Zur Judenfrage (Hoffmann)/Bevölkerungsentwicklung

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« Einleitung Zur Judenfrage (Hoffmann) Geburten- und Sterberaten »
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Nach der Zählung zu Ende des Jahres 1840 und den nachträglichen Berichtigungen derselben waren im Preußischen Staate Juden 194,558
Am Ende des Jahres 1822 wurden deren nur gezählt 144,737
Es zeigt sich demnach in diesem Zeitraume von 18 Jahren eine Vermehrung von 49,821
Insbesondere entstand eine Vermehrung
a. durch den Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen von 42,044
b. durch Erwerbung des Fürstenthums Lichtenberg im Jahre 1834 von 410
Latus
42,454

[7]

Transport
42,454
c. außerdem durch den Ueberschuß der Einwanderungen über die Auswanderungen oder auch durch Verbesserungen der ersten Zählung von 9,567
Ueberhaupt also von
52,021
Dagegen entstand eine Verminderung durch den Uebertritt zur christlichen Religion von 2,200
Nach deren Abzug sich vorstehend angegebene Vermehrung ergiebt mit 49,821


In wiefern die Veränderung, welche sich in dem hier betrachteten achtzehnjährigen Zeitraume mit den Juden zutrug, mit derjenigen übereinkommt, welche gleichzeitig bei den christlichen Einwohnern des Preußischen Staates vorkam, ergeben nachstehende Zahlen.

Nach der Zählung am Ende des Jahres 1840 und den nachträglichen Berichtigungen derselben enthielt der Preußische Staat Einwohner christlicher Religion überhaupt 14,733,943
Am Ende des Jahres 1822 wurden nur gezählt 11,519,396
Es zeigte sich also in diesem Zeitraume von 18 Jahren eine Vermehrung von 3,214,547
Insbesondere zeigte sich eine Vermehrung:
a. durch den Ueberschuß der Gebornen über die Gestorbenen von 2,435,319
b. durch Erwerbung des Fürstenthums Lichtenberg 34,846
c. durch den Uebertritt von Juden zur christlichen Religion 2,200
d. außerdem durch den Ueberschuß der Einwanderungen über die Auswanderungen, oder auch durch nachträgliche Verbesserung der ersten Zählung 742,182

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Hierdurch ergiebt sich die vorstehend berechnete Vermehrung mit 3,214,547

Uebersichtlich sind diese beiden Zahlenreihen nur vergleichbar, indem dieselben auf ein gemeinschaftliches Maaß gebracht werden. Deshalb ist nachstehend berechnet worden, wie sich die Veränderungen, während des achtzehnjährigen Zeitraumes zu einer am Ende des Jahres 1822 vorhandenen Anzahl sowohl von hundert Tausend Christen, als auch von hundert Tausend Juden verhalten kann. Durchschnittlich kann hiernach in diesem achtzehnjährigen Zeitraume auf zu Anfange desselben vorhandene 100,000

bei den Christen. bei den Juden.
Eine Vermehrung durch den Ueberschuß der Gebornen von 21,141 29,049
durch Erwerbung des Fürstenthums Lichtenberg 303 283
durch Uebertritt zur christlichen Religion 19
Außerdem durch Einwanderung und Zählungsverbesserung 6,443 6,610
Summe
35,942
Dagegen entstand eine Verminderung bei den Juden durch den Uebertritt zur christlichen Religion von 1,520
Es ergiebt sich hieraus überhaupt eine Vermehrung von 27,906 34,422

Die Christen vermehrten sich demnach in diesem achtzehnjährigen Zeitraume um nicht ganz 28, die Juden dagegen um beinahe 343/7 auf Hundert, also in einem bedeutend stärkern Verhältnisse; dies geschah, obwohl sie doch über anderthalb pro Cent ihrer anfänglichen Zahl durch den Uebertritt zur christlichen Religion verloren hatten. Ohne Rücksicht auf diesen ihrer Stellung [9] eigenthümlichen Verlust würde ihre Vermehrung beinahe 36 auf Hundert betragen haben; oder es hätten sich für gleiche Zahlen und gleiche Zeiten die Juden um neun, die Christen aber nur um sieben vermehrt. Dieses Uebergewicht der Vermehrung liegt nicht in Einwanderungen von Aussen her, oder in irrigen Angaben bei der Zählung am Ende des Jahres 1822, sondern wesentlich nur in dem großen Unterschiede des Ueberschusses der Gebornen über die Gestorbenen. Zur richtigen Würdigung der Ursachen dieses Ueberschusses dienen nachstehende Betrachtungen.