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Zu W. Bauer’s deutschem Taucherwerk

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Textdaten
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Autor: Friedrich Hofmann
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Titel: Zu W. Bauer’s deutschem Taucherwerk
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 796–798
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Zu W. Bauer’s deutschem Taucherwerk.

Bauer’s neue Luftpumpe – Taucherkunst – Taucherapparat: Helm und Ballast – Tauchersignale.

Ein Hauptbestandtheil des Bauer’schen Hebeapparates sind die großen Luftpumpen, deren er bedarf, sowohl um den Tauchern fortwährend frische Luft zum Einathmen in die Tiefe hinabzuschicken, als auch um die Kameele und Hebeballons aufzublasen und ihnen Tragkraft zu geben.

Es ist unsern Lesern erinnerlich, daß die ersten Luftpumpen, deren sich Bauer bei den geringen ihm von Haus aus zu Gebote stehenden Mitteln bedienen konnte, aus nichts weiter bestanden als aus ganz gewöhnlichen Feuerspritzen, bei welchen die in dem Windkessel zusammengepreßte Luft auf das Wasser wirkt und dasselbe in einem Strahl zum Schlauch hinaus treibt. Statt des Wassers aber ließ Bauer einen Luftstrahl in die Tiefe schicken, und welche Erfolge er mit diesen mangelhaften Apparaten erreichte, das beweisen die ersten Hebungen des Ludwig. Freilich konnte die große Mangelhaftigkeit der Apparate nur durch einen großen Aufwand, eine wahrhafte Verschwendung an Arbeitskraft einigermaßen ausgeglichen werden.

Diesem Umstande schenkte Bremen bei seiner Betheiligung an dem nationalen Sammelwerk für Bauer seine volle Beachtung, und kennzeichnete dies dadurch, daß es Bauer die Mittel zur Herstellung von zwei ausgezeichnet sorgfältig gearbeiteten Luftpumpen (Compressionspumpen) darbot, mit deren Hülfe der bedeutende Druck, der in einer Wassertiefe von 73 Fuß wirkt, mit Leichtigkeit überwunden wird. Wir geben beistehend eine Abbildung dieser nach Bauer’s Angaben construirten Luftpumpen und knüpfen daran einige Erläuterungen, welche wiederum dem Bauer’schen Scharfsinn in Erfindung eigenthümlicher, zweckmäßiger Vorrichtungen das brillanteste Zeugniß ausstellen. Man sieht auf der Abbildung zwei Cylinder, in welchen je ein Kolben luftdicht sich mittelst eines Hebels auf und ab bewegen läßt. In dem Stadium, welches unsere Zeichnung versinnlicht, ist der linke Kolben im Herabgehen, der rechte im Heraufsteigen begriffen. Durch diese Bewegung wird die Luft aus dem linken Kolben heraus und durch ein metallenes im obern Theil des Cylinders einmündendes Leitungsrohr in den Kautschukschlauch gepreßt, welcher sie in die Tiefe des Wassers führt. In den rechten Cylinder dringt dagegen durch ein im Kolben befindliches und sich nach unten öffnendes Ventil Luft ein, die ihrerseits bei dem Niedergehen des rechten Kolbens ebenso in den Kautschukschlauch gepreßt wird, wie jetzt die Luft des linken Cylinders.

Soweit stimmt die Einrichtung dieser Compressionspumpen mit den bisher in Gebrauch befindlichen überein. Da aber Bauer bei seinen früheren Versuchen die Beobachtung gemacht hatte, daß bei einer fortgesetzten Arbeit mit den Pumpen durch die Reibung des Kolbens und durch die Zusammenpressung der Luft eine sehr bedeutende Erhitzung des Cylinders eintrat, durch welche alle Dichtungen und Packungen sehr schnell zerstört wurden, so sind die Cylinder dieser Pumpen so eingerichtet, daß der Kolben nicht in seiner ganzen Länge dicht in dem Cylinder geht, sondern der Kolben läuft nur im Deckel durch eine Lederkappe gedichtet, der eigentliche Cylinderraum hat einen Durchmesser, der um etwa einen Zoll größer ist, als der Durchmesser des Kolbens. Dieser Zwischenraum wird mit Wasser oder Oel angefüllt und bildet somit einen beweglichen Piston, der bei jedem Niedergang des Kolbens in die Höhe gepreßt wird und die Luft hinausjagt, bei jedem Aufgange aber wieder zurücksinkt uns durch seinen Fall die Luft mit einsaugt. Die für gewöhnlich metallenen Ventile sind durch Kautschukscheiben ersetzt.

Um nun für verschiedene Tiefen oder für verschiedene Compression der Luft zwischen 6 und 10 Atmosphären immer die Pumpen durch dieselbe Kraft, etwa dieselbe Anzahl Menschen oder eine bestimmte Dampfkraft, in Thätigkeit setzen zu können, hat Bauer noch die Vorrichtung angebracht, daß der Stützpunkt des Kolbens sich durch Umstecken eines Dornes verschieben läßt. Es läßt sich damit die wirkende Hebellänge so weit reguliren, daß allein dadurch die Verschiedenheit der Widerstände ausgeglichen wird. Selbstverständlich wird bei Verlängerung des Hebels die Hubhöhe verringert, denn was an Kraft gewonnen wird, muß an Geschwindigkeit verloren gehen.

Bei der ausgezeichneten Tüchtigkeit der Ausführung ist aber das Spiel der Maschine ein so leichtes, daß trotz eines Kolbendurchmessers von 11 Zoll und einer Hubhöhe von 1 Fuß bairisch bei gewöhnlicher Spannung ohne Comprimirung der Luft eine Kraft von 8 Pfund hinreicht, um 1600 Kubikzoll Luft zu bewegen, von denen 800 Kubikzoll von dem einen Kolben aufgesaugt, die andern 800 Kubikzoll von dem andern ausgepreßt werden.

Während 19tägiger Arbeit auf dem Bodensee haben sich diese Bauer’schen Pumpen in ihrer Vorzüglichkeit bewährt. Sie hatten den Druck einer Wassersäule von 73 Fuß oder ein Gewicht von 361/2 Pfund für jeden Quadratzoll auszuhalten und wurden sowohl für die Taucher als zur Füllung der Ballons verwendet. Ohngeachtet sie durchschnittlich 8 Stunden unausgesetzt in Thätigkeit waren, blieben Kolben, Cylinder und Lederpackung vollständig kalt, obwohl die durch die Verdichtung erhitzte Luft den Schlauch und die Druckröhre bis zurück zum Ventil erwärmte. Dadurch aber erfüllte sich die Grundbedingung einer lange Zeit und anhaltend brauchbaren Luftpumpe auf das Schönste von selbst.

[797] Zur Erprobung der Schiffhebung konnten vor der Hand nur zwei dieser Luftpumpen beschafft werden, obwohl zur rechten Förderung der Arbeit wenigstens deren vier gehörten, um, sobald es nothwendig, zwei Taucher und zwei Ballons oder Kameele an beiden Schiffsseiten zugleich mit Luft versehen zu können. So lange die Mittel dazu nicht ausreichen, so lange nicht ein zweites Bremen in Deutschland sich findet, um die Herstellung von noch zwei solchen Pumpen für das Unternehmen zu ermöglichen, so lange müssen immer noch Schlauchfeuerspritzen als nicht einmal allezeit zuverlässige Aushülfe eintreten.

W. Bauer’s neue Luftpumpe.

Die Luftpumpen führen uns zu den Tauchern; ihre Arbeit ist bei der Schiffhebung nach Bauer’s System der wichtigste, daher für sie die größte Aufmerksamkeit, aber auch über sie die strengste Controle nothwendig ist, wenn sie nicht selbst von der Ehre ihres Berufs durchdrungen sind und im Erfolg ihrer Arbeit einen unvergänglichen Lohn zu erkennen vermögen.

Auch an den Taucherapparaten hat der menschliche Scharfsinn sich schon vielfach erprobt. Die Neugierde, die Wißbegierde und der Erwerbtrieb standen ohne Zweifel schon frühe vor manchem tiefen Wasser, und für die Befriedigung derselben haben wohl Tausende, wie Schiller’s Taucher, ihr Leben gelassen, denen der Königsbefehl dazu aus der eigenen Brust kam. Das Geheimnißvolle zieht uns ewig nach der stillen Tiefe: Jeder trägt die Sehnsucht von Goethe’s Fischer und Jeder die Neugierde von Schiller’s König in sich.

Taucherhelm mit Reiteisen und Taucherballast.

Die ersten Taucher kannten natürlich keinen Apparat; sie blieben eben so lange in der Tiefe, als es ihr Athem erlaubte. Darum bestand aber ihre Kunst gerade in der Beherrschung der Athmungswerkzeuge. Wie im höchsten Alterthum finden wir diese Taucher noch heute in bewundernswürdiger Ausbildung besonders bei uncultivirten Völkern. Am bekanntesten sind in dieser Beziehung die ostindischen Perlenfischer; Gmelin berichtet (in seiner Reise durch Rußland) von astrachanschen Tauchern, welche sieben Minuten unter Wasser zubringen konnten; jene Perlenfischer sollen es sogar bis zu 12–15 Minuten bringen.

So anerkennenswerth jedoch solche Leistungen sind, so verlieren sie an Werth, sobald andauernde und bedeutenden Kraftaufwand erfordernde Arbeiten in Tiefen von 70 bis 100 Fuß vollbracht werden sollen. Das Bedürfniß trieb zur Erfindung eines Mittels, dem Taucher Luft von oben in die Tiefe nachzusenden oder auch in Vorrath mitzugeben. Wie früh dieser Gedanke erwachte, dafür spricht die Thatsache, daß schon Aristoteles einen Apparat beschreibt, der dem Taucher einen längeren Aufenthalt, als ihm die eigene Lunge allein gestattete, im Wasser ermöglichen sollte; nur geht aus der Beschreibung nicht deutlich hervor, ob wir hier einen der ersten Versuche der Taucherhauben oder der Taucherglocken[1] zu begrüßen haben. – Von den neueren Taucherapparaten sind besonders zwei bekannt geworden, der Karl Coudert’s und der Klingert’sche. Jener bestand aus einer Leinwandkleidung, die mit Kautschuk überzogen und in deren Kopftheile vor den Augen ein Glas angebracht war. Das Charakteristische dieses Apparats bildete aber eine hufeisenförmig gebogene Kupferröhre von 6 Zoll Durchmesser und 4 Fuß Länge, die mit comprimirter Luft angefüllt und durch einen Schlauch mit dem obern Theile der Taucherkleidung verbunden war; aus dieser Röhre konnte der Taucher mittelst eines Hahns stets so viel Luft zu sich einlassen, als zum Athmen für ihn und zum Zurückdrängen des Wassers aus dem oberen Bekleidungstheil nöthig war. – Klingert’s Apparat entspricht dem, in welchem wir in Nr. 48 Bauer’s Helmtaucher unsern Lesern im Bilde vorgestellt haben. Der Taucher wird nicht mehr mit einem Luftbehälter belastet, sondern erhält die nöthige Luft durch den Schlauch, welcher den Taucherhelm mit der Luftpumpe verbindet. Mit Hülfe dieses Apparats brachte man z. B. aus einem an der Küste von Ambleteuse gesunkenen Schiffe von einer Partie von 860 Flaschen Quecksilber, die dem Hause Rothschild in London gehörten, bei sieben Arbeitstagen 336, im Werthe von 200,000 Fr., empor. Bis zu einer Tiefe von 70 Fuß kann der Taucher mittelst dieses Apparats gegen sieben Stunden in der Tiefe zubringen, wenn er nicht schwere, stark anstrengende Arbeit hat. Je tiefer der Taucher geht, desto weniger widersteht er dem steigenden Luftdruck auf die Länge. Eine Tiefe von 126 Fuß war lange Zeit das Aeußerste der Taucherleistung, bis im Jahre 1852 ein Taucher im Eriesee, Namens Green, der das untergegangene Dampfschiff Atlantic aufzufinden suchte, das bisherige Tiefmaß großartig überschritt; er soll bis zu einer Tiefe von 154 Fuß vorgedrungen sein.

Unser Bildchen zeigt uns den Taucherhelm mit seinen beiden Hauptverbindungen nach oben, dem Tau, welches ihn trägt, und den Schlauch, welcher ihm Luft zuführt, und dem sogen. Reiteisen und dem Taucherballast nach unten. Das unter dem Helm herunterlangende, unten abgerundete, nach hinten sich wieder aufwärts kehrende Eisen trägt seinen Namen mit Recht, denn der schwebende Taucher reitet auf ihm. Helm und Reiteisen zusammen wiegen 26 Pfund; die Taucherkleidung wiegt 34 Pfund. Da aber die im Kleide und Helm eingeschlossene Luft dem Sinken des Mannes jemehr entgegenwirkt, je tiefer er kommt, so hat er den Ballast nöthig, der aus vier Bleiringen besteht, die zusammen 86 Pfd. wiegen. Diese Gewichte zusammen mit der Schwere des Tauchers selbst befähigen ihn, auf dem Grunde des Sees von 73 Fuß Tiefe oder auf dem gesunkenen Schiffe ungefähr mit einem Druck von 30 Pfund zu gehen. – Die Signalschnur wird bei jedem Tauchen erst an dem Reiteisen angeknüpft.

Eine große Erleichterung ist für die unterseeischen Arbeiten dadurch bewirkt, daß der Taucher an einem horizontal vorn Mast auf 40 Fuß hinausreichenden Baum (Receptor genannt) mittelst eines an diesem befestigten Laufseils auf diese Strecke vom Arbeitsschiffe entfernt werden und durch Versetzung des Receptors nach links oder rechts in den Stand gesetzt werden kann, um das gesunkene Schiff herumzugehen, ohne daß das Arbeitsschiff seine eigene Lage zu verändern braucht. Die Verständigung zwischen dem Taucher in der Tiefe und dessen Führer auf dem Arbeitsschiff geschieht, wie bereits mehrfach erwähnt, durch die Signalleine. Die Signale werden vom Taucher durch Zucken (|) oder Ziehen (–) gegeben und sind folgende: – – (also zwei Mal Ziehen) bedeutet „Achtung!“, – – – „Auf!“, – – – – „Nieder!“, – – – (das mittlere ein länger andauerndes Ziehen) bedeutet „1. Cajüte!“, – – – – „2. Cajüte!“, – „vom Schiff abwärts!“, – – „zum Schiff!“, – – – – – „Auf! Gefahr!“, –– –– –– „Mehr Luft!“, ||||||| „Gegenstand herunter!“, |||||| „Gegenstand auf!“ |||||||| „Arbeit fertig!“, ||| ||| ||| „Luft in den Ballon pumpen!“ etc. – Daß das Verständniß [798] der Signale nur bei ruhiger See möglich ist, bedarf keiner Erklärung, denn wenn das Schiff in den Wogen stark rollt, so wird nicht nur der Taucher von dem ungleich mehr auf- und abfahrenden Receptor auf- und niedergeworfen, sondern auch der Führer kann nicht mehr im Gefühl mit dem Taucher bleiben, weil die Signalleine bald straff, bald schlaff wird.

Leider geht uns hier der Raum aus und sind wir mit einem Bildchen im Stiche gelassen worden, das zur Vervollständigung dieses Artikels nothwendig ist; wir sind deshalb genöthigt, unsere Leser später noch einmal zu unserm Gegenstand zu führen, um ihnen mitzutheilen, wie Bauer selbst seine Taucher abgerichtet, wie diese sich dabei angestellt, wie die anfängliche Verzagtheit endlich bis zum Uebermuthe ausartete, so daß sogar ein Taucher einmal in der Tiefe auf dem Ludwig sitzend seinen Rausch ausschlafen wollte, ferner, auf welche Weise Bauer seine Ballons und Kameele herstellte, warum er sofort Kameele zum Heben anwandte und das Versprochene über seinen Hebungsplan mit Terrainzeichnung von der Lagestelle des Ludwig bis zum Bergungsort.



  1. Als eine der ältesten Nachrichten von Taucherglocken in Europa gilt die des P. Schott vom Jahre 1538, nach welcher vor den Augen des Kaiser Karl V. zwei Griechen unter einem umgekehrten kupfernen Kessel mit einem brennenden Licht in das Wasser hinabgelassen worden seien, und als man den Kessel nach einiger Zeit wieder herausgezogen, seien die Männer noch am Leben und das Licht noch brennend gewesen. Diesem großen Wunder wohnten über 10,000 Menschen bei und alle staunten vor dem damals noch Unerhörten!