Eine Londoner Missionsanstalt
[415] Eine Londoner Missionsanstalt. Wir sprechen hier nicht von einer theologischen Missions- und Bekehrungsanstalt, sondern von einer Bildungsanstalt für die arbeitende Bevölkerung im Osten Londons, welche von ihrem Begründer den Namen Toynbee-Hall erhalten. Toynbee und seine jüngeren Universitätsgenossen glaubten durch einen regen Verkehr mit den untern Volksklassen bildend und fördernd auf sie einwirken zu können: ein Institut sollte solcher Einwirkung einen festen dauernden Halt geben. So wurde 1884 ein Gebäude unter jenem Namen errichtet, das die Einrichtung der Universitätskolleges hat und bescheidene Wohn- und Schlafzimmer für 17 junge Leute von Oxford und Cambridge, Räume für gemeinsame Mahlzeiten, für Klassenunterricht und Vorlesungen, für gesellschaftliche Zwecke enthält. Die meist jungen Leute haben fast nur Abends Zeit für ihr Wirken bei den Arbeitern, doch diese befinden sich ja in gleicher Lage. Gewöhnlicher Klassenunterricht, Vorlesungen, Besprechung eines anerkannten Werkes in Lesegesellschaften wechseln mit einander ab. Toynbee-Hall fördert aber nicht minder das physische wie das geistige Wohl der Arbeiter; es sind von dort aus Musterwohnungen für dieselben errichtet worden; auch für gesunde Erholung und Unterhaltung ist Sorge getragen.
Die Idee eines anregenden, lebendigen Verkehrs zwischen den Gebildeten und den Arbeitern ist gewiß überaus fruchtbar und es ist zu hoffen, daß auch in anderen großen Städten ähnliche Institute wie Toynbee-Hall ins Leben gerufen werden.