Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Willibald Pirkheimer

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Willibald Pirkheimer
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 297–298
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Willibald Pirkheimer.
Geb. d. 5. Dez. 1470, gest. d. 22. Dez. 1530.


Pirkheimer lebte zu einer Zeit, in welcher das abgeblühte Ritterthum gern die Waffe von Eisen gegen die Waffe der Wissenschaft Umtausches; er trat aus der Welt der Ritter, gleich einem Ulrich von Hutten, in die der Gelehrten hinüber, unter denen er sich einen ehrenvollen Namen erwarb. Pirkheimer’s Geburtsort war Eichstädt in Franken, und das berühmte Hochstift, wie die nahe Reichsstadt boten dem ritterlichen Vater, welcher aus einer alten Nürnberger Patricierfamilie abstammte, Rechtsgelehrter und erzherzoglich östreichischer Rath war, volle Gelegenheit, den äußerst fähigen Knaben in den Anfangsgründen des Wissens genügend unterweisen zu lassen. Der junge Pirkheimer faßte große Neigung zu einer Menge verschiedener Doctrinen, doch bevor er dieselbe befriedigt hatte, trat er in den persönlichen Dienst des Bischofs von Eichstädt, eines der Häupter des schwäbischen Bundes, und lernte Ritterdienst und Kriegshandwerk, wozu es bei den ewigen Fehden jener Zeit vor und selbst noch unter Maximilian’s Landfrieden an Gelegenheit nicht fehlte. Doch wünschte der Vater seinen Sohn nicht immerdar in der Sturmhaube und im Sattel zu erblicken, und rief ihn zurück, damit er die unterbrochenen Studien fortsetze und vollende. Nicht für den Krieg, sondern für den Staat sollte er sich bilden, und that dies auf den wälschen Hochschulen zu Padua, Pisa und Pavia sieben Jahre hindurch mit Lust und Liebe. Pirkheimer studirte Philosophie, Jurisprudenz, Medizin, Theologie nebst Mathematik mit Astronomie und Astrologie, und trieb dabei mit Eifer noch alte Sprachen und Musik. Nach der Rückkehr in die Vaterstadt fand er eine Stellung im Rathe, vermählte sich 1497 mit Crescentia Nieter, die ihn durch nichts als durch ihren Tod (1505) betrübte, und begann nun seine ehrenvolle Laufbahn als Schriftsteller, Rechtsgelehrter und Diplomat. Er befreundete sich mit seinen berühmten Zeitgenossen, vor allen mit Albrecht Dürer, dessen Meistergriffel nicht allein Pirkheimer’s Züge verewigte; Dürer widmete ihm sein berühmtes und größtes Werk „Vier Bücher von menschlicher Proportion“, und ersuchte ihn dessen Vorrede zu verfassen. Nicht nur diese schrieb ihm der Freund; da Dürer die Vollendung seines Werkes im [Ξ] Druck nicht erlebte, widmete er seinem Andenken eine schöne Elegie. Dürer’s kostbarer Holzschnitt: Der Triumphwagen, war Pirkheimer’s Erfindung, welcher dieß seltene Blatt auch beschrieb. Außerdem übersetzte Pirkheimer mehrere griechische Klassiker in das lateinische, und widmete einige seiner Schriften seinen beiden gelehrten Schwestern Charitas und Clara, welche Nonnen im St. Clarakloster zu Nürnberg waren. Im Jahr 1499 stand Wilibald Pirkheimer an der Spitze der Nürnberger Reichstruppen, die er dem Kaiser gegen die Schweiz zu Hülfe führte, und zeichnete sich in diesem Feldzuge durch Klugheit und Besonnenheit aus. Kaiser Maximilian ernannte ihn, den Nürnberger Senator, zu seinem Rath, und sein Nachfolger Kaiser Carl bestätigte Pirkheimer in dieser ehrenvollen Stellung. Beide Herrscher bedienten sich des einsichtvollen, sprachkundigen, feinen und gewandten Diplomaten häufig theils als Gesandten, theils auf den Reichstagen, und zu vertraulichen Missionen, bis er, nach Ruhe sich sehnend, seine Stelle niederlegte und nur den Wissenschaften lebte. Ungern wurde er entlassen, allein die Verwaltung eines reichen Erbes und ein weitläuftiges Hauswesen forderten seine ungeteilte Sorgfalt. Fortan lebte Pirkheimer mit wenigen Unterbrechungen ganz den Musen; er legte Bücher-, Münz-, Gemälde- und andere Sammlungen an, konnte aber nicht verhindern, daß er noch einmal in den Rath gewählt wurde, und sah sich zur Wiederannahme der alten Stelle gezwungen, bis Krankheit ihn nöthigte, sie abermals niederzulegen. Wie den Wissenschaften und Künsten war Pirkheimer auch der Reformation mit voller Seele zugethan, und förderte deren Einführung in Nürnberg auf alle Weise, ohne jedoch Freude zu haben an der verderblichen Spaltung, die im spätern Verlauf derselben das Vaterland mit Unheil bedrohte. Denn er liebte sein Vaterland, und als der Tod in seinem 60. Lebensjahre ihm nahe trat, sprach er noch kurz vor seinem Ende die Worte und Wünsche aus: „Wollte Gott, daß es nach meinem Tode dem Vaterlande wohl erginge! Wollte Gott, daß nach meinem Tode die Kirche Frieden hätte!“ – Mit ihm erlosch der Pirkheimer altes Geschlecht, und das Wappen mit der Birke sank mit ihm in die Gruft.