch Celsus Lib. II. c. 18. überein, da er den Wein unter diejenigen Geträncke, quae valentissime nutriunt, welche die stärckste Nahrung geben, mit rechnet. Auch gehöret hieher Forests Anmerckung von der Leibigkeit der Rheinischen Weinschencken. Jedoch muß hierbey ein Unterscheid der Complexionen und der Kranckheiten nothwendig gemacht werden, sintemahl sehr vermuthlich ist, daß einem von Natur Cholerischen, und über dem noch zur Dürre geneigten Menschen, der volle Gebrauch des Weins nicht nähren, sondern vielmehr abzehren würde.

Ob Wein mit Wasser gefüllet, oder schlecht Wasser den Durst mehr stille?

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Joh. Bruyerin Lib. XVI. c. 2. verwirfft billig die Meynung derjenigen, welche dafür hielten, daß der reine Wein mehr, als der gewässerte, den Durst stille? Angesehen, jener seine Eigenschafft zu hitzen, und folglich den Durst vielmehr zu erwecken, nicht ableget. Wenn man aber gewässerten Wein gegen schlecht Wasser stellet, so ist jener den Durst zu stillen bequemer, wie denn Hippoc. Libr. de Diaet. Salubr. will, quod iis, quos sitis occubat, cibi & labores subtrahendi, & vinum tum aquosum, tum quam maxime frigidum, sit propinandum. Denn, ob es wohl dem schlechten Wasser an der Qualität, zu kühlen und befeuchten, nicht ermangelt, so bleibet es doch im Unterleibe lange stecken; Hingegen wenn es mit etwas Wein vermischt, so dringet es zeitiger durch in den gantzen Leib, und stillet also den Durst desto geschwinder.

Woher die Stärcke des Weins komme?

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Die Stärcke des Weins kommt von dessen Geiste, der aber formaliter weder in den Weinbeeren, noch im Moste anzutreffen ist, sondern erst durch die Gährung vom neuen entstehet, und zwar aus einer durch die Gährung sich ereignenden neuen Verbindung der subtilsten Oeltheilgen mit den wäßrichen Theilgen, vermittelst der subtil sich einflechtenden Saltzsäure. Diese Bestandtheile des Geistes sind in einem jeden Moste zugegen, jedoch in einer verschiedenen Menge u. in einer andern Verbindung der Theilgen untereinander, bis endlich die gährende Bewegung solche Mischung aus einander bringet, und die befreyeten Theilgen in eine andere verbindet, und besonders in eine geistige, welcher Geist gleichwohl auch noch im Weine in mehr oder weniger Wasser, und Säure, auch saltzigte,und öhlichte Schleimichkeit eingemenget ist, nach dem nemlich der Wein abgelegen, oder sonst von einer guten oder schlimmen Art ist. Diese Geistigkeit des Weins ist überhaupt und an sich selbst in allen Weinen einerley, doch in einer Gattung von Weine häuffiger oder weniger, als in der andern, auch sonst wegen der beygängigen Mischung [448] oder Verbindung anderer Weintheile, am Geruche, Geschmacke und andern Kräfften verschiedentlich. Diese Verschiedenheit der Stärcke ist sonderlich wahrzunehmen nach dem Unterscheide der Gegenden Länder und Jahre; daher z. E. auf Bergen, so den Sonnenstrahlen gerade entgegen liegen, ingleichen in heissen Ländern, ferner in hitzigen und trockenen Jahren, viel stärckere Weine, als in kalten und feuchten Gegenden, Ländern und Jahren zuwachsen pflegen, ausser wo etwan ein besonderer Umstand eine Ausnahme an der Stärcke macht. Hiernach kan überhaupt die Beschaffenheit der Weine entschieden werden; doch es verdienet das innerliche Verhalten der Sache eine etwas nähere Betrachtung, welche kürtzlich darauf hinan kommt: Der Most ist ein Magma oder Safft von süssem, doch etwas schärflichen Geschmacke, zugleich fettigter und klebrichter Consistentz, und bestehet selbiger aus einem allgemeinen vitriolischen sauern Saltze, aus einer schleimichten und erdigten Fettigkeit, zugleich auch aus einem guten Theile Wasser. Dieses Mengsel ist von einer schleunigst zertennlichen Verbindung sonderlich in Ansehung des vielen Wassers, als welches das Haupt-Instrument ist, wodurch diese Mischung aus einander gerissen, und in eine andere gebracht wird; und solches vermittelst der Gährung, oder der gährenden Bewegung. Denn hierdurch ergreiffen die wäßrichten Theilgen die saltzigten: Womit die ölichten und erdigten frey werden, und sich entweder in Hefen zu Boden setzen, oder in die Höhe begeben, und in der Oberfläche ein Häutlein bilden, eines theils auch in ihrer höchsten elastisch-lufftigen Subtilisirung, bey sehr geöffneten Gefäßen, und bey häuffigem Zugange der Lufft voran fliegen; dahingegen in den runden und mit einen kleinen Spundloche versehenen auch geschwefelten Fassen, die beweglichen fetten oder ölichten Theilgen sehr offt zurück prellen, und immer von neuen in die anstossende und in einander würckende gährende Bewegung verfallen, folglich mehr und mehr von anderwärtigen Anhange befreyet und subtilisiret werden müssen, bis sie sich unter dieser Bewegung, Krafft ihrer figürlichen Proportion mit den ihnen an einer Seite angebildeten Wassertheilgen, sonderlich auch vermittelst der sich einflechtenden sauern Theilgen, in eine neue und sehr feste Vermischung begeben, welche alsdenn eine neue Sache od. den Geist vorstellet. Je gemächlicher nun diese aus einander treibende gährende Bewegung von statten gehet, je füglicher u. häuffiger können sich erst gedachte fette Theilgen mit den wässerigen verbinden, folglich nun desto mehr Geist machen. Dieses geschiehet sonderlich, wenn des Wassers nicht allzuviel ist; dahingegen, je häuffiger selbiges zugegen ist, desto stärcker ist die Gährung, und je mehr wird die Vereinigung der ölichten Portion mit der wäßrichen oder die Geistmachung gehindert, ja hin und wieder vom neuen aus einander gerissen so, daß alsdenn die Oeltheilgen mit den erdigten zu Boden gerissen werden, oder auch gar davon fliehen, u. den sauern die Oberhand lassen, womit alsdenn die gegohrene Sache oder der Wein ein schönes Ansehen von Säure und Herbigkeit behauptet. Dieses ist Zweifels ohne auch der Grund von derjenigen Beobachtung im Alterthum gewesen, Krafft [449] deren man diejenigen Weine so zeitig abgetobet, oder gar worden, für die schlechtesten gehalten, und in keine Achtung gezogen: Welche Weine, saget Johann Bruyerin de re cib. Lib. XVII. c. 5. p. 704 geschwind alt wurden, das ist, welche die Eigenschafft alter Weine erlangeten, wurden bey den alten nicht geachtet. Aber warum? Plin sagt, das ist der schlechteste Wein, welcher geschwinde alt wird. Und dieses alles von wegen der schnell ablauffenden Gährung, vermöge des vielen Wassers. Hingegen, wenn das Wasser nicht so gar häuffig, und die fetten Theilgen in grösserer Menge oder concentrirter zu gegen seyn, so gehet die Gährung gelinder, gemächlicher und langsamer von statten, folglich können sich die fetten Theilgen mit den wäßrigen um desto mehr und besser vereinigen, und also einen desto geistichern Wein erzeigen. Hiervon verdienet die vortrefliche Zimotechnica fundamentalis des Herrn Rath Stahls, durchaus, sonderlich aber c. 12. p. 92 u. f. nachgelesen zu werden, als woselbst diese nützliche Theorie mit Documenten und Experimenten aufs vollkommenste vorgestellet wird, als bishero noch von niemanden geschehen, wie aus vernünfftiger Gegeneinanderhaltung derer von andern, z. E. von Willisen, Kergern, und Tillingen, von der Gährung ausgefertigte Schrifften, leicht erhellet, und dieses ist der Grund obiger Verschiedenheit des Weins, nach den Ländern, nachdem nemlich die wenigere oder stärckere Hitze, die Feuchtigkeit entweder beybehält oder verzehret; wiewohl auch denen Weinen aus hitzigen Ländern durch das gewöhnliche Kochen offtmahls noch geholffen, und durch Verrauchung der Feuchtigkeit ein desto stärckerer und dauerhaffter Wein hervor gebracht wird. Inzwischen erhellet die Wahrheit dieses Satzes unter andern auch daraus, daß, wenn kurtze Zeit vor der Weinlese viel kaltes Regenwetter einfällt, und die Weinbeere hiedurch starck aufquellen, auch gar bersten, man sich keines guten Weines zu versehen habe: So wie hingegen, wann dieses nicht geschiehet, sondern die Beeren vielmehr etwas eintrocknen, man viel stärckeren, obschon wenigern Wein zu bekommen pfleget; welches denn auch dem so genannten Trockenbeerweine seine Güte und Ansehen giebet. Gleichwie auch, wenn die Wein- und Mostverfälscher Wasser unter den guten Most giessen, welches man eben so genau nicht schmecken kan, der Wein alsdenn eine grössere Säure und Herbigkeit bekommet, als sonst nicht geschehen wäre. Es ist solches sonst kein ungemeiner Betrug der aber leicht zu erkennen stünde, wenn diejenige Probe sich hielte, so Johann Lange Lib. I. epist. 29 p. 134, 135 aus dem Alterthume anführet, nemlich daß die Alten sich im Weintrincken der Becher aus Epheu oder Hedera darum bedienet, weil der Geist aus den Löchern heraus zu schwitzen, das Wasser aber seiner gröbern Consistentz wegen zurück zu bleiben pflegte, wodurch man die Güte oder Verfälschung des Weins zu probiren vermeynte. Welches dann unter andern auch die Ursache mag gewesen seyn, daß die alten Weinschencken den Epheu, statt eines Weinkrantzes, an ihre Häuser gehangen, von daher hernach das Sprichwort entstanden: Vino vendibili [450] non opus est hedera, Doch diese Probe würde sich auch beym verfälschten Moste nicht wohl thun lassen: weil in selbigem noch kein Geist vorhanden. Eine weit curiösere Weinprobe, welche wir bey dieser Gelegenheit noch anführen, ist diejenige, so zu Bourdeaux in Frankreich üblich seyn soll, als woselbst man die Güte der Weine so von hier aus zur See weit und breit verführet werden, auf solche Weise probiret, daß, nachdem die Fässer in den dasigen ungeheuern Kellern hinter einander geleget worden, die Käuffer den Wein nicht durch den Geruch oder Geschmack untersuchen, sondern daß sie nur Schritt vor Schritt, von einem Fasse auf das andere treten, da es denn geschehen soll, daß sie über denen Fässern, worinne guter Wein, einen leichtern Tritt, hingegen über schlimmen Weinen einen schweren und langsamern Tritt empfinden sollen, wie solches Quercetan auch wider alle, die es nicht glauben wollen, zuversichtlich behauptet. Besiehe Quercetans Redivid. Schroederi Tom. II. c. 14. p. 84, und 85. welches denn vermuthlich auf eine gleichmäsige Ausdunstung ankommen müste. Doch wieder zu unserm Hauptzweck zu kommen, so ist die gemeldete wäßrichte Feuchtigkeit auch die Hauptursache, daß unsere inländische oder Landweine so herbe und sauer zu seyn pflegen; Die aber, wenn man ihnen gehöriger Weise diesen Ueberfluß vom Wasser benehmen könnte, den spanischen und canarischen Weinen am Geruche und Geschmacke wenig nachgeben dürfften, wie solches insonderheit, auch aus eigener Erfahrung, Stahl am angeführten Orte p. 128 ausdrücklich bezeuget, obngeachtet er die Art und Weise, wie damit zu verfahren, nicht beyfüget, die er aber überhaupt eines theils mündlich entdecket, daß nemlich solches geschehen könnte, vermittelst der Kochung und Verrauchung des Mostes, bis der vierte Theil davon eingesotten, wobey aber der Wein einen etwas, doch nicht sonderlich mercklichen empyrevmatischen Geruch und Geschmack bekomme; Zu geschweigen einiger anderer Handgriffe, wodurch er diese Wäßrigkeit im Moste, aufs geschickteste zu sättigen und zu temperiren vermag: Wobey er zugleich noch meldet, daß man den Wein nicht zu lange auf den Hefen lassen, sondern bey Zeiten in frisch geschwefelte Fässer ziehen müsse, da denn die Schwefelsäure durch ihre Einziehung in die Feuchtigkeit, die starcke Bewegung der Gährung, und die Abscheidung der Fettigkeit in Hefen verhindern könnte. Dieses alles zeiget deutlich genung, daß und warum ein nasses kaltes Jahr einen sauern, herben, hingegen ein warmes trockenes, einen geistigen Wein hervor bringe. Nun sagt man insgemein, daß der Most um Martini schon zu Wein werde; Der aber zu der Zeit noch allzutrüblich, nicht ausgearbeitet, und nicht starck genung, folglich sich nicht lange zu halten fähig ist, wofern er nicht in frische Fässer abgezogen wird; Dahero er denn, bis zu seiner Vollkommenheit drey bis vier Monate zu liegen hat. Doch es ist auch gewiß, daß ein gutes Gewächse, oder ein concentrirter Most, ohngeachtet er langsamer, als ein wäßriger und saurer giehret, gleichwohl zeitlich eine genungsame Stärcke erhält. Auf welche Weise man schon vor Zeiten in Griechenland und Italien [451] einen gewissen Wein hatte, den man Vinum Protropon nennete, der sonderlich in Griechenland um Gnidus und Lesbus wuchs, und von dar nach Rom geführet wurde, woselbst sich aber dessen nur das Frauenzimmer meistens bedienete, weil er nicht starck, zugleich aber sehr süsse war, und zwischen dem Moste und Weine ein Mittel-Naß vorstellete. Er wurde nicht gepresset, sondern der Safft floß freywillig oder durch die gelindeste Pressung in der Kelter, aus den Beeren, der alsdenn in Flaschen aufgefangen und an der Sonne zur Gährung oder Aufstossung gebracht wurde. Hier. Mercurial. Variarum lectionum Lib. I. c. 17 p. 382. Welcherley Art Wein auch noch zu unsern Zeiten bereitet wird, wie solches von Neustadt in der Pfaltz Johann Lange Epist. Lib. I. epist. 27 p. 128 bezeuget, woselbst er Beerwein genennet wird. Hierzu gehören die besten und kräftigsten Beeren, die in kurtzer Zeit einen genungsam kräfftigen Wein zu geben, fähig seyn. Und dieses ist im 1718 Jahre fast durchgängig geschehen, da man zeitlich jungen Wein von solcher Stärcke, und so durchdringend gehabt, als er in vielen Jahren nicht gewesen. Und meldete man daher aus Ungarn und Oesterreich, daß die neuen Weine, wann sie etwas unmäßig getruncken würden, weit mehr bedaumelten, und truncken machten, als andere Jahre, so gar, daß auch offt Besoffene 25 bis 30 Stunden lang in einem harten Schlaffe sollen gelegen haben. Hiervon ein Exempel zu geben, so meldete man im späten Herbste obgedachten Jahres von Wein folgendes: Bey Ofen hat sich ein lachenswürdiger Fall zugetragen: Ein Mann, welcher willens seinen drey bis vier Meilweges entlegenen Freund heimzusuchen, hatte sich zu Pferde begeben, und eine Stunde von solchem Orte etwas zu viel vom heurigen Weine zu sich genommen, mithin eingeschlaffen und unweit des Freundes Behausung vom Pferde gefallen. Dieser, in Meynung, sein Freund sey vom Schlage gerühret und todt, legte denselben auf einen Wagen, und führete ihn seinem Weibe zu, welche selbigen, wegen der nächtlichen Kälte starrenden Mann in dieser Beschaffenheit auch annahm, und folglich zum Begräbniß die Anstalten verordnete; Da nun selbige bald vorgekehret ward, alle Nachtbarn im Zimmer nebst seinen Kindern den vermeynten Toden bedauerten, lamentierten, und selbigen aufheben, und in die Todtentruhe legen wollten; Siehe da! so war der volle Tropf erschreckt, daß er aufwachte, und weil er sich nicht bald recht besinnen konnte, glaubte er, es wären Diebe und Mörder vorhanden, daher er sich plötzlich mit Gewalt los riß, und seinen an der Wand hängenden Sebel ergriff, sich zu wehren, worauf alle Umstehende weglieffen, und im gantzen Dorffe Lerm wurde, bis sich endlich die gantze Sache mit einem Gelächter endete. Man hörete von andern Orten mehr, daß der heurige Wein die Leute, welche dessen übermäßig trincken, fünf und zwanzig bis dreyßig und mehr Stunden gantz verzuckt und schlaffend mache. So weit die Wienerische Nachricht. Diese Schläfrigkeit ist gröstentheils ohne Zweifel von solchen Personen zu verstehen, welche von Natur darzu geneigt sind: Denn der Wein, saget Sachs von Löwenheim Ampelograph. Sect. VI. Memb. 2. [452] c. 2. p. 205 würcket verschiedentlich, so wohl in Ansehung seiner Natur, als auch in Betrachtung der Sitten, dererjenigen, welche ihn trincken, indem er einige schläfrig, andere zornig, und wieder andere hochmüthig macht: Sangvinische Leute lachen, lauffen, und machen kindische Possen: Cholerische fangen an zu reden, in Bewegung zu kommen und zornig zu werden; Phlegmatische hingegen verfallen in Schläffrigkeit und Dumheit; Und Melancholische werden traurig und fangen an zu weinen. Inzwischen ist es auch nicht unwahrscheinlich, daß von einem jungen starcken Weine eher, als von einen alten geistichen, dergleichen Würckungen zu erwarten stehen, weil in jenem der Weingeist, ohngeachtet er sich zeitig und kräfftig erweiset, doch gleichwohl noch mit weit mehrern und gröbern erdigten und öhlichten Unreinigkeiten, als ein abgelegener Wein, vermenget ist, folglich theils nicht hefftig angreiffet, theils aber auch länger im Geblüte bleibet, und die Sinne mit solcher Schläfrigkeit benebelt, wodurch aber dergleichen Weine, weil sie sich allzulange im Geblüte aufhalten, und die Natur endlich aus Ungedult zu allerhand Bewegungen bringen, der Gesundheit nicht zuträglich seyn. Wie denn auch Sachs von Löwenheim am angeführten Orte pag. 413 unter die Würckungen der jungen Weine, aus dem Merkurial, ausdrücklich rechnet, daß sie den Kopf einnehmen, die Sinne betäuben, und unruhigen Schlaf machen. Bey den alten Römern waren die jungen Weine in einer schlechten Achtung, als die man insgemein zu einem hohen Alter gelangen ließ, wie man zum Exempel das Vinum sabinum, nicht vor dem sechsten, das Tiburtinum, nicht vor dem zehenden, das Rheginum nicht vor dem funfzehenden, das Surrentinum nicht vor dem zwantzigsten, andere nach mehrern Jahren erst zu trincken pflegte, insonderheit das Falernum Opimianum erst nach hundert Jahren, ja es ist einst selbiges allererst aufgethan worden, im Jahre 818 nach Erbauung der Stadt, da es doch ein Gewächse vom Jahre 633 gewesen. Daher es denn geschah, daß dergleichen Weine offt so dicke, wie ein derber Honig wurden, die man daher fast ausschneiden und mit Wasser vermischen muste, wie davon Bruyerin de re cibaria Lib. XVII c. 5 p. 7O4 und 705. Sachs von Löwenheim am angeführten Orte, pag. 415. Elsholtz Diaetaet Lib. VI. c. 5. p. 311 nachzulesen. Sie pflegten dahero, damit sich die Weine desto besser halten möchten, die Fasse mit Pech, Hartz und Gips zu verwahren, ja gar zu räuchern; Und denn wurde ein Zeichen von der Art und dem Alter des Weins an das Faß gemacht, z. E. Falernum Opimianum annorum centum Von daher das Sprichwort: de meliore nota, und vielleicht bey den Deuschen: Er oder dieser Wein ist eine Note besser, entstanden, Sachs von Löwenheim p. 156 u. f. ingleichen p. 415 und 416. Doch dies war wohl damahls bey dem italiänischen und griechischen süssen Weinen bräuchlich, bey den Deutschen aber gemeiner Art, wo man die Gährung nicht behutsam verwaltet, weil sie insgemein vor jenen wäßriger seyn, macht das Alter nicht so leicht eine gleiche Güte, als [453] die meist alsdenn auf eine grössere Härte zu schlagen pflegen. Denn die wäßrigen Weine saget, Bruyerin am angeführten Orte p. 704. dürffen nicht wohl lange liegen, indem sie leichte sauer werden. Inzwischen leiden doch auch unseres Deutsche sonderlich die Ungarischen Weine, gleichwohl öffters noch ein ziemlich hohes Alter, ob sie schon ihre Annehmlichkeit meist verlieren, an deren statt aber ihre Stärcke erhöhet wird, woferne sie nur recht gewartet werden, wie den Sachs p. 418 verschiedene Exempel von zwey bis drey hundert jährigen Weine beybringet; dieses aber geschiehet bey denen Weinen von einen guten Gewächse, oder guten Jahre, die ihre geistige Krafft, ohne Uebereilung, bey Zeiten an den Tag legen.

Warum der abgezogene Wein stärcker, aber nicht so dauerhafft sey?

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Diese Frage wird bey dem Macrob. Lib. VII. Saturn. c. 12. also beantwortet: Der abgezogene Wein ist durch die Scheidung von seinen Hefen dünner, und durchdringender worden; daher er auch eher truncken machet. Er kan aber weniger dauren, weil ihm seine Wurtzel oder Festigkeit genommen, sintemahl was beym Eßig die Mutter ist, das sind die Hefen beym Weine. Ja! bey unsern rothen Weine weiset sich die Krafft der Hefen noch mehr, und zwar in Ansehung ihrer Farbe, die sie durch das Abziehen zugleich verlieren; welches jedoch alles bey dem blancken nicht zu befahren.

Aus welchem Orte des Fasses der beste Wein gezapffet werde?

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Macrob an bemeldten Orte antwortet: Das Oel sey wegen seiner natürlichen Leichtigkeit, oben, der Honig wegen seiner Schwere unten, und der Wein in der Mitte des Fasses am edelsten; Sintemahl in der That das unterste Theil des Weins den trüben und abgeschmackten Hefen nahe ist, das oberste aber von der Lufft mehr als das mittelste verwandelt wird.

Warum der halbvolle Wein mit der Zeit versaure, hergegen das halbvolle Oel lieblicher werde?

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Macrob. giebt diese Ursache: Wenn der Wein nicht voll gehalten wird, sondern unaufgefüllt lieget, so kommet die Lufft als ein schädlicher Fremdling in selbigen Raum, und verzehret das Beste des Weins; also daß das übrige an Kräfften geschwächet, entweder herbe oder gar sauer wird. Was aber das Oel betrifft, da trocknet die eingelassene Lufft desselben übrige Feuchtigkeit aus, und verzehret den annoch darinnen verborgenen Schimmel oder Schleim, also daß des Oeles Geschmack dadurch viel anmuthiger wird.

Warum der Wein gar nicht oder doch selten gefriere?

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Das Oel wird wegen seiner glatten Fettigkeit von der Kälte nur dick, es gefrieret aber nicht zu Eysse. Der Branntewein, der Eßig, das Seewasser, die Saltzlacke, gefrieren nicht, weil sie so viel hitziges Geistes und Saltzes, als dem Frost zu widerstehen, in sich haben. Eine solche Beschaffenheit hat es auch mit dem Spanischen und starcken Rheinischen Firnweinen, welche unsere Kälte, ohne zu gefrieren, eine Zeitlang wohl vertragen können. Was aber die andern geringen Deutschen Weine betrifft, weil selbige wenig [454] Saamen der Wärme, aber viel von dem leicht eyssenden Elemente des Wassers bey sich führen, so trägt es sich bisweilen zu, daß sie bey harten Frostwetter im Verführen gestehen, und damit zugleich umschlagen, oder alle ihre Gütigkeit verlieren.

Warum einige Weine die Gicht bringen?

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Soferne der Wein, Wein ist, verursachet er keine Gicht, sondern, soferne er etwas, welches unserm Leibe fremde, und zur Gleichwerdung untüchtig ist, bey sich führet. Also bezeuget Sennert in Paralip. p. 152. daß die zu Garnberg und auf andern Sächsischen Sandbergen, wachsenden Weine so beschaffen, daß niemand, wenn er selbige schon als ein tägliches Geträncke zur Genüge brauchet, podagrisch daven werde. Das Fremde und Untüchtige aber ist etwas Mineralisches, welches die Weinstöcke aus den Boden ziehen; Und dieweil die Sandberge von Kalck, Mergel und andern mineralischen Wesen befreyet, so können die drauf wachsenden Reben, auch nichts anders, als allein den natürlichen Erdsafft daraus saugen. Findet sich aber dergleichen, Mineralisches Wesen, im Grunde, so ziehen die Stocke dasselbe an sich, und theilen es dem Weine mit. Weil dann nichts nähret, nisi quod ab animatis provenit, als was von beseelten oder lebhafften Dingen entsprungen, die Mineralien aber, und mancherley Gattungen der Erden, eigentlich kein Leben haben, so folget, daß besagtes Mineralisches und dem Weine mitgetheiltes Wesen, als fremd und zum Nähren untüchtig, in der ersten oder andern Dauung, das ist, durch den Stuhl und den Urin, nothwendig ausgeworffen werden muß. Im Fall solches gsschiehet, so folget kein Schaden darauf. Gehet es aber in die dritte Dauung und also in die Gestalt des Cörpers, oder in den gantzen Leib, so treibet die Natur solchen mineralischen Unrath in die Gliedmassen, und entstehet daraus eine Gicht, da zuletzt in den Gelencken der Tartar, das ist eine aus Saltz und Kalck vermischte Materie, scheinbar wird. Ein solcher Tartar aber ist entweder grob, und hänget sich in Menge an die Fässer an, wie man bey den Rheinischen Weinen siehet, oder subtil, und mit der Substantz des Weins genau verbunden, wie in den Ungarischen. Und diß ist die Ursache, warum 24. Maaß Rheinischer Wein durch einen Helm abgezogen, sechs Loth Weinstein, hingegen 24. Maass Tokayer, dessen nur ein halb Loth hinterlassen, sintemahl desselben starcker Geist den so fest vereinigten Tartar zum grösten Theil mit sich hinüber führet. Dieses Experiment wird auch durch die Erfahrung unterstützt, indem die Gicht nirgends hefftiger als in Ungarn und dem benachbarten Oesterreich, Mähren und Böhmen regieret. Gleichwie nun aus diesen Meynungen folget, daß der Rheinwein den Podagristen bey weiten nicht so schädlich, als der Ungarische mit seinen Nachbarn sey; Also ist vermuthlich, daß die auf Sandbergen in guten Jahren fallende Weine denenselben sicherer als die Rheinischen zu trincken seyn.

Betrachtung des Weins nach der Heiligen Schrifft.

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Der Wein wird in der Heil. Schrifft beschrieben 1) dem Ursprunge nach, daß ihn nach der [455] Sündfluth der Ertz-Vater Noah gepflantzet, 1. Mose IX. 20; wiewohl er auch in der ersten Welt bekannt gewesen und fleißig fortgepflantzet worden. Nach dem Ertz-Vater Noah haben ihn fast alle Völcker, insonderheit aber die Kinder Israel in dem gelobten, Lande geliebet 2) Dem Orte nach, waren die Weinberge gemeiniglich in einem festen Erdreich, wie die Weinberge zu Sichem, zu Samaria, 2 Könige VI, 27. der Weinberg Naboths, 1 Könige XXI, 1. Die Weintrauben waren von sonderbarer Grösse und süssen Geschmack, 4 Mose XIII, 24. Doch war ein grosser Unterschied, sintemahl der Wein weit besser in dem Stamme Benjamin und Juda wuchs, als in andern Stämmen. Drum heist es Buch der Richter VIII, 1. Ist nicht ein Rebe Ephraim besser, als die gantze Weinlese Abi Eser? 3) Der Lesung nach, welche mitten im Sommer geschahe. Besiehe den Artickel: Weinlese. 4) Wird der Wein unter die Dinge gezehlet, so der Mensch zu seinem Leben bedarf, Syr. XXXI, 32. Cap. XXXIX, 31. und eine edle Gabe GOttes genennet, 1 Mose XXVII, 28. 37. 3 Mose XVI, 5 5 Mose XI, 7. 14. Hos. II, 9. 22 Joel I, 19. Cap. II, 24. Cap. III, 18. Sach. IX, 17. so mässiglich getruncken Leib und Seele erfreuet, Ps. CIV, 15. Ps. IV, 8. Buch der Richt IX, 13. Syr. XL, 20. Cap. XXXI, 32. 35. 2 Sam.XIII, 28. Pred Sal. X, 19 Sach. X, 7. guten Muth machet, Esth. I, 10. Sprüchw. XXXI, 6. 7. das Hertz stärcket, Hohen-Lied. II, 4. 5. wie auch den schwachen Magen, I Tim. III, 25. die Müden und Abgematteten erquicket, Syr. XXXI, 31. 1 Mose XIV, 18. 2 Sam. XVI, 18. 2. Sam. XVI, 20. wie auch die Wunden reiniget, Luc X, 34. ward daher gebraucht in Freuden- und Gastmahlen, 1 Mose XIX, 31. 33. 35. 2 Sam. XIII. 28. Hiob I, 13. Neh. V, 18. Esth. I, 7. Cap. V. 6. Cap. VIII, 2. 7. 8. Sprüchw. IX, 2. 5. Dan. V, 1. Amos VI, 6. Cap. II. 8. Sach. IX, 15. Joh. II, 3. und heist Wein trincken so viel als beym Gastmahl sich frölich erzeigen, Pred. Sal. IX, 7. Sprüchw. IX, 25. und hatten üppige Leute vielmahls Saytenspiel und Music dabey, Es. V, 12. Cap. XXIV, 8. 9. Amos VI, 5. 6. Syr. XL, 20. hingegen wenn der Wein unmäßig genommen wird, wie die Weinsäuffer thun, Joel I. 5. Syr. X \ XI, 29. Es. V, 11. 12. 22. 1 Tim. III, 3. 8. Tit. I, 7. die den Wein zu sehr lieben, Sprüchw. XXI, 17. Es. LVI, 12. so macht er den Menschen toll und voll, Hos. IV, 11. Sprüchw. XX, 1. Hab. II, 5. Syr. XIX, 2. verursacht übermäßig Schreyen und Juchzen, Ps. LXXVIII, 65. Sach. IX. 15. macht Schwelger, Hof. VII, 5. 1 Petr. IV, 3. und Daumeln, Jer. XXIII, 9. beschweret das Hertz und den Verstand mit vielem Uebel, Sprüchw. XXIII, 29 35. Es. XXVIII, 1. 7. Eph. V, 18. verkehret da Recht, Sprüchw. XXIII, 4. bringt lauter Hertzeleid, Syr. XXXI, 36. Armuth, Syr. XIIX, 39. Sprüchw. XXI, 17. und endlich den frühen Todt. Syr. XXXI, 30. Das Leben ohne Wein heist ein elendes Leben, Syr. XXXI, 33. und wird für eine Straffe GOttes gehalten, wo es in einem Lande, das sonst ein Wein-Land ist, daran mangelt, Es. XXXIV, 7. 11. Hos. II, 8. Joel I, 5. 10. 11. 12. Hagg. I, 11. Cap. II, 17. 5) Der Art und Weise nach, so war im Gelobten Lande der bekannteste und köstlichste Wein der rothe Wein, Sprüchw. XXIII, 31. 1 Mose XLIX, 12. Hiller Hierophyt. P. I. c. 34. p. [456] 325. ein sehr guter und süsser Wein Es. XXVII, 2. Joh. II. 10. Apost. Gesch. II, 13. der oft mit Wasser vermischt ward, wenn er zu starck war, dergestalt, daß zu einem Maaß Wein, zwey auch wohl mehr Maaß Wasser gegossen wurden, nachdem nemlich der Weinstock war. Reland. Palast. L. I. c. 32. p. 188. daher heists Spüchw. IX, 2. 5. die Weißheit vermischete ihren Wein, trincket des Weins, den ich gemischet habe, cons. Cap. XXIII, 30. und ward mit dem Wein grosser Handel getrieben und derselbe von den Kaufleuten hin und her verführet, Ezech. XXVII, 18. Offenb. XVII, 12. Neh XIII, 15. Daß auch 6) das Wein trincken und der Weinbau schon vor der Sündflut im Gebrauch gewesen, ist zu schliessen, aus Matth XXIV, 38. Luc. XVII, 16. Darum ist auch Noah nicht der Erfinder des Acker- und Weinbaues gewesen, sondern der Erneurer, in dem wiederholten Gebrauch und Einführung der zu diesem Leben nöthigen Künste Scheuchzer. Kupfer-Bibel, Tab. 67. p. 82. So wurde auch aus Myrrhen Wein gemacht Marc. XV, 25. und allerley Obst, z. E. aus dem Safft der Granat-Aepffel, Palmen, Feigen, Maulbeeren etc. Hohenlied VIII, 2. wie auch aus Gerste, u. d. gl. so in der Bibel auch durch starck Getränck gemeynet wird, 3 Mose X, 9. und kommet das Hebräische Wort von inebriari, truncken werden, her, weil es wilde Leute und truncken macht, Sprüchw. XX, 1. Cap. XXIII, 29. 30. Cap. XXXI, 6. Es. XXVIII, 7. Cap. LVI, 12. Mich. II, 11. 1 Sam. I, 15. Ps. LXIX, 13. Hiller l. c. p. 321 u. f. 7) So war auch denen Priestern und Leviten der Wein und starck Geträncke auf gewisse Zeit, bey Abwartung des Gottesdienstes und ihres Amts verboten, 3 Mofe X, 9. Ezech. XLIV, 29. wie auch den Nazaräern oder Verlobten GOttes, 4 Mose VI, 3. Buch der Richter XIII, 7. Luc. I, 5 Cap. VII, 33. welches auch die Rechabiter aus einem freywilligen Gelübde gehalten, Jer. XXXV, 6. 8. 14. ingleichen Daniel, Dan. I. 8. Cap X, 3. So werden auch 8) von dem Wein viel Gleichniß-Reden in H. Schrifft gebrauchet. Denn so bedeutet der Wein 1) den Mißbrauch des Weins, im Vollsauffen und Trunckenheit, 1 Sam I, 14 Cap. XXV, 37. Ps. LXXVIII, 65. Sprüchw. XX, 1. Cap. XXXI. 4. Pred. Sal. II, 3. Es. XXII, 23. Hos. IV, 11. Joel III, 3. Amos VI, 6. Buch der Weish. II 7. 2) Allerley Wollust und Ergötzlichkeit im Geistlichen, Sprüchw. IX, 2. 5. Hohe-Lied I, 2. 4. Cap. IV, 10. Cap. VIII, 2. Cap. II, 4. 3) Allerley Vorrath an Speiß und Tranck, Neh. V, 15. Ps CIV, 14. CV, 33. Es. XXXVI, 16. Jer. V, 17. Hos II, 12. 15. Joel I, 7. 12. Klag-Lied. II, 12. 4) Die Göttliche Weißheit, Sprüchw. IX, 19. Lehre des Evangelii, Hohen-Lied VII, 19. Cap. VIII, 2. Göttliche Gnaden-Gaben und Wohlthaten, Es. LV, 1. Cap. XXV, 6. Cap. XXVII, 2. Hoh. Lied V, 1. Cap II, 5. Amos IX, 14. Luc. X, 34. 5) Himmlische Güter und die Freude des ewigen Lebens, Joel III, 18. Matth. XXVI, 29. Luc. XXII, 18. so besonders ein neuer Wein genennet wird. 6) Die Gläubigen, Offenb. VI, 6. 7) Alter Wein ist ein Bild eines alten Freundes, Syr. IX, 13. 8) Wein im Heil. Abendmahl, heist Christi Blut, so in seinem Leiden gekeltert worden, und träncket, erfreuet, stärcket, erquicket, heilet und reiniget, Matth. XXVI, 26. 9) Der Wein ist nicht nur ein [457] Bild der Erquickung, sondern auch Drückung, und bedeutet die Sünden und Laster der Gottlosen, welche daran gleichsam truncken sind, 5 Mose XXXII. 33. Sprüchw. IV, 17 Amos II, 8 Offenb. XVII, 2. Cap XIV, 8. Cap. XVIII. 3. und daher GOttes Zorn, Strafen und Gerichte, Jer XXV. 15. C. LI. 7. Ezech. XXIII. 32. 33. 34. Offenb. XIV. 10. C. XVI. 19. nebst allerley Creutz, Trübsal und Elend, Ps. LX. 5. LXXV. 9. 10) Wein mit Wasser vermischt bedeut verkehrte Lehre und verderbte Sitten, Es. I. 22. 2. Cor II. 17. καπηλευειν, cauponari, heist den Wein verfälschen, und bedeutet GOttes Wort fälschen, 2. Cor. IV. 2. 11) Neuer Wein und alte Schläuche bedeuten ungereimte Dinge, daß nemlich die Lehre des Evangelii mit denen Aufsätzen der Alten nicht bestehen könne, Matth. IX. 17. Luc. V. 37. u. f. 12) Trunckene ohne Wein heissen die mit grossem Elend und Hertzeleid beladen seyn, Es. XXIX. 9. Cap. LI. 21. So wird auch 9) gesaget, daß der Wein verwahret werde 1) im Wein-Hause oder Keller, I. Chr. XXVIII. 7. wodurch im verblümten Verstande die Christliche Kirche angedeutet wird, Hoh. Lied. II. 4. Es. LV. 1. 2) In Lägeln oder Flaschen, Hos III. 10. 2. Sam. VI. 19 welche die Heil. Schrifft bedeutet, Hoh Lied. II. 5. Er leget mich auf die Faschen, d. i. die Schriften Mosis, der Popheten und Apostel. 3) In ledernen Schläuchen, den Wein bequem bey sich zu führen, Jos IX. 4. 1. Sam. I. 24. C. X. 3. C. XVI. 20 Cap. XXV. 18. Hiob XXXII, 19 Jer. XIII 12. Matth. IX 17. Ausgeleerte Schläuche oder Lägel Wein bedeuten die zerstöhrten Städte der Moabiter, Jer. XLVIII. 12. Schmids Bibl. Physicus p. 362. u. f. In einer alten deutschen Bibel, welche im Jahr Christi 1518. zu Augspurg in klein Folio gedruckt, und von dem sel. D. J. F. Meyern in hist. Vers. Germ. p. 192. und in Bibliotheca Sacra Jacobi le Long, welche Herr D. Börner herausgegeben, P. II. p. 190. gerühmet wird, befindet sich unter den andern sehr vielen curiösen, in Holtz geschnittenen und illuminirten Bildern, auch eines, so zum IX. Cap. des ersten Buchs Mosis gehöret, und besonders zu bemercken ist, indem darauf nicht allein der von Wein betrunckene Noah, nebst seinen drey Söhnen, sondern auch zwey Weinstöcke, dabey fünfferley Thiere zu sehen. Die Bedeutung dieses Bildes hat ein bekannter Liebhaber alter Bibeln, J. C. O. in A. welcher den I. Theil von dieser Bibel besitzet, durch nachfolgende Gedancken zu erkennen gegeben: Nemlich, es stehet bey einem Weinstocke ein Bock in der Höhe, und frisset von selbigen, damit vermuthlich gezielet wird auf die Erfindung des Weinbaues, massen ein Bock darzu Anleitung soll gegeben haben, welcher von wilden Weinbeeren gefressen, und muthiger zur Heerde gekommen, welches Noah observiret, und den Wein-Stock mit Löwen- und Lammes-Blut begossen, darauf ein edler Wein erfolget wäre, welches die Heyden gehöret, und eine Fabel gemacht, vom Aetolo, Staphylo und Oenei Ziegen, deren eine immer etwas später von der Weide zurückgekommen wäre, da man denn wahrgenommen, daß solche sich am Weinstocke delectiret hätte, und Anlaß gegeben, den Wein recht zubauen, vid. Ezler [458] Isag. Mag. Med. c. 4. n. 92. Cornar. L. I. Th. Vit c. 3. Dan. Heinsius in hymn. Bacch. v. 146. Lactanc. L. II. Inst. div. c. 14 Polyd. Virgil 3. de inv. rer. 3. p. 205. D. Phil. Jac Sachsius Ampelog. c. 3. p. 18. u. f. Am andern Weinstocke liegen 4. sonderliche Thiere: ein Affe, ein Löwe, ein Schwein u. ein Lamm, welche die mancherley Würckungen des Weins anzeigen sollen. Massen der Wein die Menschen im Anfange lustig machte, daher sie sich, wie Affen, poßierlich in Gebehrden u. Gesprächen, bezeugeten; andere würden beym übrigen Trunck grimmige Löwen, und geriethen in Schlägerey; Etliche fielen wie die Schweine dahin und musten den Exceß von sich brechen; da hingegen viele stille und freundlich beym Weimtrincken wären, wie ein sanftmüthiges Schaaf, also, daß wenn sie gnung hätten, auch sie so einschlieffen. Die Gelehrten können auch die Stelle hieher appliciren, welche bey dem Bocharto in Hierozoico P. II. p. 140. also lautet: Incertus autor Viridarii doctorum refert, vitem quatuor animalium sanguine a diabolo fuisse aspersam: nempe pavonis, cum primum consita est: simiae, cum incepit folia edere: leonis, cum protrusit uvas, porci denique, jam maturescente fructu, Atque inde esse, quod, qui vinum bibit, 1) ut pavo sit venustior. 2) in simiae modum ludit. saltat, gesticulatur: 3) leonis instar. furit: 4) ut porcus jacet, somno vinoque sepultus. Welche Worte mit obigen wohl übereinstimmen, nur das der Pfau hinzugesetzet, und das Schaaf weggelassen worden, da denn der Pfau des Menschen Schönheit, die er vem mäßigen Weintrincken bekömmt, bedeuten soll. Daß dieses alles wahr sey, bezeuget die Erfahrung. Unsch. Nachr. 1728 p. 671. u. f.

Juristische Abhandlung.

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Aus den Rechten ist wegen des Weins überhaupt zu mercken, daß, wenn ein gewisses Statut vom Weine redet, solches nicht auf andere Geträncke zu ziehen. Struvs Jurispr. Lib. I. tit. 2. §. 30. von der Mischung oder vielmehr Verfälschung des Weins mit Wasser siehe in einem besondern Artickel: Wein-Verfälscher. Nur ist hierbey mit wenigen die Frage zu berühren, ob denn wohl der Wein bey dem Abendmahle mit Wasser gemischet seyn dürffe? Die Römische Kirche behauptet solches, und zwar so, daß des Wassers mehr, als des Weines seyn solle, c. 13. de Missla c. 1. 2. 4. 7. de Consecrat. D. 2 c. 8. X. de Missa. Hingegen die Protestantischen Lehrer des Canonischen oder Geistlichen Kirchen-Rechts, meynen, solches sey eine gleichgültige Sache, und finde die Ursache, weswegen man im Orient solches verordnet, bey uns nicht statt. Besiehe Fleischers Einleit. zum Geistl. Rechte, Lib. II, c. 4. §. 40. die Gewohnheit, denen so genannten armen Sündern kurtz vor der Execution unter andern auch etwas Wein zu reichen, anlangend, und mit was vor Masse solches geschehen solle? Davon ist bereits in dem Artickel: Sententz, (Vollstreckung einer peinlichen) im XXXVII Bande, p. 199. gehandelt worden. Was aber etwan sonst noch wegen der Weine, als z. E. in Ansehung deren Verkaufs oder Schancks, u. d. g. aus denen Rechten anzumercken, davon kan in denen nachstehenden Artikeln in gehöriger Ordnung [459] ein mehrers nachgelesen werden. Nur müssen wir hierbei noch gedencken, daß besonders in denen Chur-Sächsischen Landen auf Hochzeiten mehr nicht, als zweyerley Wein, Policey-Ordnung vom Jahr 1661. tit. 14. §. 11. süsse Weine aber, als Malvasier, Rheinfall, Alacant, Muscateller, Vältliner, und dergleichen ausländische Weine bey 20 fl. Straffe nicht gespeiset werden sollen, Ibid. §. 12. ausser was der Rath der Braut und dem Bräutigam, und den fremden Hochzeit-Gästen zu Ehren, an süssen und andern Weinen zu verehren pfleget Ibid. Fremder Wein wird gemeinen Bürgern, Handwercksleuten, und andern geringen Personen, bey 10 Rthlr. Straffe verboten, Mandat von 1684. und nur denen von Adel und andern Personen von Condition, Ibid. ingleichen den privilegirten Wein-Kellern in Städten gestattet, Rheinische, Moßler- Necker- und Francken-Wein einzulegen. Ibid. Und nach Maßgebung der Hochfürstlichen Sächsisch-Gothaischen Landes-Ordnung, p. 169. ist der Wein in rechtem Maaß zu schencken. Die Pfarrer aber sollen in den Pfarr-Häusern keinen Wein schencken. Ibid. p. 37. Der Wein, dessen bey dem Abendmahle zu viel consecriret worden, soll denen Communicanten gereichet werden, nicht aber der Priester selbigen trincken. Ibid. in den Beyfugen, p. 27. Wenn aber die Austheilung des Weins zu Ende gehet, und sich begäbe, daß dessen zu wenig eingeschencket und consecriret worden, mithin selbiger nicht vor die noch übrigen Communicanten zulangen wolte, soll, nach des consecrirten Weins gäntzlich geschehener Austheilung, noch etwas aus dem Kännlein in den Kelch eingeschencket, und darüber die Worte der Einsetzung, die solche Gestalt angehen, mit klaren vernehmlichen Worten gesprochen, und hernach vollends denen übrigen Communicanten dispensiret werden. Ibid. p. 26. u. f. Den Wein, so in Schencken geleget wird, sollen die Schultheissen und Zehend-Meister überschnüren, oder mit der Visier-Schnur überschlagen, und versiegeln, so denn aber, nach dem Ausschencken, also bald die Fasse ohmen und sich verzehenden lassen. Ib. p. 432. Bürger aber sollen auf ihren Verlöbnissen und Hochzeiten keinen Wein verspeisen, wenn er ihnen nicht selbst zugewachsen ist. Ib. p. 486. und 492.

Geheime Deutungen des Weins.

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Der Wein hat insgemein die geheime Deutung der Frölichkeit und des Wohllebens. Seine Krafft truncken zu machen, bildet die Art weltlicher Lüste vor, wie sie zwar ergötzen, aber zugleich Schaden thun. Wenn er durch das Alter sich veredelt, zeigt er den Nutzen der Beständigkeit in Guten. Sein heilsamer Gebrauch und schädlicher Mißbrauch lehren in allen Dingen, so die Sinnen ergötzen, ein geziemendes Maaß halten. Der Most, so sich in den Faß nicht verhalten läst, giebt eine Lehre, wie mit der wilden und rohen Jugend vorsichtig umzugehen, daß sie durch übrige Strenge nicht gereitzet, und alle Zucht zu hassen, veranlasset werde. Die alten Heyden haben bey ihren Opffern lautern Wein geopfert, die Lauterkeit ihrer Andacht vorzubilden. Den [460] Erfinder des Weins haben sie unter dem Nahmen Bachus und Liber pater, göttlich verehret, ihm vortrefliche Thaten, grosse Siege und herrliche Wunder zugeschrieben, eigene Priester und Priesterinnen verordnet, und feyerliche Festage eingesetzet.

Sinnreiche Vorstellung des Weins unter einem Bilde.

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Er, Bachus, wurde gebildet, als ein Jüngling, oder von mittelmäßigem Alter, nacket und wohl bey Leibe mit einem lachenden Gesicht, einem Krantz von Epheu auf dem Haupte, zwey kleine Hörner vor der Stirne und einem Spieß, dessen Schafft mit Wein-Reben und Epheu-Rancken umwunden, in der Hand, sitzend auf einem Wagen, der von Löwen oder Tiegern, oder Luchsen gezogen, von Wald-Göttern oder Wasser-Göttinnen begleitet, und der Zug von dem alten Silen auf einem Esel reutend beschlossen wurde. Unter solchen Bilde ist der Wein mit seinen Wirckungen sinnreich verstecket. Die Jugend und zugleich das männliche Alter, so dem Bacchus beygelegt wird, deuten, daß der Wein dem Menschen, bey Gesundheit und Kräfften erhalte, und gleichsam verjünge, wenn er mäßig gebraucht wird, wohin auch der Epheu zielet und ebenfalls die Hörner gezogen werden können, wiewohl diese auch den Muth, so der Wein erweckt, oder weil im Anfange Hörner Trinck-Geschirre gewesen, bedeuten kan. Die Thiere, so den Wagen ziehen, bedeuten die mancherley Folgen des Weins bey den Trunckenen. Die verlarvten Wald- und Wasser-Götzen, noch mehr aber die rasenden Weiber, so seine Priesterinnen seyn sollen, zeigen die Unordnung an, so aus der Trunckenheit erfolget, und daß er von Weibern bedienet wird, lehret daß der Mißbrauch des Weins den Leib und das Gemüthe entkräffte, und zu grossen Thaten untüchtig mache. Die Thaten so dem Bachus zugeschrieben werden, wie er nemlich grosse Völcker bezwungen, ferne Züge gethan, mit seinem Spiese Flüsse ausgetrocknet, Honig aus den Felsen fließend gemacht, u. d. g. geben die Muthmassung, daß diß Gedicht aus der Historie Mosis abgesehen, wiewohl verfälscht, und mit andern Geschichten vermischt.

Schrifften vom Wein.

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Endlich können von den Weinen verschiedene Dissertationen und andere Bücher nachgelesen werden, vornemlich des berühmten Hofmanns Dissert. de Natura & Praestantia Vini rhenani in Medicina, de Vino hungarico, auch die in Basel gehaltene de Vino hungarico soproniensi, Meiboms de Vino, Wedels de Vino dulci, ferner die Dissertation de Vino Wertheimensi, die, welche de Vino lithargyrio mangonisato, ingleichen de Vinis sulphuratis handelt, und andere mehr; Auch Dodonäs Vitis & Vini Historia, Horsts Vitis vinifera, eines Unbenannten Urtheil vom Nutzen des Rheinweins, Portzens Tractat, de Vino rhenano, und Canonhers Virtutes Vini, ingleichen Schreyer, Thurneb, Kellner, Schutt, Sebitz de Alimentis, Whitacker de Sanguine Uvae, Valisniers Sachen, ferner Joh. Baptist Davin, de Potu Vini calidi. Andreas [461] Baccius de narurali vinorum historia, de vinis Italiae, & de conviviis antiquorum libri VII. accedunt de Factitiis, ac Cerevisiis, deque Rheni, Galliae, Hispaniae & de totius Europae vinis & de omni vinorum usu compendiaria tractatio, Rom. 1597. in Fol. Siehe Biblioth. Rivinian. n. 7003. Linden. renov. p. 39. a. Vini quidem virium optimam descriptionem nobis dedit Andreas Baccius schreibt Conring cap. XIII. §. 9. p. 410. Anton Fumanella oder Fumanellus in libello de vini temperatura & facultatibus, so unter seinen Wercken, die zu Zürch 1557. in Fol. gedruckt, zu befinden. Hieronymus Fracastorius de vini temperatura sententia, stehet in seinen zusammengedruckten Operibus, welche unter andern zu Lyon 1591. in 8. herausgekommen. Die Venetianische Edition vom Jahr 1584. apud Juntas, in 4. ist die dritte Auflage. Siehe Biblioth. Rivin. n. 2150. u. f. Jac. Sachs (von Levenheim) Αμπελογςαφἰα, s. vitis viniserae ejusque partium consideratio physic. philol hist. medico-chymica, Leipzig 1661. in 8. Johann Böcler in Diss. phys. de Vino, Straßb. 1716. in 4. Es betrachtet letztgedachter Schrifftsteller in derselben nicht nur die Etymologie, Homonymie, Arten, Elemente oder Principien, den Gebrauch und andere bey dem Wein vorkommende Umstände, wie sie etwa, nach des Verfassers eigenen Geständniß, in der Hofmannischen Disputation und andern davon verfertigten Schrifften examiniret worden; sondern es werden auch dabey allerhand Curiositäten eingestreuet, z. E. p. 19. mit Jungfern, mit Pferden und Wein ist etwas gefährlich zu handeln, es kan sich die Waare gar leicht vom Abend bis Morgen verwandeln. p. 20. Si bona vina cupis, quique haec laudantur in illis: Fortia, Formosa, Fragantia, Frigida, Frisca. So giebt er auch p. 20. den Rath, man müsse einschencken: Cerevisiam lente, Vinum repente, p. 28. Vinum Rhenense decum esi est & gloria mensae. p. 35. Niemahls nüchtern, niemahls voll thut in Sterbensläufften wohl. Rejesens Camp. Elyss. jucundar. quaestion. Stahls Zymotechnia, der dritte Theil der Thornischen Meletematum, worinne eine lesenswürdige Dissertation, de Vineis Ungariae, Gratarol, de Vini natura, usu & artificio, Hohberg, Sincer Philalet, Balthasar Schnur verschiedene Kellermeister und Weinkünstler, siehe Gelehrte Fama, Th. 56. p. 613. u. f. Stollens Historie der Medicinischen Gelahrheit, p. 891. u. f. Daß auch sonsten noch eine Menge sinnreicher und lustiger Lieder, Verse, Lobgedichte, auch wohl Saufflieder auf den Wein gemacht worden, ist mehr, als zu bekannt.