Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Justus Jonas

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Justus Jonas
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 203–204
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
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Justus Jonas.
Geb. d. 5. Juni 1493, gest. d. 9. Oct. 1555.


Unter der befreundeten Genossenschaft Doctor Martin Luther’s war Justus Jonas einer der hervorragendsten und treubeharrlichsten Freunde des großen Reformators. Thüringer von Geburt wie Luther – sein Vater war Bürgermeister in der ehemalig freien Reichsstadt Nordhausen – wandte Jonas sich, wie Luther, der thüringischen Hauptstadt Erfurt zu, dort seine höheren Studien zu beginnen. Dort knüpfte er Bekanntschaft und innige Freundschaft an mit einem Kreise von Gelehrten, deren Namen die Nachwelt noch heute mit hoher Achtung nennt: Johann Lange, Eoban Hesse, Ulrich von Hutten, Justus Menius, Joachim Camerarius, Adam Crato, Johann Crotus, Heinrich Eberbach, Johann Draco, Georg Petz aus Forchheim, u. a. Welche Saat geistiger Regsamkeit diese Erfurter fruchtbringend in den Acker der Zukunft streuten, hat die Reformationsgeschichte dargethan. Außerdem besuchte Jonas auch den berühmten Erasmus, und gewann sich dessen Gunst und Achtung.

Justus Jonas, welcher sich anfangs zum Rechtsgelehrten bestimmt hatte, wurde zu Erfurt im Jahr 1507 Baccalaureus, 1510 Magister der Philosophie, dann Licentiat der Rechte; darauf wurde er – Theolog und erhielt am Severistift zu Erfurt ein Canonikat. Aber in dessen ruhigem Genuß litt es ihn nicht; Luther war der Stern, dem er nachfolgte, nach Wittenberg zog es auch ihn; dort erwarb er die theologische Doktorwürde, wurde Professor für das kanonische Recht, Probst am Allerheiligen Kollegium zu Wittenberg und begleitete Luther auf seinem kühnen Gange nach Worms. Mit unerschütterlicher Treue hing er an seinem Luther, dem er bei dessen Bibelübersetzung wesentliche Hülfe leistete, hing an ihm vielleicht mehr noch als Melanchthon, mehr als Spalatin, mehr als Amsdorf. Wo Luther war, oder wo es galt, diesen mit zu vertreten, war auch Justus Jonas, auf dem Religionsgespräch zu Marburg 1529, auf dem Reichstag zu Augsburg 1550, in Schmalkalden zur Artikelunterschrift 1537. Erst das Jahr 1541 schied ihn von Luther und von Wittenberg; er ward nach Halle zum Prediger und Kirchen-Inspektor berufen, fand aber dort mehr Verdruß als Freude und verließ diese Stadt im Jahre 1540, [Ξ] einem Rufe der Grafen von Mansfeld folgend, die ihn mit Luther zur Schlichtung verschiedener Streitigkeiten zu sich entboten. So war es eine wahrhaft höhere Fügung, daß der treue Freund, welcher Luther so oft im Leben liebend nahe gestanden, diesen nun auch noch auf seinem letzten irdischen Gange begleiten sollte. Jonas wich nicht von Luther’s Krankenbett, er betete mit ihm, er empfing Luthers letztes glaubensfreudiges Ja, daß er auf das Bekenntniß sterbe, welches er gelehrt, und war der erste, der dem Kurfürsten von Sachsen die Trauernachricht von Luther’s Ableben übersandte, dem er zu Eisleben die Leichenpredigt hielt. –

Einige Jahre verweilte nun Jonas an verschiedenen sächsischen Höfen und lehrte auch eine Zeitlang als Professor an der neubegründeten Hochschule zu Jena, bis ein Ruf des Herzogs Johann Ernst zu Sachsen, der in Coburg residirte, ihn in dieser Stadt zum Hofprediger ernannte. Doch auch in dieser neuen Stellung blieb er nicht lange, und es war ohne Zweifel körperliche Schwachheit Ursache seiner 1553 erfolgten ehrenvollen Versetzung in das nahe Eisfeld, wo er zum Superintendenten ernannt wurde und zugleich Amt und Titel eines fränkischen Kirchen-Inspektors übertragen erhielt. Schon nach zwei Jahren rief ihn der Tod aus diesem letzten Kreise seiner Thätigkeit.

Justus Jonas verfaßte mehrere theologische und geschichtliche Schriften und zeichnete sich auch als geistlicher Liederdichter aus. Im ersten deutschen Gesangbuch, von Luther selbst herausgegeben, steht nach den Liedern Luther’s: „Nu folgen andere, der unsern Lieder, und erstlich der CXXIIII. Psalm, D. Just. Jonas. „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält etc.“ Auch das Lied „Erhalt’ uns Herr bei deinem Wort“ ist von ihm. Justus Jonas hatte einen gleichnamigen Sohn, an welchem er viele Freude erlebte, während Gottes Güte die Trauer, die er an demselben hätte erleben können, ihm durch seinen Tod ersparte. Der junge Justus Jonas wurde Rechtsgelehrter, Doctor der Rechte, Professor zu Wittenberg, stieg bis zum Vicekanzler des Kaisers empor, verwickelte sich aber nachher in die Grumbach’schen Händel, wurde von der Reichsacht mit betroffen, flüchtete nach Dänemark, wurde in Kopenhagen ergriffen und auf Nachsuchen des Kurfürsten von Sachsen, des Vollstreckers der Reichsacht, dort im Jahre 1567 enthauptet.