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Zum Problem der Freizeitgestaltung

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Textdaten
Autor: Andries Sternheim
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Titel: Zum Problem der Freizeitgestaltung
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aus: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 1, S. 336–355
Herausgeber: Max Horkheimer
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Erscheinungsdatum: 1932
Verlag: Hirschfeld
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Erscheinungsort: Frankfurt a. M.
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[336]

Zum Problem der Freizeitgestaltung.

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Von Andries Sternheim (Genf)[1].

Diese Arbeit soll sich auf die Freizeitgestaltung der Arbeitnehmer beschränken. Bei dem außerordentlichen Umfang des Problems ist schon aus praktischen Gründen eine Begrenzung notwendig, wenn auch nicht verkannt werden kann, daß einem tieferen Eindringen in die Verwendung der Freizeit aller gesellschaftlichen Schichten vom soziologischen und sozialpsychologischen Gesichtspunkt aus größte Bedeutung beigemessen werden muß.

Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise und durch die fortschreitende Sozialpolitik hat die Arbeiterklasse im Laufe der Zeit eine große Wandlung durchgemacht. Große Schichten haben sich geistig und kulturell gehoben. Der Anteil der Arbeiter an dem öffentlichen Leben hat in jeder Richtung stark zugenommen. In den meisten, vor allem den industriellen Ländern sind sie aus einem passiven ein aktives Element geworden. Da das Gesamtproblem der Freizeit in seiner soziologischen sowohl als sozialpsychologischen Bedeutung in der wissenschaftlichen Literatur noch kaum angeschnitten wurde, ist diese Arbeit als ein Versuch zu betrachten, zunächst auf die Bedeutung einiger wichtiger Aspekte hinzuweisen.

Als Freizeit wird hier diejenige Zeit betrachtet, welche nach der normalen Arbeitsperiode übrig bleibt. Die Freizeit ist daher als Antipode zu der auf dem normalen Arbeitsplatz verbrachten Zeit gedacht. Ausdrücklich wird bei dieser Begriffsbestimmung von normaler Arbeitsperiode und normalem Arbeitsplatz gesprochen, da die Freizeit auch für zusätzliche Arbeit zur Befriedigung eigener oder fremder Bedürfnisse verwendet werden kann. Weiter bleibt die Freizeit der völlig aus dem Wirtschaftsprozeß Ausgeschiedenen und derjenigen, [337] die noch nicht im Wirtschaftsprozeß tätig sind, außer Betracht[2]. Der Begriff Freizeitgestaltung auf Grund der angegebenen Begrenzungen soll sich also nur auf die Zeit beziehen, welche nach Vollendung der normalen Arbeitszeit übrig bleibt unter Abzug der Stunden, die für die Reproduzierung der Arbeitskraft notwendig sind. Unter diesem Gesichtspunkt soll unter Freizeitgestaltung nicht nur die planmäßige Verwendung, sondern die Anwendung der Freizeit als einheitliches Problem, das alle Verwendungsarten umfaßt, verstanden werden.

Die Frage der Freizeitgestaltung wurde erst dann zum Problem, als ihre Dauer überhaupt eine Art der Verwendung ermöglichte, die mehr bedeutete als die einfache Reproduktion der Arbeitskraft. Die Tatsache, daß vor dem Krieg ein Arbeitstag von 9—10 Stunden und länger als normal betrachtet wurde, gibt schon eine Erklärung, weshalb damals von einem Problem der Freizeitverwendung nicht die Rede sein konnte. Unter den damaligen Umstanden waren nicht einmal die Institutionen der Arbeiterklasse auf die Behandlung dieser Frage eingestellt. Sie waren hauptsächlich Kampforganisationen zur Gewinnung politischen und gewerkschaftlichen Einflusses. Hierzu war vor allem die Anzahl ihrer Mitglieder von größter Bedeutung; die Qualität stand dabei zurück. In vielen Ländern handelte es sich für diese Organisationen besonders darum, den Kampf gegen das vorhandene Gefühl der Minderwertigkeit zu führen[3], ein Kampf, der erst allmählich seine Erfolge mit der Hebung der ökonomischen und sozialen Lage zeigte.

Die Bestrebungen, die Arbeiter in die Kulturgemeinschaft einzubeziehen, ihr Selbstbewußtsein zu heben, forderten an erster Stelle die Ausbildung einer Führerschaft. Die Ämter innerhalb der Institutionen der Arbeiterbewegung wurden anfänglich aus rein finanzieller Notwendigkeit größtenteils ehrenamtlich ausgeübt. Nur eine kleine Schar von Leuten, die hervorragendsten aus der Arbeiterklasse, gestalteten damals ihre Freizeit auf eine positive Art und Weise. Als die Arbeiterbewegung größeren Einfluß gewann, waren ihre Forderungen [338] auf kulturellem Gebiet zunächst sehr beschränkt. In den meisten Ländern führte sie in erster Linie den Kampf um die Entwicklung der Sozialgesetzgebung und stellte daneben die konkreten Forderungen nach obligatorischem Schulbesuch und besserer Berufsausbildung[4].

Der Weltkrieg hat auch hier umwälzend gewirkt. In den meisten europäischen Ländern wurde ab 1919, unter aktivster Mitwirkung des Internationalen Arbeitsamtes, der Achtstundentag gesetzlich eingeführt und in Tarifverträgen festgelegt. Daneben kamen in vielen Ländern eine Anzahl Verordnungen über Ladenschluß zustande, welche auch für die Angestellten im Einzelhandel eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit bedeuteten. Die Tatsache, daß einer großen Schicht hauptsächlich industrieller Arbeiter eine Anzahl von Freistunden zur Verfügung gestellt wurde, die nicht nur zur Reproduktion der Arbeitskraft dienten, hat eigentlich erst das Problem der Freizeitverwendung geschaffen.

Eine einfache Erklärung für das Zustandekommen des verkürzten Arbeitstages ist das Bedürfnis des Arbeiters nach einem größeren Quantum von Freizeit. Die Beantwortung der Frage: was hat die Arbeiterschaft dazu veranlaßt, diese Verkürzung zu beanspruchen, ist damit jedoch noch nicht gegeben. Der Hinweis auf das zunehmende Machtbewußtsein der Arbeiterklasse und die Steigerung ihres Persönlichkeitsgefühls reicht nicht aus. Das Hauptmotiv war wohl viel mehr das Bedürfnis nach einer Verminderung der Anzahl der Arbeitsstunden als gerade das Verlangen nach einer auf eine bestimmte Art und Weise zu verwendenden Freizeit. Man konnte hier von einem negativen Motiv reden. Es lassen sich noch zwei andere Motive denken, welche in der Psyche der Arbeiterschaft eine Rolle gespielt haben: 1. bei einer Gruppe das Verlangen nach einer größeren Freizeit infolge eines inneren Bedürfnisses, ohne zu wissen, was man damit anfangen solle, also ein unbestimmtes Verlangen; 2. bei einer anderen Gruppe, die wahrscheinlich äußerst klein gewesen ist, eine positive Vorstellung von der Verwendung ihrer Freizeit. [339] Wenn theoretisch drei verschiedene Motive angenommen werden können (negativ, unbestimmt und positiv), so ist eine Korrelation zwischen Kürzung der Arbeitszeit und einer bestimmten Verwendung der Freizeit nicht zu verkennen. Die beiden Faktoren wirken unmittelbar aufeinander ein.

Obwohl im allgemeinen angenommen werden kann, daß gesetzliche oder sonstige Maßnahmen, welche auf Besserung der Lebensverhältnisse solcher Schichten hinzielen, auch mit Zustimmung dieser Schichten, ja ganz bestimmt auf ihr Drängen zustande gekommen sind, so ist das Bild, das nach der Erreichung dieser Ziele sich herauskristallisieren wird, immerhin unsicher. Insbesondere trifft dies auf die uns hier interessierende Frage zu. Erst dann, als die Arbeitszeit gekürzt wurde, wurden die großen Probleme, wie die Freizeit zu verbringen sei und welche Tendenzen sich bei der großen Masse offenbaren, aufgerollt. Die psychologischen Vorbedingungen für eine konstruktive Freizeitverwendung mußten von den führenden Instanzen noch geweckt werden.

Die Differenzierung in der Art der Freizeitverwendung ist als eine Folge vieler einzelner oder in gegenseitigem Zusammenhang auftretender Faktoren zu betrachten. Sowohl nationale wie anthropologische, geographische und allgemeinkulturelle Faktoren spielen hier eine wesentliche Rolle; von der Auffassung über die Aufgaben des Staates hängt es ab, ob der Staat auf dem Gebiet der Freizeitverwendung als absolute Herrschermacht auftritt oder man alles dem freien Spiel der Kräfte überläßt.

Die Möglichkeiten der Freizeitverwendung sind im absoluten Sinn unbegrenzt, ihre Ausnutzung ist jedoch letzten Endes durch die bestehende Produktionsweise und die gesellschaftliche Struktur bestimmt. Nirgends stärker als bei der Freizeitverwendung kommt es darauf an, inwieweit die den Menschen innewohnenden Triebregungen und geistigen Bedürfnisse bereits in dem Arbeitsprozeß selbst teilweise oder völlige Befriedigung finden oder, indem sie in ihm ungesättigt bleiben, auf andere Weise befriedigt werden müssen.

Auch bei der auf dem Gebiet der Freizeitverwendung anscheinend vorherrschenden Willkür muß nach einem Kausalzusammenhang zwischen Produktionsweise und Betätigung in der Freizeit gesucht werden. Die analytische Sozialpsychologie steht hier noch vor einer großen Aufgabe. Hat sie sich doch mit der Frage der Entstehung der physischen, psychischen und geistigen Bedürfnisse der Arbeiterschaft zu befassen, und zwar im Zusammenhang einerseits mit der vorhandenen [340] Produktionsweise und ihren spezifischen Arbeitsmethoden, andererseits mit den Möglichkeiten und Grenzen der Bedurfnisbefriedigung innerhalb der Freizeit.

Nachstehend wird auf Umfang und Bedeutung einiger Arten der Freizeitverwendung hingewiesen. Eine Typologie wird angestrebt, kann aber bei dem heutigen Stand der Untersuchungen noch nicht vorgelegt werden.

Am allerwichtigsten erscheinen uns diejenigen Arten der Freizeitverwendung, die Massencharakter tragen und in ständiger Verbreitung begriffen sind. Als solche nennen wir zunächst Sport, Kino, Rundfunk und Kleingärtnerei.

Mehr als in anderen Zweigen der Freizeitgestaltung ist der Sport in seinen vielen Verzweigungen imstande, die in der Arbeiterschaft vorhandenen Bedürfnisse zu befriedigen. Von ganz verschiedenen Gesichtspunkten aus muß dem Sport im gegenwärtigen Zeitalter eine besondere Bedeutung beigemessen werden, und zwar physiologisch, indem er ein Gegengewicht zu der alltäglichen einförmigen, maschinellen Arbeit bildet; psychologisch, indem libidinöse Bedürfnisse, der Geltungstrieb, die Aggressionsneigungen und das Glorifizierungsbedürfnis hier in großem Maße befriedigt werden[5]; soziologisch, indem er die Annäherung von Mensch zu Mensch fördert und vom Standpunkt der gesellschaftlichen Gruppensolidäritat aus betrachtet eine wichtige Rolle spielt; ideologisch, insoweit die sportliche Betätigung ideell begründet wird (Stärkung der Volkskraft, des Nationalismus, der proletarischen Solidarität usw.); sozialpolitisch, insoweit er zweckbewußt auf die Aufrechterhaltung des physischen (und psychischen) Gleichgewichts des Arbeitnehmers tendiert; politisch, insoweit er offen oder verdeckt militaristische Ziele verfolgt. Einige wenige Einzelheiten sollen auf die nationalen Verschiedenheiten wie auf die große Wichtigkeit des Sports als sozialpsychologisches Problem hinweisen. In manchen europäischen Ländern, besonders in Frankreich und Belgien, besteht eine wahre „folie de sport“. Jean-Henri Adams[6] stellt aber dar, daß die große französische Sportbewegung nur eine Fassade ist, hinter der [341] sich nichts wesentlich Konstruktives befindet. Er macht nur für die Gymnastikvereine eine Ausnahme. Die Sportbewegung hat in Frankreich nach dem Krieg sehr stark zugenommen. Gab es im Jahr 1919 9900 Sportvereine, so betrug ihre Anzahl 1927 bereits 20 000. Im ganzen erscheinen in Frankreich 130 Sportblätter. Wenn behauptet wird, so fuhrt Adams aus, daß es in Frankreich 2 Millionen Sportliebhaber gibt, dann glauben wir nicht, daß es mehr als 200 000 Personen gibt, die wirklich Sport treiben; die übergroße Mehrzahl sind nur Zuschauer bei Footballmatches und lesen die roten und gelben Sportblätter. Darf man die Äußerung von Jean Beaudemoulin[7] als richtig betrachten, dann lesen die jungen sich am Sport beteiligenden Arbeiter nur „L’Auto“, statt der gewöhnlichen Tagespresse. „Die politischen Fragen sind ihnen gleichgültig. Sie stellen ihre geliebten Athleten über die Arbeiterführer.“ Mehr als in vielen anderen Ländern scheint hier Mangel an Bildungsbedürfnis vorzuherrschen. Auch in Belgien interessiert sich die große Masse besonders für den Sport, d.h. für die Wettkampfe. Buset, Generalsekretär des belgischen Instituts für Arbeiterbildung, erklärt in einem Artikel: „Où nous mène la passion sportive“ in „La vie ouvrière“, Monatsschrift der Bildungszentrale (Februar- und Märznummer 1932), daß von einer rein aktiven oder passiven Teilnahme beim Sport im absoluten Sinne nicht gesprochen werden kann, weil diejenigen, die nicht direkt am Spiel teilnehmen, als sog. „supporters“ eine große Rolle spielen[8]. Zur Herbeischaffung von Material über die „passion sportive“ hat Buset in der genannten Zeitschrift einen Fragebogen veröffentlicht, der von den Lesern ausgefüllt werden sollte. Es wurden u. a. die folgenden Fragen gestellt:

Besuchen Sie regelmäßig die sportlichen Veranstaltungen?

Lesen Sie lieber die Sportblätter als die Parteiblätter?

Wird in Ihrer Fabrik viel über Sport geredet und mehr als über soziale Fragen?

Liest die Mehrzahl Ihrer Kameraden lieber Sportblätter als unsere Tageblätter?

Sind sie in der Mehrzahl Teilnehmer an sportlichen Veranstaltungen?

Kommt es öfters vor, daß Sie einen Tag verlieren, indem Sie an den in der Woche stattfindenden sportlichen Veranstaltungen teilnehmen?

Glauben Sie, daß dem Zutritt jüngerer Arbeiter in unsere Organisation durch die „passion sportive“ und durch die Ausübung des Sports entgegengearbeitet wird?

[342] Diese Fragen wurden von 100 Lesern der Zeitschrift beantwortet, und zwar von Arbeitern, Angestellten, Lehrern und einigen Studenten. Obwohl der Enquete aus methodischen Gründen keine allzugroße Bedeutung beigemessen werden kann, scheint das Ergebnis doch recht charakteristisch:

„Die Arbeiter bevorzugen in übergroßer Mehrheit, wie wir schon annahmen, diejenigen Blätter, die am ausführlichsten über Sport berichten, und besonders diejenigen, die diesen Mitteilungen einen literarischen Schwung geben. Wie man erwarten konnte, teilen die Befragten uns einstimmig mit, daß die große Mehrheit ihrer Arbeitskollegen Besucher sportlicher Veranstaltungen sind; verschiedene bemerken noch dazu, daß es besonders die jüngere Generation ist, die die Sportveranstaltungen mit größtem Eifer besucht.“ (S. 60)

Einen anderen Charakter trägt der Sport in Großbritannien, wo er mehr als vornehmes Spiel betrachtet wird. In ganz England ebenso wie in den Vereinigten Staaten gibt es überall von Privatleuten gegründete sog. „playing fields“. So besteht in London bereits langer als 40 Jahre eine große musterhafte Playing Field Society mit der Aufgabe, Cricket, Fußball u. a. derartige Spiele bei den Londoner Beamten und Arbeitern zu fördern, um die physischen und moralischen Kräfte der Bevölkerung zu heben. Im allgemeinen gibt es auf dem Gebiet des Sports in England keine scharfe Klassentrennung, ebensowenig wie auf dem Gebiet der Bildungsbestrebungen.

In den großen modernen Arbeitersportorganisationen ist die Bewegung mit einer bestimmten Idee verwachsen: der kulturellen Hebung der Masse im Kampf für den Sozialismus. Klar wird der Ursprung dieser Bewegung, die sich besonders in den mitteleuropäischen Ländern entwickelt hat, von Paul Franken skizziert.

„Nach den Novembertagen 1918 trat die Arbeiterschaft als ein wesentlicher Faktor in das öffentliche Leben ein. Es war ein weiter Raum geschaffen, in dem sieh die Kräfte frei entfalten konnten, die bis dahin gebunden und gehemmt waren. Besonders die proletarische Jugendbe-Bewegung[WS 1], vor allem aber auch die Arbeiter-Turn- und Sportbewegung wurden jetzt Massenbewegungen im wahrsten Sinne des Wortes. In der Arbeiterklasse entwickelten sich Machtbewußtsein und Machtwille nach dem Zusammenbruch der alten Gewalten in stärkstem Maße. Das blieb nicht ohne Einfluß auf das Vereinsleben. Auf vielen Gebieten der proletarischen Kulturbestrebungen machte sich ein neuer und kühner Geltungsdrang bemerkbar, als Rückwirkung auf den harten und eisernen Zwang furchtbarer Kriegsjahre. Vier lange Jahre hatte man den menschlichen Körper mißachtet. Verzweiflung, Trauer und Hunger hatten selbst die leiseste Sehnsucht nach erhebender Freude, nach einer Ausfüllung der freien Stunden, die diesem tiefen Sehnen entsprach, unterdrückt. So ist es zu verstehen, daß nach dem Ende des Kriegsschreckens die Freuden des Lebens entdeckt und erlebt sein wollten. Sport, Wandern usw. zogen große Massen, besonders der arbeitenden Jugend, in ihren Bann. Körperpflege [343] und Leibesübungen gaben dem Leben von hunderttausenden Proletariern einen neuen Inhalt und kamen zu ihrer großen Bedeutung in der gesellschaftlichen Entwicklung der Nachkriegszeit. Der Sport wurde zu einer Großmacht“[9].

Es ist bemerkenswert, wie stark die sozialistische Sportbewegung seit dem Weltkrieg zugenommen hat. In Deutschland, einem stark durchorganisierten Land, betrug die Mitgliederzahl des Arbeiter- Turnerbundes 1919 400 000 Mitglieder, 1927 über 700 000[10].

Auch die Mitgliederzahl der Sozialistischen Arbeiter-Sport-Internationale ist sehr stark gestiegen, und zwar von 370 000 im Jahre 1920 auf fast 2 Millionen im Jahre 1932; allein 1931 hat die SASI um 85 000 Mitglieder zugenommen.

Besondere Aufmerksamkeit muß den Grundsätzen gewidmet werden, welche in Italien auch auf sportlichem Gebiet herrschen. Hier ist die Verwendung der Freizeit nicht in erster Linie auf das Wohl des Individuums, sondern auf die Interessen des Staates bezogen. In einem Bericht über die Rolle des Sports in der Erziehungsarbeit der Dopolavoro, der zentralen Freizeitorganisation, wird gesagt[11]:

„Kaum zwei Jahre genügten für die Tätigkeit der ‚Dopolavoro‘, um bei den italienischen Arbeitermassen einen noch nie dagewesenen Enthusiasmus für alle denkbaren Sportarten zu entfalten. Es erübrigt sich zu erwähnen, daß rd. 3 Millionen Personen an den verschiedenen sportlichen Veranstaltungen der ‚Dopolavoro‘ teilgenommen haben. Diese Einrichtung umfaßt hunderte von Unternehmungen gegründete Sportverbände, daneben unzählbare lokale Gesellschaften und neue Sportgruppen, die auf Veranlassung der regionalen und lokalen Organe der ‚Dopolavoro‘ gegründet wurden.“ (S. 332)

Neben einer Untersuchung der politischen und religiösen Einstellung der Sportvereine in den einzelnen Ländern wäre es interessant zu wissen, aus welchen Kreisen sich ihre Mitglieder rekrutieren, besonders wie groß die Teilnahme qualifizierter und unqualifizierter und andererseits die Anzahl der politisch und gewerkschaftlich organisierten und unorganisierten Mitglieder ist. Mit Bezug auf die Anzahl der Qualifizierten und Unqualifizierten muß jedoch im voraus berücksichtigt [344] werden, daß besonders jüngere Arbeiter der Sportbewegung angehören, die zwar nicht zu den qualifizierten Arbeitern gehören, aber doch nicht als ungeschult angesehen werden können, da ihre Berufsausbildung öfters noch nicht abgeschlossen ist.

Ebenso wie der Sport fordert das Kino nur ein Mindestmaß an geistiger Anstrengung. Es dient als Emotionsentlastung und ermöglicht die Befriedigung natürlich vorhandener, jedoch von der Gesellschaft auf eine bestimmte Weise modifizierter Triebe. Für das Proletariat ist das Kino das einfachste und zweckmäßigste Mittel, seine wirkliche Lebenssituation zu vergessen und sich in eine andere, illusionäre Welt zu versetzen. Das Kino ist als Massengenußmittel besonders wegen seines Spannungswechsels und seiner Gefühlsreize brauchbar.

In einer vom Institut International du Cinématographe Educatif, Rom, herausgegebenen Schrift[12] wird mit folgenden Worten auf den Unterschied zwischen dem gesprochenen Wort (Vorträge) und dem Film hingewiesen:

„Das Wort ist am wenigsten geeignet, die von emotionellen Typen verlangte Stimmung hervorzurufen. Es richtet sich gewöhnlich an verantwortliche Elemente, bezieht sich auf Lebensäußerungen wie Politik, Kunst oder rein geistige Dinge. Dies alles hat nicht immer Interesse und ermüdet psychisch sogar durch die geistige Anstrengung, welche vom Zuhörer gefordert wird. Was beim Wort auch fehlt, ist das Element der Vorstellung, welche von größter Bedeutung ist. Man darf die suggestive Wirkung des Films, der das Leben in seiner Bewegung reproduziert, so wie es ist, des wegen nicht verkennen.“ (S. 246)

Die Frage des Einflusses des Films auf die Arbeitnehmerschichten ist wissenschaftlich bisher kaum bearbeitet worden. Die Film-Literatur befaßt sich fast ausschließlich mit der Bedeutung der Filmindustrie als großindustrieller Erzeugerin dieses Konsumtionsgutes oder mit dem ästhetischen Wert der Filme. Fest steht wohl, daß die Popularität, ja die Daseinsmöglichkeit des Films überhaupt der Anpassung entstammt, welche die in ihm produzierten Gehalte an die herrschenden Gedanken, Auffassungen und Triebwünsche der gegenwärtigen Gesellschaft vornehmen. Starker als Literatur und Vortrage ist der Film dazu geeignet, auf positive Weise der Masse bestimmte Gefühle und Gedanken aufzudrängen, welche sich vollkommen der vorhandenen Vorstellungswelt anpassen. Filme, die [345] nach anderen Richtungen tendieren, sind ein Problem für sich; sie verschwinden in der großen Masse der „Anpassungs-Filme“ oder machen die Errichtung besonderer Organisationen für ihre Vorführung notwendig[13].

Natürlich gibt es auch andere Gesichtspunkte. Der Film hat dem Arbeiter in fremde Länder und weite Gesellschaftskreise Einblick gegeben, die ihm vorher nur aus der Literatur bekannt sein konnten. Dadurch hat er sich, wenn auch vielfach in verzerrter Form, nicht nur größere Kenntnisse der Lebensgewohnheiten und Auffassungen anderer Schichten angeeignet (die er wohl auch nachzuahmen versucht), sondern es sind in ihm Bedürfnisse geweckt worden, die er vorher nicht kannte.

Seitdem erkannt ist, daß der Film als Beeinflussungsmittel große Qualitäten besitzt, wird er auch bewußt in den Dienst der Massenbeherrschung gestellt. In Italien gibt es seit April 1926 eine Verordnung, nach der die Kinotheater des Landes verpflichtet sind, kulturell wertvolle Filme zu projizieren, die die Bevölkerung zu guten Bürgern erziehen und die nationale Erziehung fordern sollen. Weiter steht der Film in einzelnen Ländern im Dienste zahlreicher Unternehmungen, um die Belegschaft an den Betrieb fester zu binden. Von besonderer sozialpsychologischer Bedeutung ist die Herstellung und Vorführung von Kulturfilmen durch Arbeiterorganisationen und Genossenschaften als Gegenstück zu den Alltagsfilmen.

Eine tiefere Untersuchung des ganzen Filmproblems wird erst möglich sein, wenn in einer Reihe von Groß- und Provinzstädten über Anzahl der Kinos, Art und Qualität der gebotenen Filme, Alters- und Schichtenzusammensetzung der Zuschauer und über die von Arbeiterorganisationen veranstalteten Filmvorführungen genaueres Erhebungsmaterial vorliegt.

Die Bedeutung des Rundfunks für die Freizeitverwendung läßt sich in wesentlichen Punkten mit der des Kinos vergleichen: die massenhafte Benutzung des Rundfunks als Freizeitverwendung, der universelle Charakter, den beide gemein haben, die aktive Beeinflussung und die Anpassung an den Geschmack und die Ideenwelt seiner Hörer, eine Anpassung, die ja noch viel detaillierter als beim [346] Film durchgeführt werden kann. Jedoch gibt es zugleich einen wesentlichen Unterschied, indem der Rundfunk durch Vermittlung des gesprochenen Wortes den Geist der Zuhörer direkter und unverhüllter beeinflußt als der Film; so kann der Rundfunk in den Händen bestimmter gesellschaftlicher oder politischer Schichten auf die Ideenwelt der Arbeiterschaft eine starke Wirkung ausüben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, daß in einigen Ländern die Arbeiterorganisationen oder religiöse Richtungen Rundfunkorganisationen besitzen, die zu bestimmten Stunden selbständig senden und damit ihre spezifischen Auffassungen in der Welt verbreiten können.

Vor allem hat die Beeinflussungsmöglichkeit zugenommen, seitdem die Anzahl der Empfangsgeräte sich stark vermehrt hat, deren größter Teil sich bei den Arbeitnehmern befindet. Bereits vor einigen Jahren konnte das Internationale Arbeitsamt die nachfolgende Feststellung machen:

„In Deutschland gibt es z. Z. etwa 4 Millionen Hörapparate. Die Zahl hat sich innerhalb von zwei Jahren verdoppelt, und es muß betont werden, daß der größte Teil der Apparate Arbeitern gehört. In der Tschechoslowakei hat sich die Zahl der Arbeitern gehörigen Apparate verdoppelt und belauft sich gegenwärtig auf mindestens 300 000“[14].

Eine Beurteilung des Grades, in dem der Rundfunk die Arbeiterschaft beeinflußt, ist wegen des Mangels an eingehenden Untersuchungen noch nicht möglich.

Zweifellos hat der Rundfunk die Tendenz, das Familienleben des Arbeiters zu stärken. Bis zu welchem Ausmaß ist schwer festzustellen, da gerade die Anwendung des Rundfunks außerhalb des Hauses, besonders in Wirtshäusern eine entgegengesetzte Wirkung ausübt und auch eine Reihe anderer Faktoren (Kino, Tanz) das außerhäusliche Leben fördern.

Für die Beantwortung der Frage, wieweit sich der Geschmack des Arbeitnehmers unter Einfluß des Rundfunks entwickelt hat, sind umfangreiche Erhebungen nötig. Sie müßten feststellen, welche Sendungen bei ihm am beliebtesten sind und inwieweit angenommen werden kann, daß durch den Rundfunk der Anteil an anderen Veranstaltungen (Konzerten, Versammlungen, Vorträgen) beeinträchtigt wird. Aus den Resultaten derartiger Untersuchungen ließe sich schließen, in welchem Maße der Rundfunk die Mentalität der heutigen Arbeitnehmerschichten beeinflußt und psychische und geistige Bedürfnisse befriedigt. [347]

Neben Sport, Kino und Radio spielt die Kleingärtnerei in der Nachkriegsperiode als Freizeitverwendung eine wichtige Rolle. Sowohl über den Umfang wie über die Ursachen der Bedeutung der Kleingärtnerei liegt schon viel Material vor. Vor dem Krieg bestanden in einer Reihe von Ländern bereits die Schrebergarten, die sich nach dem Krieg zusammen mit Kleintierzucht stark fortentwickelt haben. Die Zunahme von Kleingärtchen hat schließlich in den meisten europäischen Ländern zur Gründung von Organisationen geführt, die seit 1927 zu einer Internationale der Kleingärtnerorganisationen zusammengefaßt sind. Ihr Sitz befindet sich in Esch-sur-Alzette (Luxemburg); sie organisiert keine Berufsgärtner, sondern nur Liebhaber. Viele dieser Organisationen erhalten Staats- oder Gemeindezuschüsse. Wie von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, gibt es außer 2½ Millionen der Internationale angeschlossenen Mitgliedern, die mit ihren Familien auf 11 Millionen geschätzt werden können, noch abertausend von Kleingärtnern, die keinem Verband angeschlossen sind. Einige Ziffern über die organisierten Kleingärtner lassen wir hier folgen;

Deutschland .... 432 544[15]
England………..120 000
Österreich……...34 392
Belgien………….65 000
Schweiz………...11 000

Bemerkenswert sind die verschiedenen Motive, welche zur Begründung der Kleingärtnerbewegung dienen. Neben dem Wunsch, sich in der Freizeit ein zusätzliches Einkommen zu schaffen, spielt zunächst das Moment der Erholung eine große Rolle. Die Arbeiter, soweit sie in den Großstädten ihrer Arbeit nachgehen, wollen ihre Freizeit in einer ruhigen Atmosphäre verbringen. Der Garten ist „der wahre Ruhe- und Erholungsplatz für den Menschen, der unter physischer und geistiger Überbelastung unter dem Druck unseres Maschinenzeitalters leidet“[16].

Wir finden ferner als Motiv den Ruf: „Zurück zur Natur“. Die Erde nährt uns, alles kommt nur von der Erde, so heißt es, und wir müssen ihr alle unsere Kräfte widmen. Damit zusammenhängend wird dann auf die Liebe zum eigenen Land und eigenen Boden hingewiesen. [348] „Notre pays, notre propre terre!“ Besonders spielen derartige Motive in Frankreich eine Rolle. Die Liebe zum eigenen Boden gründet auch teilweise auf der Auffassung, daß das „Zurück zur Natur" schließlich zur Stärkung der eigenen Rasse beitragen wird. Auch die sozialen Motive spielen eine Rolle, man verweist auf die „große soziale Pazifizierung, die die internationale Kleingärtnereibewegung darstellt“. Dabei wird einerseits an den friedlichen Einfluß des Landlebens gedacht, andererseits an die Lösung sozialer Probleme durch Bearbeitung brachliegenden Landes. Weiter nennen wir noch das kleinbürgerliche Motiv: Jedem sein Fleckchen Erde, jedem sein Eigenheim! In den Schriften der obengenannten Internationale wird sehr oft darauf hingewiesen, daß ein eigenes Heim das größte denkbare Glück ist. In einem offenen Brief an den Völkerbund (25. Januar 1931), in dem mehrere Forderungen im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung des Bodens gestellt wurden, heißt es u. a.:

„Das internationale Büro für Kleingärten und Arbeitergärten ist keine Vereinigung von Gemüse- und Blumenzüchtern. Wir sind die Züchter eines neuen Geistes, die Züchter der Erneuerung der Arbeiterfamilie durch den Kleingrundbesitz, die Züchter der Befestigung des Friedens, des Völkerfriedens zu Hause und infolgedessen des Friedens unter allen Völkern. – Wir verlangen zur rechten Stunde, Herr Präsident, daß der Völkerbund unseren Grundsatz in Betracht ziehe: „Jedem sein Fleckchen Erde, jedem sein Eigenheim!“

Es wird Nachdruck auf die Herbeiführung des Familienglücks gelegt, welches durch die Schaffung eines eigenen Heims erreicht werden kann. Immer wieder wird auf den Zusammenhang zwischen Eigenheim und Familienglück hingewiesen. So finden wir in der Zeitschrift der international Kleingärtnerorganisation folgende belgische Notiz[17]:

„Bis heute hat die Belgische National-Liga bereits tausende von Arbeitern zu Eigentümern gemacht, deren Familien fortan in viel größerer Sicherheit leben. Sie erfreuen sich eines intensiveren Familienlebens, das auf der Basis gesicherten Wohlstands täglich inniger wird. Die allgemeine Anwendung unseres Systems ist der Weg zu einer friedlicheren und klügeren Gesellschaftsklasse“ (S. 32.)

Eigentümlicherweise sind es sogar einander entgegengesetzte soziale Gruppen, die die Bedeutung der Kleingärtnerei unterstreichen. Von sozialistischer Seite wurde auf dem dritten Internationalen Kleingärtnerkongreß eine offizielle Kundgebung zugunsten dieser Bewegung veranstaltet. Auf dieser Zusammenkunft, abgehalten in Essen 1929, [349] äußerte sich der Vertreter der Sozialdemokratischen Partei, Reichstagsabgeordneter Heinrich Limbertz, wie folgt:

„Im Namen der Sozialdemokratischen Partei Essens und im besonderen Auftrag des Vorstandes der Partei in Berlin sowie der Reichstagsfraktion gestatte ich mir, Ihnen zu Ihren Verhandlungen den besten Erfolg zu wünschen. Daß meine Partei Ihre Bestrebungen mit großem Interesse verfolgt und sie nach Möglichkeit zu unterstützen bereit ist, brauche ich wohl nicht besonders auseinanderzusetzen. Das ist für eine Partei, deren Ziel die Erreichung größtmöglichster Wohlfahrt für die größtmöglichste Zahl der Menschen ist, selbstverständlich.“ (Kongreßprotokoll S. 135)

Auch L. Piérard, ein angesehener belgischer Sozialist, der sich eingehend mit den Problemen der Freizeitverwendung befaßt, tritt als ein Befürworter der Kleingärtnerei auf. Im belgischen Parlament hat er sich wie folgt geäußert:

„Ah! die großen sittlichen Folgen des kleinen Stückchen Landes: der Mann geht nicht mehr ins Wirtshaus, er widmet sich völlig seinem Garten. Seinem Garten! Wie ihn dieser vom Fabrikarbeiter zum anderen Menschen macht. Land des Friedens, nach Anstrengung und Lärm, Land der Freiheit in der Sonne und in der frischen Luft[18].“

Andererseits wird die Kleingärtnerbewegung besonders in Frankreich, aber auch in anderen Ländern von den Unternehmern finanziell und moralisch unterstützt. Nach einer Äußerung von Robert George Picot, dem Vorsitzendendes französischen Verbandes der Kleingärtner, gibt es in Frankreich 150 000 Gärten, die von der Großindustrie gegründet wurden. Es wäre interessant, im einzelnen zu untersuchen, welche Motive die Unternehmer zu ihrer Mithilfe veranlassen und welchen Einfluß diese Gartengründungen auf die Beziehungen zwischen Unternehmern und Arbeitern ausüben[19].

Für das Problem der Aufrechterhaltung der Arbeiterfamilie hat die ständige Entwicklung der Kleingärtnerei eine wesentliche Bedeutung.

Wir gelangen jetzt zu einer Reihe anderer Verwendungsarten der Freizeit, die teilweise noch weniger als die bisher behandelten übersehbar und statistisch kaum erfaßbar sind. In vielen Fällen können höchstens Vermutungen ausgesprochen werden.

Zunächst ist hier das Gebiet der Bildungstätigkeit zu nennen, zu dem wir Lektüre, „Arbeiterbildung“ und Theaterbesuch rechnen. [350] Es wäre zu untersuchen, welche Zeitungen vor allem von den Arbeitern gelesen werden. Die Arbeiterpresse sämtlicher Richtungen hat sich in den letzten 10 Jahren sehr stark geändert. In ihr spiegeln sich alle Arten der Freizeitverwendung wieder, denen sich die Arbeiterklasse zuwendet. Die Presse wird immer mehr von der Partei- zur Volkszeitung und an das Durchschnittsbedürfnis angepaßt. Dies führt dazu, daß die Arbeiterzeitung sich in vielen Fällen, abgesehen von ihren politischen oder religiösen Tendenzen, nicht wesentlich von den bürgerlichen Blättern unterscheidet. Ist diese Änderung der Zeitung sowohl ihrem Inhalt wie ihrer Aufmachung nach ein Entgegenkommen an den Geschmack und die augenblicklichen Bedürfnisse der großen Masse, so wirken diese Änderungen andererseits wieder beeinflussend auf die Arbeiter im Sinne der bürgerlichen Gedankenwelt zurück. Unzweifelhaft ist auch die Rationalisierung einer der Faktoren, welche beim Arbeiter das Verlangen hervorgerufen haben, nach seiner täglichen Arbeit sich nicht zu eingehend mit schwierigen Fragen beschäftigen zu müssen. Auch für die Angestellten, deren Arbeit ebenfalls stark mechanisiert ist, scheinen dieselben Bedürfnisse zu bestehen. So schreibt Max Rössiger u. a: „Eine acht- oder jetzt oft schon wieder neunstündige Arbeitszeit im rationalisierten und entpersönlichten Betrieb zerrt an den Nerven und weckt auch bei sonst Anspruchsvolleren den Hunger nach leichter Kost als Betäubungsmittel“[20]. Die hier angedeutete Umbildung der Arbeiterzeitung, zusammen mit der immer wachsenden Differenzierung in der Verwendung der Freizeit und die dadurch herbeigeführte Entwicklung des Vereinswesens haben die Herausgabe einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften, welche speziellen geistigen, sozialen und sonstigen Interessen dienen, zur Folge gehabt.

Bei der Untersuchung der Rolle des Bücherlesens muß ein Unterschied zwischen dem Lesen und Kaufen von Büchern gemacht werden. Was gelesen wird, ist teilweise durch statistische Angaben von Bibliotheken, Lesevereinen, Volksbüchereien usw. zu erfassen, aber gewöhnlich fehlt die Erfassung der Berufszugehörigkeit der Leser, so daß diesen Statistiken nur ein relativ geringer Wert zugemessen werden kann[21]. Übrigens geht aus ihnen nicht hervor, wie oft Bücher angefragt wurden, also ein Bedürfnis danach bestand, [351] das Buch jedoch ausgeliehen war. Wieviel Arbeiter Bücher kaufen und was sie an Literatur besitzen, muß noch durch Befragung von Sachverständigen, am besten durch eine besondere Erhebung festgestellt werden.

Die Art der Arbeiterbildung und die Institutionen, welche sich damit befassen, sind in den verschiedenen Ländern sehr stark differenziert. Wir sehen hier von den Ländern ab, in denen die Bildungseinrichtungen unmittelbar unter der Kontrolle des Staates und im Dienste der Staatsziele stehen, wie Italien und Rußland, und unterscheiden zwei Haupttypen, den apolitischen und den politischen. Von einer Arbeiterbildung kann in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten nicht gesprochen werden, da eine Trennung zwischen allgemeiner und Arbeiterbildung generell nicht besteht. Fast alles, was hier unternommen wird, geschieht durchaus unpolitisch; die rein politischen Instanzen, die sich mit Bildung befassen, sind Ausnahmen. Der Individualismus läßt einen bedeutenden Einfluß des Staates auf die Bildung nicht zu. Dieser gibt höchstens Zuschüsse, ist jedoch selbst für den Charakter der Bildungsarbeit nicht verantwortlich. Hier sei noch an die umfassende Bildungsarbeit der Volksbildungsheime und die von kirchlichen Instanzen betriebene Volksbildung erinnert, die sich jedoch nicht ausschließlich den Interessen der Arbeitnehmer zuwendet.

Der politische Typ wird durch die prinzipiell sozialistische Arbeiterbildung repräsentiert, wie sie in Ländern wie Deutschland, Österreich, Holland, den skandinavischen Ländern und Belgien vorherrscht, wo eigene Bildungsorganisationen der Arbeiterklasse bestehen, die als ihren Endzweck ausdrücklich die Herbeiführung einer sozialistischen Gemeinschaft angeben. Mit der Vergrößerung der Zahl der Ämter, die von Vertrauensmännern der Arbeiter-Organisationen besetzt werden, wird jedoch auch diese prinzipiell sozialistische Bildungsarbeit mit allgemeinen Erziehungsabsichten vermischt, die nicht unmittelbar mit sozialistischen Zielvorstellungen zusammenhängen (Ausbildung von Vollbürgern, guten Gewerkschaftsfunktionären und Vertretern in öffentlichen Instanzen). Zu bemerken ist hier noch, daß viele Arbeiten, die von Bildungsinstitutionen verschiedener Richtungen unternommen werden, bei ihrem neutralen Charakter ebensogut von einer neutralen Stelle aus gemacht werden könnten. Jedoch herrscht allmählich die Auffassung vor, daß auch diese neutrale Arbeit am besten im eigenen Kreise, in der eigenen Organisation mit ihrer besonderen Sphäre gedeiht. [352] Bei der Beurteilung der Bedeutung des Theaters hat man zunächst an das öffentliche Theater zu denken, wo die Besucher als Zuschauer eine passive Rolle spielen. Trotz der in einer Reihe von Ländern unter Mitwirkung von Arbeiterorganisationen geschaffenen Theater und trotz der Gründung der Volksbühnen-Vereine gilt mancherorts der massenhafte Besuch von Theatern der Aufführung sog. „Volksdramen“, die das eigene Leben des Arbeiters gewöhnlich auf melodramische Art und Weise reproduzieren, die Solidarität verherrlichen und dadurch dem Narzismus der Besucher schmeicheln. Eine andere Grundform bildet das Theater, wie es vor allem in bäuerlichen Gegenden gepflegt wird, wo öfters noch heute historische Dramen oder religiöse Spiele aufgeführt werden. Daneben nennen wir die Dilettantenvereine, wie sie vor allem in den lateinischen und angelsächsischen Ländern bestehen.

VIII.

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Daß mit der Zunahme der Freizeit auch die Zerstreuungen sich vervielfältigen, ist mit Hinsicht auf die differenzierten Bedürfnisse der verschiedenartig veranlagten Menschen klar. Die Arbeiterpresse liefert dafür ein deutliches Beispiel. Rubriken, welche vor dem Krieg kaum in einer Tageszeitung vermutet wurden, machen jetzt einen wesentlichen Bestandteil dieser Blätter aus. Wir denken an die regelmäßig erscheinenden Nachrichten über Rudersport, Schwimmen, Fußball, Kanu und Kanubau, Basteleien, Errichtung von Taubenschlägen, Karten- und Schachspiel, Photographieren, Baukurse für Anfertigung von Radioapparaten, Vereinswesen, Briefmarkensammeln usw.

Es fallt schwer festzustellen, inwieweit qualifizierte oder nichtqualifizierte, politisch und gewerkschaftlich organisierte oder unorganisierte Arbeiter sich dieser oder jener Zerstreuungsmittel bedienen. Generell darf gesagt werden, daß das Hauptquantum an Freizeit, über das die Arbeiter verfügen, die Entwicklung der verschiedenen persönlichen Bedürfnisse stark fordert und deswegen eine immer größere Verschiedenheit der Entspannungsmöglichkeiten auftritt. Die durch den besseren Wohnungsbau, soziale Hygiene, günstigere Arbeitsbedingungen ermöglichte angenehmere Lebensweise[22] [353] hat teilweise zu einer Übernahme vieler Arten der Freizeitverwendung geführt, die längere Zeit das Privileg der Mittelklassen und sogar der Großbourgeoisie waren[23]. Hier zeigt sich ein Prozeß der Nachahmung in vielen Richtungen, dessen Tragweite sowohl für die Morphologie des Klassenkampfes wie für die gesellschaftliche Kultur überhaupt von einer nicht zu unterschätzenden Bedeutung ist.

Neben dieser Übernahme vieler Gewohnheiten anderer gesellschaftlicher Kreise ist die Wiederbelebung einer Reihe von Arten der Freizeitverwendung zu beobachten, welche in der organisierten Arbeiterklasse längere Zeit als die Vergnügungen der „nicht klassenbewußten Arbeiter“ gegolten haben. Angeln, Kartenspiel, Kegelspiel, Billardspiel, das Halten von Tauben werden auch in den klassenbewußten Arbeiterkreisen mehr und mehr betrieben und sogar als gute Formen der Freizeitverwendung propagiert.

Schwer fällt es, ein positives Urteil über die Bedeutung des Wirtshauses für die Freizeit auszusprechen. In den verschiedenen Ländern und hier wieder für Stadt und Dorf nimmt es eine ganz verschiedene Bedeutung ein. Besonders in Frankreich und Belgien tragen z. B. das „Cabaret“ oder das „Estaminet“ einen durchaus sozialen Charakter, so daß ein regelmäßiger Wirtshausbesuch nicht als minderwertig gilt. Es sind außerfamiliäre Plätze, wo sich die Kameradschaft und das Bedürfnis an gesellschaftlichem Verkehr weiter entfalten. Über den Besuch des Wirtshauses als Freizeitverwendung liegt bisher wenig positives Material vor. Offizielle französische Erhebungen vor ungefahr 10 Jahren haben festgestellt, daß der Wirtshausbesuch seit der Einführung des verkürzten Arbeitstages stark abgenommen hat.

Andere Freizeitverwendungen, die wir hier erwähnen, die aber ihrem Wesen nach auch unter andere Gruppierungen fallen, sind Wandern, Besuch von Museen, Ausstellungen und schließlich — ein Problemkreis für sich — die Beschäftigung innerhalb der Familie. Von großer Bedeutung ist endlich die Tätigkeit in Vereinen aller Art.

Mit der Umstrukturierung der Freizeitbestrebungen der Arbeiterschaft geht — soweit es sich um festgegründete Organisationen handelt [354] – auch eine relative Abnahme der freiwilligen politischen und insbesondere gewerkschaftlichen Betätigung Hand in Hand. Mit dem Wachstum der Verbände und der Zunahme der finanziellen Tragkraft ist die Möglichkeit geschaffen, allmählich über einen großen Apparat mit besoldeten Kräften zu verfügen. In Zeiten heftiger Agitation, bei großen politischen und gewerkschaftlichen Aktionen, Wahlen, Mitgliederwerbung geht die Anzahl derer, die ihre Freizeit in den Dienst ihrer Organisation stellen, in steigender Richtung; die aktive Mitarbeit der großen Masse der Mitglieder ist in normalen Zeiten nur bei radikalen Kampforganisationen die Regel.

Eine eingehende Analyse des Entwicklungsprozesses der Freizeitverwendung in der Nachkriegszeit wird als Beitrag für die Psychologie und Geistesrichtung der heutigen Arbeiterschaft sowie für die Aufdeckung bestehender gesellschaftlicher Zusammenhänge fruchtbar sein. Bei diesen Untersuchungen wird das Problem der Familie öfters mit hineinbezogen werden müssen, indem diese durch die Wandlungen der Freizeitbenutzung unmittelbar beeinflußt wird und selbst durch innere Faktoren auf die Freizeitgestaltung zurückwirkt. Bisher wurde das Problem der Kürzung des Arbeitstages fast ausschließlich vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus behandelt, dagegen die durch die Kürzung entstandene Mehrung der Freizeit und ihre Verwendung als Gesamtproblem im allgemeinen weder soziologisch noch sozialpsychologisch untersucht. Einige Gesichtspunkte zur Inangriffnahme dieser Probleme sind hier gezeigt worden.

Prinzipiell darf jedoch das Problem der Freizeit niemals als selbständiges Studienobjekt in Angriff genommen werden, in dem Sinn, als handele es sich hier um ein Problem, das, außerhalb der Arbeitssphäre liegend, auch wesentlich davon getrennt wäre. Wenn Marx vom „Reich der Freiheit“ gesprochen hat, das erst anfangt, „wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört"[24], so kann dieser Begriff „Freiheit“ nie im absoluten Sinn gemeint sein, sondern nur im Gegensatz zur wirtschaftlichen Gebundenheit. Ebensowenig wie in der geistigen und in der psychischen Sphäre läßt sich eine Zweiteilung des Arbeiters als Produzent und als Mensch durchführen. Unter völliger Anerkennung des Primats des wirtschaftlichen Elements sehen wir ein Aufeinandereinwirken, [355] ein Durchdringen der in den beiden Teilgebieten vorhandenen oder neuerzeugten geistigen und physischen Gegebenheiten. Doch glauben wir schon jetzt feststellen zu dürfen, daß der Arbeitszeit für die Modifizierung der biologisch gegebenen Triebstruktur, der Freizeit für die Entwicklung der geistigen Faktoren ein maßgebender Platz einzuräumen ist. Das Studium der einzelnen Arten der Freizeitverwendung unter Anwendung der analytischen sozialpsycbologischen Methode wird erst Aufschluß über die psychologischen Vorbedingungen des Entstehens, Fortbestehens und gegebenenfalls des Verfalls bestimmter Freizeitzweige geben und somit als wichtiger Beitrag zur Aufdeckung der derzeitigen Gefühls- und Denkwelt der modernen Arbeiter und Angestellten und der sie bedingenden Faktoren dienen können.


  1. Aus den Arbeiten der Genfer Zweigstelle des Instituts für Sozialforschung.
  2. Das für die gesamte Gesellschaft so wichtige Problem der Freizeitverwendung und Beschäftigung der Arbeitslosen wird deshalb in dieser Arbeit nicht berücksichtigt.
  3. „Mit der Ausbildung des Fabriksystems sank die Arbeiterschicht nach Auffassung der Unternehmer zu einem relativ unerheblichen Appendix der Maschinen herab." (Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Art. Arbeitszeit. S. 893. 4. Aufl. Jena 1923.)
  4. „Die Frage der Arbeiterbildung spielte unter den nationalen Erziehungsaufgaben nur eine geringe Rolle. Nur die Erziehung für die Wirtschaft, die berufliche Ausbildung der Arbeiter fand sorgfältigere Berücksichtigung. Daß es sich hier um eine eigene, weit umfassendere Aufgabe handelte, um die Erschließung der seelischen und geistigen Kräfte einer großen Volksschicht, um ihrer selbst wie um der Nation willen, zu deren lebenswichtigsten Organen sie gehört, wurde nur von wenigen empfunden." (Theodor Leipart und Lothar Erdmann: Arbeiterbildung und Volksbildung, Berlin 1928, S. 7.)
  5. Wichtig für die Sozialpsychologie ist hier die Analyse der besonderen Gründe für die aktive und passive Sportbeteiligung.
  6. „L’Education physique et les sports" in: „Les loisirs et l’éducation populaire" (Les Cahiers du Redressement francais. No. 21. Paris 1927) S. 6.
  7. Enquête sur les loisirs de Touvrier francais, Paris 1924, S. 239.
  8. B. sagt: „Ich glaube, daß man in Belgien hunderttausend von braven Leuten zählen könnte, deren Betätigung als „supporter“ dazu führt, daß sie den größten Teil ihrer Freizeit auf den Sportplätzen verbringen, Sportzeitungen lesen und vom Sport sprechen.“ (S. 39)
  9. Paul Franken: Vom Werden einer neuen Kultur, Berlin 1930, S. 25 und 26.
  10. Einige andere Ziffern vom Jahr 1929, für die uns keine Vergleichszahlen bekannt sind, lassen wir noch folgen:
    Radfahrerbund „Solidarität“, Sitz Offenbach 251 620 Mitglieder
    Arbeiterschachbund, Chemnitz 13 000
    Freier Seglerverband, Berlin 1 616
    Arbeiter-Anglerbund, Berlin 5 890
    Deutscher Arbeiter-Keglerbund, Chemnitz 8 216

    nach C. Gellert: 10 Jahre Sozialistische Sport-Internationale, Leipzig 1930. Vgl. auch das bereits erwähnte Buch von Paul Franken.

  11. L’Activité de l’Opera Nazionale Dopolavoro, dem im Jahre 1930 in Lüttich abgehaltenen 1. internationalen Kongreß für die Freizeit vorgelegt
  12. „Les Aspects sociaux du Cinema“, H. 4, o, J.
  13. In diesen Ausführungen wird der Film vom sozialpsychologischen Gesichtspunkt aus betrachtet; die Frage des künstlerischen Wertes lassen wir beiseite.
  14. Bericht des Direktors des Internationalen Arbeitsamtes vom Jahre 1929, S. 278.
  15. Die Gesamtzahl der Kleingärtner wird für Deutschland auf 1½ Millionen geschätzt.
  16. „La fondation de l’Office International des Jardins ouvriers“, S. 21.
  17. „Bulletin“ vom September 1931.
  18. „L’ Organisation des Loisirs du Travailleur en Belgique et à l’étranger“. Paris 1931, S. 225.
  19. Der bereits erwähnte R. G. Picot betont in „Le jardin ouvrier“, in: „Les Cahiers du Redressement Francais“ Paris 1927, daß der Garten den Arbeiter jedenfalls von allem, was ihn an die Klassentrennung erinnert, fernhalte (S. 135).
  20. Max Rössiger, Der Angestellte von 1930, Sieben-Stabe-Verlag Berlin 1930. S. 64.
  21. Eine Ausnahme bildet das ausgezeichnete Buch von Walter Hofmann, „Die Lektüre der Frau", Leipzig 1931. Es enthält ausführliche Betrachtungen über die Lektüre der Frau verschiedener sozialer Schichten.
  22. Für die sozialpolitische Bedeutung der vermehrten Freizeit bieten die Veröffentlichungen des Internationalen Arbeitsamtes wichtiges Quellenmaterial, besonders diejenigen, welche als Grundlage für die Behandlung der Freizeitfrage auf der 1924 abgehaltenen Internationalen Arbeitskonferenz erschienen sind.
  23. „Tausende von Arbeitern, welche früh den Arbeitsplatz verlassen, können im Sommer Wasser und Sonne genießen und lernen ein wenig vom Leben in der freien Luft kennen, das vor einigen Jahren nur das Vorrecht der begüterten Klassen war.“ Bericht des Direktors des Internationalen Arbeitsamtes vom Jahre 1928, S. 257.
  24. Marx, Das Kapital, III. Bd., Volksausgabe, S. 316.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Typo im Original.