Zedler:Wein der Hurerey

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Weinich, (Joh. Friedr.)

Band: 54 (1747), Spalte: 792. (Scan)

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Wein der Hurerey, Offenb. XIV, 8. allwo es heißt: "Denn sie hat mit dem Weine ihre Hurerey geträncket alle Heyden." Welches auch wiederholet wird. Cap. XVIII, 2. Cap. XVIII, 3. Die Worte sind genommen aus Jer. LI, 7. da theils von den Sünden, theils von den Straffen der alten Babel geredet wird. Allhier wird verstanden die Abgötterey und Verführung der Babylonischen Hure, welche einen güldenen Becher in der Hand voll Greuels und Unsauberkeit ihrer Hurerey hat, Offenb. XVII, 4. Cap. XIX, 2. das ist die geistl. Hurerey oder Abgötterey. Derowegen wird durch den Wein der Hurerey angedeutet die abgöttische Lehre, oder die betrügliche Anreitzung und Beredung zu derselben, dadurch sie die Heyden zur geistlichen Hurerey, zu falscher Lehre und Götzendienste verführet. Die reine Lehre des göttlichen Worts wird in der Schrifft Wein genennet. Das ist der Wein, den die Weisheit schencket und aufträget, den wir trincken sollen, Sprüch-Wört. IX, 2. 3. Hoh. Lied VII, 9. Esa. LV, 1. Also wird auch die falsche Lehre, oder die Verführung zu denselben Wein genennet, in bösem Verstande. Denn gleichwie der Wein den Menschen erhitzt, den Verstand beraubet, und böse Lust zur Hurerey entzündet, Hos IV, 11. also auch der betrügliche Schein des falschen Gottesdienstes, das Liebkosen und die Schmeicheley der Babylonischen Hure macht den Menschen toll und voll, daß er zur geistlichen Hurerey und Abgötterey angezündet wird. Was Salomo von dem natürlichen Weine saget: Siehe den Wein nicht an, etc. Sprüch-Wört. XXIII, 30 u. f. Das ist auch wahr von dem Wein der geitlichen Hurerey. Da sieht und gleist die falsche Lehre gar schön von aussen, sie wird dem Menschen annehmlich und mit grossen Schein beygebracht, man streicht ihr eine Farbe an, sie gehet glatt ein; aber sie machet toll und voll, blind und unsinnig, daß der Mensch nach andern Weibern siehet und dasjenige anbetet, was nicht Gott ist. Ist also die Art zu reden genommen entweder von der Gewohnheit unzüchtiger Leute, da eines dem andern einen Trunck Wein zubringet, dadurch dasjenige verübet wird, dessen man sich nüchtern gescheuet hätte; wie die Töchter Loths ihrem Vater Wein zu trincken gaben, und ihn dadurch zur schändlichen Unzucht brachten, I Mose XIX, 34. 35. also ist auch die Lehre der Babylonischen Hure, und der eitle Schein und grosser Ruhm der uhralten Apostolischen und Catholischen Kirche etc. ein solcher Wein und Lock-Vogel, dadurch die Menschen gleichsam trunckén gemacht und bethöret werden. Oder es wird gesehen auf den Liebes-Tranck, da manch unzüchtig leichtfertig Mensch einem andern in einem Truncke die Liebe will eingeben und beybringen; geräth aber meistentheils sehr übel. Denn solch Liebes-Werck ist Teufels-Werck, wird nicht im Nahmen Gottes angefangen, und folget daraus entweder Unzucht und Leichtfertigkeit, oder Wüten und Unsinnigkeit. Dergleichen auch bey aller Abgötterey geschiehet, da offt eine unsinnige Andacht und unvernünfftiger Eyfer sich befindet, Röm. X, 2. Apost. Gesch. XXVI, 11. Im Griech. wird allhier und Cap. XVIII, 3. das Wort ϑυμὸς mitten eingesetzet, welches in der Deutschen Bibel alhier aussen gelassen, weil auch ohne demselben der Verstand richtig und vollkommen ist. Aber Cap. XVIII 3. hat es Luther hinzugesetzet, und gegeben: Von dem Wein des Zorns ihrer Hurerey haben alle Heyden getruncken. Es heisset aber das Wort ϑυμὸς nicht allein das Gemüthe, sondern auch ein erhitzt Gemüthe, Grimm und Zorn, ja auch bey den 70 Dolmetschern heisset es Gifft, Hiob. VI, 4. 5. Mose XXXII, 33. Ps. LVIII, 5. weil die Schlangen im Zorn das Gifft von sich lassen. Daher verstehen etliche dadurch den Zorn Gottes, daß Gott die Hurerey Babylons aus gerechten Zorn verhenge, und auch darüber billig erzürne. Andere legen es von dem Giffte aus, daß der Wein des Gifftes so viel heisse, als gifftiger Wein der Hurerey, oder ein gifftiger zauberischer Liebes-Trunck, dadurch die Heyden zur geistlichen Unzucht und Hurerey angebracht werden. Man kan aber aufs einfältigste verstehen die unzüchtige Brunst, Hitze und Begierde, daß es so viel sey, als der Wein der unsinnigen Brunst und wütenden Hurerey. Sie ist gleichsam rasend und unsinnig in ihrer Hurerey, voll Brunst und heisser Begierde, dadurch sie auch andere reitzet und verführet etc. Lucii Erkl. Apoc. Conc. 143 p. 877 u. f. Siehe auch den Artickel: Wein des Zorn Gottes.