Zedler:Weinfässer

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Wein-Fässer ohmen

Band: 54 (1747), Spalte: 736–741. (Scan)

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Weinfässer, ein Weinfaß ist ein höltzernes von Dauben, und zweyen Böden zusammen gesetztes, und mit Reiffen tüchtig abgebundenes Gefässe, darinnen der Wein aufbehalten wird. Man macht sie meistenteils aus Eichenholtze, als dessen Geruch dem Weine nicht gar schädlich ist, zu dem ist auch das Eichenholtz dicht und fest an einander, und verwahret den Wein, daß er nicht durchrauchen, oder die Lufft hineindringen und ihn verderben kan. Die Gestalt der Fässer und der Inhalt der Maasse und Kannen ist in Deutschland, nach der jedes Orts hergebrachten Gewohnheit unterschiedlich. Die gar grossen oder sogenannten Stückfässer, werden mit eisernen Reiffen, die nicht so leichtlich abspringen, sicher verwahret. In grossen Haushaltungen, wo man viel Wein hat, sind dergleichen grosse Kuffen wohl zu gebrauchen, weil man der Furcht des Springens der Reiffen überhoben ist, und der Wein auch nicht so starck zehret, als in den kleinern Fässern. In gedachten grossen Stückfässern wird der vordere Boden mit einem besonderen Thürlein versehen, damit ein Junge hinein kriechen, und selbige desto besser von dem Weinstein und andern Unreinigkeiten saubern könne. Wenn diese grosse Fässer, nachdem man den Wein daraus gezogen, trocken werden sollen, muß man, nachdem man sie vorhero so viel, als möglich, von dem Weinsteine und der Unreinigkeit befreyet, entweder Weingeist in denselbigen anzünden, oder wer nicht so viel darauf wenden will, ein Kohlfeuer hinein setzen, so trocknen die Fässer nach und nach davon aus. Die Fässer darauf man Most oder Wein füllen will, soll man zuvor mit heissem Wasser u. Asche wohl ausbrühen, und alsdenn erstlich mit frischem Wasser auswaschen. Wenn dieses nicht geschiehet, wird der Most nach den stinckenden Fässern gleich stinckend, und zwar so, daß der Gestanck nimmermehr zu vertreiben ist. Will man wissen, ob ein Faß, darauf man Wein ziehen will, recht rein sey, so zünde man einen Wachsstock an, stecke ihn zum Zapfenloche hinein, und sehe oben ins Spundloch, so wird man alle Unsauberkeit im gantzen Fasse übersehen können. Ober: Man zünde ein Wachslicht an, und halte es zum Spunde hinein; wenn das Faß nicht recht rein ist, so gehet das Licht alsobald aus und wird nicht brennen; Desgleichen so wird auch kein Einschlag recht brennen, wenn man ihn in ein Faß stecket, das nicht rein ist. Um zu wissen, ob es noch einen schädlichen Geruch an sich habe, oder nicht, so schlage man etliche mahl mit flacher Hand auf das Spundloch, und fahre damit nach der Nase zu, so wird man bald dahinter kommen. Die Fässer sind in dem Keller dergestalt in der Ordnung nach einander zu legen, daß keines das andere anrühre: Denn wenn ein Zwischenraum neben ihnen ist, kan man desto leichter zu ihnen sehen; man soll sie auch wöchentlich über und über sauber abwischen, und die Reiffen abputzen, daß nichts unsauberes daran hängen bleibe. In der berühmten Stadt Nürnberg sind nicht allein grosse Weinfässer, die viel Fuder und Ahmen halten, sondern auch kleine und grosse künstliche Fässer, von sonderbarer Erfindung zu finden: als daß man aus einem Fasse, welches nur einen Granen hat, doch viererley Weine zapfen kan; ingleichen daß funfzehen und mehr Stück kleiner Fässer an einander hangen, deren doch jedes seinen Boden Dauben und Reiffe hat, eben wie ein einfaches Faß, und doch nicht das geringste Geleimte noch Genagelte daran zu sehen ist. Der Bundefarbigen Abgebande, in welchen sie ebenfals ihre Kunst beweisen, anjetzo zu geschweigen, und nur vors erste einiger sonderbaren grossen Weinfässer zu gedencken, die in Deutschland zu sehen seyn, so ist von solchen jederzeit berühmt gewesen das grosse Faß zu Heydelberg, welches im Jahr 1608. auf Befehl des Pfaltzgrafens, Friedrichs, verfertiget worden; Es hält 133. Fuder, drey Ohm und drey Viertel Weins, welches ausmacht 65332. Maaß, das sind 1360. Ahmen, wenn man zehn Ahm auf ein Fuder und acht und viertzig Maaß auf eine Ahm rechnet. An diesen Faß war eine Stiege von sieben und zwantzig Staffeln, von welcher quer hinüber ein Brücklein gelegen war; es hatte vier und zwantzig grosse eiserne Reiffe, welche 122. Centner am Gewichte hielten, inwendig war es hoch, daß ein Rennspieß oder Turnierlantze aufgericht darinnen zu stehen Patz hatte. Die Wahrzeichen waren eine Nachteule, ein Affe und ein Löwe ohne Zunge. Als solches im dreyßigjährigen Kriege verdorben war, ließ Churfürst Carl Ludwig 1664. ein neues und grösseres machen. Es gehen 204. Fuder 3. Ohmen, und 4 Viertel Wein hinein. Man kan es auch nicht übersehen, sondern man muß eine Treppe von 50. Stuffen hinaufsteigen, wenn man sich auf dem Fasse divertiren will, auf welchem eine Gallerie gemacht ist, darinne 6. Personen mit einander tantzen können. Die eisernen Reifen und Bände wiegen allein 110 Centner. Vorne am Boden stehet das Churfürstliche Wappen; Oben darauf sitzt ein grosser Bacchus mit etlichen Wald-Göttern. Unter andern stehen folgende Reime daran geschrieben:

GOtt segne diese Pfaltz beym Rhein,

Von Jahr zu Jahr mit gutem Wein,
Daß dieses Faß, und andre mehr.
Nicht, wie das alte, werden leer.
Ingleichen:
Wir können vieler Dingen entbehren,
Und dies und jenes nicht begehren;
Doch werden wenig Männer seyn,

Die Weiber hassen, und den Wein.

Im Jahr 1728. ließ es der Churfürst Carl Philipp, nachdem es 40. Jahre leer gelegen, ausbessern, und mit zwey neuen Böden, deren jeder 62. Schuhe im Umkreise hat, ingleichen mit 15. Tauben, jede 30. Schuhe, versehen. Siehe den Artickel: Heidelberg, im XII Bande, p. 1131. u. f. Carl Patin meynet, er glaube nicht, daß zwischen denen Beinen des Colossus zu Rhodis so viel Wasser durchgelauffen, als Wein in dem Fasse zu Heidelberg sey. Hübners vollst. Geographie, Th. III. p. 429. u. f. Missons Italiänische Reisen, p. 74. u. f. wo es im Kupfferstich vorgestellet wird. Dergleichen grosses Faß liegt zu Gröningen, einem kleinen Städtlein in dem Fürstenthum Halberstadt. Es hält 161. Fuder und sechzehn Viertel Weins, oder 966. Ahmen, und sechzehn Stübgen, das Fuder zu sechs Ahmen gerechnet; Im übrigen ist dieses Faß dreysig Werckschuhe lang, und inwendig achtzehen Schuhe und zwey Zoll hoch, drey und neuntzig Holtzstäbe oder Dauben sind daran verbauet, jede von dreyßig Werckschuhe in der Länge, wie auch 316. paar eiserne Schienen, womit die Reiffe beschlagen sind, und 955. geschnittene eiserne Schrauben, womit die Reifschienen zusammen geschraubet sind, daß demnach das gantze Eisenwerck 123. Centner und neun und neuntzig Pfund, das ledige Faß aber 636. Centner und achtzehen Pfund wieget. Keine kleine Fässer sind es auch, die man in dem Würtzburgischen Schloßkeller findet, immassen der kleinste von denen darum liegenden eisernen Reiffen bey 300. Pfund wieget. Ein sonderbar grosses Faß findet man auch in der Chur-Sachsischen unüberwindlichen Bergfestung Königstein, drey Meilen von Dreßden; von welchem der Chur-Sächsische Kellermeister, Johann Wolf folgende Beschreibung hinterlassen: "Es hat der Durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Johann George der Andere, Hertzog zu Sachsen, Jülich, Cleve, und Berg, des Heiligen Römischen Reichs Ertzmarschall und Churfürst etc. Mein gnädigster Churfürst und Herr, Hochseligsten Gedächtniß, beschlossen, auf Dero Haupt- und Bergfestung Königstein, an statt des vorigen grossen Fasses, welches sein Hochseligster Herr Vater, glorwürdigster Gedachtniß, der auch Durchlauchtigste Hochgebohrne Fürft und Herr, Herr Johann George der Erste, des Heiligen Römischen Reichs Ertzmarschall und Churfürst, etc. hat bauen lassen, ein neues, und zwar um ein ziemlich Theil grösseres Faß bauen zu lassen, deswegen gnädigste Anordnung gethan, daß im Jahr 1670. das Holtz auf der Görlitzer Heyde geschlagen, und nach und nach auf gedachte Bergfestung Königstein angeführet worden, bis endlich im Jahr 1678. den 19. August zur Verfertigung des neuen Fasses der Anfang gemacht und bis ins Jahr 1680. den siebenzehenden August, (und also zwey jahr weniger zwey Tage, kurtz vor Ihrer Churfürstlichen Durchlauchtigkeit Hochseligsten tödlichen Hintritt) die Vollführung des neuen Fasses erfolget; So ist demnach von Höchstgedachter Ihrer Churfürstlichen Durchlauchtigkeit die gnädige Anordnung geschehen, daß dieses Faß, so bald es möglich, mit Weine möchte angefüllet werden; Weil Sie aber hierüber Todes verblichen, so hat der jetzt regierende Churfürst, der Durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Johann Georg der Dritte, des Heiligen Römischen Reichs Ertzmarschall und Churfürst etc. bey Antretung seiner Hochlöblichen Landesregierung, gnädigst angeordnet, daß nicht allein was in der Kellerey und an dem Fasse zu verbessern, vollends verfertiget werden, sondern auch die Anfüllung geschehen möchte, deswegen der Anfang im Jahr 1680. den sechs und zwantzigsten August, gemachet, und bis zu gäntzlicher Vollführung fortgefahren worden, so den ein und zwanzigsten December ermeldeten Jahres, und also in sechzehen Wochen ihre Endschafft erreichete. Damit man aber wissen möchte, was nicht allein das Faß an der Visier halte, sondern auch wie lang, weit und schwer es am Holtz, Eisen und Wein, auch was sonsten dabey merkwürdig sey, als ist solches alles mit Fleiß angemercket, und aufgezeichnet worden; nemlich: Es ist gedachtes Faß an der Länge sechzehen Ellen weniger sechs Zoll, oder ein und dreyßig und ein halb Werckschuhe, über dem Durchschnitte aber ellf Ellen weniger 4. Zolle, oder zwantzig oder ein halb Werckschuh, acht Zolle, hat 143. Dauben, die am Haupte sechs Zoll, in der Mitten aber vier Zoll starck, hat in beyden Böden ein und sechzig Stücken, die sind an der Stärcke sechs Zoll, die Breite aber an den Stücken ist unterschiedlich; in beyden Böden sind 360. höltzerne Dübel, vor jeden Boden vier eichene Spangen, jede mit zwey Eisen verwahret, an jedem Haupte ein höltzerner Felgenreiffen, dreyßig eiserne Reiffen, jeder mit zwey Schrauben, acht eichene Lager, unter jedem Lager vier anderthalbellige Lagersteine, auf beyden Seiten des Fasses ein durchgehendes Gesimse, da auf jedem drey und zwantzig grosse und kleine Willkommen stehen, unter welchen die grössesten, derer an der Zahl zehen sind, jeder acht Maaß hält, und auf jedem diesem Willkommen auf einer Seiten das gantze Chursächsische Wappen, auf der andern Seite aber die Bergfestung Königstein zierlich gemachet ist; Die andern Willkommen verjüngen sich bis auf ein Maaß. An dem vordern Boden stehet das Chursächsische Wappen in Holtz geschnitten, mit der Ueberschrifft:

HONNY SOIT QVI MAL Y PENSE.

Neben dem Wappen stehen zwey Bachuskinder mit Weintrauben, wie auch über der Thüre, so in das grosse Faß gehet, ein grosser Bachuskopff mit Weinfrüchten und Berghörnern umgeben, so nebenst den Lagerspangen und Felgenreiffen weiß, zum theil verguldet, nur mit hangenden Festonen gemahlet; auf das Faß gehet eine Wendeltreppe von sieben und dreyßig Staffeln, von welcher man auf die Gallerey kommt, so auf dem grossen Faß gebauet, mit einem eisernen Gatterwerck umgeben, gleichfals weiß gemahlet, und zum Theil verguldet ist; Dieses alles wiegt am Gewichte zusammen 881. Centner neun und zwantzig Pfund. An der Visier hält dieses Faß 3319. Eymer, drey Maaß, den Eymer zu vier und siebenzig Maaß gerechnet, thut an Dreßdnischen Fässern 584. Faß, vier Eymer, zwey und dreyßig Maaß, an Fudern aber 276. Fuder, sieben und einen halben Eymer, drey Maaß, das Fuder zu zwölf Eymer. Nun wieget ein Maaß Wein zwey Pfund Kramergewichte, thut der Wein am schweren Gewichte, weil alles darnach gewogen, 5458. Centner, sieben und zwantzig Pfund; ist also die gantze Schwere des Fasses, wie es anjetzo voll lieget, 6348. Centner drey und zwantzig Pfund. Dieses Faß lieget auf einem gewölbten Keller, in welchem zehn Kufen liegen, jede von 200. Eymern, oder sechzehn Fuder und acht Eymern." Und dieses ist kürtzlich die Beschreibung des grossen Fasses. Curiöses Bücher- und Staats-Cabinet LVIII. Eing. p. 270. Der Wohlerfahrne und Curiöse Kellermeister, will in seinem ersten Theile, p. 86. u. f. Daß man die Weinfässer zu Auffüllung des Weins folgender Gestalt zubereite: Sie sollen schön und rein mit Saltzwasser gewaschen und für allem bösen Geruch wohl verwahret werden, wenn sie denn rein gewaschen seyn, soll man sie mit gutem weissen Weyrauch beräuchern. Etliche nehmen Welschnußbaumlaub, sieden das in frischem Wasser, und bähen die Fässer damit, lassen es denn 2. ober 3. Tage darinnen stehen. Ober man muß die Fässer sauber waschen mit reinem Brunnenwasser, und gar fleißig in Acht nehmen, und warten, damit sie nicht schimmlicht, oder sonst übel rüchend werden. Wenn man sie nun also rein behalten und sauber gewaschen hat, so beräuchert man sie ein wenig mit weissen Weyrauch, und verspündet sie wohl, damit der Rauch darinne bleibe. Man pfleget die Weinfässer, so sie rein gewaschen, und wieder getrocknet sind, mit Weyrauch und Myrrhen fleißig zu räuchern, so sollen denn die Weine vor allem Unfall wohl bewahret bleiben. Ferner ist auch zu wissen, daß die Weingrüngefässe, worinnen allbereit Wein gewesen, den neuen Fässern weit vorgehn, unterdessen müssen dieselben, sie sind neu oder alt, vorhero wohl ausgebrühet und gereiniget werden, und muß man solchergestalt damit umgehen: Nehmet Saltzwasser, oder Wacholderbeer gestossen und siedet es in einen Kessel voll Wasser, und wenn es wohl gesotten, so wird ein ziemlicher Theil in das Faß gegossen, dasselbe ausgebrühet und eine Nacht wohl umgeschwänckt, u. zugespündet stehen gelassen: Oder man nimmt Wacholder mit der Wurtzel, und Hopffen mit der Wurtzel, damit wird, wie gesagt, das Faß gebrühet, hernach ausgegossen, das Faß auf den Spund gesetzt, trocknen lassen, und ein guter Einschlag eingebrennet. Ingleichen ein Loth Weyrauch, und ein Nösel guter Branntewein darein gethan, lässet es dichte zuspinden, und diese Kunst ist probat befunden worden. Auch dieses ist sehr gut: Man nimmt Saltz und Rebenasche, gleich gemenget, thut eine Schüssel voll in das Faß, und kocht einen Kessel voll Wasser, mit Nußlaub und zerstossenen Wacholderbeeren, davon giesset man eine ziemliche Wasserkanne voll warm in das Faß auf die Asche, und macht den Spund fest zu, hernach umgewältzt, und eine Nacht so liegen lassen, endlich macht mans wieder rein, bis es klar ist, lässet es trocken werden, und brennet einen guten Einschlag darein, und hernach bey der Lese füllet man den Most darein, das gähret sehr und wird beständig, lauter und schön. Oder wann die Fässer vom Binder gantz fertig sind, so nimmt man Hollunderblüt, thut ihn in einen Kessel oder sonst in etwas, giest Wasser darauf, läst es sieden, geust in ein jedes Faß, ein Achtel, macht das Faß zu, wenn es damit ausgebrannt, wird es wieder herausgenommen und vor 2 Pfennige Branntewein angezündet in dasselbe gegossen, hin und her gewältzet, und ein jedes Faß mit Weyrauch ausgeräuchert, alsdenn kan man den Wein herein thun. Siehe auch den Haupt-Artickel: Wein; und Wein-Gefässe.