Zum Neuen Jahre
Zum Neuen Jahre.
Dem begrab’nen Alten Jahre
Werft die Schollen auf die Bahre!
Neues Wünschen, neues Hoffen
Sieht die gold’ne Zukunft offen,
Den das Neue Jahr uns bringt,
Bei dem ersten Glockenschlage,
Der die Mitternacht durchklingt.
Nimmer wird’s dem Herzen frommen,
Die mit geisterhaften Schritten
Einst durch unser Leben glitten.
Alte Sorge und Bedrängniß
Schwinde in Vergessenheit,
Finde uns zum Kampf bereit!
Heil und Glück den Lieben allen,
Die mit uns durchs Leben wallen;
Denn auch uns erfreu’n und schmücken
Heil dem Edeln, Hohen, Großen,
Das der Menschheit Adel trägt,
Das, auch von der Welt verstoßen,
Sonnenwärts die Schwingen regt.
Walte über ihm der Frieden!
Naht der Feind in Kriegeswettern,
Mög’s ihn siegreich niederschmettern!
Wachsen soll’s an Ruhm und Ehre,
Und des Geistes Schätze mehre
Deutsche Kunst und Wissenschaft!
Neues Jahr, in deinem Schoße
Ruhen die verhüllten Lose;
Eine Losung bleibt uns allen:
Muth’ger Sinn und Geistesstärke,
Freud’ge Ernte fleiß’ger Saat,
Eifer bei dem kleinsten Werke,
Rudolf von Gottschall.