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Zedler:Weyhnachten, Weyhnacht-Fest

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Weyhnachten, (Sonntag nach)

Band: 55 (1748), Spalte: 1205–1218. (Scan)

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Weyhnachten, Weyhnacht-Fest, Natalitia Christi, Festum Nativitatis Christi, wird in der Christlichen Kirche dasjenige unbewegliche hohe Fest genennet, an welchem das Gedächtniß der Geburt Christi begangen wird. Papenii Lexic. N. T. p. 746.

1) Nahmen des Festes.

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Was den Nahmen dieses Festes anlanget, so ist es von den Alten unterschiedlich genennet worden. Die Griechen nennen es τἁ ἐπιϕάνεια, ingleichen Θεοϕάνεια, das ist, das Fest der Offenbahrung, oder Erscheinung GOttes; Weil, nach 1 Tim. III, 16. GOtt daran in dem Fleische offenbahret worden ist, daß man ihn hat mit Augen sehen, mit Händen begreiffen, und wie Simeon auf seine Arme nehmen können. Gregorius Nazianzenus, in seiner 38 auf dieses Fest gehaltenen Rede, nennet es Γενέϑλια τῦ Σωτήρος, den Geburts-Tag des Heylandes. Bey andern heisset es Dies luminarium, der Tag der Lichter, vielleicht wegen der Lichter, die allenthalben in der Nacht dieses Festes häufig angezündet wurden, die Freude der Engel damit anzudeuten, die den Hirten das Licht der Welt, Christum JEsum, offenbahret haben. Ingleichen, well an diesem Fest-Tage viele getauffet wurden, denen man angezündete Kertzen in die Hände gab. Noch andere nennen es Metropolin reliquorum festorum omnium, die Haupt-Stadt aller übrigen Feste; Vermuthlich, weil sich nach diesem Feste die übrigen Fest-Tage, z. E. der Empfängniß Christi, der Geburt Johannis des Täuffers, und so weiter, richten. Bey uns heistet es Weyhnacht, vermuthlich darum, weil die Nacht, darinnen Christus gebohren worden, eine heilige, geweyhete und höchst gesegnete Nacht gewesen ist. So beteten auch die Alten: Weyhe sey Nahmo theini, geheiliget werde dein Nahme! Es ist aber dieser Nahme, den unsre Vorfahren der Weyhnacht-Zeit beygeleget haben, nicht von dem Weine herzuleiten, als hätte man sich Wein-Geschencke gemacht; Oder, als würde alles Wasser in derselben Nacht zu Wein, von welchem Aberglauben wir hernach reden wollen; Oder aber, als müsse man sich an diesem Tage, oder in dieser Nacht, mit Wein und herrlichen Speisen anfüllen, worüber schon, als einen in die Christenheit eingeschlichenen Heydnischen Gebrauch, Bonifacius, der Deutschen Apostel, klaget; Wie Caranza, ingleichen Rhenanus, Rer. Germ Lib. I, fol. 3. anmercken. Papenii Lexic N. T. p. 746. Miri Lex. Antiqu. Eccles p. 922. Ein mehrers siehe in Hospiniani und Dresseri Büchern de festis Christianorum, T. I. Oper. p. 168 u. ff. wie auch in Rwanders Fest-Chronicke. Stepnerus de Sacris Christianorum, p. 254. Kromayers Theol. positivo polem. p.859. Voetius. Walthers Singular. Magdeburgens. Th. XII, p. 740 u. f.

2) Historie des Festes.

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Man hat keine gewisse Nachricht, zu welcher Zeit eigentlich dieses Fest zuerst gefeyert worden sey. In Franckreich soll es schon der H. Savinianus, (der von dem Apostel Petrus in Gallien geschicket worden, das Evangelium daselbst zu predigen, auch Primas in gantz Gallien geworden sey) eingeführer haben, wie Andreas du Saussay, in seinem Buche, de mysticis Galliae scritoribus selectae dissertationes genannt, p. 279. behaupten will.

So ist man auch wegen des Monats und Tages, in und an welchem die Geburt Christi geschehen ist, jederzeit in grosser Ungewißheit gewesen. Einige haben den 6 Jenner für den Geburts-Tag Christi gehalten; Wie man denn in den Africanischen Kirchen den sechsten Jenner gefeyert, und ihn deswegen Epiphanien genennet hat. Siehe Baronii' Apparat. num. 120. Isaac Casauboni Exercit. II. ad Baronium Johan Georg Dorschäi Pentadec. dissert. Disput. III. Als dieses Fest hierauf, wie wir hernach erinnern werden, auf den 25 December geleget worden ist, hat man gedachten 6 Jenner den Nahmen Epiphanien gelassen, und an demselben in der Occidentalischen Kirche, die Erscheinung des neuen Sternes bey den Weisen, in der Orientalischen hingegen, die Erscheinung der Hochheiligen Dreyeinigkeit an dem Jordane, feyerlich begangen. Man glaubte auch, der HErr Christus habe an eben diesem Tage auf der Hochzeit zu Cana sein erstes Wunder gethan, und aus Wasser Wein gemacht. Dahin zielet das bekannte Kirchen-Lied: Was fürchtst du Feind, Herodes, sehr, in welchem diese Geschichte deswegen zusammen verbunden sind. In dem ersten Satze nemlich: Was fürchtst du Feind, Herodes sehr, zeiget es die Geburt des HErrn JEsu an. In dem andern Satze: Dem Stern die Weisen folgten nach, zielet es auf die den Weisen aus Morgenland geschehene Offenbahrung, so an diesem Tage zugleich gefeyert wurde. In dem dritten Satze: Die Tauff im Jordan an sich nahm etc. ist das Gedächtniß der Tauffe des HErrn JEsu enthalten. Und in dem vierdten Satze: Ein Wunderwerck da neu geschah, wird des ersten Wunders, so der HErr JEsus zu Cana verrichtet hat, Meldung gethan. Auf solche Weise haben diese vier Sätze einen vernünfftigen Zusammenhang, welcher dem, so diese Gewohnheit der alten Kirche nicht weiß, gantz ungereimt vorkommen wird; Und wär es wohl schwer zu errathen, warum der Verfasser dieses Liedes so verschiedene Dinge aus Weyhnachten zusammen gebracht habe. In dem andern Jahrhunderte hat Theophilus, Bischoff zu Antiochien, und sonder Zweiffel auch einige andere hier und dort, aus besonderer Andacht, das Fest der Geburt Christi den 25 December begangen. Von solcher Zeit an ist es in der Antiochenischen Kirche beybehalten worden. Hingegen schreibt Clemens Alexandrinus, (Stromat. Lib. I.) daß zu seiner Zeit, nemlich zu Ende des andern Jahrhunderts, einige den 6 April, andere den 15 May, für Christi Geburts-Tag gehalten haben. In dem dritten Jahrhunderte folgten, in Feyerung des Geburts-Festes Christi, einige Morgenländische Kirchen der Antiochenischen nach. In dem vierdten Jahrhunderte, als zu Kayser Constantinus des Grossen Zeiten, war dieses Fest fast in allen Morgenländischen Kirchen bräuchlich, und ward Theophania genennet. Chrysostomi Homil. XXXI. Tom. V. in Nat. Domini. Um diese Zeit feyerten auch die Egyptischen Kirchen den 6 Jenner dieses Fest, und ward es von ihnen Epiphania genennet. Die Abendländischen Kirchen aber feyerten es meistens den 25 December; welchen zu Gefallen es auch hernach die Morgenländischen an diesem Tage annahmen. Es meynen einige, unter welchen Petau, Gisbert, Cuper, Salomon van Till, Johann Hardouin, Hospinian, Grävius, Cardanus, und andere sich befinden, die, so das Weyhnacht-Fest in dem December geleget haben, hätten es nicht aus der Ursache gethan, daß sie glaubten, der HErr wäre zu der Zeit eben gebohren, sondern nur, daß sie die Saturnalien, so zu der Zeit in Rom üblich waren, in diß Fest verwandelten. Durch diese Gelegenheit meynen sie, sey es aufgekommen. D. Heineccius, in dem Hällischen Intelligentz Zettel, No. 52, 1739. führet an, daß Weyhnachten erst in dem 4 Jahrhunderte zu Rom auf den 25 December fest gesetzt worden sey, leitet auch die Christ-Präsente von den Saturnal-Festen derer Römer her, und erzehlet aus dem Macrobius die Geschencke. Siehe ein mehrers in Ittigs Disp. de ritu Festum nat. Christi die 25 Dec. celebrandi; und Johann George Hottingers Pent. Diss. Biblico-Chronologicarum, Diss. IV, §. 45. p. 284. Man sagt, als die Christl. Kirche unter den Heyden aufgewachsen sey. so habe sie, so bald es sich thun lassen, viel Heydnische Feste in Christliche zu verwandeln gesucht, und die vorigen sündlichen Feste damit abgebracht: So sey es auch mit dem heil. Weyhnacht Feste hergegangen. Es sey ein alter Gebrauch, wovon man auch Matth. XIV, 6. Spuren findet, daß man grosser Herren Geburts-Täge zu begehen pflege; Man hätte dannenhero betrachtet, es sey ja wohl auch der Christen Schuldigkeit, den Geburts-Tag des HErrn aller Herren, und Königes aller Könige, zu begehen; Und so sey man auf dieses Fest gekommen. Es hätten ferner die Heyden an dem 25 December noch das Fest der Sonnen zu begehen gepfleget; da habe denn den Christen nöthig zu seyn gedüncket, den Geburts-Tag der Sonne der Gerechtigkeit zu feyern. Ingleichen hätte die Jugend schon von des Kaysers Nero Zeiten an um diese Zeit allerley lustige Spiele zu halten gepfleget, worzu sich auch bisweilen die Alten geschlagen, und es fast den Jungen gleich gethan; Da hätten sie nun abermahl vermeynet, es sey Zeit, solchen Unfug durch ein besser Fest abzubringen. Zu diesem allen komme noch, daß um den 25 December die Sonne gleichsam neu gebohren werde, und wieder zu steigen beginne; Also könne auch dieses Ursach gegeben haben, die Geburt der Sonne der Gerechtigkeit um diese Zeit zu feyern. In der Antiochenischen Metropolitan-Kirche hat man das Fest der Geburt Christi erst zu den Zeiten des Johann Chrysostomus, der in dem 5 Jahrhunderte gelebet hat, auf den 25 December fest gesetzet, welches dieser Kirchen-Vater selbst mit ausdrücklichen Worten bezeuget. In einer Oration behauptet er: Daß man dieses Fest an dem 25 December gefeyret habe, sey aus einer alten Tradition geschehen; so habe man es von alten Zeiten her. Und in einer zu Antiochien an diesem Feste gehaltenen Predigt saget er: Daß dieses Fest, so schon längst von Thracien an, durch alle Occidentalische Kirchen, biß an die äussersten Grentzen Portugalls, gefeyert worden, erst vor zehen Jahren bey ihnen eingeführet worden sey. Chrysostomus, Homil. in Nativit. Christi, Oper. Tom. V, fol. 511 u. f. der I Savilianischen Ausgabe. Zwar meldet Nicephorus, B. V, C. 13, und B. VIII, C. 6, daß die Christen schon unter dem Heydnischen Kayser Maximinus, etwan um das Jahr Christi 236 zu Nicomedien das Heil. Weyhnachts-Fest begangen hätten, wären aber von dem Kayser angegriffen, und, weil sie nicht ablassen, und die Heydnische Abgötterey hätten mitmachen wollen, alle an dem Orte, wo sie versammlet gewesen, mit Feuer verbrannt worden. Und so wäre dieses Fest weit älter. Allein dieser Scribent findet gar wenig Glauben, und man lässet es billig bey dem vorigen bewenden. Zu der Zeit des Kaysers Justinianus, nemlich in dem sechsten Jahrhunderte, ist dieser Fest-Tag erst auf obgedachte Art fest gestellet, und in allen Kirchen gefeyert zu werden verordnet worden: Da sonst einige diese Gewohnheit nicht hatten. Diejenigen, welche den 25 December für den würcklichen Geburts-Tag Christi ansehen, beruffen sich nicht allein auf die Einstimmung der meisten Kirchen, so von vielen Jahren her an diesem Tage dem HErrn wegen der Geburt Christi gedancket haben, sondern führen auch die Empfängniß Johannis des Täuffers zu einem Beweise mit an. Von dieser, meynen sie, sey zu der Geburt unsers Heylandes der Schluß leicht zu machen, weil der Engel um die Zeit der Empfängniß Christi sagt: Und siehe, Elisabeth, deine Gefreunde, ist auch schwanger, mit einem Sohn, in ihrem Alter, und gehet jetzt im sechsten Mond, die im Geschrey ist, daß sie unfruchtbar sey, Luc. I, 36. Die Verkündigung der Geburt und Empfängniß Johannis aber sey an dem Versöhn-Feste, ohngefähr den 27 September, geschehen; Massen der Hohepriester nur einmahl allein des Jahrs, nemlich den zehenden Tag des siebenden Monats, in das Allerheiligste gieng, 3 Mos XVI, 28. Zähle man nun von dieser Empfängniß der Geburt Johannis sechs Monate auf die Empfängniß des HErrn JEsu, so komme der 25 Mertz heraus; Und noch einmahl 9 Monate auf des HErrn JEsu Geburt selbst, so erfolge der 25 December, als der wahre Geburts-Tag Christi. Aber, wie folget dergleichen aus dem Texte? Der Engel erschien bey der gedachten Empfängniß Johannis dem Zacharias nicht in dem Allerheiligsten, sondern ausserhalb demselben. Der Räuch-Altar, zu dessen rechter Hand der Engel stund, Lucä I, 11. war ausser dem Vorhange; So war auch Zacharias kein Hoher-Priester, sondern einer aus den 24 Ordnungen, so David geordnet hatte, und zwar aus der achten, des Abia, I Chron. XXV, 10. an dem es dazumahl war, daß er räuchern solte, Lucä I, 9: Welches alles sich auf den Hohen-Priester nicht schicket. Doch ist auch eben so wenig daraus, daß die Hirten, (welche gegen den 17 des Monats Marchesvan sich mit ihrem Viehe nach Hause verfügten, und vor Ostern ordentlich nicht wieder austrieben) bey der Geburt des Heylandes auf dem Felde des Nachts gewesen sind, und ihrer Heerde gehütet haben, der Schluß zu machen, daß derselbe nicht in dem December gebohren worden sey. Denn es kan damahls vielleicht eben so eine der Jahr-Zeit nicht allzugemässe Witterung gewesen seyn, als bey der Heiligen Paßions-Zeit, da, nach Lucä und Johannis Berichte, ein Kohl-Feuer, der Kälte wegen, sich dabey zu wärmen, gemacht worden war. Welches denn, daß es sich offt begebe, und es um Weyhnachten wärmer, als es um Ostem sey, niemand in Abrede seyn wird. Es bleiben also von dem Geburts-Tage des HErrn lauter Muthmassungen übrig. Ausser denen schon angeführten Tagen, beliebt einigen den 20, andern den 25, diesen den 15, jenen den 25 May, für den eigentlichen Tag anzugeben. Joseph Scaliger de emendat. temp. muthmasset, des HErrn JEsu Geburt sey entweder zu Anfang des Octobers, oder zu Ende des Septembers, geschehen; Gestehet aber anbey, GOtt allein nur, und kein Mensch, könne diesen Tag für gewiß sagen. Seth Calvisius, der jenes Principia auf bessern Fuß gesetzet hat, streitet ebenfalls für den Anfang des Herbstes, und will diesen Tag in den Monat October setzen. Siehe Opus Chronologicum, fol. 193. Als in dem Jahr 1722 in dem Collegio der Jesuiten zu Rom die Streit-Fragen von dem Geburts und Sterbens-Jahre unsers Heylandes untersuchet wurden, meynete des Vignoles zu erweisen, daß Christus nicht in dem December, oder Jenner, sondern den 20 May gebohren worden sey, und man das Weyhnacht-Fest an diesem Tage feyern solte. In Lic. Johann George Siegesbells Reflexionen und Anmerckungen über das Oster-Fest des 1724 Jahres, die wir in dem I Supplemente der Breslauer Sammlungen, p. 44 u. ff. lesen, fället er unter andern, p. 53 u. f. folgendes Urtheil: "Wenn die drey Haupt-Feste der Kirchen Neues Testaments mit denen drey Haupt-Festen des Alten Testaments etwas genauer conferiret werden solten, so würde sich finden, daß das Heil. Weyhnacht-Fest billig nicht gegen Ausgang unsers Jahres, sondern vielmehr auf den 15 Tag des siebenden Monats, das ist, 15 Tage nach dem Aequinoctio autumnali, und also, nach der Einrichtung unsers Calenders, um den 7ten October, und acht Tage darauf das von dem Festo Nativitatis, dependirende Festum Circumcisionis Christi gefeyert werden solte. Daß aber das H. Weyhnacht-Fest eigentlich im Alten Testament durch das Lauberhütten-Fest (welches der grosse Gott selbst am 15ten Tage des siebenden Monden, oder nach dem Ausgange des Jüdischen Anni lunaris, seu civilis, zu feyern befohlen) vorgebildet worden, ist in dem schon angezogenen Tr. des Herrn D. R. vom wahren Alter der Welt und unsers Heylandes, pag. 40-46, sehr wohl und fein ausgeführet und erweißlich gemacht." Jedoch, gesetzt auch, daß man in dem Tage irren solte; So ist doch der Irthum von keiner grössern Wichtigkeit, als daß man den Tag nicht recht ausgerechnet hat.

Zu der Historie des Weyhnacht-Festes rechnen wir auch dieses, daß von den Einwohnern der Insul Sokotora in Africa geschrieben wird, sie feyerten das Weyhnacht-Fest, wie wir, aber sie fiengen es mit dem neuen Monden in dem Oster-Monde an, und begiengen es 60 Tage lang, in welcher Zeit sie keine Milch, Butter, Fleisch, sondern nur Datteln und Kräuter, ässen. Allgem. Chron. Th. II, p. 9. Nelsons Unterr. von Fest- und Fast-Tagen, p. 64 u. f. Abels Hebr. Alterthümer, p. 918. Paullini Philosoph. Lust-Stunden, II Th. p. 213 u. ff. Kromayers Theol. Positivo Polem. p. 859. Heinecii Opuscul. varior. Sylloge, p. 95 u. f. Unschuld. Nachrichten von 1703, p. 887. 1722. p. 1023 u. f. 1723. p. 7. Männlings Dapper. Exot. T. I, Beschreibung von Africa, p. 402.

3) Abergläubische Mißbräuche dieses Festes:

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Es haben sich zu diesem Heil. Feste schon von langen Zeiten her verschiedene Aberglauben und Mißbräuche geschlagen, welche wir in etwas berühren müssen.

Ein Haupt-Aberglaube ist, da man ausgiebt, in der Heil. Christ-Nacht werde alles Wasser zu Wein, wozu schon Chrysostomus Gelegenheit gegeben zu haben scheinet; Denn der schreibt, Homil. de baptismo Christi, man könne das Wasser, so in dieser Nacht geschöpffet werde, lange Zeit aufbehalten, daß es nicht verderbe. Nun möchte man sich vielleicht wundern, wie dieser güldene Mund so bleyerne Sachen habe reden können; Doch mag man wiederum, zu seiner Enschuldigung bedencken, was D. Luther schon längst von ihm geurtheilet hat: "Chrysostomus ist ein Wäscher, und nachdem dieses Mannes Ansehen, insonderheit bey dem Pöbel, sehr groß war, so durffte er ja wohl noch etwas reden." Hienächst scheinet noch eine andere Ursache zu diesem Aberglauben ein gültiges Wort geredet zu haben: Weil, wie erst gedacht worden ist, das Gedächtniß der Geburt Christi, und des Wunders der Verwandelung des Wassers in Wein, zu Cana geschehen, auf einen Tag weyland zusammen gefeyert wurde, so kan es einem guten Gemüthe, so nicht hat raisonniren können, und doch gerne alles ausdichten wollen, gar wunderlich in den Kopff gekommen seyn, es müsse bis an das Ende der Welt so gehen, da sich denn bald Leute werden gefunden, so sich nicht geschämet haben, ihre eigene, oder anderer Erfahrung, zu einem Beweise anzubringen, daß es ja nicht das Ansehen hätte, als glaubten sie so einfältige Possen: Und so war die Fabel fertig. Nichts desto minder ist es länger unwahr, als lange man davon geredet hat, und Verständige sehen von selbst, weil man nicht einmahl den wahren Tag weiß, der vor der Nacht der Geburt des HErrn JEsu hergegangen ist, daß der gantze Grund falsch sey. Wer sich inzwischen gerne betrugen will, kan die Probe davon nehmen. Von diesem Aberglauben des in der Christ-Nacht in Wein verwandelten Wassers, ist ein erstaunendes Exempel bey dem Johann Heinrich Ursinus, Silv. Theol. Symbol. n. LXXXV, p. 158, zu lesen.

Eben so falsch ist es, daß in dieser Nacht die Thiere reden, ingleichen, daß die so genannten Rosen von Jericho, so in dieser Nacht in ein Wasser gestecket werden, aufgehen und ausschlagen. Jenes ist ein pures Gedichte, und mag auch wohl der Teuffel selbst bey solchen Leuten, so darauf gebauet, und es versucht, sein Spiel gehabt haben, daß sie gemeynet, sie höreten die Pferde reden, da es entweder nichts, oder ein Blendwerck des Satans gewesen ist: Dieses hingegen ist darum falsch, well es nicht der Weyhnachts-Nacht zu zuschreiben ist, sondern in dem gantzen Jahre bey Tag und Nacht geschiehet, wie man die Probe davon gemacht hat.

Ueber dieses macht man viel Geschrey von gewissen Aepffeln, so in der Heiligen Christ-Nacht aufgehen und zeitig werden sollen; Wovon ein besonderer Artikel: Weyhnachts-Apffel, handeln wird.

Das sind schon drey Aberglauben, womit die Heilige Weyhnachts-Nacht unchristlicher Weise entweyhet wird. Dennoch sind sie noch nicht alle, sondern deren ein grosser Hauffen, von Ketten, von Spornen, und dergleichen, die man in dieser Nacht machen, und bey Pferden und Fuhrwercke brauchen solte, so müsten die Pferde gehen, und den Wagen heraus ziehen, er stecke auch noch so fest. Ja, es werden nebst diesen von Manns- und Weibs-Personen allerley teufflische Künste, mit den Noth-Hemde, mit Cräntzebinden, Stubenauskehren, Horchen in ungewöhnliche Orte, und so fort, getrieben, um zukünftige Dinge zu erfahren, welche wir aber, weil sie offenbar ruchloß sind, gerne verschweigen; Sintemahl es besser ist, wenn sie in ewiger Vergessenheit bleiben, und nicht einmahl unter Christen gehöret werden. Von dem traurigen Ausgange eines teufflischen Mißbrauches dieser hochheiligen Nacht wird in dem Artickel: Weyhnachts-Tragödie zu Jena, Meldung gethan werden.

Zu den andern Mißbräuchen dieses Heil. Festes gehöret das sogenannte Kindleins-Spiel, oder die Comödiantische Fürstellung der Geschichte der Erscheinung des HErrn JEsu, da sich, wie ohnedem genugsam bekannt ist, Leute als Engel, als Hirten, ja als das Kind JEsus selbst, ankleiden, und einer zu diesem Ende (wohl von den Eltern selbst) versammleten Menge Kinder erscheinen, auch viel alberes und der Majestät des Kindes JEsu schimpffliches Zeug dabey fürbringen und ausüben, welche Narrheit nichts desto minder das Absehen haben soll, den Kindern einen willigen Gehorsam gegen die Eltern, Fleiß und Ehrfurcht einzuprägen; Zu welchem Ende sich noch ein seltsamer Mann, der Knecht Ruprecht genannt, mit einfindet, der aber nur allein so viele Schand-Possen macht, daß es bloß dadurch die gantze Aefferey, wenn ja zufälliger Weise was erbauliches daran seyn solte, mißrathen muß. Es ist aber auch dieser Mißbrauch sehr alt, und pflegten weyland in den Städten solche verlarvte Ruprechte durch die Gassen zu lauffen, und allerley Muthwillen zu üben, daß das Jus Canonicum, oder Päbstl. Recht, deswegen ein Verbot hat thun müssen, C. XII extravag, tit. 1. Anbey kan man denen, die gerne wissen möchten, wie doch der Nahme Ruprecht in dieses Spiel gekommen, und den Kindern so fürchterlich geworden sey, mit folgender Geschichte, oder vielmehr Gedichte, dienen: In dem Jahr Christi 1023 soll es sich in einem Dorfe in Sachsen zugetragen haben, daß ein Priester mit Nahmen Rupertus, welches so viel, als Ruprecht, ist, in der heiligen Christ-Nacht, in der Kirche des H. Märtyrers Magnus, Messe, oder Christ-Metten, gehalten, unter welcher ein Mann, Ottbertus genannt, mit andern 15 Männern, und dreyen Weibs-Personen, auf dem Kirchhofe vor der Kirche einen Tantz angefangen, weltliche Lieder darzu gesungen, und den Priester verhindert haben, weil das Geschrey in die Kirche hinein gehöret worden wäre. Als ihnen nun der Priester sagen lassen, sie solten schweigen, sie aber doch nicht ablassen wollen, sondern ihn vielmehr gespottet hätten, habe ihnen der Priester gefluchet, und gesagt: "Nun so gebe GOtt und der H. Magnus, daß ihr das gantze Jahr durch so tantzen müsset!" Alsbald sey es geschehen, und des Priesters Sohn, der mit unter diesem Täntzern eine Schwester gehabt, so er auf diesen Fluch aus dem Tantze wegreissen wollen, daß sie der kräfftige Fluch nicht treffen mögte, habe dannoch weiter nichts thun können, als daß er ihr den Arm, worbey er sie zu fassen bekommen, ausgerissen; Sie aber habe, ohne deswegen einen Bluts-Tropffen fallen zu lassen, das gantze Jahr über, Tag und Nacht, mit den andern fortgetantzet, die Erde erstlich bis an die Knie, hernach bis an die Hüffte, eingetantzet,und nach verflossenem Jahre hätte sie allererst der H. Heribertus, Ertz-Bischoff zu Cölln, durch Abgeordnete, von dem Fluche loßsprechen lassen, und vor dem Altare des H. Magnus ausgesöhnet. Des Priesters Tochter wär hierauf, nebst noch zweyen, gestorben; Die andern hingegen hätten drey Tage und drey Nächte geschlaffen, und wären einige davon gestorben, andere aber, so leben geblieben, hätten ohne Unterlaß gezittert: Und von dieser Zeit an wäre der Nahme Ruprecht so gefürchtet, und besonders den Kindern ein Schrecken geworden. Wir erinnern dabey, daß kluge Eltern zu ihrer Kinder-Zucht gar keines Ruprechts bedürffen. Wenn sie nur Acht haben, daß sie die Kinder nicht zu dem Zorne reitzen, ihnen anfangs nicht zu viel nachgeben, nicht ohne Unterlaß alles zu Poltzen drehen, so, daß die Kinder, wenn sie auch nach ihrem besten Vermögen thun, dennoch ihnen nichts zu Dancke machen können, die Kinder ohne Ursach nicht tadeln und verachten, vornemlich aber in der Kinder-Zucht nicht ihre eigene Ehre und fälschlich eingebildete Weisheit, sondern die Vermahnung zu GOtt in Liebe und Treue vorkehren; So werden sie, unter Anruffung und Demüthigung unter den göttlichen Segen, mehr ausrichten, als kein Ruprecht, Fluchen, und knechtisches Schreckniß zu thun vermag: Denn es ist nur schändliche Thorheit, die Kinder durch den Ruprecht fromm machen wollen; Ja, es ist Abgötterey, die, aus gerechtem Gerichte Gottes, manchen Eltern so übel gelungen ist, daß sie es ihr Lebelang bedauert haben. Manche Kinder sind durch solche unvernünfftige Schrecknisse in solch Entsetzen gefallen, daß sie die schwere Noth gerühret hat, die sie Zeit ihres Lebens nicht haben loß werden können. Andere aber, wenn sie den Betrug mercken, lachen darüber, schliessen von einen auf alles, und dencken, es sey alles mit einander Teuscherey, was man ihnen vormache. Das gantze Christ-Spiel taugt nichts; Und ob man es gleich auf tausenderley Art entschuldigen will, so bleibt es doch sündlich, in ernsthafften Dingen solchen Schertz zu treiben, der Christen nicht geziemet. Es rühret auch diese Tändeley vermuthlich von den obgedachten heydnischen Spielen her, da, als Nero solche aufgebracht, jedermann, aus schmeichelhaffter böser Nachfolge, sich demselben gleich gestellet hat; Bis endlich, bey Entstehung des H. Christ-Festes, das comödiantische Wesen sich gar in so heilige Sachen eingeflochten hat, damit der Teuffel immer bey dem Hause Gottes seine Capelle hätte.

Was die Christ-Geschencke selber anbetrifft, welche Chr. Specht in Diss de muneribus natal. Christi, Wittenb. 1737, von den Geburts-Tagen der Kayser, Sebastian Mitternacht hingegen, in einer Dissertation, von den Jüden herleiten will, je mögen nun unsre lieben Vorfahren den Kindern die glückselige Ankunfft Christi, mit ihren sichtbaren Gaben, kräfftig vorstellig machen wollen, oder die Absicht gehabt haben, die neuen Christen von der eingebildeten Beschehrung der Götter, oder der Saturnal-Geschencke, deren Macrobius, B. I, C. X, gedencket, und die sie Apophoreta hiessen, ab- und zu etwas besserm anzuführen: So hätte doch auch hierinnen eine andere Art und Weise getroffen werden können, den Menschen die Schätze des Heyls mit dem neugebohrnen JEsu bekannt und angenehm zu machen. Unterdessen können doch dergleichen Geschencke, wenn sie in ihren Schrancken bleiben, und in dem Herrn geschehen, noch geduldet werden. Nur brauche man dabey Christliche Vorsicht, enthalte sich von scheußlichen Larven, und solchen Geschencken, die ein viehisches Wesen und falsche Einbildungen mit sich führen; man sehe vielmehr darauf, daß man hiemit, auch unter den Spielen, die Kinder unvermerckt zu nützlichen Sachen, die in dem menschlichen Leben und Haußwesen vorkommen, ermuntere; so wird man auch spielend guten Nutzen schaffen.

Wider die angeführten abergläubischen Mißbräuche dieses H. Festes sind viel Schrifften in dem Drucke erschienen, unter welchen wir nur einiger gedencken wollen. Die erste ist M. Paul Christian Hilschers Weynachts-Aberglaube, so zu Dreßden, 1722 in 8, an das Licht getreten ist. Dieser ruhmwürdige Verfasser, damahliger Pastor zu Alt-Dreßden, beschreibet erstlich die unterschiedenen Arten solches Aberglaubens, und zeiget, daß derselbe von Veriren, Mißverstande, Thorheit, Leichtgläubigkeit und Furcht, auch aus dem Pabst- und Jüdenthume, herrühre, und daß alles wider die Vernunfft und lauter Betrug sey. Er zeiget, was zu dessen Abschaffung so wohl einem jeden insgemein, als insonderheit Eltern, Herrschafften, Präceptoren, Obrigkeiten und Predigern gebühre. Endlich vermahnet er die Jugend, sich, für diesem Aberglauben, wegen des göttlichen Gebotes, und weil er wider alle Haupt-Stücke des Catechismus lauffe, auch wegen vieler traurigen Exempel, damit GOtt solche Entheiligung der heiligen Zeit gestraffet hat, zu hüten. Diese Vermahnung ist auch besonders gedruckt, und führet den Titel: Anrede an die Jugend, wegen Vermeidung des Weyhnachts-Aberglaubens: Der Verfasser theilete sie den Kindern, zu Erhaltung ihres Fleisses, bey denen seit 1710, durch eine gottselige Stifftung, angestellten wöchentlichen Catechisationen, aus. Die andere Schrifft ist M. Johann Melchior Kraffts bey denen Christ-Gaben entheiligter Nahme Christi, welche zu Hamburg, 1721, in 8, die Presse verließ: Der Verfasser führet die Weyhnachts-Comödien von den Saturnalien-Spielen der Alten her, und verwirfft auch das Beschehren unter dem Nahmen des Christ-Kindleins, ohne Spiel und Rupert. Die dritte Schrifft, auf die wir uns beruffen, ist die historische Nachricht von der alten Deutschen Mödrenech, als einem Ursprung vielerley Aberglaubens unter den Christen zur Zeit des Heil. Christ-Festes. Aus dieser lesenswürdigen und sehr gelehrten Schrifft, die wir in Walthers Singularibus Magdeburg. Th. XII, p. 739 u. ff. lesen, wollen wir, weil sie uns zu weitläufftig ist, nur den XVI Paragraph, als eine Beantwortung der Einwürffe, unsern Lesern mittheilen. "Doch wir wollen diese Nacht-Verderber selbst reden hören, und ihnen kurtz darauf antworten. Sie sprechen: Es ist was indifferentes. Antw. Es kommt, wie erwiesen, aus dem Heydenthum, und bleibt ein Heydenwerck, wie kan es nun unschuldig seyn. und ohne Sünden abgehen? Sie wissen nicht, glauben auch nicht, daß es was böses sey. Antw. Muthwillig wollen sie es nicht wissen, 2 Petr. III, 5. Es kan von der Abgötterey nicht herrühren. Antw. Allerdings. Die Feuer-Heerd-Proben, das Fliegen der Hera und Holda, Meynung von den Wärwölffen etc. rühren daher, und stehen zum Theil in dem Indiculo, haben auch zu Caroli Zeiten als Teuffels-Wercke bey der Heil. Tauffe müssen abgeschwohren werden; Und sie, die Defensores, haben gleichfals den Teuffel und allen seinen Wercken, da sie getaufft sind, entsaget, und doch thun sie das, was die Heyden gethan. Sie werden deshalben nicht straffbar seyn. Antw. Sie sind abtrünnig worden, und haben ihren neugebohrnen Heyland verleugnet. Sie schäumen ihre eigene Schande aus, welchen behalten ist das Dunckel der Finsterniß in Ewigkeit. Jud. V 13. Man kan wohl ein wenig curieus seyn. Antw. Du solt nicht lernen thun die Greuel dieser Völcker, daß unter dir nicht funden werde ein Tagwähler, Zeichendeuter, oder der die Todten frage; Denn wer solches thut, der ist dein Herrn ein Greuel. Du aber solst ohne Wandel seyn mit dem Herrn deinem GOtt. Deut. XVIII. Etwas von künfftigen Dingen zu wissen, kan nicht schaden. Antw. In solcher Absicht giengen die Hirten und die drey Könige nicht nach Bethlehem. Du aber gehest den Weg Cains, und fällest in den Irthum des Balaams, um Genieß willen, Jud. v. 11. Es soll aber kein Weissager unter euch gefunden werden, Deut. XVIII. Man wird deshalb den Teuffel nicht fragen. Antw. Saul meynte es auch gut, und wolte den Samuel hören, aber er gerieth an des Teuffels Oracul. Solte ein Volck seinen GOtt nicht fragen? Ja, nach dem Gesetz und Zeugniß; Werden sie das nicht sagen, so werden sie die Morgen-Röthe nicht haben, Es. VIII. Ihr seyd vom Vater dem Teuffel, und nach eures Vaters Willen wollet ihr thun. Joh. VIII. Vielleicht ist bey der Ankunfft Christi den Geistern erlaubt denen fragenden die Wahrheit mitzutheilen. Antw. Ist höchst verkehrt. Gesetzt, es wäre den Geistern etwas erlaubt, so würde es dieses seyn, daß sie in die Heerde Säue führen, und wie würdest du alsdenn vor die Stürtzung ins Meer sicher seyn? Christus aber ist gekommen, die Wercke des Teuffels zu zerstören, sie schau zu tragen öffentlich, und einen Triumph daraus zu machen. Ist also ihnen nichts erlaubt. Es trifft gleichwohl ein, was man wissen will? Antw. Wo stehets geschrieben? Und wer will die Wahrheit davon sagen? Und wäre auch gleich per accidens etwas eingetroffen, so wäre es doch per se richtig, daß du in der Gemeinschafft des Teuffels, von welcher doch Christus dich zu erlösen gekommen, würcklich gestanden. Mit einem Wort, du magst die Sache entschuldigen, wie du wilst und kanst; Du wirst die Gauckeleyen in der Christ-Nacht nicht rechtfertigen können. Denn du stellest dich an, als ein alter Deutscher Heyde unter den Christen, und wirst dich aus der Rolle der Abergläubischen nicht herausreden. Wie aber GOtt die Abgötterey in der H. Schrifft verboten hat, also hat er auch allen Aberglauben untersaget, Deut. XVIII, und ist der ausdrückliche Befehl an die Juden, daß sie die Greuel der Egyptier und Araber, wovon sie ausgegangen, sollen abthun, und mit den Cananitischen sich nicht beflecken. Diese Moralität gehet alle Menschen an, darum finden wir auch, daß die ersten Christen, so bald sie vom Lichte der Wahrheit erleuchtet worden, einen unbeschreiblichen Abscheu vor den bisherigen Aberglauben bekommen; Wie denn die Epheser, als sie Christen worden, vor viele tausend Thaler abergläubische und Zauber-Bücher verbrannt haben. Und was vor herrliche Lob-Sprüche finden wir nicht beym Tertullian, Cave etc. in ihren Büchern von den ersten Christen, wie sie so gar allen Schein voriger Heydnischen Wercke vermieden? Kurtz zu sagen, da Jesus gekommen ist, mit allerley geistlichen Seegen in Himmlischen Gütern; Die Christ-Nacht aber als ein Bothe solcher Glückseligkeit anzusehen: So sollen gehorsame Christen solche Nachts heilig halten, das Evangelium mit Danck annehmen, den Aberglauben verabscheuen, und mit bösen Geistern keine Gemeinschafft haben, und weder einen Mann, noch Frau, sich vom Teuffel anweissen lassen, noch die Nahrung, Vortheile etc. von ihm wissen wollen. Und darum werden rechtschaffene und christliche Eltern, Herren und Frauen, von selbst ein tiefes Einsehen haben, und denen ihrigen die verfluchten Griffe des Satans und die Abscheulichkeit des Aberglaubens, mit gebührendem Ernst vorstellen, sie von allen Gauckeleyen, auch mit Straffe, abhalten, im übrigen sie auf die wahre Schätze des Heyls und göttliche Providentz führen, daß sie von Gott geistliche und leibliche Hülffe erwarten, als welcher die Menschen nach seinem Rath leiten, führen und zu versorgen, versprochen hat." Siehe auch Unschuld. Nachricht. von 1722, p. 262 u. f. 951. Stepneri Sacra Christianorum, p. 254 u. f. Lucä Fürsten-Saal, p. 934.

4) Erster Weyhnachts-Feyertag.

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Von der verschiedenen Feyer dieses Tages haben wir bereits in der Historie des Weyhnacht-Festes zulängliche Nachricht gegeben; Wir wollen dahero allhier nur von dem Fest-Evangelio so viel anmercken, daß es eines von den allergeschicktesten unter allen sey, die in dem gantzen Kirchen-Jahre vorkommen. Der, so dieses Evangelium geordnet hat, hätte keine bessere Historie von des HErrn JEsu Geburt, als diese aus den Evangelisten auslesen können. Man kan daraus die Geburt Christi mit ihren Umständen, Herrlichkeit und Nutzen, recht schön erklären, und das Heil. Absehen dieses Festes vollkommen erreichen.

5) Andere Weyhnachts-Feyertag.

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Dieser Tag ist erst in dem dreyzehenden Jahrhunderte dem Gedächtniß-Tage der Geburt Christi beygefüget worden; Nur wäre zu wünschen, daß er nicht mit dem Stephani-Feste, von welchem in dem XXXIX Bande, p. 1867, Nachricht gegeben wird, und das man, wie aus des Augustinus und des Gregorius Nyssenus Reden erhellet, schon zu Ende des vierdten Jahrhunderts an dem 26 December gefeyert worden ist, in eines zusammen geschmoltzen worden wäre. Es geschahe die Einsetzung des andern Weyhnacht-Feyertages freylich erst zu der Zeit, da schon eine allzu grosse Verehrung der Heiligen und Märtyrer allzusehr überhand genommen hatte; Und weil, besagter massen, die Feyer des H. Stephanus älter war, so glaubte man, es müsse derselbe sein Recht behalten, und man erkühnete sich also nicht, die einmahl auf denselben Tag gelegten, und auf des gedachten Märtyrers Gedächtniß lediglich eingerichteten, Evangelischen und Epistolischen Texte zu verändern. Will man also bey diesen Texten der Geburt des Herrn JEsu geschickt gedencken, so gebrauchte es freylich Nachdencken und Kunst. Wenn man diejenigen, von welchen wir diesen Zusammengesetzten Feyertag bekommen haben, hätte fragen sollen: Was habt ihr da für eine Feyer? So hätten sie keine andere Antwort geben können, als diese: Von Alters her, und besage der Biblischen Texte, den Dienst Stephani, anbey auch, und nach neuerer Verordnung, den Dienst des neu-gebohrnen JEsu. In vielen Gemeinden unserer Evangelischen Kirche werden zwar die Stephanus-Texte beybehalten, weil man billig und mit Recht keine Neuerung ohne Noth anfängt, damit man nicht ein Aergerniß gebe, zumahl, da die Erfindungs-Krafft und Geschicklichkeit eines geistlichen Redners bey solchen Texten doch auch Weyhnachts-Betrachtungen anstellen, ja eben bey solchen Gelegenheiten ihre Stärcke recht zeigen kan; dem aber ohngeachtet ist auch nicht zu läugnen, daß diejenigen Texte, welche aus Lucä II, 15-20, und Tit. III, 4-7, an einigen Orten erkläret werden, weit geschickter ausgelesen sind. Von denen besonders an diesem Tage gewöhnlichen Aberglauben, ist unter den Artickeln: Pfeffern, im XXVII Bande, p. 1325, und Stephani-Fest, darauf wir uns schon berufen haben, gehandelt worden. Unschuldige Nachrichten von 1703. p. 888.

6) Dritte Weyhnachts-Feyertag.

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Dieser Tag wird an einigen Orten übergangen an andern aber gefeyert; und zwar wird an demselben das Gedächtniß des Apostels und Evangelisten Johannes begangen. Nun halten wir zwar das Andencken eines so lieb gewesenen Jüngers JEsu billig in grossen Ehren; nichts destoweniger wird von der Feyer dieses Apostel-Tages eben dasjenige anzumercken seyn, was wir nur jetzo von dem Stephani-Feste errinnert haben. Es ist ungewiß, wenn dieser Feyertag in der Christlichen Kirche aufgekommen sey; doch, weil man ihn, wie Durandus vorgiebt, mit dem Stephanus-Tage aus einerley Ursach angesetzet haben soll, damit nemlich der HErr JEsus getreue Gefährten um sich hätte; so ist glaublich, daß er fast zu gleicher Zeit entstanden sey. Er ist eben sowenig, als die beyden ersten Feyertage, von allem Mißbrauche frey geblieben. Man treibet nemlich nicht allein mit dem Evangelio Johnnnis noch bis diese Stunde grossen Aberglauben, sondern es wird auch der so genannte Johannis-Seegen, oder Johannis-Trunck, vielmahls mißgehandelt. Wenn sich gute Freunde, die ohnedem schon genug haben, noch zu gutem Abschiede eines zutrincken, so nennet man es den Johannis-Seegen; welches einige von den Heydnischen Deutschen herleiten wollen, die gegen den Jenner hin sich unter einander mit Wein zu beschenken pflegten, zu dem Andencken des Janus, oder Noah, der den Wein gepflantzet, und auch am ersten darinnen zu viel gethan hat. Jedoch, da der Johannis-Seegen alles gut machen soll, wo man zu viel gethan hat; so scheinet wohl solcher Gebrauch von einer Wunder-Geschichte hergekommen zu seyn, die man von dem heiligen Johannes also erzehlet: Man soll ihm einsmahls, nebst andern einen Kelch mit vergifftetem Weine zugetruncken haben, über welchen er, nachdem die andern, die schon vor ihm getruncken hätten, todt liegen geblieben, das Creutz gemacht, und den Kelch nicht allein ohne Schaden ausgetruncken, sondern noch darzu diese Todten wieder lebendig gemacht habe; Weswegen er auch mit einem Kelche gemahlet werde, aus welchem eine Schlange herfür kreucht. Was das Evangelium anlanget, das aus Johann XXI, 20-24, an diesem Tage verlesen wird, so hat man abermahl das H. Weyhnacht-Fest nicht sehr dabey bedacht: Denn es hält solches eine Geschichte in sich, die nach des HErrn JEsu Auferstehung, in den 40 Tagen, die er noch sichtbarlich auf der Welt zugebracht, sich zugetragen hat, und blos um des H. Johannes willen gewählt worden ist. Es stellet vornehmlich die Liebe vor, die der HErr JEsus zu diesem Jünger getragen, bezeuget anbey die Wahrheit seines geschriebenen Evangelii, hat auch eine Geschichte von dem Apostel Petrus, woraus wenigstens, wenn man es auf das Fest anwenden will, Gelegenheit genommen werden kan, die Leute von bösem Vorwitze abzumahnen, der an diesem Feste leider häuffig in dem Schwange zu gehen pfleget. Es ist auch der 23 Vers nicht undienlich, die straffbare Leichtsinnigkeit und Unachtsamkeit auf des HErrn JEsu Worte und Thaten, in einem deutlichen Exempel, der allda von dem HErrn JEsu geschehenen, und verkehrter Weise ausgelegten Rede, vor Augen zu stellen. Wie die aus Syrach XV, 1-8, genommene Epistel auf diesen Tag gekommen sey, wissen wir nicht. Daß aber das Evangelium aus Johannis I, 1-14, und die Epistel aus 1 Joh. I, oder, welche die gewöhnlichste ist, Hebräer I, auf einen Weyhnacht-Feyertag sich besser schicke, ist vor sich klar. Siehe von allen diesen Abtheilungen die Beschreibung aller Sonn- u. Fest-Tage, p. 54 u. ff.