Zu guten Zwecken
[387] Zu guten Zwecken. Da liegt vor uns ein Selbstschriftenalbum „Dem deutschen Schulverein“, herausgegeben vom Vorstand der Ortsgruppe Margarethen-Wien. Dies Album, zu welchem hervorragende Männer und Frauen, die durch ihr Wirken im öffentlichen Leben oder auf irgend einem Gebiete der Wissenschaft, Litteratur oder Kunst dem deutschen Volke zur Zierde und Freude gereichen, zahlreich beigesteuert haben, wird als eine Heerschau über die Freunde und Förderer des deutschen Schulvereins bezeichnet. Und in der That finden sich darunter die besten Namen der deutschen Nation. Wie verschiedenartig die Handschriften, ihre Züge und Schnörkel sein mögen, allen gemeinsam ist der Geist, der echt deutsche Geist, der sich in Sinnsprüchen von tiefer Weisheit und in Ergüssen von patriotischer Begeisterung offenbart. In dem Widmungsgedicht „Unser Zeichen“ feiert Franz Keim die Muttersprache, welcher der Preis gebührt. Die ersten Verse des schwunghaften Gedichtes lauten:
„Frau Muttersprache, die Herrin hold
Mit der lieblichen Stimme so rein wie Gold;
Die Pflegerin, die uns zu Häupten stand,
Als das Leben den lallenden Laut erfand,
Den ersten Gesang, daß die Thränen flossen,
Die minnige Maid, Jungfer Tausendschön,
Die kein Schlachtengetös, kein Trompetengetön
Aus der Brust uns bannt, wenn der Tod auch grinst,
Sie hat ihre Losung herausgesandt
Von des Kahlenbergs Höh’ in das weite Land.“
Welchen Geist die empfehlenswerte Sammlung athmet, das mögen einige Denksprüche deutscher Dichter und Gelehrten beweisen:
„Ob sie dem Licht den Sieg mißgönnen
Die Nacht wird’s nicht bezwingen können,
So lang der Feldruf der Jugend heißt:
Hie deutsches Gewissen und deutscher Geist.“
„Kein Grenzpfahl staut die deutsche Luft,
Das deutsche Licht, das deutsche Wort,
Und allgemeinsam leuchtet
Jedweder deutsche Hort.
Der Geister und der Herzen,
Der, was ihn eint, unsterblich weiß,
Er kann, was trennt, verschmerzen.“
„Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk.“
„Tüchtiges Menschenleben endet auf Erden nicht mit dem Tode: es dauert in Gemüth und Thun der Freunde, wie in den Gedanken und der Arbeit des Volkes.“Neben dem reichen Gedankenschatz enthält die Sammlung auch Zeichnungen hervorragender Meister. Die Zwecke des deutschen Schulvereins, der aus echt nationaler Gesinnung hervorgegangen, sind von uns schon oft und warm hervorgehoben worden.[1]
Eine andere litterarische Erscheinung, die ebenfalls einen guten, der Förderung werthen Zweck verfolgt, ist die „Illustrirte Zeitung zum Besten der Ferienkolonien“ (Leipzig, Verlag von J. J. Weber), von der uns die „Extranummer für unsre Jugend“ vorliegt, mit ihren 40 reich illustrirten Folioseiten. Das Titelblatt zeigt uns die Jugend, die fröhlich mit Fahnen und geschwungenen Hüten und Blumensträußen hinauseilt in Gottes freie Natur – und wer von Ferienkolonien hört oder spricht, den weht es ja an wie ein frischer Hauch der Freiheit nach der langen Seßhaftigkeit auf den Schulbänken. Wir sind stets Herolde der neuen pädagogischen Einrichtung gewesen und empfehlen auch diese „Illustrirte Zeitung“, welche ja zu ihrer Förderung bestimmt ist. Allerlei Märchen und Gedichte, neckische, schalkhafte, phantastische Illustrationen, denen sich ein paar größere Veduten von dem Hafen von Hamburg und ein paar stilvolle Geschichtsbilder anschließen, schmücken das auch im Text mannigfache Töne anschlagende Album.
- ↑ Bestellungen auf das Album sind zu richten an die Ortsgruppe Margarethen des deutschen Schulvereins in Wien V 2 Margarethenplatz.